CCIR oder NAB bei 19 cm/s ?
#1
Ich überlege den Kauf einer Bandmaschine in halbspur, high speed (19 und 38 cm/s) Format. Die Hauptgeschwindigkeit soll 19 cm/s sein. Für 38 cm/s wird die CCIR-Entzerrung empfohlen. Bei 19 cm/s soll sie aber nicht so gut wie NAB sein. Was meinen Gerätebesitzer, die beide Entzerrungen kennen, dazu? Hört man da einen Unterschied oder ist der Unterschied eher theoretischer Natur? Die Bänder sollen auf dem gleichen Gerät abgespielt werden. Kein Bandtausch o.ä.

Gruß

Nelson
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#2
Vermutlich kommt es stark auf das Programm an.
Meine BR20 kann ich umschalten und habe dadurch direkten Vergleich.
Bei ordnungsgemäßer Aussteuerung sind keine Unterschiede hörbar.
Viele Grüße
Jörg
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#3
Hallo Nelson,

wie von Jörg schon angedeutet würde ich mutmaßen, dass bei 19 cm/s NAB (50µs DIN19h wie Heim) sich aufgrund des geringeren Rauschens eher für die Aufnahme von vorausgesteuertem Programmmaterial (LP, CD, Radio...) eignet und dass CCIR (70µs DIN19s wie Studio) sich aufgrund der höheren Aussteuerungsreserve eher für Live-Eigenaufnahmen eignet.

Schöne Grüße
Frank
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#4
Da die Zeitkonstanten beider Normen verschieden sind, gibt es bei der Wiedergabe eines IEC-Bandes auf einem NAB-Tonbandgerät – und umgekehrt – hörbare Frequenzgangfehler. Die Unterschiede sind im direkten Vergleich hörbar. Der Wiedergabefrequenzgang eines IEC-Bandes, das mit der NAB-Norm wiedergegeben wird, klingt zu hell, weil zu viel Höhen wieder gegeben werden und außerdem Tiefen fehlen. Der Wiedergabefrequenzgang eines NAB-Bandes, das mit der IEC-Norm wiedergegeben wird, klingt zu dumpf, weil Höhen fehlen und außerdem zu viel Tiefen wiedergegeben werden.

Da bei NAB- Entzerrung auch im Bassbereich entzerrt wird, verwendet man diese Norm vorzugsweise für Heimbandgeräte mit gedrängterem Aufbau als bei Studiomaschinen, da dort die Wahrscheinlichkeit von Brummeinstreungen höher und somit der Brummabstand verbessert wird.
Durch die Tiefenentzerrung verliert man andererseits zwangsläufig auch Tiefendynamik, was für Freunde von modernem basslastigen Programmmaterials weniger erwünscht ist.

Bernd
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#5
Exacamente.
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#6
Sind Studien (vielleicht mit Kurven) vorhanden, welche die Verluste in der Dynamik durch die Entzerrungen zeigen? Ich meine nicht die Entzerrungskurven. Bei den Datenblättern sind Werte des Bandes für ein paar Frequenzen angegeben. Es wäre interessant zu sehen, wie sich die Dynamik eines Bandes über dem gesamten Frequenzspektrum (20 Hz - 20 kHz) verhält und welche Rolle die verschiedenen Entzerrungen dabei spielen.

Gruß

Nelson
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#7
(09.02.2022, 23:07)t20 schrieb: Sind Studien (vielleicht mit Kurven) vorhanden, welche die Verluste in der Dynamik durch die Entzerrungen zeigen?

Nach Laut Agfa-Unterlagen gewinnt man bei 50+3180 µs gegenüber 70 µs 2 dB an Dynamik.

Der tatsächlich nutzbare Gewinn hängt stark von der sog. Amplitudenstatistik des Programmmaterials ab, Untersuchungen dazu gibt es seit den 1930er Jahren, eine Auswahl davon geben die Anhänge wieder.

Grüße
Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Johannes Webers - Tonstudiotechnik (5. Auflage 1989).pdf (Größe: 1.12 MB / Downloads: 28)
.pdf   Belger Scherer Neuere Magnettonbänder (RTM 1961).pdf (Größe: 306.5 KB / Downloads: 32)
.pdf   Arnold Glaab - Optimale Entzerrungszeitkonstanten für Spulentonbandgeräte (Funkschau 1976) 2.pdf (Größe: 1.04 MB / Downloads: 23)
.pdf   Arnold Glaab - Optimale Entzerrungszeitkonstanten für Spulentonbandgeräte (Funkschau 1976) 1.pdf (Größe: 283.77 KB / Downloads: 21)
.pdf   Michael Dickreiter - Handbuch der Tonstudiotechnik (2008) Bd 1.pdf (Größe: 1.25 MB / Downloads: 23)
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#8
Hallo Peter,

das ist ja wieder so unglaublich. 
Alles fein angerichtet und auf dem Silbertablett serviert.
Man muß nur noch selbst (essen) lesen. 

Ganz großartig. (Bei Belger war ich so aufgeregt, da habe ich glatt mich 2x verladen) 

Vielen Dank
Manfred
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#9

... und erschwerend kommt hinzu, daß nun auch andere Elefanten (capstan der Erste) sich wieder aus der Deckung wagen! Bernd, liebe Grüße ins Erzgebirge, auch wenn da mittlerweile keine 80-er Zone mehr herrscht. Kannst Du im Sommer eine Einladung nach Ba.Wü. annehmen? Dort soll in kleinem, aber netten Kreis 'gegrillt werden'. Melde dich per email, wenn Du noch reisefähig bist...

Pit

PSes zum Thema:

2dB in analog begrenzter Umgebung sind m.A. nach geradezu vernachlässigbar; das auszureizen bedarf so großer Vorbereitung / Kenntnis / Konzentration / Überwachungsfähigkeit, daß das praktisch KEINE Rolle spielen dürfte. Vom erwähnten marginalen Klangunterschied (den man zu A-77-Zeiten mit dem Klangregler nach Anweisung kompensiert hat) ganz zu Schweigen...

wir haben kürzlich über völlig andere Dezibel Dimensionen diskutiert, immer mal wieder Revue passieren lassen: 2 [dB] / 0,001 [dB] ist ungefähr Faktor 2000 ... (Ulrich?)

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
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#10
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Wenn Du überwiegend selbst aufnimmst, ist das eine "eher theoretische Frage", Du wirst keine Unterschiede hören, wenn die Maschine gut gewartet und eingemessen ist. Wenn Du Kauf- oder Fremdbänder hören willst hängt es davon ab, was Du für Bänder bekommst. Es macht natürlich keinen Sinn teure CCIR Kaufbänder auf einer NAB Maschine abzuspielen, und umgekehrt, das wäre rausgeschmissenes Geld. Manche Maschinen können aber auch beides.
Gerhard
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#11
Ich hatte neulich einen Fall, wo NAB vs. CCIR bei 19cm/s einen überraschend großen Unterschied gemacht hat:

Aufnahme von Schallplatte auf Studer A807, LPR35, 19cm/s, NAB.
Die Schallplatte war nicht so toll gepresst, hatte eine Höhenschlag, aber ließ sich eigentlich gut abspielen. Ein leises Störgeräusch im Bassbereich war beim "Huggel" zu hören.
Aufnahmepegel hatte ich für die lautesten Stellen auf ca. 0 dB (514 nWb/m) eingestellt.
Ich war überrascht, dass auf dem Hinterbandsignal nun deutliche Verzerrungen im Bassbereich zu hören waren. Umgeschaltet auf CCIR (während der Aufnahme) - alles in Ordnung (zumindest nach Ohr).
Das Störgeräusch wurde durch die Bassanhebung bei NAB wohl so stark, dass das Band damit nicht mehr zurecht kam.

Natürlich ist das Problem hier letztendlich die Signalquelle bzw. habe ich letztendlich den Aufnahmepegel reduziert. Normalerweise habe ich aber mit LPR35 bei dem Pegel kein Problem.
Trotzdem hatte CCIR in diesem Fall einen klaren Vorteil.

Gruß
Robert
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