Weltraumbahnhof - was für ein Unwort
#1
Hallo,

ich lese in Nachrichten immer wieder das Wort "Weltraumbahnhof". Unpassender geht es wohl nicht, welcher Journalist hat diesen Ausdruck erschaffen ? Ein Bahnhof ist erstmal ein Bahn- Hof, hat also mit der Eisenbahn oder Strassenbahn zu tun, aber nicht mit dem Weltraum. Dann fahren auf Bahnhöfen nicht nur Züge ab, es kommen auch Züge an. Das ist bei Raketenstartrampen eher nicht der Fall. Wie kann es sein, dass ein dermassen falscher Ausdruck immer wieder in der Presse verwendet wird ? Nein, da wird lieber gegendert. Bei RBB24 Online erschien mal eine Meldung über einen Angriff mit einer "Luftfeuerwaffe", wo sind diese Journalisten zur Schule gegangen ? Ich lese jeden Tag Nachrichten online, aber die Sprache des deutschen Journalismus gefällt immer weniger.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#2
Vorschlag :" one way ticket to space terminal" oder Kurz " owttst" oder ," Entsorgungsbahnhof Richtung Weltall" oder Kurz " EBRW" , vielleicht gibt es noch bessere Vorschläge
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#3
Die Raumfahrzeuge kommen doch auf Schienen zur Startrampe. Smile
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#4
Hallo!

Spätetens mit den Unworten

Unterarmnässe (Deo-Werbung)
&
unkaputtbar

geht es mit der deutschen Sprache bergab...

Gruß
Wolfgang
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#5
(17.11.2023, 10:28)ne Zbitbrain2101 schrieb: [..] Wie kann es sein, dass ein dermassen falscher Ausdruck immer wieder in der Presse verwendet wird ? [..]

Ich denke, auf Deine eher rhetorische Frage gibt es eine einfache Antwort: Es klingt irgendwie großartiger. Wie überhaupt die öffentliche Sprache sich gerne aufplustert. Man möchte sprachlich glänzen, seinen Claim abstecken, seine Zugehörigkeit zur einer sozialen oder Bildungsschicht darstellen. Das war aber wohl immer schon so, nur die jeweiligen Muster und Ausprägungen, der Stil ändert sich. Mal möglichst umständlich und gewunden, mal möglichst flott und clever soll das klingen. Und das geht regelmäßig schief.

MfG
Binse
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#6
Noch'n Kandidat für dieses Gruselkabinett: Stromautobahn - steht zu meinem Entsetzen sogar in der SZ ...

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Ich fand schon die Datenautobahn in den 90er Jahren lustig. Und es geht noch absurder: Mittlerweile werden Fahrrad-Autobahnen geplant und gebaut. Hört sich spektakulärer an als Fahrrad-Schnellweg, aber Autos möchte man doch genau dort wirklich nicht haben...

Viele Grüße,
Martin
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#8
Der Busbahnhof, ein Platz im Ort, an dem sich alle Buslinien treffen, die dort verkehren. Hier beginnen und enden Buslinien. Man kann ein-, aus- und umsteigen. Es gibt Tickets, Zeitungen und vielleicht sogar einen Imbiss. Eben wie auf einem Bahnhof, nur keine Bahn.

Gruß Gerald
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#9
(17.11.2023, 20:24)Kirunavaara schrieb: Ich fand schon die Datenautobahn in den 90er Jahren lustig.

Das erinnert micht an etwas: https://youtu.be/kAfSF-y8Y4U?feature=shared


Viele Grüße

Joachim
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#10
Hier die Häufigkeit 1959 wohl erstmalig verwendet!
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#11
Diese Begriffsbildungen haben meist totale Laien verbrochen oder Journalisten, die sich für totale Laien vermeintlich verständlich ausdrücken wollten.
Bisher gibt es ja nur wenige Leute, die sich privat eine Reise zum Mond oder demnächst zum Mars leisten können.
Außerdem kaum Leute, die im Urlaub zu einer Reise in Wüsten-Regionen aufbrechen.
Bade-Resorts mit abendlichem High-Life/Ballermann gibt es auf Mond & Mars ja noch nicht.

Dank an Sonicman für den nützlichen Link.
Ich habe schnell mal nach einem anderen Wort geschaut, das mir gegenwärtig auf den Keks geht:
https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpu...r%C3%A4son
Das ist gegenwärtig nicht ganz so gebräuchlich, hatte anscheinend seine bisher beste Zeit um 1980, kann mich gar nicht erinnern, warum.

Ich hab noch einen:
https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpu...1=%3Ainnen
Das toppt die beiden mehrfach ! Möglicherweise die steilste Kurve überhaupt. Wer findet eine noch steilere ?
Ältere "innen" kommen da nicht mit:
https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpu...Dachrinnen
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#12
Hype, zeitnah, da ich bin ganz bei Dir, togo (= zum Mitnehmen), Denke, der ganze Gender-Sch..ß, ach, da gibt es noch so viel!

MfG
Binse

PS: Diese dwds-Seite ist klasse, dufte, knorke! luzide, geil!
PPS: Gerade das Wörtchen 'geil'. Da kann man schon ablesen, warum wir (jedenfalls die älteren von uns) davon rote Ohren bekamen.
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#13
Ich bin "Greenpeace Pat:in". Habe denen gerade geschrieben, dass ich dadurch diskriminiert werde, da "Pate" durch dieses Konstrukt nicht wiedergegeben wird. Nützt aber nichts, Plakatismus ist in Deutschland ein hohes Gut. Wir tun halt gern, als wenn wir täten...

Grüße
Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#14
Es war ja schon immer so, dass das gesprochene Wort schließlich Eingang in die Schriftsprache gefunden hat. Der politische Hintergrund des Genderns ist nicht eine Gleichwertigkeit der Geschlechter zu erreichen, sondern das Primat des weiblichen über das männliche. Pat:in wird Patin ausgesprochen, Bürger:innen wird Bürgerinnen ausgesprochen etc. Irgendwann wird auch in der Schriftsprache der Doppelpunkt, und sei es aus Bequemlichkeit, weggelassen, dann ist das Ziel der Feminisierung der Deutschen Sprache erreicht. Daher „wehret den Anfängen“ oder „gibst Du den kleinen Finger, nimmt man (Frau) die ganze Hand“. Also schön beim generischen Maskulinum bleiben oder beide Geschlechter explizit ausschreiben, liebe  Foristinnen und Foristen!
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#15
was ich schön finde, ist, wenn HiFi Freunde davon reden, wie ihre Anlage "aufspielt". Ich denke bei "aufspielen" immer an eine Blaskapelle auf dem Dorfplatz, aber irgendwann haben die Schmierfinken bei Audio und Stereoplay diesen Begriff in ihren Tests verwendet, und seitdem spielt beim "wahren HiFi Freund" die Anlage eben auf, wie eine Ufftata Kapelle.

Oder Röööstung - diese Betonung ist mal in irgendeiner Kaffeereklame verwendet worden, und seitdem wird überall geröööstet und nicht mehr geröstet. Ich finde sowas vor allem deshalb spannend, weil mir immer jeder erzählt, wie immun er doch gegen Werbung und PR ist.

Aufregen kann ich mich über sowas aber eher weniger, eigentlich zeigt es doch, wie wenige echte Sorgen wir haben, dass wir uns an so einem unwichtigen Quatsch abarbeiten können. So lange unkorrektes Reden nicht als Straftat verfolgt wird, wie es leider in so vielen Staaten der Welt passiert, könnt Ihr doch weiterreden, wie es Euch passt, dann lasst doch den "Korrekten" ihr Räppelchen, wenn sie es brauchen.

Gruß Frank
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#16
Hallo Tobias,

(17.11.2023, 10:28)bitbrain2101 schrieb: ich lese in Nachrichten immer wieder das Wort "Weltraumbahnhof". Unpassender geht es wohl nicht, welcher Journalist hat diesen Ausdruck erschaffen ? Ein Bahnhof ist erstmal ein Bahn- Hof, hat also mit der Eisenbahn oder Strassenbahn zu tun, aber nicht mit dem Weltraum. Dann fahren auf Bahnhöfen nicht nur Züge ab, es kommen auch Züge an.
ein Unbehagen über den wuchernden Metaphorismus empfinde ich manchmal auch ("Schuldenbremse", meine Güte): aber Weltraumbahnhof, das finde ich dann doch harmlos, geradezu konventionell. Deiner Ausführung folgend, frage ich mich, was du wohl zum Flughafen sagst.

@Frank: Zu den mutmaßlich aus der Fachpresse durchgesickerten Absonderlichkeiten des Hifi-Jargons fallen mir neben dem Aufspielen auch noch das Werkeln und das An die Wand Spielen ein Smile

Und das hier:
nick_riviera schrieb:eigentlich zeigt es doch, wie wenige echte Sorgen wir haben, dass wir uns an so einem unwichtigen Quatsch abarbeiten können. So lange unkorrektes Reden nicht als Straftat verfolgt wird, wie es leider in so vielen Staaten der Welt passiert, könnt Ihr doch weiterreden, wie es Euch passt, dann lasst doch den "Korrekten" ihr Räppelchen, wenn sie es brauchen.
kann man kaum genug betonen.

So albern diese Sprachverdrehungen zuweilen sind: wenn ich sehe, wie wütend und impulsiv dagegen aufbegehrt wird, frage ich mich schon, was für Urängste da eigentlich berührt werden. Das ist durchaus auch selbstkritisch gemeint; ich mußte auch an mich halten, als ich neulich jemanden von einer "von ihm als weiblich gelesenen Person" sprechen hörte. Der Wutbürger-Kurzschluß "jetzt darf man nicht mal mehr Frau sagen" geht ja aber daneben, denn allenfalls legt sich ja der Sprecher selbst diesen Zwang auf. Psychologisch viel interessanter als die Zwangsmaßnahmen seines Innenlebens finde ich die Frage, warum er mich damit zu ärgern vermag.

Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns dann nicht eingestehen, daß hinter der meisten Sprachverdrehung bedenkenswerte Ansinnen stehen? Hinter dem Gendern steht letztlich der Unwille über die Auffassung, daß das Männliche die Norm darstelle und das Weibliche die Deviation. Ich denke, es ist unbestritten, daß diese Auffassung verbreitet ist und man sich im Sinne der Gleichberechtigung daran stören kann. Die "als weiblich gelesene Person" ist das Eingeständnis, daß der Sprecher eigentlich nichts über die fragliche Person weiß und ihr nur einen weiblichen Phänotyp attestieren kann. Damit mag man in 99% der Fälle zu einer zutreffenden Einschätzung kommen; aber die anderen 1% gibt es halt auch, und wir nehmen also bewußt in Kauf, dem einen Prozent auf die Füße zu treten, indem wir sie Frau nennen, obgleich sie es nicht sind. Kurzum, die Lösungen, die propagiert werden, mögen mir nicht gefallen, aber daß die zugrundeliegenden Probleme existieren, muß ich doch zugeben.

Viele Grüße
Moritz
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#17
Wenn sich die Sprachverdrehung nur im gesprochenen Wort äussert, habe ich damit kein Problem. Es ging mir um das gedruckte Wort und dass damit die öffentliche Sprache verdreht wird. Den Schreiberlingen ist ihre Sensibilität und ihr Feingefühl für die deutsche Sprache abhanden gekommen, heute geht es doch nur noch um Sensationen. Vielleicht bin ich einfach zu alt für diese Art von Sprache.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#18
(18.11.2023, 12:11)Sonicman schrieb: Bürger:innen wird Bürgerinnen ausgesprochen

Da kenn ich Gegenbeispiele:
neulich habe ich im (Internet-)Radio ein Interview mit einer Protagonistin des Befürworter:innen-Lagers gehört, in dem an der Stelle des schriftlichen Doppelpunktes eine deutlich vernehmbare kurze Pause seitens der Sprecherin eingefügt war.
Ich glaube nicht, dass zufällig genau an der Stelle der Stream mal gestockt hat.

Zitat von Frank:
"was ich schön finde, ist, wenn HiFi Freunde davon reden, wie ihre Anlage "aufspielt". Ich denke bei "aufspielen" immer an eine Blaskapelle auf dem Dorfplatz, aber irgendwann haben die Schmierfinken bei Audio und Stereoplay diesen Begriff in ihren Tests verwendet, und seitdem spielt beim "wahren HiFi Freund" die Anlage eben auf, wie eine Ufftata Kapelle."

Die High-End-Freunde versuchen aber eigentlich damit das Gegenteil (von UffTata) auszudrücken: sie formulieren zuweilen auch, dass ihre Anlage "analytischer musiziert", seit sie in den Frequenz-Weichen der Boxen die einfachen Folienkondensatoren durch Produkte mit Gold-Silber-Folie und zusätzlich ein-gepreßtem Öl ausgetauscht haben.
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#19
also ich vermisse bei dem ganzen gegendere leider die restlichen min. 37 geschlechter, die werden wieder ausgegrenzt.

das ist nicht in ordnung
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
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#20
(24.11.2023, 18:11)Joseph von Arimathäa schrieb: So albern diese Sprachverdrehungen zuweilen sind: wenn ich sehe, wie wütend und impulsiv dagegen aufbegehrt wird, frage ich mich schon, was für Urängste da eigentlich berührt werden.


(24.11.2023, 18:11)Joseph von Arimathäa schrieb: Und wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns dann nicht eingestehen, daß hinter der meisten Sprachverdrehung bedenkenswerte Ansinnen stehen? Hinter dem Gendern steht letztlich der Unwille über die Auffassung, daß das Männliche die Norm darstelle und das Weibliche die Deviation.


Nur weil einige Personen das "Generisches_Maskulinum" nicht verstanden haben, muß man anderen Menschen keine Urängste oder die Ansicht einer "Männlichen Norm" unterstellen.


Viele Grüße

Joachim
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