Problem mit Drehzahlregelungsplatine
#1
Liebe Tonbandfreunde

Als erstes möchte ich euch bitten, mich wegen unten stehenden eigenverschuldeten, idiotischen Fehlers nicht in die Pfanne zu hauen. Ich ärgere mich selber gewaltig.

Mein A77 MKIII lief seit kurzem mit voller überhöhter Geschwindigkeit. Mit Hilfe dieses Forums konnte ich auf der Laufwerksplatine alle Kondensatoren ersetzen und es lief wieder.
Dann habe ich es vollständig zusammengesetzt und leider ein paar Drähte falsch angehängt - ich weiss, blöder geht es nicht mehr.

Situation vorher: Bild
[Bild: 2023-07-07%2012.50.35.jpg]

Mein Fehler: Ich habe die rechten, vorderen 5 Klemmen (grün, gelb, dunkelgrün, grau, weiss) je um eins nach rechts falsch angeschlossen (auf grün/gelb hat es ~20V).

Dann habe ich das Gerät - voller Elan - eingeschaltet! Ja klar: noch einmal kontrollieren wäre hier angesagt gewesen!

Was ist dann passiert? Der nigelnagelneue Kondensator C212 hat zu rauchen begonnen (oder ein anderes Teil aus dieser Gegend?). Ich habe sofort abgestellt. Dann toll geflucht - über mich. Dann C212 erneut ersetzt, dann wieder Zusammenbau, es dreht, aber jetzt VIEL zu schnell und Geschwindigkeitsregelung geht wieder nicht mehr. Dann habe ich noch C213 ersetzt (hatte ich noch an Lager), aber hat nichts gebracht. Den Capstan habe ich noch nie so schnell drehen sehen.

Fragen: 
  • Habe ich einen Totalschaden produziert?
  • Ist der Fehler "nur" auf Drehzahlregelungsplatine?
  • Wie gehe ich nun weiter vor? Leider habe ich keine Bauteile einfach so zu Hause, also sollte ich gezielter den Fehler einkreisen können, um die richtigen Teile zu bestellen.
Um Hilfe wäre ich ausgesprochen dankbar.

Ich messe folgende Spannungen an AE1 (roter Draht an Drehzahlregelungsplatine) gegen Gehäusemasse:
  • Geschwindigkeit 19 cm/s: 8.94 V (das müsste doch etwa Null sein?)
  • Geschwindigkeit 9.5 cm/s: 20.44 V (das stimmt etwa, müsste aber 21 V sein, Problem - sofern es eines ist - behandle ich später)
Ich messe folgende Spannungen am Regeltransistor auf dem Kühlblech gegen Gehäusemasse (ist bei beiden Geschwindigkeiten gleich):
  • roter Draht: 0.54 V (das müssten doch viel mehr sein, etwa 80 V?)
  • brauner Draht 5.4 V
  • nicht isolierter Draht: 2.2 V
Schlussfolgerung: Es ist nicht der Transistor, sagt mindestens dieser Beitrag. Aber was ist es dann?
Es IST der Transistor!

Gruss von einem geärgerten Marcel
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#2
Das Problem dürfte wht/blk sein - da kommen 160V AC für den Motor an, soweit ich sehe. Schau mal auf der Platine, wo du die dann hingeschickt hast. Dass woanders ein Schaden entstanden ist außer auf der Drehzahlregelung würde ich jetzt erst mal nicht befürchten.
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#3
Hallo Marcel

Ricardo verkauft wer neue Platinen, oder in Winterthur https://derreparateur.ch/[url=https://derreparateur.ch/][/url]

Grüsse

Heinz
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#4
Ricardo ist super und die Platine gekauft ... mache ich sonst nicht, aber der Tag ist zum Vergessen.
Gruss Marcel
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#5
Mach dir nichts draus. Das ist ein generelles Problem bei Revox finde ich. Man kann auch manche Platinen falsch einstecken. Bei diesen Käbelchen kommt man schnell durcheinander. Der Kauf einer neuen Platine ist sicher der nervensparende Weg. Durch die 160 V Wechselspannung kannst du alles mögliche auf der Platine zerschossen haben. Leider habe ich keinen passenden Schaltplan mit Platinenlayout, sonst hätte ich vielleicht noch eine Richtung geben können. Wenn die Maschine komplett ungeregelt lossaust ist oft der Brückengleichrichter und/ oder Leistungstransistor kurzgeschlossen.
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#6
Danke für die aufmunternden Worte! Ich ärgere mich aber immer noch.

Ich habe gleichwohl heute wieder probiert und habe folgende Bauteile auf der Drehzahlregelung 1.077.725 (noch einmal) ersetzt:
  • Gleichrichter D205
  • Kondensatoren C213, C204, C212, C211, C209, C210
  • Trimmer P201 kontrolliert
Leider ohne Erfolg. Wenn ich mir die Schaltung der Drehzahlregelung 1.077.725 ansehe, dann glaube ich, dass ich AC 160 V via Gleichrichter auf den Regeltransistor auf dem Kühlblech geschickt habe. Hat er vermutlich nicht überlebt.

Nächste Woche werde ich eine Ersatzplatine 1.077.725 mit frischen Kondensatoren, Trimmer und Gleichrichter erhalten (39 CHF, inkl. Porto) und wenn das wieder laufen sollte, dann bin ich mit einem blauen Auge davongekommen. Ich hoffe doch sehr, dass da nicht noch weitere Bauteile in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diesen Fehler werde ich sicher nicht mehr machen, da es noch viele andere gibt, die ich ausprobieren könnte.

Aber sehr gerne hätte ich gleichwohl meine Platine geflickt. Es geht mir nicht nur um das Ziel einer funktionstüchtigen MKIII, ich will auch etwas lernen. Also, Hinweise sind immer noch willkommen.

Gruss Marcel
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#7
   

Bei tapeheads gefunden  Smile Nicht so superscharf, aber immerhin…

Hab noch was besseres gefunden:

https://www.reeltoreel.nl/studer/Public/..._68-04.pdf
Viele Grüße aus Kiel,
Hans-Volker
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#8
Also soviel schlimmes kannst du nicht angerichtet haben. Es wird der Transistor Q209 evtl Q 208 und der Brückengleichrichter defekt sein. Wenn du ein Messgerät hast, miss doch einfach mal die Kollektor - Emitter Strecke am Leistungstransistor Q209. Wenn die niederohmig ist, ist der defekt. Anschluss im Schaltplan 1 und 3. Wenn der einen Kurzschluss hat, kannst du ihn testweise auslöten. Dann sollte der Capstan stehen bleiben.
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#9
Ich messe folgende Widerstände am Q209:
  • rot-braun: 773 Ohm
  • rot-silber: 770 Ohm
  • braun-silber: 33 Ohm
[Bild: 2023-07-08%2021.11.55.jpg]

[Bild: 2023-07-08%2021.23.36.jpg]

Jetzt bin ich am Lernen und habe versucht herauszufinden, was "Kollektor - Emitter Strecke" heisst (Hätte ich doch die Elektrotechnikvorlesung besucht.). Wikipedia und studieren des Schaltplans hilft und nach langem Überlegen komme ich zum Schluss, dass das "Silber-braun" sein muss. Auf der Platine unten sind die mit "C" und "B" angeschrieben. Richtig? (Nein, falsch, danke Holgi für den Hinweis weiter unten.) Es muss korrekt heissen: Auf der Platine ist braun mit "C" (Collector), rot mit "B" (Basis) angeschrieben. Woher hast du die Zahlen "1" und "3"? (BTW: Hast du mir einen Buchtipp, wo ich das alles nachlesen kann? Ich fühle mich wie ein blutiger Anfänger. Das Interesse ist aber geweckt und ich entwickle Freude im Frust.)

Lange Rede kurzer Sinn: 33 Ohm über "Kollektor - Emitter Strecke" bedeutet, dass ich Q209 kaputt gemacht habe. Richtig?

Ich ersetze also Q209 und gleich auch noch Q208. Den Brückengleichrichter D205 habe ich ja schon ersetzt.

PS: Ich bin auch noch am Lernen mit dem Löten, das wird immer besser.
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#10
Da hatten doch nette Menschen den Schaltplan eingestellt und ich bezog mich auf die Anschlusspunkte im Schaltplan. Ich nahm an, dass du dir den auch gleich angesehen hast. Aber du hast die Punkte ja auch so gefunden. Das ist alles schon sehr kompliziert. Ich kann das gut verstehen, dass du dich da nicht so schnell zu recht findest. Gerade diese Capstan-Regelung hat es in sich. Das war ein Meilenstein damals. Du kannst dir diesen Teil der Schaltung so vorstellen, dass der Gleichrichter dafür da ist, dass man mit einem Transistor Wechselstrom steuern kann. Der Transistor bildet einen veränderlichen Widerstand und so kann der Capstan - Motor gesteuert werden. Schaltet der Transistor durch, dann sind die Diodenstrecken gebrückt, öffnet der Transistor ein bisschen, sind sie nur wenig gebrückt und es fließt ein geringere Strom. Ist der Transistor komplett geöffnet fließt kein Strom, weill alle Dioden gegensinnig geschaltet sind. Das ist aber nur der einfache Teil der Steuerung. Richtig kompliziert ist die eigentliche Regelung.
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#11
Klar, genau diesen Schaltplan habe ich auch. Ich finde die Zahlen "1" und "3" immer noch nicht. Oder werden die Anschlusspunkte bei einem Transistor einfach von oben im Gegenuhrzeigersinn nummeriert? Habe ich da etwas Grundlegendes nicht mitbekommen?

Die Anschlusspunkte habe ich gefunden. Egal, ganz, ganz herzlichen Dank für deine Hilfe AKRETA und auch Dank an havox für den Schaltplan. Ihr hört von mir, jetzt muss ich zuerst für Ersatz sorgen.

Und, habe ich das nun richtig begriffen? Mein defekter Transistor hat kaum noch Widerstand, heisst die Diodenstrecke ist immer gebrückt und somit erhält der Capstan die vollen 138 V Wechsellspannung (gemessen) und das erklärt die gewaltige Drehzahl.
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#12
Hallo,
lese jetzt erst mit...anno 2009 hatte ich mir eine gebrauchte A77 als "defekt" deklariert gekauft, Risiko
war bei damals 95,- gering.
Genau dieser Fehler trat auf. Capstan drehte voll hoch. Ich hatte damals aus dem Bauch heraus auf den Transistor getippt
und die Art der Regelung ließ auch darauf schließen. Er war es dann auch, gealtert, zu warm geworden, Blitz, was auch immer.
Seitdem geht das Ding, benutze ich zwar selten, aber es läuft. Die Kondensatoren würde ich mittlerweile auch ersetzen, immerhin ist meine MK III von 1973 und nur die Knallbonbons hatte ich mal getauscht, bevor sie evtl. hochgegangen wären.
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#13
Die Zahlen stehen im Service-Manual nicht auf dem Schaltplanausriss. Die sind willkürlich von Revox vergeben.
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#14
Jetzt gesehen, auch gesehen (RTFM), dass in Kapitel 5.10 Drehzahlregelung Ton-Motor noch viel mehr interessantes steht, unter anderem deine Erklärung von gestern, die mir sehr weitergeholfen hat. Bauteile Q209, Q208 und D205 habe ich bestellt. Jetzt heisst es warten. Leider gibt es diese Elektroladen nicht mehr einfach so in der Stadt.
Werde mir das Manual heute einmal zu Gemüte führen.
Einen schönen Sonntag wünscht
Marcel
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#15
Ich möchte, weil das noch niemand getan hat, hier kurz einwerfen, das Kollektor und Emitter auf der Platine nicht mit C und B gekennzeichnet sind, sondern mit C und E! B wäre ja wohl die Basis.

Weitermachen... Wink
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#16
In grün korrigiert. Danke!
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#17
Ja, weitermachen! Mein MKIII läuft wieder. Nun habe ich die Ersatzplatine von Ricardo erhalten, eingebaut und die Anschlüsse zweimal kontrolliert - aus Schaden wird man bekanntlich klug.

Dann habe ich auch noch die Drehzahl korrekt eingestellt. Da ich kein professionelles Messgerät habe, mein Multimeter (Voltcraft CV820) hat mir immer nur 50 Hz angezeigt und der Messbereich liess sich nicht verstellen, habe ich einen AD-Wandler an Dasylab angehängt und damit 30 s an E1 und E2 gemessen (Abtastfrequenz war etwas am Limit, Nyquist lässt grüssen).

[Bild: 2023-07-11%2011.35.10.jpg]

Danach mit einer FFT die Frequenz bestimmt und so mich iterativ an die Zielfrequenz herangetastet. Ich weiss, etwas umstädlich, aber es hat - glaube ich - funktioniert:

Zuerst die 1600 Hz:
[Bild: 1600HZ.jpg]
und dann die 800 Hz
[Bild: 800HZ.jpg]

Ganz perfekt habe ich es nicht getroffen, resp. doch, aber nach etwas laufen lassen des Bandes war es dann nie mehr exakt am gleichen Ort. Hängt das von der Position des Bandes ab? Ein anderes Problem war die Feinjustierung des Trimmers mit einem Schraubenzieher (habe Trimmer zuerst mit Kontakt 60 Plus behandelt.)
Bemerkung zum gleichen Vorgehen bei MKIV: 1600 Hz bei der IC-Steuerung haben noch perfekt gestummen. Den Trimmer P201 habe ich damals auf die gleichen Ohm-Einstellung gedreht, aber damit war die Drehfrequenz bei 789 Hz, was natürlich nicht anders zu erwarten war. Dies zeigt mir aber deutlich, dass nicht einfach nur die Widerstände gemessen werden dürfen.

Jetzt bin ich wieder happy und werde mich meinem neuen Projekt Revere T-300 widmen (leider nur für 110 V). Hat jemand so ein Ding und kann über seine Erfahrungen berichten?
Gruss Marcel
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#18
Für das VC820 findet man bei
https://asset.conrad.com/media10/add/160...s-4000.pdf
diese Spezifikation für Frequenz-Messungen:
   
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#19
(11.07.2023, 14:41)Marcel Steiner schrieb: Ein anderes Problem war die Feinjustierung des Trimmers mit einem Schraubenzieher (habe Trimmer zuerst mit Kontakt 60 Plus behandelt.)

Hoffentlich ist das einer der besseren Trimmer und nicht von der Seite, die irgendwann zerfallen. Dann müsstest Du alles neu machen...

Ansonsten hatte ich auch lange Zeit keine Möglichkeit, die Frequenz am Tachokopf zu messen. Ich habe dann statt dessen den 1 kHz Ton vom Messband abgespielt und die Geschwindigkeit eben so eingestellt, dass auch das Signal am Ausgang exakt 1 kHz hatte.
Als ich dann später ein Gerät zum Messen hatte zeigt sich, dass das Ergebnis mit dem Messband so dicht am Soll war, dass der Unterschied wohl niemals jemandem aufgefallen wäre.

Gruß
Robert
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#20
Hallo,

um "nur" die Capstan-Drehzahl bei A77 etc. zu messen, benutze ich seit Jahren diesen optischen BGS-Drehzahlmesser. Kostet ca. 40 Euro. Den hatte ich mir mal angeschafft, um die Motordrehzahl meines Holder-Schleppers zu messen.

Bei einwandfreier Andruckrolle und vorgabegemäßem Andruck derselben sollten auf diesem Weg schon recht genau die geforderten Bandgeschwindigkeiten eingestellt werden können.

Einfach einen kleinen Reflektor (lag bei meinem BGS als Streifen zum Abschneiden bei, es tut aber auch selbstklebende Alufolie) an den Randbereich der Glocke des Capstan-Motors kleben und Gerät "draufhalten".

Anzeige ablesen und an den Einstellern ggfs. trimmen. 
A77 Soll-Drehzahl bei 19 cm/s: 800 rpm, bei 9,5 cm/s: 400 rpm. 

Ich glaube mich zu erinnern, unser A77-Papst Holgi arbeitet auch mit einem solchen Gerät.


Gruss

Willy


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#21
(11.07.2023, 14:58)kaimex schrieb: Für das VC820 findet man bei
https://asset.conrad.com/media10/add/160...s-4000.pdf
diese Spezifikation für Frequenz-Messungen:
Und da liegt ja auch das Langohr im scharfen Gewürz! Die Empfindlichkeit von 300 mV ist zu gering, wenn man direkt an den Tachoanschlüssen misst. Aber es gibt ja noch andere Messpunkte, an denen die Spannung höher ist.
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#22
Die Spannung am Eingang des Frequenz-Diskriminators beträgt 20Vss Rechteck.
Das reicht zum Messen.
Kein Langohr ist gezwungen, die Horch-Löffel an die taubeste Stelle zu legen.
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