Wo seht ihr dieses Hobby in 20, 30 Jahren?
#1
Moin.

Vorrede:
In diversen Threads ab es schon einige Monate lang Diskussionen zu schmierenden Bandtypen, quietschenden Kassettenmodellen oder solchen, die sogar Tonköpfe schädigen.

Kassetten sind für mich ein grandioses Medium. Ich nutze sie sehr gerne, finde die Wiederverwendbarkeit sehr gut und den Austausch mit anderen. Ich bin mir aber sicher, dass das nicht die nächsten Jahrzehnte immer so weitergehen wird. Deswegen habe ich diesen Thread eröffnet.

Dass mittel- oder hochwertige Kassettendecks oder -abspielgeräte hergestellt wurden, ist schon mehrere Jahrzehnte her. Es ist (leider) unwahrscheinlich, dass es je wieder welche zu angenehmen Preisen geben wird.

Es wird also darauf hinauslaufen, dass man sich wohl nach noch funktionierenden Decks umschauen sollte, kaputte Decks reparieren lässt oder selbst repariert.

Kassetten werden nun schon seit einigen Jahren wieder hergestellt, wenn auch nicht in der Höchstklasse, in der manche sie gerne hätten. Das man mit dem derzeitigen Niveau nicht zufrieden ist, kann ich nachvollziehen. Ich bin froh, dass es noch neue Kassetten gibt.

Der Markt für gebrauchte Kassetten oder solche in OVP ist sehr interessant. Die Preise steigen, wie auch bei den Decks, kontinuierlich an. Ob sie zu diesem Preis auch verkauft werden?

Ich finde es beachtlich, dass es noch Kassetten gibt, die vor fünfzig Jahren hergestellt wurden und immer noch sehr gut klingen (auch, wenn sie heute bespielt werden, AGFA Ferrocolor etwa). Unter anderem das mag ich an dem Medium.

Trotzdem ist es möglich, dass auch hier der Anteil der tatsächlich problemlos abspielbaren und neu bespielbaren Kassetten kontinuierlich kleiner werden wird.

-Ende der Vorrede-

Frage:
Wo seht ihr dieses Hobby in zwanzig, dreißig Jahren?
Was werdet ihr wohl machen, wenn immer mehr Abspielgeräte und Kassetten 'kaputtgehen'?
Und habt ihr vor, Kassetten notfalls auch ohne Abspielgerät aufzuheben?

Antwort von mir:
Ich kann es für mich schwer einschätzen, aber ich denke, dass ich auch dann noch Kassetten haben werde, diese abspielen kann und Leute zum Tauschen kennen werde.
Bis jetzt habe ich durch (bisher eine) Reparatur das Problem der kaputten Abspielgeräte lösen können. Ob das dann noch möglich sein wird, weiß ich nicht. Geräte neu kaufen, könnte aber mit steigenden Preisen immer schwieriger werden.

Es gibt eine Kiste mit Privataufnahmen von mir, Aufnahmen aus der Kindheit, Aufsprachen an Freundinnen und Freunde aus den letzten Jahren, Podcastausgaben), die möchte ich aufheben. Das sind aber keine zwei Dutzend, sondern etwa 100. Trotzdem.
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#2
Ob "offenspulige" Bandmaschine oder Kassette - ich vermute, daß die Sache als Hobby irgendwann einschlafen und, selbst gemessen am heutigen Zustand, zum absoluten Nischenphänomen werden wird, nicht nur mangels der Verfügbarkeit von Geräten und Teilen, sondern weil die Generation, die noch damit aufgewachsen ist, aus Altersgründen das Interesse verliert oder, man muss es ja offen aussprechen, auch irgendwann stirbt. Ja, manchmal gelingt es, die nächsten Generationen für die Technik zu begeistern, aber das ist ja, wenn man ehrlich ist, eher die Ausnahme, und ob das Interesse die Kinderzeit überdauert, ist auch so eine Frage.

Ich befürchte, daß 2050 Kassettendecks bestenfalls noch als Antiquität irgendwo im Regal stehen werden, aber daß sie noch in nennenswertem Umfang aktiv benutzt werden, kann ich mir schwer vorstellen.

Ich habe im Moment noch ein Kassettendeck, das ich so gut wie nicht benutze. Solange es funktioniert, wird es vermutlich bleiben dürfen (wobei ich das gleiche ich vor ein paar Jahren auch über meine Bandmaschine gesagt habe, die ist nun weg). Ob ich noch mal Ersatz beschaffen werde, wenn es irgendwann nicht mehr tut, weß ich nicht, aber Tendenz eher "nein". Letztendlich wird es nicht einfacher werden, die Geräte am Laufen zu halten, und ich bin alles andere als ein begabter und motivierter Schrauber. Meine Kassetten werde ich dann wohl auch (mit ganz wenigen Ausnahmen) abgeben.
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#3
Schwierig, das vorauszusagen. Immerhin war die Cassette wesentlich mehr in der Bevölkerung verbreitet als Spulenbänder. In fast jedem Haushalt gab es welche, auf der ganzen Welt. Von daher denke ich, daß doch immernoch irgendwo ein paar junge Menschen in das Hobby einsteigen werden.

Beim Tonband ist ja auch kein Ende abzusehen, obwohl gut 20 Jahre vor der Cassette vom Massenmarkt verschwunden, und nie so verbreitet gewesen. Trotzdem werden immer wieder Geräte instand gesetzt. Mit Cassettendecks wird es ähnlich laufen. Es ist ja im Grunde genommen die gleiche Technik, nur filigraner.

Mit dem Bandmaterial müssen wir eben auf längere Sicht Kompromisse machen. Das finde ich aber auch weniger schlimm. Denn wer nutzt denn Cassetten noch so, daß sich darauf das jeweils einzige Exemplar einer unwiederbringlichen Aufnahme befindet? Es handelt sich doch meist um Kopien von anderen Tonträgern, die man jederzeit wiederholen kann. Und zum normalen Musikhören reicht ein gutes Typ-I-Band allemal aus, da sind Qualität und einwandfreier Zustand des Aufnahmegeräts viel kritischer.

Gebrauchtes Bandmaterial gibt es aufgrund der weiten Verbreitung derart viel, daß wir uns glaube ich auch keine echten Sorgen machen müssen. Klar, eine XL II in NOS zu kaufen, um sie zu bespielen, wird seinen Preis haben. Aber auch nur, wenn man sie hier und jetzt sofort haben möchte, und nicht auf eine Gelegenheit warten kann. Daß sich so langsam ein paar liebgewordene Bandsorten als problematisch herausstellen (späte SA und UX-S, LH-D, die ganzen Chromdioxidbänder...) ist auch schade, aber es gibt noch so viele unproblematische Alternativen, die bereits 40 und mehr Jahre durchgehalten haben. Auch das ist ja bei den Spulenbändern ähnlich, und dort dürfte der Anteil von Bändern, die heute leider für die Tonne sind, wesentlich größer sein als bei Cassetten.

Ja, wir werden wohl weniger, aber auch deshalb werden die weniger werdenden funktionierenden Geräte und Medien ausreichen, das Hobby weiterleben zu lassen.

Viele Grüße,
Martin
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#4
moin moin,

naja, über einen zeiraum von 20 jahren +, brauche ich wohl nicht mehr nachzudenken.
mein enkel ist gerade 20 geworden und der ist immer erstaunt wo bei mir die musik herkommt, wenn nicht gerade
eine bandmaschine oder der dreher läuft.
bei ihm funktioniert musikhören so, irgendwo im zimmer stehen und sagen " echo, spiele bla bla oder blub blub " und manchmal
klappt das auch, falls echo keine schlechte laune hat. ;o)
also kassetten habe ich genügend und bänder auch, da muss ich nichts mehr kaufen.
sicher wird es den einen oder die andere noch geben die mc oder bänder nutzen, aber das werden absolute freaks sein.
für die allgemeinheit wird die mc und das tonband in der versenkung verschwinden.
von der reparaturfähigkeit der anwender und der geräte mal ganz abgesehen.

reginald
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
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#5
Ich vermute mal, das die Menschen in 30 Jahren wirklich ganz andere Probleme haben werden,
sofern sie nicht schon wieder in der Steinzeit angekommen sind.

Hoffnungslose Überbevölkerung, drastischer Klimawandel dessen Anfänge wir gerade erst jetzt in zarten Anfängen erleben,
Kampf um`s Wasser in vielen Weltregionen... vielleicht noch die eine oder andere Pandemie, da ja Antibiotika zunehmend
durch Massentierhaltung an Wirksamkeit verlieren......

ich denke mal der "Überlebenskampf" der MC wird da das geringste aller Probleme sein...  :-)
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#6
Ich, mit noch nicht mal 17 Jahren auf dem Tacho, gehöre wohl eher zu den jüngeren, die sich noch mit solcher Technik beschäftigen und kann mir gut vorstellen, das Hobby noch 20 Jahre oder gar mehr weiterzuführen, immerhin ist die Kassette für mich das Medium und ich ziehe sie Streaming ganz klar vor. Sollte das mit den Kassetten in Zukunft nichts werden, gibt es immerhin noch die Schallplatte, bei derer Zukunft man sich wohl eher wenig Probleme machen muss.

Ansich bin ich ein recht großer Freund der Geräte aus den späten 80ern und frühen 90ern, Allem voran wegen dem Komfort, die sie mitsich bringen und, weil der Rest meiner Anlage aus eben dieser Zeit ist. Wiederrum sind das wohl genau die Geräte, die auf der technischen Seite die meisten Probleme machen werden. Am zuverlässigsten werden wohl einfachere, vollmechanisch gesteuerte und robuste Geräte sein, denn die Ersatzteilversorgung für getrennte Aufnahme- & Wiedergabeköpfe oder irgendwelche ICs wird mit der Zeit sicher nicht besser.

Was das Bandmaterial selbst angeht, ist wahrscheinlich einfaches Eisenoxidband am sinnvollsten, aktuell verwende ich aber auch noch häufig Chromdioxidbänder für Neuaufnahmen, in der Hoffnung, dass sie bei halbwegs guter Lagerung nicht all zu schnell unbrauchbar werden. Mir stellt sich da allerdings auch eher die Frage, inwiefern man in Zunkunft noch zu akzeptablen Preisen an altes Bandmaterial rankommt.
Viele Grüße aus dem schönen Bayern
Alex
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#7
(20.02.2022, 16:12)R@lly schrieb: Ich vermute mal, das die Menschen in 30 Jahren wirklich ganz andere Probleme haben werden,
sofern sie nicht schon wieder in der Steinzeit angekommen sind.

Ich bin zwar von Natur aus auch ziemlich pessimistisch (so pessimistisch, daß mein Chef mich immer damit aufzieht), aber hier sage ich: Warte mal ab. Wenn Du die Menschen vor 40 Jahren gefragt hättest, wie das Jahr 2022 aussehen wird, hättest wahrscheinlich ein erheblicher Prozentsatz der Befragten auch gesagt, daß die Menschheit bis dahin wahrscheinlich entweder den Umweltproblemen, einem Atomkrieg oder einem nuklearen GAU zum Opfer gefallen und von der Erde nur noch eine leblose Wüste übrig sein wird. Vieles wird zwar in 50 Jahren sicher schwieriger sein, aber letztendlich glaube ich, daß es auch dann noch ein ganz normales Alltagsleben auf diesem Planeten geben wird. Mit ohne oder Kassettendecks.
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#8
Hallo Alex,

Dein Avatar hat mich stark aufmagnetisiert. Benutzt Du auch Kassettenband mit offenem Wickel?
Ich bastel nämlich gerade an einem Model einer Telefunken-Vierspur-M10 mit einem AIWA-Laufwerk, und da ist freitragender Bandwickel Pflicht.

Zu dem Faden hier kann ich nicht beitragen, weil ich in 20 Jahre kurz vor 100 wäre und dann vielleicht gar nicht mehr weiß, worum es überhaupt geht. Ich würde es aber sehr schön finden, wenn Du dann mit Deinen Geräten immer noch spielen kannst, so wie ich jetzt mit Geräten aus den 1950er Jahren.

Viel Grüße
Manfred
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#9
(20.02.2022, 18:09)Magnettonmanni schrieb: Benutzt Du auch Kassettenband mit offenem Wickel?

Servus,

nein, Kassetten benutze ich nur im "verschlossenen" Gehäuse, mein Profilbild ist vor einiger Zeit mal entstanden, als ich eine maxell XL II-S wegen unregelmäßiger Schwergänigkeit aufgeschraubt hatte. Die außen orangenen Wickelkerne, finde ich, sehen einfach gut aus... 
Den Thread zu deiner "Bandmaschine in klein" kenne ich auch noch Wink
Viele Grüße aus dem schönen Bayern
Alex
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#10
Hallo Alex,

Dankeschön und weiterhin viel Spaß mit den hübschen Kassetten.

Viele Grüße
Manfred
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#11
Ich stelle mir die Frage eher so:

Was kann ICH dafür tun, dass es dieses Hobby in 30 Jahren noch gibt ?

In letzter Zeit hat sich uns eine Truppe von ganz jungen Menschen angeschlossen, die eine Passion für diese wunderbare alte Technik entwickelt hat.

Diese jungen  Purschen sollten wir mit Rat, Tat und Gerätschaften unterstützen. Wir haben doch eh alle zuviel gebunkert von dem Zeug.

Herzliche Grüße,
Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#12
Hallo!

Im 20 Jahren schaue ich mit größter Wahrscheinlichkeit die Radieschen von unten an.

Damit das Tonbandhobby darüber hinaus weiter lebt, arbeite ich z. Zt. am Aufbau
und dann Betrieb eines Studio- und Tonbandmuseum mit. Ich bin da optimistisch,
weil die meisten der anderen Mitglieder gut 20 Jahre jünger als ich sind. Die Chancen,
daß das Museum auch noch in 20 Jahren existiert (und dem Publikum zugänglich ist),
stehen damit ganz gut...

Gruß
Wolfgang
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#13
Damit verbunden eine Frage, die vermutlich ein eigenes Thema wert ist: Habt Ihr eigentlich geregelt, was mit Eurem HiFi-und Bandmaschinen-Nachlass passiert, wenn Ihr mal irgendwann abtretet?

Kompliziertes Thema. Man möchte ja nicht, daß alles beim Entsorger landet, aber gibt's ernsthaft jemanden, den man den Erhalt in die Hand geben könnte, vor allem, wenn die Geräte objektiv betrachtet eher nichts besonderes sind?
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#14
Das geht (fast) allen so, die ein Hobby haben. Keiner will mehr die Briefmarken, die antiken Puppen, die Sammeltassen, die Eisenbahnanlagen, die Fotoapparate, die Bücher, die Schallplatten und was weiß ich was noch alles gesammelt wird. Musikinstrumente werden noch am ehesten in den richtigen Händen landen.
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#15
Meine Prognose: In 20 Jahren wird sich die Anzahl noch funktionsfähiger Geräte nur noch knapp im messbaren Bereich bewegen. Irgendwo in Conneticut gibt es dann noch einen Typen, der 2032 losgezogen ist, um von den 12 Personen, die noch aktiv mit analoger Technik professionell gearbeitet haben und dies noch kommunizieren konnten, zu lernen, was zu lernen geht. Der ist aber vollends damit beschäftigt, für drei wichtige Archive auf der Welt, die Geräte für Digitalisierungen am Laufen zu halten. Leider kommte er 2049 bei einem Autounfall um. Damit ist die analoge Magnetbandtechnik dem Untergang geweiht.

Leider

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#16
(20.02.2022, 19:38)timo schrieb: Damit verbunden eine Frage, die vermutlich ein eigenes Thema wert ist: Habt Ihr eigentlich geregelt, was mit Eurem HiFi-und Bandmaschinen-Nachlass passiert, wenn Ihr mal irgendwann abtretet?

Kompliziertes Thema. Man möchte ja nicht, daß alles beim Entsorger landet, aber gibt's ernsthaft jemanden, den man den Erhalt in die Hand geben könnte, vor allem, wenn die Geräte objektiv betrachtet eher nichts besonderes sind?

Bei mir gibt es niemanden in der Familie, der sich für Musik oder Hifi-Technik interessiert.
Kinder habe ich keine, meine Nichten und Neffen streamen über das Smartphone auf
Bluetooth Lautsprecher und halten dies für die optimale Lösung.

Es werden wohl viele Tausend Tonträger im Container landen, wenn es mich erwischt.
Das Sammeln von Geräten habe ich sehr stark reduziert, dennoch ist immer ein knapp
dreistelliger Bestand vorhanden, der ebenfalls im Elektroschrott landen wird.
Gruß
Michael

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#17
Im Zuge meiner Patientenverfügung habe ich mich vor Jahren auch mit der Notwendigkeit eines Testaments beschäftigt. Ich hab das aber alles bleiben lassen da meinen Erben was ins Pflichtenheft schreiben zu wollen. Was das Zeugs Stand heute wert sein könnte wissen sie. Daß ich mich gerne damit beschäftige wissen sie auch. Was sie dereinst damit machen und machen wollen oder können kann mich doch dann ehrlich gesagt so viel interessieren wie die Nachricht daß in China ein Sack Reis umgefallen ist.
Gruß, Kuni
..............................

http://kuni.bplaced.net/
..............................
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#18
Meine Güte, wie seid ihr denn drauf ;-) Meine A807 kriegt mal mein Enkel, und wenn der in 20 Jahren seinen Kommilitonen zeigt, was das Ding kann, satteln die alle um und studieren Magnetbandtechnik - und wenn's in Connecticut ist ;-))

Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#19
Guten Abend zusammen!
Wir können ja mal gucken, mit welchen Geräten heutzutage schwerpunktmäßig gehört wird, wenn's denn alt sein soll: das sind die reparierbaren und meistens eher besseren Geräte, die vor maximal 40-50 Jahren hergestellt worden sind, also aus der Zeit ab Mitte der 60er aufwärts. In 30 Jahren sind's dann vielleicht die Geräte Mitt-80er und 90er Jahre, mit denen man noch adäquat Musik hören kann - Komfort und Klang passen dann noch irgendwie mit den Hörgewohnheiten zusammen.

Heute hören die wenigsten alte Schellack-Platten und es werden auch keine mehr hergestellt. Die wenigen, die sich mit mechanischen Grammophonen beschäftigen, gehen auch gegen Null. Das ist zwar alles sehr interessant, aber auch ein wenig museal und an den Komfort- und Klangwünschen der heutigen Zeit vorbei. Rumpelnde Reibradler und mechanische Tapedecks, die sich nicht fernbedienen lassen, werden in 30 Jahren vielleicht ähnlich museal empfunden wie heutzutage Grammophone?
Liebe Grüße
Thomas
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#20
Vielen Dank euch für die vielen Antworten, mit so vielen Reaktionen hätte ich nicht gerechnet.

(20.02.2022, 15:31)Kirunavaara schrieb: Mit dem Bandmaterial müssen wir eben auf längere Sicht Kompromisse machen. Das finde ich aber auch weniger schlimm. Denn wer nutzt denn Cassetten noch so, daß sich darauf das jeweils einzige Exemplar einer unwiederbringlichen Aufnahme befindet? Es handelt sich doch meist um Kopien von anderen Tonträgern, die man jederzeit wiederholen kann. Und zum normalen Musikhören reicht ein gutes Typ-I-Band allemal aus, da sind Qualität und einwandfreier Zustand des Aufnahmegeräts viel kritischer.

Das ist richtig. Ich verwende Kassetten schon seit einigen Jahren nicht mehr als Aufnahmemedium (also in dem Sinn, dass die erste Aufnahme auf Kassette erfolgt), eher als Transportmedium. Und deswegen sehe ich es genauso wie du.

(20.02.2022, 16:12)R@lly schrieb: Hoffnungslose Überbevölkerung, drastischer Klimawandel dessen Anfänge wir gerade erst jetzt in zarten Anfängen erleben,
Kampf um`s Wasser in vielen Weltregionen... vielleicht noch die eine oder andere Pandemie, da ja Antibiotika zunehmend
durch Massentierhaltung an Wirksamkeit verlieren......

ich denke mal der "Überlebenskampf" der MC wird da das geringste aller Probleme sein...  :-)

Das sehe ich ähnlich, und hoffe doch, dass es nicht so kommen wird (wie timo schrieb). Mal sehen, wie es kommen wird, ich versuche, durch einen respektvollen Umgang mit Mitmenschen und Umwelt dazu beizutragen, die Welt so zu erhalten, wie ich sie gerne weiter hätte.

(20.02.2022, 19:16)moxx schrieb: In letzter Zeit hat sich uns eine Truppe von ganz jungen Menschen angeschlossen, die eine Passion für diese wunderbare alte Technik entwickelt hat.

Diese jungen  Purschen sollten wir mit Rat, Tat und Gerätschaften unterstützen. Wir haben doch eh alle zuviel gebunkert von dem Zeug.

Herzliche Grüße,
Frank

Das ist ein sehr schöner Gedanke. Mir fiel beim Lesen deiner Antwort auf, dass ich 1. nicht mehr zu den jungen Menschen zähle (oder? Bin jetzt 27, und gefühlt ist das schon nicht mehr in dieser Gruppe drin).
2. bin ich aber mit einigen Jugendlichen befreundet, die auch noch gerne Kassetten nutzen. Und das freut mich sehr. Ich schicke auch immer wieder anderen Leuten mit Decks oder -abspielgeräten Kassetten, da hat sich mit einer Person ein schöner Austausch entwickelt (er schickt mir einen Karton Kassetten, ein paar Monate später schicke ich ihm dafür einen Karton mit anderen Kassetten). Freue mich immer, wenn ich neue Leute kennenlerne, mit denen ich das ebenfalls machen kann. Mit ihm war ich schon einige Jahre befreundet, bevor ich wusste, dass er auch Kassetten sammelt.
3.: Während der bisherigen Coronapandemie habe ich bemerkt, dass es für mich sehr hilfreich ist, mir ein Konvolut gebrauchte Kassetten zu kaufen, die durchzuhören und einzuordnen (brauchbar, zum Wiederbespielen, zum Aufheben). Da diese Phase nun aber schon zwei Jahre andauert, sind da mit der Zeit sehr viel Kassetten zusammengekommen, mehr als ich brauche. Und deswegen habe ich zweimal zwei Dutzend an einen Lehrer geschickt, der diese für ein Projekt mit seiner Klasse nutzen will. Und das finde ich eine tolle Idee. Ich mag Kassetten sehr, aber noch schöner ist der Gedanke, dass ich eventuell mithelfe, jungen Menschen zu zeigen, dass es dieses Medium gibt und wie toll es klingen kann und wird (unter anderem habe ich TDK SA und Maxell XL II mitgeschickt).

(20.02.2022, 19:38)timo schrieb: Damit verbunden eine Frage, die vermutlich ein eigenes Thema wert ist: Habt Ihr eigentlich geregelt, was mit Eurem HiFi-und Bandmaschinen-Nachlass passiert, wenn Ihr mal irgendwann abtretet?

Ja, ich habe geschrieben, dass meine Geschwister die Kassetten nehmen sollen. Auch wenn sie diese nicht mehr selbst nutzen, wissen sie auf jeden Fall, was mir gerade die mit wertvollen Erinnerungen aufgenommenen bedeuten.

(20.02.2022, 23:27)musicus schrieb: Meine Güte, wie seid ihr denn drauf ;-) Meine A807 kriegt mal mein Enkel, und wenn der in 20 Jahren seinen Kommilitonen zeigt, was das Ding kann, satteln die alle um und studieren Magnetbandtechnik - und wenn's in Connecticut ist ;-))

Grüße
Erhard

Das ist sehr schön geschrieben :-).
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#21
(21.02.2022, 06:36)Tunefisch schrieb: Vielen Dank euch für die vielen Antworten, mit so vielen Reaktionen hätte ich nicht gerechnet.


3.: Während der bisherigen Coronapandemie habe ich bemerkt, dass es für mich sehr hilfreich ist, mir ein Konvolut gebrauchte Kassetten zu kaufen, die durchzuhören und einzuordnen (brauchbar, zum Wiederbespielen, zum Aufheben). Da diese Phase nun aber schon zwei Jahre andauert, sind da mit der Zeit sehr viel Kassetten zusammengekommen, mehr als ich brauche. Und deswegen habe ich zweimal zwei Dutzend an einen Lehrer geschickt, der diese für ein Projekt mit seiner Klasse nutzen will. Und das finde ich eine tolle Idee. Ich mag Kassetten sehr, aber noch schöner ist der Gedanke, dass ich eventuell mithelfe, jungen Menschen zu zeigen, dass es dieses Medium gibt und wie toll es klingen kann und wird (unter anderem habe ich TDK SA und Maxell XL II mitgeschickt).

Guten morgen zusammen.
Nachdem ich seit ca 1993 abstinent war von Tonbändern, habe ich mir in der Zeit der Pandedemie im Oktober, als ich zudem Krank war, 2 Tonbandgeräte gekauft.
Es sollten eigentlich die gleichen werden, wie mein Papa sie in meiner jugend hatte und an mich weiter gab.
Ein Philips N4407 (liegt noch hier zerlegt mit Riemenpest) und ein N4422. Ein N4422 im Umkreis war nicht zu bekommen, so wurde es ein N4420, welches vom Vorbesitzer schon neue Riemen bekommen hat. Dieses ist jetzt auch zu 85% funktionsfähig, die Spulenbremse funktioniert nicht richtig. Eine Uher Report 4400 habe ich auch noch hier liegen, die wird aber wieder verkauft werden, ich kaufe mir eher noch einen Großspuler.
Und dann ging genau das los, was du mit den Tapes machst. mache ich derzeit mit Tonbändern. Kaufen, durchspulen, prüfen, anhören.
Die Bänder mit Musik, die mir gefällt dürfen bleiben, wenn sie noch gut laufen.
Klebe- und Schmierbänder sortiere ich aus, davon bleiben die Spulen.
Reste, die nichts für mich sind gebe ich wieder ab, vorranig bei Ebay Kleinanzeigen.
Und auch da sehe ich, das es viele Leute gibt,die sich wohl noch damit beschäftigen.
Wie es hier in 20 oder 30 Jahren aussieht, weiß ich nicht vorher zu sehen, ich hoffe es wird besser als man es meinen mag.
Ich freue mich auf jeden fall, das es auch heute noch junge Menschen gibt, die sich damit befassen.
Zu guter Letzt, nachdem ich einen Karton Kassetten aus meiner Jugend gefunden habe, habe ich mir vorgestern ein Tapedeck gekauft.
Das erste funktionierende Tapedeck seit 2008, damals ging mein letztes Sony Deck kaputt.
Nun steht hier ein Technics RS-B555. Dies gab es in der nähe hier zu schmalem Kurs und nun überlege ich, mir noch wieder eine herkömliche Anlage zusammen zu stellen.
In den letzten Jahren kam die Musik viel von CD (auch selbst gebrannte) oder Streaming, ich habe 2 Jahre Internetradio gemacht, aber das ist nicht das gleiche.
Und in meinem Gefühl läuft mit der alten analogen Technik die Welt für mich langsamer, zudem verbinde ich das alles mit meinem verstorbenen Papa.
Ich wünsche auf jeden Fall allen hier, das sie lange noch freude an dem Ganzen haben, und das wir weiter leute dafür begeistern können.
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#22
Wenn ich ein gesegnetes Alter erreichen sollte, wird mein Bandbestand samt Geräten mangels noch lebenden Interessenten im Entsorgungscontainer landen. Vielleicht kann sich noch ein Tonbandmuseum halten, wo die meisten Besucher die historische Technik bestaunen und ein wenig mitleidig lächeln, wie schwierig damals noch das Musikhören war und das man da so viele technische Hürden überwinden musste...

Ich beschäftige mich gerade zunehmend mit HR-Downloads und muß zugeben, dass die Tonbandtechnik da schon etwas antiquiert wirkt. Denn wiedergabetechnisch ist schon eine 96Khz/24bit-Aufnahme einer High-Speed-Studiomaschine mindestens ebenbürtig.
Gruß André
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#23
Der Grund, warum ich mich neben Tonband wieder mit Kassetten beschäftigt habe, ist unten auf dem Bild zu sehen. Zu meinem 91er Cabriolet gehören einfach Kassetten. Darum habe ich auch wieder ein Kassettendeck um diese aufzunehmen. Solange es solche Autos gibt, gibt es m. E. auch Kassetten und eine Szene, die die alten Schätzchen am Laufen hält.
Gerhard

   
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#24
Du scherzt?!
Ferrari, ernsthaft??? Heart
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#25
... wer das bis jetzt noch nicht mitgekriegt hat! War doch schon mehrmals hier zu sehen und auch andere hochwertige Gefährte, die zu seinem Fuhrpark gehören/gehörten.
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#26
Moin, moin,

ihn den paar Tagen, die ich im Forum bin, habe ich schon den einen oder anderen von uns gehen sehen. Und statistisch gesehen sind dabei immer mehr Geräte mit gegangen, als Forianer. Und ich vermute, die Geräte, die überlebt haben, haben das bei denen getan, die sowieso schon gut bestückt gewesen sind.
Das wird noch eine ganze Zeit so weiter gehen.

Der Erhalt alter Geräte wird nicht notwendig an fehlenden Ersatzteilen scheitern. 3D-Drucker sind langsam Wohnzimmer-tauglich und immer mehr Dinge lassen sich in kleinen Serien bestellen. Vielleicht hat das nichts mit "Original" zu tun, was aber für die, die nur Benutzen wollen, nicht so wichtig sein dürfte.

Die Frage, die unser Hobby aufwirft, ist viel mehr, wie es uns gelingt, den Menschen "nach uns" nahe zu bringen, mit was wir uns beschäftigen.
Hier und da taucht bei mir jemand auf, der meinen "Beifang" abholen will. Darunter sind Dinge, die ich kaum anbieten mag, weil sie nach meinen Vorstellungen - selbst wenn sie funktionieren - kaum einen Wert haben.
Und dann kommt da ein 30-Jähriger mit Frau, der sich ganz begeistert eine no name-Box anschaut, auf der nur innen, auf einem Magneten etwas von "Eltax" steht, und der meint, von Eltax hätte er schon gehört und das sei eine gute Marke. Und ein paar Wochen später erzählt mir jemand, das 5.1-Set von Jamo könne man gut zum Musik-hören nehmen, weil es ja von Jamo sei und das wäre eine tolle Marke.
Das soll kein Marken-bashing werden. Denn auch mir fällt es schwer die Dinge einzuschätzen, die auf den Markt gekommen sind, bevor ich selbst auf dem Markt aufgetaucht bin. Und am Ende ist das auch nicht objektiv wichtig. Aber mit der nicht-Wichtigkeit wird mein Interesse nicht größer.
Die Frage ist, wie ein Gefühl von "Wertigkeit" erzeugt wird, das Menschen bewegt, Zeit in etwas zu investieren, das sie nicht brauchen, Zeit und auch Geld in etwas zu investieren, das sie tatsächlich selbst vorher nie erlebt haben und vielleicht sogar nicht nutzen können.

In den Neunzigern hat es einen Bruch gegeben.  In der Röhrenradio-Zeit hatte es schon Bandgeräte gegeben. Wer sich für solche Radios interessiert, für den liegt der Tonbandkoffer oder die Schatulle und liegt auch der Plattenspieler nicht fern. In der DIN-HiFi-Zeit hat es immer noch Bandgeräte gegeben. So finden sich Cassettendecks, Tuner, Verstärker, Plattendreher und eben Bandgeräte bei uns im selben Regal.

In AV-Zeiten war die Platte halb-tot, verstarb Mittelwelle und bald auch UKW, brauchen Tonträger mindestens zwanzig Kanäle ... die nächste Generation ist also in vielerlei Hinsicht weit weg vom Magnetband und eben so weit weg von deren Kontext. Und auch immer weniger der Marken weisen einem den Weg zurück.

Ob unsere Geräte auch in Zukunft weiter drehen werden, hängt meines Erachtens davon ab, ob wir es schaffen werden, eine Spur zu legen. Und die müsste die Interessenten von Morgen an ganz unterschiedlichen Stellen abholen können: die einen bei "audiophil", andere bei "Design", wieder andere bei "was war das für ein komisches Ding in dem Film gestern" oder bei "mit was spielt Opa auf dem Foto". Und wenn das gelingt, wird es eine kommende Generation geben.
Der Stammtisch Nord-Ausflug ins Bremer Museum, ebenso ins Kuba-Museum oder ins Nordmende-Museum, war doch nicht vor der ausgestellten Revox interessant, sondern an den Dingen, die wir bis dato selbst noch nicht live gesehen oder gehört hatten: hier der Röhren-Fernseher mit mehreren Bildschirmen, dort die spielende Magnepan, an anderer Stelle das merkwürdige Design-Stück.

Also "verbreiten" und nicht "Elektroschrott". Da ist Wolfgang (und Jan und die anderen) auf einem guten Weg. Aber es gibt noch mehr.

Nur so 'ne Idee.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#27
(23.02.2022, 01:15)Matthias M schrieb: In AV-Zeiten war die Platte halb-tot, verstarb Mittelwelle und bald auch UKW, brauchen Tonträger mindestens zwanzig Kanäle ... die nächste Generation ist also in vielerlei Hinsicht weit weg vom Magnetband und eben so weit weg von deren Kontext. Und auch immer weniger der Marken weisen einem den Weg zurück.

Der Mehrkanal Hype dominiert glücklicherweise nicht mehr das Feld, einst teure AV-Monsterreceiver
sind gebraucht nicht selten für kleine zweistellige Beträge zu bekommen. Ein rückläufiger Trend ist klar zu beobachten.

Es gibt wieder "klassische" Verstärker, diese haben sogar Phono-Eingänge.
Auch wenn sie zu großen Teilen aus der gleichen Fabrik kommen, bietet so ziemlich jedes Label auf dem
Markt wieder Plattenspieler an.

Das ist jetzt nicht das Licht am Ende des Tunnels, die Branche sah schon düsterer aus....
Gruß
Michael

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#28
der Preisverfall bei den AV-Receivern hat aber nichts damit zu tun, dass keine Nachfrage da wäre, sondern vielmehr damit, dass sich die Technik von den neunzigern bis etwa 2010 so massiv verändert hat. Ich habe auch noch so ein Sony Monster hier rumstehen mit fünf Quadral Boxen, das Set hat mal mit einem Canton Subwoofer über 2000 DM gekostet. Die AV Receiver haben aber zusätzlich zu Audio die Aufgabe, auch die Videoquellen zu verwalten, und hier hat mit Full HD und HDMI erstmal ein grundlegender Technologiebruch stattgefunden, und später gab es dann nochmal Inkompatibilitäten in Zusammenhang mit 4K.

AV-Receiver mit Dolby Atmos und dem aktuellen HDMI-Standard gibt es auch gebraucht nicht geschenkt. Und wenn Du Dich mal genauer mit dem Thema beschäftigst, merkst Du auch schnell, dass die billigen Neugeräte zwar protzig aussehen, aber im Detail so viele Einschränkungen habe, dass man am Ende doch im vierstelligen Preissegment landet. Phonoeingänge hat übrigens heute jeder 300 Euro AV-Receiver.

Ich habe ja selber zwei pubertierende Mädchen hier rumlaufen, und die kommen sogar noch aus einem Haus, wo Platte und Tonband immer zum Inventar gehört haben. Wenn ich mir die beiden Töchter und deren Umfeld so ansehe, und darauf eine Prognose abgeben soll, dann würde ich sagen, dass unser altes HiFi Geraffel in 20 Jahren genau da steht, wo heute schon diese Radios mit offenen Röhren, Wabenspulen und Trichterlautsprecher stehen.

Besonders amüsiert mich immer dieses Bild, was Kultursender wie Arte von Platte und Cassette zeichnen - junge coole Leute, die ihr Smartphone wegwerfen, um wieder Vinyl zu hören. Ich bin ja öfter im Dortmunder Saturn, und sehe, was da so in den Plattenregalen rumwühlt - alte angegraute Zausel, also Leute wie ich, auf der Suche nach ihrer Jugend. Das wird jetzt noch ein paar Jahre so gehen, die Industrie nimmt gerne alles mit, womit sich Geld verdienen lässt, aber spätestens, wenn die Generation meiner Töchter das Konsumentenalter erreicht haben und wir uns in die Rente verabschieden, ist das vorbei.

Stellt Euch doch mal vor, Ihr hättet in Eurer Jugend ein kleines Gerät in der Tasche gehabt, mit dem ihr auf alle Musik und alle Radiostationen der Welt in UKW-Qualität hättet zugreifen können, und dazu Ohrstöpsel, die klingen wie eine ordentliche Mittelklasse Anlage der siebziger Jahre. Dazu hätte man mit dem Gerät noch Fotos in guter Qualität und Videos in vierfacher Fernsehauflösung machen können, man hätte immer einen weltweiten Stadtplan dabei gehabt, hätte sich Briefe und Fotos schicken und ganz nebenbei noch telefonieren können. Ich denke, niemand hätte jemals an eine HiFi Anlage mit Platten und Bändern gedacht, wenn es sowas schon in den siebzigern gegeben hätte.

Gruß Frank
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#29
(23.02.2022, 06:59)Spitzenwitz schrieb: Der Mehrkanal Hype dominiert glücklicherweise nicht mehr das Feld, einst teure AV-Monsterreceiver
sind gebraucht nicht selten für kleine zweistellige Beträge zu bekommen. Ein rückläufiger Trend ist klar zu beobachten.

Mehrkanal war im Musik-Bereich ja nie wirklich relevant. Im Video-Bereich ist das nach wie vor ein großes Thema. Und ältere AV-Receiver kosten eben so wenig, weil sie mit den heutigen Formaten nichts mehr anfangen können.

Im Musik-Bereich geht der Trend ja eindeutig Richtung Mono.

Gruß
Robert
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#30
(23.02.2022, 06:59)Spitzenwitz schrieb: Es gibt wieder "klassische" Verstärker, diese haben sogar Phono-Eingänge.

Die gab's eigentlich immer. Meinen AX-596 habe ich 2001 oder 2002 gekauft, auf dem Höhepunkt des Mehrkanal-Hypes. Im Gegensatz zu heutigen Modellen hat er sogar noch eine Tape-Monitor-Funktion.

Ist es denn wirklich so, daß heute in absoluten Zahlen signifikant mehr Zweikanal-HiFi verkauft wird als damals, oder sieht das nur so aus, weil der Markt für Mehrkanal geschrumpft ist?

(23.02.2022, 09:29)q-tip schrieb: Im Musik-Bereich geht der Trend ja eindeutig Richtung Mono.

Äh...? Ernst gemeint?
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#31
(23.02.2022, 09:06)nick_riviera schrieb: ... Stellt Euch doch mal vor, Ihr hättet in Eurer Jugend ein kleines Gerät in der Tasche gehabt, mit dem ihr auf alle Musik und alle Radiostationen der Welt in UKW-Qualität hättet zugreifen können, und dazu Ohrstöpsel, die klingen wie eine ordentliche Mittelklasse Anlage der siebziger Jahre. Dazu hätte man mit dem Gerät noch Fotos in guter Qualität und Videos in vierfacher Fernsehauflösung machen können, man hätte immer einen weltweiten Stadtplan dabei gehabt, hätte sich Briefe und Fotos schicken und ganz nebenbei noch telefonieren können. Ich denke, niemand hätte jemals an eine HiFi Anlage mit Platten und Bändern gedacht, wenn es sowas schon in den siebzigern gegeben hätte.

Frank hat es ziemlich auf den Punkt gebracht. Irgendwann sind das Antiquitäten, die der ein- oder andere noch nutzt, ähnlich wie es Leute gibt, die eine Kaffeemühle mit Handkurbel nutzen oder eine Espressomaschine mit Handhebelpumpe. Den Oldtimermarkt habe ich schon angesprochen, dort werden auch Röhrenautoradios noch restauriert, was sicherlich auch in den nächsten Jahrzehnten noch ein paar spezialisierte Betriebe über Wasser hält. Die Konsumerelektronik einschließlich derer Bandmaschinen wird m. E. im Laufe der Zeit aber im Wertstoffcontainer landen. Die meisten Studiomaschinen sind dort schon gelandet, was es jetzt noch an Schätzchen auf dem Markt gibt hat m. E. aber die Chance auf ein zweites Leben in Hände von betuchten Sammlern. Betucht deshalb, weil unsere Generation, die mit dem Lötkolben groß geworden ist bald ihr Ablaufdatum erreicht und danach ist mit einem Schlag das Wissen in der Breite weg, wie man mit dieser Technik umgeht. Diejenigen, die das künftig richten sollen müssen dann davon aber leben können, und das hat seinen Preis.
Gerhard
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#32
Hihi, Frank, (nick_),
bin nicht immer einer Meinung mit Dir, aber Dein letzter Absatz trifft zu 100% zu.
Am Wochenende war meine Nichte samt Mann bei mir, wir hatten einen gemütlichen Abend und hörten viel Musik.
Beide waren fasziniert vom Grundig TS1000, schauten immer dorthin...
Sie sagten, die Musik wirke dadurch so toll und ganz anders...

Auf meine Frage, ob sie auch gern so eine Anlage mit Tonband hätten, winkten sie ab. Ich hätte noch eine (oder 2 ) komplette "Retro"- Anlagen übrig, die würde ich ihnen gern spendieren. Ihre Wohnung ist groß genug. Antwort: "Mit Tidal oder sonst nem Musikdienst können wir über die Teufelbox jeden Song in guter Qualität hören".
OK, stimmt ja auch, also, was soll ich da sagen?!

LG
Mike
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#33
(23.02.2022, 21:17)dynamike schrieb: OK, stimmt ja auch, also, was soll ich da sagen?!

Das ist wahrscheinlich so ein bisschen wie im Zoo: Alle finden die Affen toll, aber als Haustier will sie dann doch keiner haben. Big Grin
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#34
(23.02.2022, 21:17)dynamike schrieb: "Mit Tidal oder sonst nem Musikdienst können wir über die Teufelbox jeden Song in guter Qualität hören".
OK, stimmt ja auch, also, was soll ich da sagen?!

Ich bin überwiegend in den Genres Canterbury, Fusion, Psychedelic, Krautrock, Jazz, Jazzrock und Free-Jazz unterwegs.
Hier haben die Streamingdienste noch riesige Lücken, was ich bei jedem Besuch in meinem Freundeskreis feststelle, wo ich den Roon/Tidal Hype hautnah erlebe. Meine Musikwünsche werden zu einem sehr hohen Prozentsatz nicht gefunden.
Für jemanden, der komplett am Mainstream vorbei hört, halte ich solche Dienste für wenig zielführend.
Gruß
Michael

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#35
Also wenn sich die Hifi-Geräte aufführen würden wie Affen, dann würden wir die auch nicht zu Hause haben wollen :-)

Das mit dem Smartphone ist schon wahr. Was hätte ich als Kind gegeben für die Möglichkeiten, die so ein Ding bietet. Heute, als nicht-Digital-Native, finde ich zwar vieles daran praktisch, nutze aber längst nicht das Potential aus. Gerade was Musik hören angeht. Der Spotify-Account ist quasi verwaist, weil sich diese Art des Auswählens von Musik aus einem riesigen Vorrat, filtriert durch Algorithmen, nie bei mir eingebrannt hat.

Für die jüngeren Generationen ist das selbstverständlich. Trotzdem gibt da immer wieder einige, die sich für Musik von physischen Tonträgern begeistern können. Meistens Platten, manchmal auch Cassetten. Das läuft bei denen dann zusätzlich zum Smartphone. Da geht es aber eher um das exotische Erlebnis, weniger um die Technik dahinter. Meine Nichte ist 20, nutzt das Smartphone intensiv für Musik in allen Lebenslagen, kauft und hört aber auch Platten, aktuelles und Oldies, und nimmt sogar für unterwegs Mamas alten Walkman mit. Aber selbst auf Cassetten aufnehmen? Nein, der dient nur zum Abspielen von dem, was sowieso vorhanden ist.

Aber wie wir sogar hier im Forum sehen, gibt es auch immer wieder junge Menschen, die sich für die Technik begeistern und auch Reparaturen oder Umbauten durchführen. Nicht viele, aber es gibt sie, und das macht Hofffnung für unser Hobby.

Viele Grüße,
Martin
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#36
(23.02.2022, 21:57)Spitzenwitz schrieb: Für jemanden, der komplett am Mainstream vorbei hört, halte ich solche Dienste für wenig zielführend.

Kann man eigentlich irgendwo unverbindlich testen, ob bei den gängigen Streaming-Diensten bestimmte Lieder im Angebot sind?
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#37
(23.02.2022, 21:57)Spitzenwitz schrieb:
(23.02.2022, 21:17)dynamike schrieb: "Mit Tidal oder sonst nem Musikdienst können wir über die Teufelbox jeden Song in guter Qualität hören".
OK, stimmt ja auch, also, was soll ich da sagen?!

Ich bin überwiegend in den Genres Canterbury, Fusion, Psychedelic, Krautrock, Jazz, Jazzrock und Free-Jazz unterwegs.
Hier haben die Streamingdienste noch riesige Lücken, was ich bei jedem Besuch in meinem Freundeskreis feststelle, wo ich den Roon/Tidal Hype hautnah erlebe. Meine Musikwünsche werden zu einem sehr hohen Prozentsatz nicht gefunden.
Für jemanden, der komplett am Mainstream vorbei hört, halte ich solche Dienste für wenig zielführend.

Habe das nur mal für Canterbury geprüft. Hier existiert bei spotify m.E. kein Problem. In den anderen Stiles kenne ich mich zu wenig aus. Bin jetzt ziemlich breit aufgestellt und ganz sicher nicht überwiegend dort unterwegs was man heutzutage so als Mainstream bezeichnen kann. Lücken sind mir aber eigentlich selten begegnet. Man müsste wenn dann schon in sehr exotischen Bereichen unterwegs sein. Vielleicht fehlt mal der eine oder andere Song oder man hat Mühe etwas zu finden. Gerade wenn es z.B. um klassische Musik und deren genaue Bezeichnungen geht. Aber Lücken die den Dienst wenig zielführend machen?

VG

Martin
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#38
(24.02.2022, 00:23)leserpost schrieb: Aber Lücken die den Dienst wenig zielführend machen?

Wenig zielführend für den, der dort große Lücken hat.
Die breite Masse wird wahrscheinlich wunschlos glücklich.

Das Titel enthalten sind, schlechte Suchfunktion und Kategorisierung ein Auffinden aber fast unmöglich machen,
ist völlig richtig, das konnte ich schon mehrfach beobachten.

Ich habe übrigens gerade im Canterbury-Bereich große Lücken bei Tidal gefunden.
Bei Spotify habe ich die noch nicht gesucht.
Gruß
Michael

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#39
ich bin genau deshalb bei Amazon Music gelandet, weil die bei den Musikrichtungen am breitesten aufgestellt sind. Da findet man sogar Randerscheinungen wie Trautonium Musik von Oskar Sala oder deutschen Vorkriegs-Swing.

Alles haben die natürlich auch nicht, aber dafür hat man dann ja noch die anderen Medien. Ich betrachte Amazon Music vor allem als Plattform zum Probehören - Alben, die mir gefallen, kaufe ich meistens als physisches Medium, in letzter Zeit auch häufiger als Vinyl.

Gruß Frank
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#40
Also ich muss auch sagen, dass Spotify eigentlich der Traum ist, den man immer gehabt hat. Es gibt bei mir tatsächlich größere Lücken in allen Genres, allerdings bleibt sich das bei allen Anbietern meiner Erfahrung nach gleich (hab immer mal andere Anbieter im kostenlosen Testabo probiert und dort fehlten genau die selben Songs oder dafür Andere, die es aber bei Spotify gab), ich muss aber auch zugeben, dass ich da sehr speziell bin und mich gerade rare Sachen reizen, die es teilweise auch nicht auf CD gibt. Es tauchen aber auch überraschenderweise immer mal wieder Songs bei Spotify auf, die man seit Jahren nirgends findet. Es verschwindet aber auch immer mal wieder was, wenn Rechte auslaufen oder nicht verlängert werden. Oft tauchen sie aber auch nach einiger Zeit wieder auf, was aber manchmal Monate oder Jahre dauern kann. Die Songs werden dann in der Playlist ausgegraut angezeigt. Ich ersetze diese dann durch meine private Bibliothek, ist nur immer blöd, wenn man es nicht bemerkt und dann auf einen dieser Songs zugreifen will, der dann fehlt.

Das ist aber Alles kein Problem, denn man kann seine eigenen Songs importieren und sich dann Playlists aus Spotify und eigener Musik machen, der Unterschied ist nicht bemerkbar, wenn man die Lautstärke entsprechen bei allen Files abgleicht und die Songs werden normal in Spotify angezeigt, wie die aus der Spotify Bibliothek.

Dieses Gequatsche um unkomprimiert oder „HD Audio“ ist mir zu doof. Die Bitraten bei Spotify und Co sind so hoch, dass man das eh nicht hört und auch der Flaschenhals BT Kopfhörer ist schon seit Jahren nicht mehr durch den Standard hörbar. Ich würde sogar sagen, dass BT Kopfhörer kabelgebundenen mittlerweile überlegen sind, schon allein wegen dem DSP und dem Noise Cancelling. Sowohl meine Bose QC35, als auch die AirPods Pro klingen einfach nur hervorragend und wenn ich bedenke, was ich früher für Plastikkopfhörer an meinen Walkmans hatte ist das dagegen jetzt Alles High End und Noise Cancelling sowieso eine Steigerung hoch 10.

Der Fluch an dem Ganzen ist, dass es mir schwer fällt, mich auf Musik zu konzentrieren. Ich mache entweder noch 10 Sachen nebenbei, weil es das Smartphone ja kann, oder entwickle kaum noch Bezug zu neuen Songs, weil ich immer denke, es gibt bestimmt noch was Anderes, was so ist, wie das was ich grad höre und dann mehr am „Entdecken“ für mich neuer Musik - was sich auch auf stundenlange Skip Orgien ausweiten kann, bin. Das Resultat ist dann meistens eine Playlist mit Mittelguten Songs, die ich dann eh kaum oder nie anhöre und 2 oder 3 Highlights darin, die ich aber viel zu selten höre, weil ich denke ich könnte was verpassen und muss die Möglichkeiten ausschöpfen.

Früher hat man sich ne CD gekauft oder was aus dem Radio aufgenommen und hat das über Monate tot gehört, dafür konnte man jeden Song komplett auswendig. Heute weiß ich teilweise kaum noch die Interpreten oder Songtitel…

Ich habe immer wieder Phasen wo ich dann auch lieber analog höre, den Walkman mit nehme oder exzessiv Cassetten und Tonbänder bespiele, anstatt sie zu digitalisieren. Aber es gibt auch wirklich monatelange Phasen und Zeiten wo ich dafür zu faul bin und einfach keine Lust habe. Für unterwegs habe ich sowohl hochwertige Ghettoblaster, Walkmans, Cassette aber auch DAB+/BT im Auto, als auch hochwertige BT Speaker. Beides hat seine Vorteile, klanglich sind aber definitiv die BT Speaker im Vorteil (2 MiniRigs mit 2 mal Sub) und mittlerweile erreichen die auch ähnliche Lautstärken und lange Akkulaufzeiten.

Der Nachteil an den BT Speakern ist, dass man ständig an Handy ist um Songs in die Warteschlange einzufügen, während man mit einem Ghettoblaster einfach das Mixtape durch laufen lässt und nicht ständig am Handy ist. Trotzdem kann ich mir schon vorstellen, dass ich mich irgendwann so weit von der alten Technik entferne, dass ich mich davon lösen kann. Im Moment schmerzt mich der Gedanke daran aber sehr. Sie sind doch schon irgendwie wie alte Freunde und Wegbegleiter und ich habe auch in jedem Raum eine Abspielmöglichkeit mindestens für Cassetten.

LG Tobi
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#41
(24.02.2022, 12:37)DOSORDIE schrieb: Der Fluch an dem Ganzen ist, dass es mir schwer fällt, mich auf Musik zu konzentrieren. Ich mache entweder noch 10 Sachen nebenbei, weil es das Smartphone ja kann, oder entwickle kaum noch Bezug zu neuen Songs, weil ich immer denke, es gibt bestimmt noch was Anderes, was so ist, wie das was ich grad höre und dann mehr am „Entdecken“ für mich neuer Musik - was sich auch auf stundenlange Skip Orgien ausweiten kann, bin. Das Resultat ist dann meistens eine Playlist mit Mittelguten Songs, die ich dann eh kaum oder nie anhöre und 2 oder 3 Highlights darin, die ich aber viel zu selten höre, weil ich denke ich könnte was verpassen und muss die Möglichkeiten ausschöpfen.

..das kann ich zu 100% unterschreiben und mich nervt es auch total!
Ich bin froh, dass du das jetzt genau so schreibst...dachte schon ich kann einfach nur damit nicht umgehen ;-)

Einen weiteren Punkt möchte ich noch hinzufügen:

Ursprünglich wollte ich Spotify auch dazu benutzen, einen größeren "Horizont" zu bekommen und vielleicht so unterschiedliche Genres besser (oder überhaupt erst..) kennen zu lernen.
Leider endet das ganze dann ziemlich schnell in einer Filterblase und die "Empfehlungen" gehen mir sehr schnell nur noch auf den Geist.
Früher habe ich mir diesbezüglich immer wieder mal Platten "blind" gekauft, weil der Name interessant war oder das Cover gut ausgesehen hat.
Die Ausbeute an "interessanten Entdeckungen" war dabei deutlich höher.
Diesbezüglich sind die Algorithmen der Plattformen einfach zu eindimensional.

Beste Grüße,
Wilhelm
Wir lösen ständig nur Probleme die wir ohne uns nicht hätten
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#42
Ich unterscheide zwischen Hintergrundberieselung und Musik hören. Für den Hintergrund habe ich SONOS, meinen Musikserver und meine Playlists ebenso wie Online Genre Sender. Über die Hausautomation dudelt es automatisch in den Funktionsräumen, wenn man diese betritt, was vor allem meine Frau liebt. Daneben gibt es das eigentliche Musikhören in meinem Hörraum. Da könnte ich zwar auch SONOS abspielen, das mache ich aber höchstens einmal um Nachrichten zu hören. Ansonsten läuft dort Analoges von Band und Platte oder Digitales vom Streamer Richtung Band oder CC.
Gerhard
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#43
vielleicht bin ich ja schon etwas abgeklärter bezüglich der "Wundertüten" der Streamingportale, aber ich finde die Argumentation schon etwas eigenartig.

Zuerst mal - technisch/klanglich gibt es keine nennenswerten Unterschiede mehr, und wenn, dann eher gegenteilig - digitale Medien klingen immer gleich gut, während analoge Medien permanent mit irgendwelchen Störgrößen zu tun haben, und gepflegt werden wollen. Das kann man zum Kult verklären, aber eigentlich ist es nur nervig, wenn man mal ganz ehrlich ist.

Dann ermöglich Streaming zwar wildes Rumzappen, zwingt einen aber nicht dazu. Man kann sehr wohl auch mit Streaming bewusst Musik hören. Die Argumentation "Streaming taugt nicht zum ernsthaften Musikhören, weil es die Möglichkeit des Rumzappens bietet" ist ungefähr so, als ob ich meiner Frau mit dem Küchenmesser ins Bein steche, und anschließend dem Messerhersteller die Schuld dafür gebe, weil er mir die Möglichkeit nicht explizit verwehrt, auch Menschen zu verletzen.

Und was die Blase angeht, da gibt es ein einfaches Mittel - einfach verschiedene Informationsquellen nutzen, um seinen Horizont zu erweitern. Selbst die KI des Streaming-Anbieters reagiert abwechslungsreicher, wenn man öfter Impulse von aussen reinbringt, statt sich ausschließlich vom Anbieter durchs Programm treiben zu lassen.

Ich persönlich nutze alles zum Musikhören, was ich zur Verfügung habe, von Schellackplatte und Drahtton bis zum Streaming aus dem Internet. Dabei muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich mir lieber ein klassisches Konzert aus dem Internet anhöre als von der Platte, weil ich da nicht permanent die Medien wechseln und putzen und die Nadel sauberhalten muss.

Gruß Frank
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#44
So sind wir alle anders....

Wenn Musik von einem Computer kommt, habe ich schon keine Lust mehr. Nach meiner langen Selbstständigkeit in diesem Bereich habe ich ein sehr gestörtes Verhältnis zu allem was Updates braucht und gebootet werden muss, bevor man es nutzen kann. Auch bin ich dankbar für jede Minute, in der ich das Smartphone nicht in der Hand haben muss.

Musik ist bei mir nicht vom Medium abhängig, dieses muss aber physikalisch vorhanden sein. Für einen Streamingdienst würde ich
keine 2 Euro im Monat zahlen, so sind wir aber alle anders und ich habe nicht das geringste Problem mit Franks Einstellung Wink

Bei mir laufen im Schnitt 5 Alben pro Tag, LP und CD etwa zu gleichen Teilen.
Andere Medien kommen bei mir praktisch nicht mehr zum Zuge.

Durch sehr regelmäßige lange Treffen mit musikalisch Gleichgesinnten kommen permanent neue Impulse.
Bandcamp, Soundcloud, YouTube und andere kostenneutrale Quellen nutze ich dafür ebenfalls gelegentlich,
hier sind die Querverweise meist sinnvoll, die dann ausgedehnt werden.

Was mir gefällt, möchte ich im Schrank stehen und nicht in einer Cloud oder auf einer Festplatte liegen haben.
Es wird entweder als LP oder als CD gekauft.
Gruß
Michael

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#45
klar kann das jeder machen wie er will. Ich finde nur, dass man mit den Klischees und der Wertung endlich mal aufhören sollte. Die neuen Medien zwingen einen weder zu einer "kranken" Art des Musikhörens, noch sind sie technisch zweite Wahl. Sie sind halt einfach anders, das andere hat aber offenbar so viele Vorteile, dass es sich über die Jahre durchgesetzt und die guten alten "ernsthaften" Medien zu einer Nischenerscheinung gemacht hat.

Was mich auch nervt, ist Dogmatismus. Man kann doch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Man kann sich z.B. auf Amazon eine 45 Minuten Playliste zusammenstellen, und diese in einem Rutsch auf eine Cassettenseite spielen, um die virtuelle Musik zu "materialisieren". Für privat ist das sogar legal, denn man umgeht ja keinen Kopierschutz. Auch wenn man Platten kauft, kann man mit Streaming eine viel bessere Vorauswahl treffen, was man sich kauft und wo es einem reicht, wenn man es mal gehört hat. Dann kann ich Dir aus dem Stand zehn Internetradiostationen aufzählen, die deutlich mehr Spaß machen als die öffentlich rechtliche Grundversorgung - und so weiter und so weiter. Macht Euch das Leben doch nicht so schwer, das Zeug nennt sich doch nicht umsonst Unterhaltungselektronik.

Gruß Frank
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#46
(24.02.2022, 16:28)nick_riviera schrieb: Die neuen Medien zwingen einen weder zu einer "kranken" Art des Musikhörens, noch sind sie technisch zweite Wahl.

Da bin ich durchaus bei Dir....

(24.02.2022, 16:28)nick_riviera schrieb: Macht Euch das Leben doch nicht so schwer, das Zeug nennt sich doch nicht umsonst Unterhaltungselektronik.

Ich habe nie gestreamt und werde nie streamen. Computer bzw. Smartphone und Musik gehören für mich nicht zusammen ohne dabei das Gefühl zu haben, es mir schwer zu machen.

Ich schreibe meine Überweisungen mit der Schreibmaschine und werfe Sie bei der Bank ein, egal wie praktisch Online-Banking sein mag, mich wird es nicht erreichen....
Gruß
Michael

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#47
Für mich pers. ist Musik höhren, mehr als nur "fast food" Konsum.
Ich möchte eine LP auflegen, das Cover berühren, die Pappe riechen, ein Band auflegen, eine MC aus der Klappbox nehmen,
meinen Dreher öffnen, der Nadel beim aufsetzen zusehen... das "klack" einer BM beim Start......

Sicher, es gerht auch anders, Sprachsteuerung ala Jeff Bezos, der übrigens nicht nur die NSA hostet, nette Playlists
unter Android oder Apple,- für mich per Algorytmus vorgekaut und bereitgestellt, meine Vorlieben, Tageszeiten
und je mach Medium sogar meine Augenbewegungen gescannt, geloggt...

Nee, Danke- auch wenn ich Dinosaurier bin, was das angeht, bin ich kein Büttel eines Jeff Bezos und Konsorten

It`s only Rock `n´ Roll, but I like it ( I do it my way, and not there way ))
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#48
Mit dem Drehen der Bandwickel, dem Zappeln der Zeiger, dem Flackern der LED´s, LCD´s oder der Fluoreszenzanzeigen bin ich aufgewachsen. Dies übt auf mich eine gewisse Faszination aus, ebenso das Wissen, wie die Musik gespeichert wird und wie die Geräte funktionieren. Der Band-Typische Klang tut sein Übriges dazu. Einfach ein schönes Hobby.

Geräte repariere ich selber, von meinen Lieblingsgeräten habe ich mindestens zwei. Kassetten so um die 1000 und ab und zu kaufe ich mir einen 10er Pack RTM FOX, um die Firma zu unterstützen. Das sollte für die nächsten 20 oder 30 Jahre reichen.

Mir fällt jedenfalls auf, dass das Angebot von gebrauchten Kassettendecks massiv zurück gegangen ist. Die Preise sind in den letzten 12 Monaten drastisch gestiegen. Seit die Maxell UR nicht mehr produziert wird, ist es auch mit günstigen Kassetten vorbei. Vor ca. 2 Jahren habe ich den 10er Pack UR neu noch für ca. 7,00 € gekauft...und heute?
Viele Grüße 
Manfred

"The warm sound of analog recordings is made of harmonic distortion and Tape hiss - I like it".
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#49
Guten Abend in die Runde,
die Zahl der verfügbaren Titel bei den Streaming-Diensten ist erschlagend, aber dennoch sind die Lücken riesig. Das, was bei Michael ( @Spitzenwitz ) vielleicht exotischere Genres sind, ist bei mir vor allem die klassische Musik. Die großen Klassik-Labels haben eigene Vertriebswege und speisen ihre Aufnahmen nicht in die Server der Streaming-Dienste ein. Und ich höre gerne (auch nicht-klassische) Musik, die aus der Vor-CD-Ära stammt, aber nie den Weg auf die Silberscheiben gefunden hat. Und diese findet man ebenfalls nicht in den Streaming-Diensten. Letztlich nervt mich, dass manche Alben echt merkwürdig für die Streaming-Dienste gemastered sind. So gibt es Alben, bei denen die Titel unterschiedlich laut sind (die ursprüngliche LP hat dieses Manko jedoch nicht) oder man hört heftige Kompressionsartefakte. Dabei lade ich bei meinem derzeitigen Anbieter (Napster) grundsätzlich mit 320 kBit herunter. Das gleiche Phänomen hatte ich auch bei Deezer, übrigens bei den gleichen Alben. Daher schließe ich, dass die Alben von den Labels so angeliefert wurden - und das vielleicht sogar mit Absicht. Für entspanntes Hören ist der Streaming-Dienst daher für mich nicht immer ein Garant.

Aber er hat Vorteile: ich lese gerne mal eine Ausgabe des Rolling Stone, oder - wenn für mich interessante "Tests" drin sind - auch Hifi-Gazetten. Manchmal sind auch nur die Beilagen interessant. Die Platten- und CD-Rezensionen überfliege ich aber immer und was mich interessiert, spiele ich im Streaming-Dienst an. Ist es gut, wird es gekauft. Früher wäre man in einen Plattenladen gegangen und hätte in Platten reingehört. Das ist heute fast unmöglich - u.a., weil es gut sortierte Plattenläden im ländlichen Raum kaum noch gibt und welcher gute Plattenladen in den Städten hat noch eine Hör-Theke, gar mit Selbstbedienung?

Für mich ist der Streamingdienst also irgendetwas zwischen Hörtheke, Radio-Ersatz (da ist die Empfangsqualität auch nicht immer erste Sahne) und mobiler Audiothek für's Auto oder den Urlaub. Und ganz nebenbei ist der Streamingdienst auch in meinem Job ganz nützlich.

So sucht sich jeder den Nutzen heraus, der für ihn passend ist. Und wenn nichts passt, wird halt nicht abonniert. Die Co-Existenz von Streaming-Dienst und analogen (bzw. klassischen digitalen) Medien funktioniert bei mir prima, weil jedes Medium seine Vor- und Nachteile hat. Ich versuche, mir die Vorteile zunutze zu machen.

ps. @Timo : probiere doch mal die Gratis-Version von Spotify aus. Du musst dich registrieren und bekommst alle paar Songs eine Werbung eingespielt, kannst aber die Software testen und die Auswahl im Katalog studieren. Besseren Klang (theoretisch, die Bitrate ist halt höher), Werbefreiheit und die Möglichkeit, Dateien offline zu hören, gibt's nur gegen Bezahlung, was ich völlig okay finde. Ich habe vor Jahren über diesen Gratis-Einstieg sondiert, ob das Abo nützlich ist. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass die Abo-Gebühr eigentlich niemanden arm machen dürfte. Napster nutzen wir beispielsweise über "Aldi Life Music" und das kostet gerade mal schlanke 8 € im Monat, die meisten Streaming-Dienste kosten 10 €... wenn man überlegt, was ein einfaches RTM-Band (18 cm und 550 m) kostet...
Liebe Grüße
Thomas
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#50
Ich habe meinem Neffen, der bisher auch nur gestreamt hat, eine analoge Anlage zusammengestellt mit zwei Plattenspielern, Mixer und einem Saba- Receiver. Er möchte nun auch Platten auflegen. Geht doch !! Ein Tonbandgerät wollte er allerdings nicht haben......

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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