Antriebswelle und Axialspiel des A77-Tonmotors
#1
Liebe Tonbandfreunde,

für mein aktuelles Projekt habe ich mir 2 Stück A77-Tonmotoren gekauft, der eine soll in sehr guten Zustand sein, der andere wurde als defekt (und spottbillig) verkauft. Der defekte ist silberfarbig, ihm fehlt der Sensor für die Geschw.-Regelung. Die Wicklungen sind aber OK, und drehen tut er sich auch, wobei er an Geräuschen alles zwischen schaben, pochen, knirschen usw. von sich gibt. Die Tonwelle sieht aber noch tipptopp aus. Kaputte Lager, halt. Er dient z.Zt. als Platzhalter, wenn da mal der Schrauber oder Bohrer wegrutscht, ist es egal.

Beim "guten" Motor ist der Rotor schwarz, das Ganze läuft soweit unauffällig.

Nun meine Fragen:

1) Der "gute" Motor hat ein Axialspiel von etwa 0,08 mm. Ist das korrekt?
Ist es eventuell sinnvoll, in die untere Zentrierbohrung der Welle eine Kugel einzulegen und einen Anschlag / Achsspiegel dazu zu bauen? Wie das ja bei vielen solcher Lagerungen üblich ist. Was dann das Axialspiel vielleicht auf gerade noch spürbare 0,05 mm verringern würde.
Der Einsatz des Gerätes / Motors wird leicht nach hinten geneigt sein, oder auch waagerecht, auf keinen Fall aber ganz senkrecht. Womit dann so eine Begrenzungskugel auch ihre Funktion erfüllen konnte.

Randgedanke: Vielleicht ist der "schlechte" Motor ja auch deshalb kaputt, weil den jemand ganz ohne axiales Lagerspiel zusammengeklemmt hat.

2) Bei beiden Antriebswellen haben eine leicht aufgeraute Oberfläche, die an der Bandkontakt-Fläche glatter wird. Vermutlich ist sie dort abgenutzt. Evtl. erscheint es möglich, die Achsen auszutauschen, man kann das Ding ja wohl zerlegen. Obwohl ich das nicht leichtfertig in Angriff nehmen möchte. Die "Glocke" ist ja noch leicht abzunehmen, aber darunter sieht es kompliziert aus. Deshalb meine Frage, ob die Teile überhaupt austauschbar sind und ob das aus Eurer Sicht möglicherweise sinnvoll ist.

Ich vermute, dass der schwarze, gute Motor auch der neuere ist, weiß es aber nicht genau. Irgendwelche Typenbezeichnungen habe ich auf den Teilen nicht gefunden. Wenn es zur Beantwortung hilfreich sein kann, bringe ich auch gerne noch Fotos der Motoren bei.

MfB
Binse
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#2
Hallo Binse,

das Axialspiel ist bei den neueren Motoren mit 2 Sinterlagern normal. Hinten an der Glocke ist auch ein Axiallager verbaut, da brauchst Du nichts zusätzlich vorzusehen. Der silberne Motor ist vermutlich die ältere Variante, die hat ein 608er Kugellager unten/hinten an der Motorglocke und deshalb kein oder nur sehr geringen Axialspiel. Die Wellen sind leider nicht identisch.

Den Capstanshaft kannst Du bei beiden Varianten einfach nach vorne rausziehen, wenn die Glocke demontiert ist.
Die Welle kann man wieder aufrauen, das wurde hier im Forum auch schon irgendwo mal besprochen (Feinsandstrahlen). Die Welle ist danach wie neu und nein der Durchmesser ändert sich dadurch auch nicht messbar. Nur sollte die Welle nicht eingelaufen sein, da nützt dann auch das Aufrauen nichts mehr (hatte ich leider auch schon...).

Wenn Du mir den Schaft zusendest, kann ich Dir das Teil aufarbeiten.

Hier ein paar vorher/nachher Bilder, Capstan A807:
https://photo.troyke.de/photo/#/shared_s...?_k=f7um86
https://photo.troyke.de/photo/#/shared_s...?_k=1sdul8
https://photo.troyke.de/photo/#/shared_s...?_k=ia3373

Viele Grüße
Volker
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#3
Hallo Volker,

danke für Deine eben so schnelle wie kompetente Antwort.
Ich werde dann an meiner "Baustelle" die Motoren mal austauschen. Möglicherweise werde ich, wenn es soweit ist, dass das sinnvoll erscheinen könnte, auf das freundliche Angebot zurück kommen. Ich erinnere mich auch an einen Thread hier, wo die galvanische Aufrauung mit Natronlauge beschrieben wurde.

MfG
Binse
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#4
Hallo Binse,

evtl. ist die blank gelaufene Welle bei Dir auch gar kein Problem, weil Du die Bandzüge regelst. Die A77/B77/PR99 haben Gleichlaufprobleme mit blanken Capstanwellen, wenn der Vorratswickel zu Ende geht, weil dann der Source Bandzug Richtung >120g geht. Ich hätte damit auch nicht gerechnet, dass das so viel ausmacht, bis ich tatsächlich mal eine B77 auf dem Tisch hatte, die am Bandende Gleichlaufwerte >0,2% hatte. Mit einem anderen Motor und besserer Welle war das sofort behoben. Da wurde die Idee geboren die Wellen aufzuarbeiten, was mit der Feinsandstrahlmethode wirklich perfekt und schnell funktioniert.
Bei Maschinen mit geregelten Wickelmotoren wird das vermutlich nie zum Problem, wenn die Welle blank ist, weil hier in der Regel auf 60...70g geregelt wird. Meine A700 hat sogar noch eine ab Werk polierte Welle, die läuft auch mit der perfekt.

Viele Grüße
Volker
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#5
Photo 
[Bild: attachment.php?aid=59578]

Hallo Volker,

nur mal so zur Veranschaulichung die beiden Tonmotoren. Tatsächlich ist die vom neueren (schwarzen) Motor stärker blank poliert, je nach Lichteinfall sieht man auch gar nichts mehr von der Aufrauung. Ich denke auch, dass das  - bis zum Beweis des Gegenteils - erst mal OK ist.

Nebenbei: hatte eben den Beitrag versehentlich ganz weggeklickt. Die Adresse des bereits hochgeladenen und eingefügten Bildes konnte ich aus dem Browser-Verlauf holen, jetzt ist es freilich kein Vorschaubild mehr. Kann man den grundsätzlich bereits im Forum gespeicherte (eigene) Bilder noch einmal verlinken, gibt es da eine Funktion für? (ich könnte das natürlich auch in einem extra-Beitrag anfragen, aber weil es hier gerade aufgetreten ist ...

Ansonsten:
MfG
Binse
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