Per 528 und Lgr 50
#1
Hallo,

ich habe bisher meine Maschine mit PEM 468 betrieben und bin nun an einen grösseren Posten LGR 50 gekommen; ausserdem noch ca. 50 Stk. 528er. Natürlich weiss ich, dass man die Maschine nur optimal betreiben kann, wenn man sie jedesmal auf das Ban einmisst! Das ist aber bei der M 15 mit erheblichem Aufwand verbunden. Ich habe gelesen, dass das PER 528 vom Arbeitspunkt mit dem LGR 50 gleich sein soll?
Weiss da von Euch jemand mehr dazu?

Wie verhält sich das PEM 468 dazu?

Danke + Gruß

Andreas
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#2
Lieber Andreas,

PEM468 ist ein hoch aussteuerbares Band mechanisch und elektrisch höchster Qualität, das in anderen Arbeitspunkten betrieben werden muss als die IRT-Typen LGR50 und PER528. Sie stellen Kompromisslösungen dar, um die im Grunde historischen Arbeitspunkte der zentraleuropiäischen Rundfunkanstalten (riesige Archive!) auch im Zeitalter neuer Bandmaterialen zu erhalten. 468 ist eigentlich nicht sinnvoll (also ohne Verschenken von Qualität) im Arbeitspunkt von 528 oder LGR50 zu betreiben (et vice versa).

Ich kann dir aber nicht darin folgen, dass die Neueinmessung bzw. Ummessung einer M15 auf 528 mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Bei sinnvoll angelegter Peripherie (zwei RTW-Stereopeakmeter, stabiler Tongenerator mit 4 oder 5 Festfrequenzen) geht das in wenigen Minuten, bei höchster Genauigkeit übrigens.
Die Datenblätter kannst du von mir gerne erhalten, sie geben dann auch Auskunft über die jeweilige Auslegung der Bänder. Übrigens haben wir über dieses Thema (auch historisch) hierzuforum schon einmal recht interessant diskutiert, was vermutlich durch einfaches Eingeben der Zahlen 528 und 468, 911, 525 etc. pp. schon herzuholen sein dürfte.

Ansonsten: Spezielle Fragen einfach stellen.


Hans-Joachim
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#3
Danke Hans-Joachim!

Ich habe die Maschine jetzt auf PEM 468 eingemessen! Umständlich finde ich aber, bei jeder Aufnahme mit 528er die Maschine ummessen zu müssen. Ich bin nach meinem Studium mit der Digitaltechnik gross geworden und habe was Bandmaschinen angeht nicht viel Erfahrung bzgl. der Technik und auch nicht viel Ahnung. Ich würde mich über die Datenblätte sehr freuen!!!!

SVenBB(at)freenet.de

Was hälst Du für den besseren Kompromiss? Einmessen auf PEM oder PER und stimmt es , dass das LGR und das PER gleiche Arbeitspunkte haben???

Viele Grüße

Andreas

Edit: Bitte keine eMail Adressen offen ins Forum stellen!
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#4
So, jetzt bin ich der Sache einmal messtechnisch auf den Grund gegangen und kam zu folgendem Ergebnis, was nicht richtig sein muss, da ich nur mit SmaartLive messe und zu hause kein MLLSA habe.

Wenn ich die M 15 auf PEM 468 einmesse und dann mit per 528 aufnehme und auch mit lgr 50 stelle ich bei der Messung "über Band" einen leichten Höhenverlust von 1.....1,5 dB fest, den ich gehörmässig gerade so im A/B Vergleich nachvollziehen kann. Die Aufnahmen mit LGR klingen dann hinterher etwas runder. Optimal eingemessen auf LGR 50 kommt die Maschine etwa auf die gleichen Parameter bzgl. Linearität der Übertragungsfunktion. Allerdings zeigt sich beim PEM 468 eine bis zu 3 dB bessere Höhenaussteuerbarkeit.

Hans Joachim, kläre mich bitte auf, falls ich Mist gemessen haben sollte:-(

Klanglich kann ich ansonsten jedenfalls auf meinem Geithain Set keine Unterschiede feststellen.
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#5
Lieber Andreas,

die Materialien bringe ich gleich auf den Weg an dich. Die Geschichte des LGR50 und all seinen Derivaten ist kompliziert, weshalb man genau wissen sollte, welche Version dir wirklich vorliegt. Karton bedeutet ja bei Profis nicht notwendigerweise 'zugehöriges Band'.
Unserer Forenkollege Friedrich ist der geeignete Ansprechpartner für die Geschichte und das Verhalten dieser Bänder, zumal auch sein berufliches Leben an den Bändern der AGFA und der BASF (nicht folgenlos) entlanglief, denn sein 'altes Testament' (schnoddrige Formulierung von mir...) dürfte dir mit jenen Informationen dienen, die du zur heute historischen Technik magnetisch-analoger Tonaufnahme haben möchtest:

Friedrich Engel, Schallspeicherung auf Magnetband. Leverkusen 1975 [167 S.]
Dazu vielleicht auch:
Peter van Bommel, Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung. Leverkusen 1973.

Die Bändchen sind nurmehr antiquarisch erhältlich. Z. B. www.zvab.com.

Andererseits ist bei Rundfunkbändern der späteren Generationen der Arbeitspunkt grundsätzlich gleich (Forderung des IRT, andernfalls keine Zulassung), weshalb man sie in dem des 528 betreiben kann, das die Low-noise-Bedingungen in die Arbeitspunkte des 525 hineinschiebt. Intenzionell konnte/sollte/durfte man also beide Bänder in denselben Arbeitspukten verwenden.
Wiedergabeseitig ist die Sache ja ohnehin ohne Belang, weil die Anlage nach CCIR/IEC bzw. NAB linear eingerichtet sein muss.

Grundsätzlich würde ich natürlich mit 468 arbeiten (was ich weiland auch immer getan habe, bis die AGFA den Vogel bekam und ich zu BASF und dann -1984- sukzessiv immer schneller in digitale Sphären umstieg), weil 528 und vor allem 525 (damals -1978/79- noch durchaus nicht unaktuell) ohne Rauschminderungssystem mir eigentlich nicht schmeckten. Dennoch ist mir unwohl dabei, ein 528 nicht im systemeigenen Arbeitspunkt zu betreiben, streb[t]e ich als Klassikmann doch Frequenzgangoptimierung und Klirrfaktorminimierung gleichermaßen an; und dann heißt es eben, 'Farbe bekennen', was ich auch dir dringend rate, wo doch die Einmessung bei Vorhandensein eines 'gepflegten' Bezugsbandes alles andere als eine Hexerei ist, sofern man alle fünf Sinne beieinander hat, was aber bekanntlich nicht so selbstverständlich angenommen werden darf, wie es scheint. Ich weiß, wovon ich rede (und sehe mich im Kreuzgang des Brixener Domes sitzen...).

Also wenn überhaupt:
468 regulär und 528 im Kompromiss betreiben; dazu musst du aber klären, wie du den Aufnahmefrequenzgang seitens des Mischpultes hinziehen musst, damit 528 wirklich linear arbeitet. Weiterhin achte bitte angesichts der jeweiligen Modulation auf die Unzulässigkeitsgrenze der Bandsättigung. Dennoch ist dies Verfahren aber nichts rechtes.
Daher und besser: Ummessen.

Übrigens teile ich auch deine Meinung nicht, dass zwischen einer B77 und der M15 "Welten" lägen. Die -bitte um Vergebung- geringen qualitativen Unterschiede bei vergleichbaren (!) Geräteversionen (also 38,1 cm/s) sind genau beschreibbar und zudem fast unbedeutend, weil durch das analoge Bandverfahren bedingt, das ja beide Geräte in identischer Weise teilen.

Nehme ich die B77 'physisch' so an die Kandare wie das für die M15 normal war, dürfte das Leben der B77 natürlich nicht allzulange währen. Von "siebenzig Jahr'" kann keine Rede sein. Die klanglichen Qualitäten sind aber unter vergleichbaren Bedingungen fast identisch.
Es ist da neulich in Colmar etwas gelaufen, wo Vergleiche auf der Studer-Ebene (Profianlagen letzter Generation vs. A77[!!]; das ist -bitte- technischer Stand des Jahres 1966!) fast bedenklich 'brutale' Ergebnisse erbrachten. Mir ist das aus der eigenen Praxis (darunter auch der Messenden) zwar nur zu vertraut, doch will einem derlei nicht so ohne weiteres in den Kopf, stehen bbei dieser Feststellung doch einiger tausend DM im Feuer.

Hans-Joachim
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#6
Lieber Hans Joachim,

ich vermute, wir haben den gleichen Beruf, nur bist du erheblich erfahrener als ich:-)

Ich hatte die M 15 neulich beim Service (Hilpert in HH) und der bestätigte mir, dass die Köpfe in der 77er deutlich schlechter sind als in der M 15. Ich meine, dass meine 77er in den Höhen bei höhenlastigem Programmaterial schneller ins Klirren gerät??? Rein mechanisch liegen aber wirklich Welten zwischen den Geräten.

Übrigens ist heute beim RUndfunk vom Qualitätsbewusstsein der früheren Jahre nichts mehr zu spüren!!!! Selbst auf XXX Kultur (du verstehst, dass ich meine AG nicht öffentlich beleidigen kann) haben wir jetzt einen Multibandkompressor!!!!! Grauenhaft!!!!! Die Speicherung erfolgt ähnlich MP3, da klingt eine M 15 auch ohne Telcom und mit Fehleinmessung noch besser:-)

Ich benutze meine M15 zu Hause zum Mastern von Aufnahmen und höre mir das ganze über die Monitore an. Da wäre es also egal, ob ich die Maschine auf PER extra einmesse. Ich werde aber für hochwertige Aufnahmen das PEM aufheben.

Ich habe zwei Chargen der LGR und stelle fest, dass sich dieses augescheinlich vom 528 kaum unterscheidet; auch finde ich nicht, dass es sichtlich rauher ist als das PEM; ein anders LGR 50 aus dem Archiv meines Brötchengebers kommt mir dagegen vor wie ein Reibeisen....

Viele Grüße


Andreas
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#7
Zitat:M15AHH postete
ich vermute, wir haben den gleichen Beruf, nur bist du erheblich erfahrener als ich:-)
Öh, soll vorkommen. Ich gehe heute mit der analogen Technik allerdings als Historiker (mit funktionierender Priphwerie) um, was mir mein Leben erleichtert, wenn ich an die qualitativen Verzweiflungen meiner Frühzeit denke. Ja, ich war oft verzeifelt, traurig, weil es nicht besser ging und man keine Alternativen hatte.
Heute geht es besser und das -seitens der Technik- durchaus mit links, was aber dem -ich nenne das so- digitalen Schlendrian Tür und Tor öffnet. Davon ist unsere Rundfunklandschaft heute leider und tatsächlich übervoll. Auch das ästhetische Interesse steht mehr als nur auf der Kippe, weil man sich um nichts mehr richtig bemühen muss. Systemengpässe früherer Jahre, die einen zur Entscheidung zwangen, gibt es leider kaum mehr und wenn doch, dann entscheidet oftmals die Maschine. Schade, aber der Moloch Markt, dem man [zu] vieles opfert, will es nicht anders.

Zitat:Ich hatte die M 15 neulich beim Service (Hilpert in HH) und der bestätigte mir, dass die Köpfe in der 77er deutlich schlechter sind als in der M 15.
Hilpert muss das sagen und hat natürlich Recht damit. Die Sorgfaltsebene der Profiköpfe ist von eigener Klasse. Das hört man aber in der Praxis nicht, weil die von dir beschriebenen Engpässe eher in der Sättigung des Bandes oder bei neuestem Band (z.B. SM900, das ist die physikalische Grenze, siehe Aufsatz Corinth-Engel im TMT-Bericht 1994) in der Sättigung der Verstärker anzulasten sind, man also das System mit seinen erheblichen Nichtlinearitäten überfordert, nicht fach- bzw. sachgerecht nützt. Beim Auftreten solcher Erscheinungen macht also der Nutzer einen Fehler, dessen Ursache nicht primär in der Qualität der Köpfe zu suchen ist. Miss also Aussteuerbarkeit, Klirrfaktor, Geräuschspannungsabstand und Frequenzganglinearität nach und du weißt, was geht und was nicht. Ich habe jahrelang (zwischen ca. 1976 und 1984/85) neben A80 und B67 her zwei A77ORF betrieben, die natürlich mehr brummten und keine Schmetterlingsköpfe hatten (die Aufzeichnungen waren daher nicht kompatibel); ansonsten aber war qualitativ kein signifikanter Unterschied zu hören, sieht man davon ab, dass die A77ORF trotz fehlenden Hf-Modulationstrafos hinter Band näher (!) am Vorband-Originalsignal waren als B67 und A80, die zugegebenermaßen 'schöner' klangen. Doch machen bei mir Musiker Musik und nicht Bandmaschinen. Die wirklichen Mängel der Köpfe der A77 lagen in den nicht identischen Spurbreiten des Aufnahmekopfes, was aber unter den Nutzern offenbar niemand wusste, bis ich davon einmal in einem Forum Erwähnung tat.

Mit den beiden Welten mechnaischer Qualitäten hast du uneingeschränkt Recht; und das berührt natürlich bei der analogen Technik bei längeren Betriebszeiten recht schnell auch klangliche Bereiche, die ihrerseits immer auch eine Funktion der Gerätezuverlässigkeit sind. Man darf sich aber nicht täuschen: Der Rundfunk verplemperte (??) das viele Geld für seine T8en und T9en (für deren Preise gab es damals mehrere VWs) et alii nicht primär für Klangqualitäten, sondern für eine hohe Zuverlässigkeit (Dauerbetrieb) bei möglichst hoher Qualität. Die Qualitätsforderung ihrerseits rührte auch nur aus der Tatsache des geradezu 'wüsten' Kopierens bei den Rundfunkanstalten, dessen negativer Einfluss nur mit extrem hochwertigen Magnetophonen zu beherrschen war. Bei digitaler Technik ist das alles kein Thema mehr, weshalb man sich zum Kopieren auch keine Gedanken mehr macht, was auch auf Musiker und ihre Arbeit abfärbt. Die Langweiligkeit des heutigen Autofahrerwellenrundfunks hat Ursachen, die man aber absehen konnte, als die Großartigkeit unserer Rundfunkreformen ins Werk gesetzt wurde. Es liegt mir fern, die Vergangenheit zu glorifizieren, denn die technischen Möglichkeiten sind heute so toll wie nie zuvor. Walter Weber wären die Tränen gekommen; sicher aber auch wegen des reichlich 'sparsamen' Ergebnisses. Man muss sich als Mensch an Problemen reiben, damit interessante Ergebnisse herauskommen, sage ich als [klassischer] Musiker dazu.

Zitat:Ich habe zwei Chargen der LGR und stelle fest, dass sich dieses augescheinlich vom 528 kaum unterscheidet; auch finde ich nicht, dass es sichtlich rauher ist als das PEM; ein anders LGR 50 aus dem Archiv meines Brötchengebers kommt mir dagegen vor wie ein Reibeisen....
Zonal hatte auch so ein Band, bekam aber u. a. deshalb keinen IRT-Segen, weil es zu glatt kalandert war. So waren für Rundfunkanwendung bestimmte, genau definierte Ansprüche an die Wickelqualität zu befriedigen, wie denn auch der 'Selbstreinigungseffekt' (so nannte man das damals) des 525 immer wieder hervorgehoben wird. na ja, eibeisen könnte man es auch nennen, obgleich das 525 stereo ja schon zu den kalanderten Bändern gehört...

Mir geht es in Postings immer darum, den Sachverhlt historisch in sinnvoller Breite aufzudröseln, weil selten etwas ohne Grund passiert und wir heute nicht nur Grund haben/hätten, etwas von Vätern zu lernen, sondern auch neue urteilsfähigkeit dem eigenen Mist gegenüber zu entwickeln. Dafür eignen sich abgeschlossene historische Kapitel wie die analoge Magnetbandtechnik wirklich gut, doch dies nur dann, wenn man halbwegs kapiert, was vorging.
Für 'diese meine' Sicht bin ich hierzuforum schon bekannt (berüchtigt??).

Nachdem deine Blätter noch immer nicht auf dem Wege sind, beende ich meine Gedankenspielereien jetzt einstweilen 'mal.

Hans-Joachim
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#8
naja: "abgeschlossen" ist das Thema Band noch lange nicht; ein Kollege im Musik-und Geräuscharchiv schätzt, dass maxmal 10% des Bestandes digital vorliegen; die überwiegende Mehrheit ist auf Band!!! Und sie kopieren noch jetzt Bänder, da immer noch unklar ist, was das digitale Speichermedium der Zukunft ist und fest steht, dass analoge Bänder locker 50 Jahre (jedenfalls im kühlen, klimatisierten NDR keller) und mehr halten....

In der Praxis stimmt das aber; trotzdem stehen nach einem GAU beim Hörfunk wieder Studer 812 als Havarieersatz in den Studios; analog geht immer irgendwas.....und die digitale Sendeabwicklung ist gerade gestern bei NDR1 90,3 wie abgek.....t .
Übrigens haben dort jetzt die Redaktionen die Verantwortung für das Sounddesign!!! Ahnungslose Redaktionsschwuppen, die noch nie eine Klavier live gehört haben:-) Folgendes ist im Signalweg:
1. Multibandkompressor auf Vollanschlag
2. Stereomax für verschwommenes Stereoimaging
3. Bassmax für knallige Bäse auch aus dem Küchenradio
4. Exciter für mehr Durchsichtigkeit und Brillianz
5. EQ für das letzte Design

manchmal noch n Hallgerät....

Ergebnis: es klingt wie über Telefon; einfach zum k....tz..n.
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#9
Andere Rundfunkanstalten, andere Sitten. Bei vielen Sendern ist die Digitalisierung in vollem Gange, das seit Jahren. Man hat sich für ein Format entschieden (durchaus unterschiedlich von Sender zu Sender) und da diese Entscheidung vor Jahren für Jahrzehnte getroffen wurde, ist das Speichermedium z.T. auch verblüffend unmodisch.

Der WDR z. B. digitalisiert mit dem Ziel, für jedes Band 2 CDs zu haben. Eine zum Bunkern, eine zum Benutzen.

=> M15AHH
Das Thema "Digitalisierung des Rundfunks" wäre einen eigenen thread wert. Wenn Du aus dem Nähkästchen plaudern kannst - nur zu. Das board "Diskussionen" unter "Tonband" wäre richtig. Bei gutem Verlauf des threads könnte das dann auch in die Digi-Boards geschoben werden.
Michael(F)
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#10
Zitat:M15AHH postete
naja: "abgeschlossen" ist das Thema Band noch lange nicht;
Lieber Andreas,
so, wie ich das meinte und schrieb, ist das technische Kapitel des Magnetbandes abgeschlossen, weil technische Fortentwicklungen (ich zitierte einen zitierfähigen Aufsatz) des analogen Bandes nicht mehr stattfinden können. Die leistungsfähigen Forschungseinrichtungen (zuletzt war noch EMTEC da) sind zerschlagen. Das physikalische Potenzial der analogen Tonaufzeichnung ist letztlich ausgeschöpft, die Nichtlinearitäten des magnetischen Verfahrens würden beim Versuch einer weiteren Steigerung der Betriebsdynamik vom analogen Verstärker (also Aufnahmever- bzw. Wiedergabeentzerrer) mehr fordern, als dieser zu leisten in der Lage ist.
Die Auflösung des analog magnetischen Verfahrens zu 1000 Pegelschritten ließ sich in den letzten 40 Jahren nicht ändern.

Schon das genannte SM900 -sein Nachfolger mit allerdings elektroakustisch praktisch identischen Werten lag bei EMTEC, München nicht mehr nur in der Schublade- überfordert diverse Aufsprech- und Wiedergabeverstärker, es lässt sich also die Qualität nicht mehr sinnvoll weitertreiben. Der wiedererstehenden Firma Quantegy gebe ich noch maximal fünf Jahre, APR in York, Pa kaum eine Chance, und was in bzw. aus Oosterhout kommen wird, wissen die Götter.

Ein digitales "Speicherverfahren der Zukunft" wird es nicht mehr geben, das haben die Gralshüter des Wettbewerbes und die Rundfunkanstalten selbst -mit allen Vor- und Nachteilen- verspielt. Der hohe Normungsgrad früherer Tage ist -wieder mit allen Vor- und Nachteilen- nicht mehr wiederzubeleben. Über die Praxis der WDR, bei der Digitalisierung die analogen Originale der Löschdrossel zu überantworten, kann ich nur den Kopf schütteln. Sie widerspricht den über Jahrhunderte gewachsenen Erfahrung unserer Archivare.
Tonkopfbauer der Qualität der Studer-Buben letzter Generation, die zu vergleichbar 'günstigen' Preisen liefern, gibt es nicht mehr. Man müsste auch diese Szene wieder herholen. Das kommt aber nicht, weil 'der Markt' (unser Mammon) viel zu klein ist. Natürlich wird man weiter digitalisieren und Digitalisiertes bei ansteigender Fehlerrate neu kopieren, doch dies wird -so ja auch die vorgesehene Praxis des WDR- ein konstanter Prozess sein, der dann eben mit Verlusten, die es ja auch schon zur analogen Zeit z. B. in Gestalt der Binderschwächen bei professionellen Bändern gab [468 war einschlägiger Kantonist!], zu neuen Tätigkeiten im Rundfunkbereich führen wird.

Was beim Rundfunk gebastelt wird und teilweise gebastelt werden muss, ist mir natürlich geläufig. Die CD bzw. die digitale Aufzeichnungstechnik ist nicht qualitativ ein Problem, sondern ihre Qualität ein Problem für übliche Übertragungskanäle, tja, und vor allem für unsere Hörgewohnheiten, denen sich der Rundfunk so albern wie engagiert 'stellt', man arbeitet ja "gewinnorientiert", was ja nun schon einigen Schwachsinn in unseren Gemeinwesen geadelt hat.

Ich weiß, warum ich -herzlich bewusster Zuhörer und Klassikmann, nochmals sei es betont- kaum mehr Hörfunkteilnehmer bin. Heute sind -wie ich hier schon einmal schrieb- selbst die vermutlich auf IG Farben Typ L aufgezeichnet(gewesen)-en RRG-Stereos von 1944 (Gieseking/Rother) bereits ein hörbares Problem. Ich weise das gerne anhand meiner Ardchivaufnahmen nach. Doch hat dies weniger mit der Technik zu tun, als mit dem (oftmals geschäftsleitungsbestimmten) Zwängen zu Modernismus, Fortschritt und Reform oder zu dem, was man 'da oben' dafür hält; also dem Umgang des Menschen mit technischem Material. Frühere Tage waren da aber keineswegs besser, sieht man sich das zeitweise geradezu radikale Exerzieren des "Kompatiblitätsgebotes" durch die Rundfunkanstalten in der Frühzeit der Rundfunk-Stereofonie (Koinzidenztechnik!) an. Womit wir wieder beim Thema wären: Wie kommt was warum..., und: Machen wir heute nicht denselben Quatsch? Ist der wider den Stachel löckende Kunde/Hörer nicht eigentlich der Partner, über den man sich freuen, mit dem man die Diskussion suchen sollte, auch wenn er gelegentlich bis oft gegebene Sachverhalte nicht durchschaut?

Vergegenwärtige ich mir, welche Reaktionen ich seitens der Rundfunkmacher auf meine qualifizierten, vorsichtigen, stillen, höflichst formulierten Vorhaltungen zu 'qualitativen Parametern' hin erhielt, dann würde ich hier durchaus von Defiziten sprechen, die sicher fortbestehen. Heute gebricht es mir am weiteren Engagement, in diesen Fragen noch 'aktiv' zu sein, zudem bin ich in der Branche zu bekannt, um mir nicht doch die zweifelhafte Reputation eines Querulanten einzuhandeln.
Es ist halt so, ich konstatiere einen Verfall, akzeptiere ihn auf Zeit, bin aber dabei, sollte Abhilfe möglich werden, sollte ich dann noch etwas hören.

Hans-Joachim
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#11
Zitat:PhonoMax postete

..

Es ist halt so, ich konstatiere einen Verfall, akzeptiere ihn auf Zeit, bin aber dabei, sollte Abhilfe möglich werden, sollte ich dann noch etwas hören.

Hans-Joachim
Hallo Hans-Joachim,

ich bringe den Thread mal wieder nach oben.. hmm klingt im Grunde recht pessistisch. Auf den Privaten war ich anfangs auch drauf, bis mir das -sorry- Dummgebabel und die Jingels aus den Ohren raus kamen. Auch sind die beliebig austauschbar, irgendwie hört man überall (fast) das gleiche. Aufällig auch die zugekauften Beiträge, in Nachrichten und Themen. Manches hört man auf den Sendern doppelt.

Auch klangen die irgendwie "gekünstelt", nachdem ich hier so gelesen habe, was alles für Nettigkeiten in den Signalweg gepackt werden, verstehe ich warum. Die öR ziehen vom gekünstelten Sound und von der "flachen" Moderation inzwischen nach.

Einzig bei uns der HR und der DLF kommen klangtechnisch gut rüber. Der große Feldberg ist nicht gerade in Sichtweite, aber das Signal kommt selbst an Wurfantenne gut rein. Als "normal" Hörer bleibt mir ja keine andere Wahl, als mit den Programmen auszukommen, die ich über Kabel und Antenne bekomme. In der Wohnanlage darf ich keine Schüssel stellen, mangels DSL ist Webradio auch nicht in Sicht, wobei es mir bei beiden auch an der Qualtiät und Inhaltsqualität zu mangeln scheint.

DAB hat bei uns im Gebiet nur eine Handvoll ÖR-Sender, von DRM habe ich in unseren Breiten noch nix großartiges gehört, soll aber schon in der Schweiz verbreiteter sein.

Ob "Bezahlradio" die Zukunft sein wird, wenn man Wert auf Qualität legt ? Im TV siehts im Free-TV schon so aus, das ich mir ernsthaft überlege, Bezahlfernsehen anzulegen; aber da wehre ich mich noch innerlich dagegen.

Als man mir vor 15 Jahren sagte, das ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr 400 DM für Medien aufwenden würde, konnte ich das erst nicht glauben.

Inzwischen: Telefon + Internet + GEZ + Mobilfunk+ bezahlte Medien + Jamba Klingeltonabo etc: Kommt bei manchen Haushalten hin. Die Tage in einer Kneipe: Schickten sich die Kiddies gegenseitig SMS zu. Ich habe mal nachgerechnet und kaum auf gut 5-6 EUR die die innerhalb einer Stunde verjuckt haben.

Da ch schon auf die Kosten achte und auch kein sehr hohes Telefonaufkommen habe sind meine Kosten überschaubar; deshalb schiebe ich bezahltes Fernsehen und Radio (noch) nach hinten raus.

Fazit: Steigende Grundkosten, sinkende inhaltliche Qualität.

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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#12
Lieber Wolfgang,

wenn ich ehrlich bin, existiert für mich als Klassikhörer nichts mehr in dieser Landschaft, was mich denn anspräche; ich weiß aber genauso, dass meine Erwartungen und Hoffnungen etwas ab vom Schuss sind.
Wir haben es bei dem ganzen Dilemma ja mit einer Kombination technischer und ästhetischer Probleme zu tun, die nicht nur nicht separat zu lösen sind, sondern sachlich miteinander zu tun haben. Das Zusammensetzen zweier so unterschiedlicher Medien wie das des klassischen UKW-Rundfunks analoger Provenienz und der digitalen Speicherung mit eigenen Gesetzen musste zu Problemen führen, die man mit technischen Mitteln ('hochwertige', frequenz- ja universell signalabhängige Begrenzer und Kompressoren) löste, die anhand unter (Ingenieurs-)Zeitgenossen virulenten Ästhetiken entwickelt wurden.

Diese Ästhetiken entspringen den Vorstellungen unserer aktuellen Gesellschaftsordnung, deren Prinzipien in den hier zur Debatte stehenden Umgebungen der Medienindustrie zumindest nicht die meinen sind. Ich suche die Auseinandersetzung, will belehrt, nicht unterhalten werden (frage einmal hier im Forum herum, wie das unsere Kollegen sehen; eine Mehrheit wird mir widersprechen!), störe mich nicht an 'Mängeln', die mir die Einsicht in die Engigkeit eines Übertragungskanales erlauben, möchte nicht in Musik (oder Texten) baden, sondern zur sachimmanenten Analyse (nicht derjenigen der Begrenzereinstellungen oder dessen Fabrikats) angehalten werden. Musik muss für mich daher nicht per se "schön klingen", sondern anhand ihrer Machart (auch die ihrer medialen Vermittlung!) Einblick in ihre Aufgaben vermitteln. Wo diese Aufgaben nicht klar zu umreißen sind, interessiert mich die Musik folglich kaum mehr. Dass da heute 'systemübergreifend' (also privat bis öffentlich-rechtlich) heftigst herumgeschoben und gesündigt wird, schlicht weil man keine Vorstellungen von dem hat, was man tut (sieh' mal in die 'redaktionellen Unterfütterungen' des Programmes!), hat mich de facto hörfunkabstinent gemacht.

Übrigens bin ich mit meinem 'Musikerwunsch' nicht allein, mich an Sachverhalten reiben zu können, was nichts anderes ist, als die Auseinandersetzung zu suchen. Von durchaus prominenten Musikern der vor-medialen Zeit ist ähnliches überliefert, was vor allem einen dieser Musiker veranlasste, neben seinen Kantorenaufgaben den lebenslangen Kontakt mit einer Hundertschaft privater Schüler zu suchen. Das Ergebnis spricht für sich, denke ich.

Hans-Joachim
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#13
Darf ich zur letzten Feststellung von Hans-Joachim noch einen Literaturtipp geben: Christoph Wolff, Johann Sebastian Bach, S. Fischer, 2. Auflage 2000, ca. 620 Seiten, war Anfang Juli in Weimar (... wo Bach wegen "Insubordination" vier Wochen im jailhouse saß ... also Sachen gibts ...) als Sonderausgabe für 25 Euronen zu haben. In my humble opinion: Das Beste, was man sich derzeit unter einer Bach-Biographie vorstellen kann. Aufschlußreich, informierend, Lektüre im besten Sinn.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#14
Zitat:PhonoMax postete
Lieber Wolfgang,

... Ich suche die Auseinandersetzung, will belehrt, nicht unterhalten werden (frage einmal hier im Forum herum, wie das unsere Kollegen sehen; eine Mehrheit wird mir widersprechen!), störe mich nicht an 'Mängeln', die mir die Einsicht in die Engigkeit eines Übertragungskanales erlauben, möchte nicht in Musik (oder Texten) baden, sondern zur sachimmanenten Analyse (nicht derjenigen der Begrenzereinstellungen oder dessen Fabrikats) angehalten werden.

Hans-Joachim
Hallo Hans-Joachim,

nein, ich würde Dir nicht widersprechen. Über die Jahre hat bei mir aber ein Wertewandel eingesetzt, der mich z.B. auch zum DLF geführt hat, der mir allerdings durch seinen hohen Wortbeitrag schon manchmal auf den Kittel gehen kann, aber interessante Beiträge liefert - man(n) muss nur in die Programmvorschau der Programmzeitschrift sehen.

So schalte ich gerne z.B. "Rock et cetera" ein, da zusammen mit der Musik auch Informationen vermittelt werden, die mir so nicht bekannt waren. So habe ich auch auf Band (passend 18er Spule, 19cm/s = ca. 45min) eine Reportage über die Geschichte des Acid Jazz eingefangen, die ich mit den Interviews der Künstler immer wieder gerne anhöre, und die das Jahrzehnt wie Perlen auf einer Schnur aneinander reihte.

Leider kann ich mich für Klassik nicht begeistern, einzig auf Klassikradio hörte ich die Till Broenner Show, was meine Neigung zu Jazz und Soul entgegen kam. Leider inzwischen vom Äther verschwunden, aber glücklicherweise gibt es (noch) die Bluenotes von Stefan Oettel auf www.JamFM.de - ein interessanter Spartensender, der einen Bogen von Latin über Soul, Rap und Jazz spannt, alles Musikrichtungen, die im Mainstream nicht zu finden sind.

Gruß


Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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