Neuere Bänder und ältere Geräte
#1
Mir ist aufgefallen, das z.B. bei den beliebten TEAC A-2300 SX ein Ruhegeräuschspannungsabstand von 58 dB  angegeben wird: https://www.hifi-wiki.de/index.php/Teac_A-2300SX

Ein LPR35-Band hat eine Dynamik von 71 dB bei 19 cm/s und 67,5 dB bei 9,5 cm/s, Maxell XL I noch etwas mehr: Datenblatt und http://www.theimann.com/Analog/Misc_Tech...ender.html

- Bedeutet das, dass solche Bänder "viel zu gut und teuer" für solche Maschinen sind? Würde man nicht mit älterem Bandmaterial wie LP 35 LH kostengünstiger die gleiche Qualität aus der Maschine herausbekommen? Immerhin hat LP 35 LH einen Ruhegeräuschspannungsabstand von 60 dB bei 9,5 cm/s laut Datenblatt.

- Könnte man die Maschinen verbessern, indem man Bauteile wie Transistoren und Kondensatoren durch modernere austauscht (Austauschkits werden immer wieder angeboten)?

Gruß

Nelson
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#2
Hallo Nelson,

erstmal: Vorsicht bei solchen direkten Vergleichen.
1) Sind die Daten deines Beispielmodells TEAC A-2300 unter den gleichen Umständen/ Normen wie die Messungen der modernen Bänder entstanden? Eher unwahrscheinlich.
2) Mit welchem Band hat der Hersteller einst sein Gerät gemessen? Das ist umso wichtiger, je älter das Gerät ist.

Deine zentrale Frage "Sind moderne Bänder "zu gut" für alte Geräte" ist dagegen leicht zu beantworten: Nein, im Gegenteil: Sie verbessern die alten Geräte.
Ein rauschärmeres, weil technisch moderneres Band sorgt auf dem alten Gerät für bessere akkustische Eigenschaften (anders ausgedrückt: Hätte Teac 1975 nicht mit den damaligen Bändern sondern mit modernem LPR 35 usw gemessen, wären bessere Werte erzielt worden. Aber das gab's eben damals noch nicht). Verbesserung allerdings nur in gewissen Grenzen. Das liegt an Folgendem:

Die Dynamik ist ja der Abstand zwischen zwei Pegeln: "Oben" ein möglichst hoher maximaler Output Level und "unten" ein möglichst geringes Grundrauschen. BEIDES wurde bei der Tonbandentwicklung im Laufe der Jahrzehnte verbessert.

Ein niedrigeres Grundrauschen macht sich auch auf dem Altgerät positiv bemerkbar: Es rauscht eben weniger. ALLERDINGS nur in den Grenzen des Grundrauschen des Verstärkers im Altgerät.

Der größere max. Output Level ermöglicht, weiter (lauter) aussteuern zu können, bevor ein bestimmter Klirrfaktor erreicht ist, als mit den alten Bändertypen. ALLERDINGS nur so weit, wie Verstärker und Tonkopf des Altgerätes dies mitmachen. Was nutzt es, wenn das moderne Band erst bei plus 9 dB klirrt, wenn das Gerät selber schon bei + 2 dB klirrt. Also, wieder ein Engpass.

In der Regel wirst du aber mit einem modernen Band die Dynamik eines alten Gerätes deutlich verbessern können (nur eben mit den aufgezeigten Grenzen). Einmessung auf das neue Band natürlich vorausgesetzt. Wie groß die Verbesserung tatsächlich ist, hängt vom alten Gerät ab.

" Immerhin hat LP 35 LH..." Das LP 35 LH und seine Verwandten sind aber uraltes Zeug aus den 70er und 80er Jahren, die in drei von vier Fällen starken Abrieb erzeugen (der wenigstens nicht klebrig ist aber die Bandführung versaut und den Tonkopf zudreckt). Ich weiß garnicht mehr wieviel LP35LP und DP26LH ich in den letzten 30 Jahren in die Tonne geworfen habe.

Klar, gut erhaltene Uralt-Bänder die a) noch chemisch stabil sind und b) mit deren Tonqualität man, zumindest für bestimmte Zwecke, zufrieden ist, kann man durchaus verwenden. Das tue ich selber auch.

Zu deiner Frage "Könnte man die Maschinen verbessern, indem man Bauteile wie Transistoren und Kondensatoren durch modernere austauscht" ist meine Antwort: Ja aber meist nur minimal. Uralt-Elkos sind oft, aber auch nicht immer austauschwürdig, wenn man die Zuverlässigkeit des Gerätes erhöhen möchte, weniger aus Klanggründen. Der Ersatz von (nicht defekten) Halbleitern wie Transistoren bringt so gut wie nichts. Es ist den Aufwand nicht wert. Zumal der Nicht-Fachmann oft Defekte einbaut oder andere Teile versehentlich ruiniert. Das kann in Teufels Küche führen, für nichts.

Wer jetzt einwendet, der Ersatz von Germanium-Transistoren in 60er-Jahre-Geräten durch Siliziumtypen bringt sehr wohl etwas: Ja, aber dazu muss die Schaltung geändert werden, zum Beispiel der Basisspannungsteiler wertemäßig angepasst werden. Und das ist schon garnichts für Nicht-Fachleute.

VG Stefan
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