Philips n7150 Zahnrad vom Antriebsmotor für Andruckrolle kaputt.
#7
Also, das Variocord war 1980 nicht mehr in den Katalogen gelistet. Das letzte war das SG520, das gab es bis 1978, und der Preis lag 1976 bei 900DM. Der einzige Einmotorer, der 1980 noch im Katalog zu sehen ist, ist das SG561 Royal, die letzte Evolutionsstufe des Royal de Luxe, und das kostete knapp unter 1500 DM.

Uher und Philips sind aber aus anderen Gründen schlecht vergleichbar. Es sind völlig unterschiedliche Konzepte. Die Uher Einmotorer gehen auf Konstruktionen aus dem Jahr 1970 zurück, die in modifizierter Form immer weitergebaut wurden. Das Philips N7150 ist dagegen eine völlige Neukonstruktion, die schon unter dem Zeichen des zusammenbrechenden Marktes für Tonbandgeräte entstanden ist.

Die Uher Einmotorer waren "typisch deutsch" - öfter kaputt und wartungsanfällig, aber dafür immer wieder reparabel. Die späten Philips Geräte waren eher "japanisch" - während ihres Lebenszyklusses kaum Reparaturen, wenn sie aber dann fertig sind, sind sie kaum reparabel, weil Philips weder in die Reparierbarkeit noch in die Televersorgung viel Mühe investiert hat. Den Lebenszyklus, den Hersteller damals bei ungefähr zehn Jahren geplant haben, haben sie aber beide geschafft bzw. deutlich übertroffen, nur das eine eben mit Reparaturen und Wartung, das andere ohne. Ich bin mir sicher, dass Du in 40 Jahren regelmäßiger Nutzung, beim Variocord oder Royal mindestens drei Sätze Tonköpfe durchgejagt hättest plus die ganzen Teile gegen den mechanischen Verschleiß. Beim 7150 kann es dagegen durchaus sein, dass das in 40 Jahren keine Werkstatt von innen gesehen hat, und sich die Tonköpfe noch in gut brauchbarem Zustand befinden. Die Elektronik macht bei Philips auch in der Regel weniger Zicken als bei Uher.

Die Uhers sind Einmotorer, die Philipse sind Drei bzw. Viermotorer. Die Uhers sind Koffer mit integriertem Verstärker und Lautsprechern, das Philips ist ein reines Deck. Das Variocord hat zwei Köpfe, das Philips drei. Und zumindest die Uhers, die ich hier hatte, haben alle deutlich schlechter geklungen als die Philipse, woran das auch immer gelegen hat.

Ich denke, die Uhers kommen dem deutschen Bedürfnis nach Tresortür-Anmutung stärker entgegen, wie auch die Qualität von alten Mercedessen nicht nach der tatsächlichen Haltbarkeit, sondern nach dem Tresortür-Geräusch beurteilt wird, wenn man die Tür zuschlägt. Und die Philips Modellreihe N7150/N7300 ist für Tresortür-Fans geradezu ein Affront, zeigt Philips hier doch, wie viel Plastik möglich ist, ohne die normale Lebenserwartung zu verkürzen. Was vielleicht auch noch hinzukommt - den Uher Einmotorern hat man Ende der siebziger ihr Alter deutlich angemerkt, da half auch kein schwarzes Gehäuse. Die späten Philipse griffen dagegen den Zeitgeist der achtziger Jahre auf, und gehören heute zu den wenigen Bandmaschinen, die neben diesen ganzen Slimline Komponenten der frühen achtziger nicht wie ein Fremdkörper aussehen. Das mit der Andruckrolle ist natürlich der totale Blödsinn, entspricht aber dem von den Japanern forcierten Wunsch nach Spielereien. Plattenspieler mit motorgesteuerten Tonarmen und Titelsuch-Automatik, Tapedecks, die für Autoreverse die ganze Cassette umdrehen, Tapedecks mit "Direct Loading", wo Lichtschranken den Bandlauf stoppten, wenn der besitzer seine Griffel in die Nähe der Cassette hielt und so weiter. Das ganze Klimbim wurde von den Käufern verlangt, und konnte nur durch den exzessiven Einsatz von Plastik bezahlbar realisiert werden.

In Anbetracht der lächerlichen Preise für die Uhers würde ich mir heute einfach beides hinstellen, beide haben ihren Reiz. Von der Uher würde ich allerdings eine Royal de Luxe nehmen, und dann eine, die noch das grau/silber-Design und ein Holzgehäuse hat. Die schwarzen Gehäuse der späten Baujahre sehen für mich aus wie Fremdkörper. Und wie gesagt, dass die letzte Philips Bandmaschinen-Generation eine Zäsur für alle Qualitätfans ist, das bestreite ich ja gar nicht - ich habe selber einen Schrecken bekommen, als ich das erste Mal in so ein Gerät reingeschaut habe. Ich finde nur, dass man sich auch ein wenig die Zeit ansehen soll, in der die Dinger entstanden sind. Uher hat mit seinem Omega Drive viel größeren Mist gebaut, um sich in der Zeit behaupten zu können, wo Gimmicks gefragt waren - die Philipse liefen wenigstens alle, als sie neu waren.

Gruß Frank
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RE: Philips n7150 Zahnrad vom Antriebsmotor für Andruckrolle kaputt. - von nick_riviera - 31.07.2022, 17:11

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