Ersatz eines Germaniumtransistors
#1
In folgendem Wiedergabeverstärker sind Germanium Transistoren verbaut.
Ist es ausreichend, den Eingangstransistor GF105 gegen einen modernen rauscharmen pnp Siliziumtyp auszuwechseln?
Den Arbeitspunkt würde ich natürlich anpassen...
   
Meiner Meinung nach ist hauptsächlich  T1 ausschlaggebend für das Rauschmass der Schaltung.
Der verbaute GF105 aus den 1960er Jahren hat einen Rauschfaktor von 10dB, rauscharme DDR Silizium pnp Typen (SC309) erreichten später bereits typisch 1,2dB. 
Mir geht es nicht darum ein paar Cent zu sparen, was jedoch gut funktioniert darf gerne bleiben.
So schlecht kann die Schaltung ohnehin nicht gewesen sein, ansonsten hätte man die ja nicht in Studios eingesetzt.

Gruß Jan
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#2
Da kannst du sicherlich einen BC559 oder BC179 o.ä. nehmen.
Bei der nächsten Stufe ebenso.
Wegen der höheren Stromverstärkung könntest du dann auch den Basis-Spannungsteiler für den zweiten Transistor hochohmiger gestalten und damit mehr Verstärkung aus der ersten Stufe kitzeln.

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,
also würdest du doch mehr als den ersten Transistor tauschen?

Gruß Jan
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#4
Ich wollte nur erwähnen, daß in so einer Schaltung noch mehr Verbesserungspotential schlummert.
Das schlummert allerdings auch schon in dem Anpassungstrafo, denn die Silizium-Transistoren haben ja auch andere Impedanzen und Arbeitspunkte für niedriges Rauschen.
Ob man aber damit seine Zeit verbringt oder sich in die Sonne legt, muß jeder selber wissen.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist, daß die alten Germanen eine Neigung haben, nach einiger Zeit Basis-Collector-Leckströme zu entwickeln, die sich unerfreulich auswirken.

MfG Kai
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#5
Danke für die Tips.
Ich möchte mit geringsten Aufwand das Optimale erreichen und mich dann in die Sonne legen.
Insofern werde ich erst mal nur den 1. Transistor austauschen.

Gruß Jan
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#6
Hallo Jan,

hast Du den 1. Transistor in Deinen Verstärkern schon getauscht ? Falls ja, dann würden mich Deine diesbezüglich gemachten Erfahrungen sehr interessieren, auch wie Du bei der Anpassung der Arbeitspunkte vorgegangen bist.
Da meine R29b ebenfalls mit WV81 Entzerrern ausgestattet ist, würde ich Deine Verbesserungen sehr gern übernehmen. Gab es eine hörbare Verbesserung bezüglich des Rauschmaßes der Verstärker ?

Grüße, Rainer

PS: Da fällt mir ein, Du bekommst noch eine Schaltung von mir... Wird in der nächsten Woche ! :-)
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#7
Hallo Rainer,
wird erst Ende März, da ich dann erst die 2. Baugruppen für Stereowiedergabe erhalte.
Ich berichte dann darüber.

Gruß Jan
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#8
Das klingt super Jan, da bin ich schon sehr gespannt ! Shy  Bekommst Du den 2. Satz AV81 auch ?

Grüße, Rainer
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#9
(02.03.2022, 15:37)GDR 22 schrieb: Bekommst Du den 2. Satz AV81 auch ?

Wenn alles gut geht ja, ich muss dann noch den Kopfträger auf Stereo umbauen...
Dann gibt es eine T211 Stereo, ist m.E. recht selten.

Gruß Jan
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#10
So, nach längerer Zeit habe ich mal die WV81 Kassette geöffnet um den Ge-Eingangstransistor gegen einen rauscharmen Siliziumtypen zu wechseln.
Und ich traue meinen Augen nicht:
Hier ist bereits werksseitig ein BC179 (pnp, rauscharm für Eingangsstufen) verbaut worden.
   
Da haben die Ende der 1960er Jahre schon NSW-Material eingebaut da es zu diesem Zeitpunkt im RGW gerade nichts vergleichbares gab.
Egal.
Beim Arbeitspunkt wurde nichts ggü. der Germaniumbestückung geändert; es sind die gleichen Widerstandswerte verbaut.
   

Edit: ich sehe gerade auf dem Foto könnte T2 (unter der Isoliermütze) auch ein Siliziumtyp sein; die Germanen (GF105) sind größer...

Gruß, Jan
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#11
Sei doch so nett und kläre mich auf, was die Abkürzungen NSW und RGW bedeuten. 
Ich finde es immer extrem nervend, wenn jemand spezielle Kürzel benutzt und dabei voraussetzt, dass jeder die zu kennen hat... 

Gruß Holgi
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#12
https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtsozia...aftsgebiet

MfG Kai
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#13
Hallo Holgi,

NSW war eine Bezeichnung für den nichtsozialistischen Wirtschaftsraum.
RGW war etwas ähnliches wie die EWG des "Ostblocks", Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe.

Gruß Jan
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#14
Besten Dank!
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#15
So, wie versprochen habe ich jetzt bei meinen WV81 auch mal nachgesehen. Ergebnis: Auch bei meinen beiden Verstärkern ist der Einganstransistor bereits ein BC179.

   

Bei einem meiner beiden Verstärker ist nur dieser eine Si- Transistor im Einsatz. Beim 2. Gerät findet sich dagegen ein zweiter BC179, hier aber an Stelle des T4. 

   

Die beiden Transistoren TS2 und TS3 sind alte Germanen lt. Schaltplan bzw. Bestückungsliste

   

Ob TS4 bereits bei Auslieferung des Verstärkers ein SI- Typ war, oder eine spätere Reparatur stattgefunden hat, lässt sich heute nicht mehr sagen. Damals war es üblich, die Platinen nach dem Einlöten neuer Bauteile mit Spiritus und Kolophonium- Pinsel zu reinigen und zu "veredeln". Auch ich habe das noch so gelernt und mache es nach wie vor so, wenn keine MOS- Schaltkreise in der Nähe sind.
Witziger Weise sind die 5 Germaniumtransistoren TS1 - TS5 in der Stückliste besonders markiert mit der Bezeichnung "Ausgesucht". Heute würde man wohl selektiert sagen. Offenbar war man sich des Problems des erhöhten Rauschens damals schon bewusst. 
   

Die alten Fotos im originalen RFZ- Hefter zeigen übrigens einen geöffneten Verstärker, bei dem bereits alle GF105 gegen BC179 ausgetauscht wurden. Das lässt sich sehr schön erkennen, da die Gehäuse der BC179 nur etwas halb so hoch sind, wie der GF105.

   
   

Übrigens hatte ich beim Öffnen der Verstärker gesehen, daß in diesen professionellen (!!) Geräten unverständlicherweise jeweils ein Frolyt- "Schneemann" verbaut ist, der absolut unzuverlässigste Elko, den es überhaupt gibt. (der kleine, weiße Zylinder, siehe Bild 3). Ich kannte diese bisher nur durch ihren Einbau in Geräten der Consumer- Klasse. Auch er prangt sogar auf dem Foto, wenn man genau guckt. Die Verstärker sind sehr alt und die Schneemänner waren damals brandneu. Geplant als Elko der höchsten Zuverlässigkeitsklasse waren sie ein absoluter Griff ins Klo. Auch diese beiden Elkos hier waren natürlich zuverlässig ausgelaufen. Es ist jeweils der C5, siehe Schaltbild.
     
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