A77 Versionen
#1
Guten Abend liebe Bandmaschinenfreunde

Jetzt habe ich meine A77 MKI (Seriennummer 7372) vollständig restauriert (ja, ich glaube das ist das richtige Wort). Dazu habe ich mindestens zwei MKI-Maschinen geschlachtet und zu einer verbaut (die Dinger gibt es hier im Ursprungsland von Revox mittlerweile fast gratis - die beiden letzten kosteten im Brockenhaus noch 25 CHF das Stück). Leider hat sie immer noch einige "teething problems": Verzogener Alurahmen (meine Kollegen aus der Alugiesstechnik sagen mir, dass dieser sich nicht im Betrieb sondern beim Abkühlen verzogen haben muss: haben die Studers wirklich verbogene Frontrahmen verbaut? Mussten die 1968 ev. unbedingt Geräte ausliefern?). Das Rumpeln in senkrechter Lage des Capstan-Motors geht auch mit einem neuen Lager und zig Versionen von Schmierfett nicht wirklichnicht weg).

Wenn ich meine MKIs (meine Definition für MKI: linke Bandführung feststehend) so betrachte, dann stelle ich aber auch fest, dass keine gleich ist wie die andere (Bandteller einmal aus Alu dann aus grauem Plasti, die beiden VU-Meter einmal mit Steg unterbrochen, dann wieder mit maximalem Pegel von 2 dB und dann mit 3 dB, Capstan-Motern unterschiedlich). Es ist natürlich möglich, dass die Vorbesitzerin daran viel geschraubt hat, aber die Schrauben sehen ziemlich unbenutzt aus.

Gibt es irgendwo einen Überblick über die verschiedenen Versionen der A77, die jemals gebaut wurden? Ich kenne die sehr schönen Seiten von Ulrich Theimann, aber diese enthalten nicht alle meine beobachteten Veränderungen. Dann weiss ich auch noch von dieser Seite.

Gruss Marcel
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#2
Hallo Marcel,

in 55 Jahren kann viel passiert sein. Und gerade an den ersten A77 (77A) wurde wohl viel geschraubt. 

Die Kunststoff-Bandteller zum Beispiel waren in Sekundenschnelle durch Aluteller (als diese mit Einführung der MKII verfügbar waren) ersetzt. Untere Blenden wurden (wie auch bei späteren MK-Versionen) aus den verschiedensten Gründen getauscht: Manchmal waren die bisherigen optisch vergammelt/verkratzt/verbeult, meist aber wurde versucht in die nächsthöhere MK-Klasse "upzugraden". 

Beim Ersatz defekter VU-Meter mit schwarzen Skalen musste genommen werden, was aktuell beschaffbar war. Ob sich der Techniker dann immer die Mühe gemacht hat, die ersten schwarzen Skalen wg. der anderen dB-Beschriftung in die neuen Gehäuse zu transplantieren, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht hat er die Unterschiede gar nicht bemerkt. 

Diese Aktionen sind m.E. alle nicht an Gebrauchsspuren an den Schrauben zu erkennen. Es sei denn, Grobmotoriker waren am Werk.

Selbst der Tausch des kompletten Kopfträgers gegen den der MKII-MKIV ist an den Befestigungsschrauben kaum zu erkennen. Denn Sicherungsfarbe wurde dort nicht benutzt.

Die Theimann-Seite ist m.E. schon sehr gut recherchiert. Als Ergänzung zu den auf dieser Seite weiter unten erwähnten silbernen Laufwerksabdeckungen: Vor Jahren habe ich auf einer alten Preisliste eines US Revox-Händlers diese Abdeckungen als Optionen gegen Mehrpreis entdeckt. Sowohl - wie bei Theimann beschrieben - in Kunststoff (beschichtet) als auch in Alu massiv. Ob aber diese Abdeckungen auch in Europa vertrieben wurden und ob sie direkt ab Werk zu ordern waren, blieb mir bis heute unklar und ist anzuzweifeln.

Neben der Theimann-Seite kenne ich noch folgende:

http://revoxservice-co-uk.stackstaging.c...n-changes/


Was die verbogenen/verzogenen Alu-Rahmenteile betrifft: Ich bin überzeugt, dass die nicht ab Werk so beschaffen waren und verbaut wurden. Ich halte Erscheinungen solcher Art für Ergebnisse äusserer Gewalteinwirkung (Sturzschäden etc.).


Gruss

Willy
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#3
Lieber Willi

Danke für deine Bemerkungen und die Webseite, welche ich noch nicht kannte und die viele meiner Fragen beantwortet.

Du hast natürlich recht, dass in 55 Jahren sehr viel passieren kann und passiert ist.

Das mit dem verzogenen Aluchassis (1.077.100-01) irritiert mich aber, vgl. folgende Foto. Das sind in der Mitte etwa 2.5 mm.

[Bild: 2023-09-04%2007.15.13_klein.jpg]

Der Verzug ist im Betrieb nicht bemerkbar und die Bobinen schleifen nirgends und das Plastikfrontpanal hat auch keine Schleifspuren. Das Gerät sieht auch nicht aus, als sei da mal Gewalt angewendet worden.

Ich habe die Platte unserem Alugiessexperten gezeigt und der sagt, dass sich das nicht in den Jahren nach dem Giessen verzogen haben könne. Der Verzug sei beim Abkühlen entstanden. Aber dass ReVox solches eingebaut hat, würde mich auch extrem erstaunen.
  • Hat jemand von euch auch solche verzogene Chassis und wenn ja, wie sind sie verbogen? Welcher Jahrgang hat das Gerät?
  • Hat jemand versucht (unter Wärmeeinwirkung), das Chassis wieder zurecht zu biegen?
Gruss Marcel
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#4
Nö, sorry Marcel, verzogene Chassis sind mir noch nicht untergekommen!
Würde mich auch sehr wundern, die mechanischen Beanspruchungen sind doch sehr überschaubar.

LG
Mike
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#5
Ich hatte mal ein gebrochenes Seitenteil bei einer B77, das war aber eindeutig ein Sturzschaden. Verzug habe ich noch nie festgestellt.
Das Seitenteil habe ich ersetzt.
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#6
hier noch ein paar Bilder des verzogenene Chassis ...

Ausbau und Austausch des Chassis hat mich rund 6 Stunden gekostet. Jetzt ist das Gerät aber wieder top. Hat sich gelohnt.
Gruss Marcel
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