Grundig TK 30 von 1958 erweckt - Ein Bericht
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Es wurden ein paar Anmerkungen zu den weiteren Modellen gewünscht.

Was niemand mehr kennt sind TK 50 und TK 55. Beides sind Halbspurgeräte, die Stereo-Wiedergabe "können", Aufnahme nur mono. Man rechnete in den Kindertagen der Stereotechnik damit, dass sich die in den USA beliebten "prerecorded tapes" auch bei uns einführen. Mit TK 50 und 55 konnte man wie üblich aufnehmen und wiedergeben und als Gimmick eben auch noch die gekauften Stereo-Bänder in Verbindung mit einem Radio als zweiten Kanal oder einer Stereo-Musiktruhe abspielen. Bei Uher (Typ 750) und Telefunken (Mag. 85 Stereo, ja, das gab es) und später Philips (RK 50) hatte man dieselbe Idee. Dass die Sache mit den vorbespielten Bändern in D einfach flachfiel, konnten die Hersteller nicht wissen.

Optisch entsprechen TK 50 und 55 dem TK 35, und zwar nur dem blaugrünen, graue gab es nicht. Vorne in der vorgebauten Platte war ein Wippschalter eingelassen, der der Wahl zwischen Mono und Stereo diente.
Der Unterschied zwischen 50 und 55 ist allen Ernstes nur die zusätzliche Geschwindigkeit 4,7 beim TK 55, sonst ist es mit dem 50 identisch.

Am Rande: TK 50 und 55 erschienen deutlich nach den 30ern 1959. Ab diesem Zeitpunkt hatte das TK 35 auch die neue vorgebaute Platte, statt des Schalters saß hier eine Blindblende mit dem Schriftzug "TK 35". TK 50 und erst recht 55 waren kein Erfolg, entsprechend selten sind sie heute. Daher wurden sie nach einiger Zeit wieder aus dem Programm genommen, und zwar bevor die ganze Serie auf graue Farbe umgestellt wurde. Darum gibt es die beiden nur in blaugrün.

Mit Beginn der Stereoschallplatte im Herbst 1958 wurde auch Stereoaufnahme interessant. Grundig brachte zum Jahresende 1958 zunächst das Einbau-Tonbandgerät TM 60. Es war das erste Vollstereogerät aus Nürnberg/Fürth, allerdings als Einbaumodell für Stereo-Musikschränke ohne eigene Endstufen.
1959 kam dann die gewaltige Kofferversion TK 60, das wohl jeder kennt, schon weil es mit seinen abnehmbaren Lautsprechenboxen ein Hingucker ist.
Es krönte das Grundig-Programm bis 1960. Witziges technisches Detail: Es enthält einen Oszillator für den einen Kanal und eine von diesem angesteuerte kleine Endstufe für Bias und Löschen des zweiten Kanals. Daher zweimal EL 95 nur für diesen Zweck.
Die erste Ausführung des TM 60 hat eine deutlich andere Buchsenbelegung als die späteren und der Koffer. Das TK 60 gab es in blaugrün und in grau. Die TM hatten eine braunbeige Deckplatte.

Der nachfolgende TK 64 war eigentlich ein Rückschritt, denn a) integrierte er die (dennoch großen) beiden Lautsprecher wieder in den eigentlichen Koffer,
zum anderen tat er den Schritt von Halbspur- auf Viertelspur-Vollstereo. Also qualitativ eine Nummer dünner, aber das war dem Zeitgeist geschuldet, man meinte dass die Stereo-Halbspurtechnik keine Zukunft hat. Das änderte sich erst 1962 nach erheblichem Protest der Tonbandamateure (Wer Vierspur fährt, ist Schläge wert!, war ihr Slogan). Daraufhin erschienen viele vorhandene Vierspur-Spitzengeräte in Stereo-Halbspurausführung: Grundig machte aus dem TK 46 das 47, Telefunken aus dem M 97 das 98, Uher aus dem StereoRecord III das II. Von da an lebten Zwei- und Vierspur in friedlicher Koexistenz.

Sämtliche beschriebenen Grundigs T 50, 55, 60, 64 enthielten das Laufwerk und die Mechanik der 30er Modelle.


VG Stefan

Nachtrag: Bilder.
Edit: Alle Modelle haben oben zwischen den Spulen zwei Leuchtanzeigen, die Mono- oder Stereobetrieb signalisieren. Sie dienen auch als Einschaltkontrolle, wie die grüne Lampe in der 30er-Modellen.

Hier ein TK 50:
   

Ein TK 60 in blaugrün:
   

Und hier ein TK 64 (den gab es nur in grau). Er hat nicht die typische gelöcherte Bandage um den Koffer, stattdessen graues Streckmetall über den Lautsprecheröffnungen.
   
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RE: Grundig TK 30 von 1958 erweckt - Ein Bericht - von Vollspurlöschkopf - 26.03.2022, 14:43

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