Rechteck Bias?
#1
Vormagnetisierungs- und Löschspannung wird ja mit einem (nahezu) Sinus-Oszillator erzeugt.
Möglichst mit einem (gleichspannungsfreien) Gegentakt-Oszillator.
Was wäre, wenn man nicht mit Sinus, sondern mit Rechteck arbeiten würde?
Also einem Signal, welches neben der Grundfrequenz, weitere, höhere Frequenzanteile enthält.
Könnte bspw. dadurch besser gelöscht werden?
VG Jürgen


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#2
Hallo Jürgen,

Eine Antwort darauf kann ich dir leider nicht geben. Im Zweifel ausprobieren.
Aber wie kommt man auf so eine kuriose Idee?
Hast du mit irgendeiner Maschine Probleme mit dem Löschen?

Gruß, Jan
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#3
Zu der Idee schreib ich mal nichts. Huh
Aber überleg mal. Wenn Energie in den Harmonischen enthalten ist, fehlt diese in der Grundschwingung.
Warum sollte das mehr Löschen?
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#4
Hallo Jürgen,

wenn Löschköpfe mit höheren Frequenzen als vorgesehen (standard Bias Frequenz) betrieben werden, neigen sie dazu, heiss zu werden.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#5
Eine Gefahr höherfrequenter Schwingungsanteile besteht in einer Überhitzung des Löschkopfs, wenn dessen Verluste im Kern zu groß werden. Es hat schon seinen Grund, dass bislang alle Konstrukteure den Sinus gewählt haben.

Grüße
Peter

Voilà: Tobias war schneller.
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#6
Was passiert, wenn man einen Rechteck in eine Spule schickt?
1. Die Induktivität verschleift die Flanken.
2. Da eine Spule immer auch eine Kapazität hat, entsteht ein Schwingkreis. Oder mehrere, komplex miteinander gekoppelte. Auf jeden Fall entstehen Oberwellen, die ihrerseits in der restlichen Elektronik merkwürdige Effekte hervorrufen könnten.
Insgesamt also nur Nachteile, zudem ist ein stabiler Sinus leicht mit einem Schwingkreis zu erzeugen - ein Rechteck müsste davon erst abgeleitet oder, weniger frequenzstabil, direkt erzeugt werden.

MfG
Binse
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#7
Das alles hat aber die Eingangsfrage nicht beantwortet.
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#8
Inwiefern nicht?
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#9
Hypothese 0:
Die Löschwirkung wird durch den Scheitelwert bestimmt.
Der Scheitelwert von Rechteck ist nicht größer als der vom Sinus.

Davon abgesehen
spricht einiges gegen ein Rechteck-Lösch/Bias-Signal:
1.
Gelöscht wird durch den Strom durch die Spule des Löschkopfes.
Es ist "recht" schwierig einen rechteck-förmigen Strom durch eine Spule bei hohen Frequenzen zu erzeugen weil dazu die Spannung gemäß U= (-) L* dI/dt verlaufen müßte. Das würde auf den Flanken jeweils Spannungen von +- inf erfordern.
MaW: es geht nicht.
Ein rechteck-förmiger Spannungsprung bewirkt einen linear ansteigenden Strom. Macht man das periodisch, wird ein dreieck-förmiger Verlauf daraus.
Der Spitzenwert bestimmt den Löscheffekt.
Praktisch ökonomischer war im vorigen Jahrhundert ein Sinus-Oszillator mit halbwegs frequenz-stabilem Schwingkreis mittlerer Güte.
Andernfalls hätte man einen Quarz-Oszillator und Frequenzteiler auf die gewünschte Lösch-Grundfrequenz benötigt (bei der ausreichend Strom durch die Löschspule fließt).
2.
Ein weiterer praktischer Gesichtspunkt ist das Fernhalten des auch aus ökonomischen Gründen vom Lösch-Generator abgezwackten Bias-Signals vom Aufnahme-Verstärker.
Bei einem Sinus gelingt das einigermaßen mit einem Sperrkreis. Bei Rechteck wird das schwieriger.
3.
Der Aufnahme-Prozess erfolgt an einer nichtlinearen Magnetisierungs-Kennlinie.
Dabei entstehen Mischpodukte von Oberwellen des Audio-Signals mit dem Bias-Signal und dessen Oberwellen/Nebenwellen, die an der nichtlinearen Kennlinie entstehen. Je spektral reiner das Bias-Signal ist, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß dabei hörbare "Spurious"-Signale entstehen.
4.
Es ist immer möglich einen Sinus-Oszillator zu bauen, der genauso stark löscht wie der hypothetische Recht-Oszillator.

MfG Kai
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#10
(24.05.2022, 13:16)kaimex schrieb: ...das Fernhalten des ... vom Lösch-Generator abgezwackten Bias-Signals vom Aufnahme-Verstärker.

Diesen Punkt hatte ich doch glatt übersehen, Danke für den Hinweis!
Grüße
Peter


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#11
Habe verstanden.
Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Nein, habe keine Probleme beim Löschen, war einfach nur eine Spontan-Idee...
VG Jürgen
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#12
Da nich für...

Du kannst dich ja durch ausprobieren und berichten revanchieren.

MfG Kai
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#13
Habe leider keinen Generator, der einige 10V als Rechteck ausgeben kann...
VG Jürgen
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#14
Da hängt man an den vorhandenen Lösch-Oszillator eine Endstufe aus einer Halbbrücke, deren Ausgang zwischen Null und Betriebsspannung hin- und her springt. Das reicht zum Ausprobieren der Löschwirkung mit Rechteck-Spannung.
Die Bias-Spannung wird meist höher erwartet.
Wieder ein Grund, warum man es bisher mit Sinus realisiert hat:
Die hohen Spannungen kann man durch resonante Hoch-Transformation (->sinus-förmig) relativ leicht/kostengünstig erzeugen.
Wenn es Rechteck sein soll, braucht man eine entsprechend hohe weitere Betriebsspannung und einen weiteren Rechteck-Treiber.

MfG Kai
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#15
Wenn ich mal ein Rechtecksignal mit hoher Spannung bentötige, dann nehme ich meistens eine Audio Endstufe als Treiber.
100KHz sind allerdings schon sehr problematisch bis unmöglich. Das mögen die meisten Endstufen nicht so gerne, schon gar nicht als Rechtecksignal.
Meistens hängt da am Ausgang ein RC Glied, das würde wohl zügig abfackeln.

Nur mal so am Rande...
Ich hatte letzte Woche eine 40Kg schwere 3,5 KW Endstufe hier zur Reparatur. (siehe Bild)
(Auf der Unterseite der Kühlrippen sitzt nochmal die gleiche Anzahl Leistungstransistoren.)
Das Ding läuft mit 2 x 150 Volt Betriebsspannung! (Class-G mit 2 x 75V Low Voltage und 2 x 150V High Voltage)
Das ist schon recht beeindruckend und beim Basteln ist auch äußerste Vorsicht angeraten.
Es waren mehrere Endstufentransistoren defekt und einige Emitterwiderstände durchgebrannt. (und natürlich die Schmelzsicherungen)
Zum Glück nichts weiteres, denn ich hatte keinen Schaltplan zur Verfügung. Dann wäre es etwas schwierig geworden.
Jetzt läuft sie wieder problemlos.
Die Primärseite des Trafos hängt hinter einer Anlaufstrombegrenzung, ansonsten würde beim Einschalten sofort die Haussicherung rausfliegen.
Heute werden solche Monster meistens mit Schaltnetzteil und Class-D realisiert. Dann wiegen sie nur noch einen Bruchteil und haben kaum Verlustleistung.

Gruß, Jan


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#16
Hallo Jan,
das ist ja eine beeindruckende PA-Anlage.
Was mich verwundert ist, daß hier scheinbar ein normaler Schukostecker als Netzanschluß verbaut ist.
Meines Wissens sind die nur bis 3500W zugelassen.
Wenn der gezeigte PA-Verstärker tatsächlich 3,5 KW als Lautsprecherleistung abgeben könnte wäre das schon grenzwertig.

Gruß, Jan
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#17
Das Ding hat 2 x 1500 W Ausgangsleistung an 4 Ohm.
Gewicht 47 Kg !!

https://www.highlite.com/de/d4153-vision-3500.html

Fürs Wohnzimmer leicht überdimensioniert.

Gruß, Jan
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#18
Die Verwendung solcher Audio-Endstufen zur Bias-Strom-Erzeugug wäre ziemlich abwegig.

Im Service Manual von A77 oder B77 findet man typische Werte für den Bias-Strom.
Das sind ein paar mA bis ~10 mA.
Bei "meinswegen" 60V Spannung ~0,6 W pro Kanal, also für zwei Wicklungen ~ 1,2 W.
Bei großzügiger Auslegung zB 100V ~ 2 W.
Das geht mit Kleinsignal-MOSFETs oder Video-Transistoren.

MfG Kai
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#19
(25.05.2022, 15:49)kaimex schrieb: Die Verwendung solcher Audio-Endstufen zur Bias-Strom-Erzeugug wäre ziemlich abwegig.

Im Service Manual von A77 oder B77 findet man typische Werte für den Bias-Strom.
Das sind ein paar mA bis ~10 mA.
Bei "meinswegen" 60V Spannung ~0,6 W pro Kanal, also für zwei Wicklungen ~ 1,2 W.
Bei großzügiger Auslegung zB 100V ~ 2 W.
Das geht mit Kleinsignal-MOSFETs oder Video-Transistoren.

MfG Kai

Hallo Kai,

bitte nicht falsch verstehen was ich gesagt habe.
Ich habe nur von Rechteck-Experimenten gesprochen.
Ich brauchte vor einiger Zeit, wofür weiß ich nicht mehr, ein Rechteck Signal mit ziemlich großer Amplitude.
Da habe ich einfach meinen Funktionsgenerator an eine Endstufe angeschlossen und hatte das gewünschte Ergebnis.
Das waren auch nur Signale im niedrigen Frequenzbereich und keine 100Khz.
Bevor ich nur für ein Experiment irgendeine Schaltung zusammenbruzzle und mir über die Spannungsversorgung Gedanken machen muß, geht sowas schneller.

Hier mal ein 1 Khz Rechteck aus einer meiner Audio Endstufen mit ca. 125 Vss

Ich habe nicht vor die Endstufe in ein Bandgerät zu verpflanzen, wenn du das denken solltest. (was ich auch nicht glaube)
Die Rechteck Bias Idee kam ja auch nicht von mir.



Gruß, Jan


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#20
Ok,
dann habe ich das fälschlich als Anregung zur Verwendung im Sinne des Threads mißverstanden.

Davon mal abgesehen,
ist der gezeigte Verstärker ein aktuelles Modell ?
Warum wird nicht mit einem Schaltnetzteil der Schlepp-Faktor drastisch herabgesetzt ?

MfG Kai
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#21
(25.05.2022, 16:20)kaimex schrieb: Ok,
dann habe ich das fälschlich als Anregung zur Verwendung im Sinne des Threads mißverstanden.

Davon mal abgesehen,
ist der gezeigte Verstärker ein aktuelles Modell ?
Warum wird nicht mit einem Schaltnetzteil der Schlepp-Faktor drastisch herabgesetzt ?

MfG Kai

Nein, ist schon etwas älter.

...mußt du mal genauer lesen was ich weiter oben schrieb:

"Heute werden solche Monster meistens mit Schaltnetzteil und Class-D realisiert. Dann wiegen sie nur noch einen Bruchteil und haben kaum Verlustleistung."

Mir sind die diskret aufgebauten Netzteile aber ganz recht, weil ich ungerne an defekten Schaltnetzteilen herumfummle.

Gruß, Jan
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#22
Oh,
da hast du mich beim Diagonal-Lesen mit vorzeitigem Abheben ertappt.

Falls das ein Verstärker für PA-Zwecke ist,
kommt da tatsächlich pro Kanal eine einzelne 4-Ohm Box dran oder zB 4 a' 16 Ohm parallel ?
Oder PA-Boxen mit zB 4 parallelen ?16?-Ohm Bass-Chassis a' 400 W ?

MfG Kai
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#23
(25.05.2022, 17:57)kaimex schrieb: Oh,
da hast du mich beim Diagonal-Lesen mit vorzeitigem Abheben ertappt.

Falls das ein Verstärker für PA-Zwecke ist,
kommt da tatsächlich pro Kanal eine einzelne 4-Ohm Box dran oder zB 4 a' 16 Ohm parallel ?
Oder PA-Boxen mit zB 4 parallelen ?16?-Ohm Bass-Chassis a' 400 W ?

MfG Kai

Das Teil gehört mir nicht. Ein Kollege hat sie mir nur zum reparieren vorbeigebracht.
Der befeuert damit die Basslautsprecher einer PA Anlage (Partyzeltbetrieb für größere Veranstaltungen)
Was da genau für Speaker drangehängt werden, kann ich nicht sagen.

Gruß, Jan
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