Andruckrollen nachbauen
#1
Das ist sicher ein heikles Thema. Es gibt auf meiner Riemenseite einen Link zu einer Fa. die alte Andruckrollen vulkanisieren kann. Was aber tun, wenn die Andruckrolle nicht mehr zu retten ist?

Da man in der DDR bereits frühzeitig den Mangel an Andruckrollen durch Eigenkonstruktionen wett zu machen suchte, können wir von den Erkenntnissen der damaligen Zeit heute profitieren. Ich habe vom 'Maschinendoktor' einen entsprechenden Tipp erhalten und gebe das mal kommentarlos weiter.

Andruckrollen sollte man wegen des hohen Abriebs/Verschleisses nicht aus Auto-, Trecker oder Baggerreifen fertigen. In der DDR nahm man hierfür Eishockey-Pucks. Sie waren ideal zu bearbeiten und fest genug, um geschliffen und für Tonbandgeräte eingesetzt zu werden.

"Nun noch zum Schluß ein Hinweis für die Fertigung. Wenn der vorgearbeitete Gummirohling auf dem Kern aufgeklebt ist muß die Endbearbeitung durch schleifen der Lauffläche erfolgen. Je nach Mischung reicht Kühlung mit Druckluft - macht eine schreckliche Sauerei!!! - aber besser ist in jedem Fall Wasserkühlung. Schleifen erfolgt immer im Gegenlauf bei minimalster Zustellung und maximalster
Wasserspülung. Reines Wasser ohne Antikorrosiva aber mit einem ganz kleinen Schuß Netzmittel versehen - grad soviel daß es die Oberflächenspannung herabsetzt ohne große Schaumberge zu erzeugen. Natürlich kann man auch trocken schleifen, allerdings wird man sicherlich wenig Freude an der Lebensdauer so hergestellter Teile haben. Die Panscherei ist m.W. unvermeidlich aber da es ja möglich ist mittels Folie einen "Schutzraum" zu basteln, bleibt am Ende nur die allerdings sehr aufwendige Maschinenreinigung übrig. Wenn ein
elektrischer Supportschleifer mit einer Schutzklasse weniger als EX (explosionsgeschützt) eingesetzt wird ist auf absolut sichere Abschirmung vor dem Spülwasser zu sorgen - Nachlässigkeiten hierbei können TÖDLICH enden!!! FI-Schalter allein reicht nicht aus!"

Wer soetwas kann, für den hätte ich eine Auftrag Wink
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#2
Möglicherweise kann ich geeignetes flüssiges Gummi
zum Gießen und Aushärten besorgen.

Ich hatte mal ~1990 in der Industrie mit sowas zu tun.
Ist etwa wie Reifengummi.
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#3
Ich habe eine grosse Flasche Flüssiggummi von Pelikan. Damit hatte ich mal mein heil versucht. Nachdem es Ewigkeiten gedauert hat, bis das Gummi getrocknet war, stellte sich heraus, dass es nicht weich genug für Andruckrollen war, es brach.

Dennoch ist es eine Idee, vielleicht erhält dein Flüssiggummi eine bessere Konstistenz nach dem Trocknen?!?

Den meisten abgenudelten Andruckrollen fehlt wirklich nur eine kleine neue Deckschicht. Darum wäre ich übrigens besonders bei alten Röhrengeräten ausgesprochen vorsichtig, was die Reinigung der Rollen angeht, habe da bereits schlimmste Erfahrungen gemacht... Sad Der Dreck/Abrieb ist nämlich diese Deckschicht!
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#4
Ich meine ein Gummi, von dem es viele Varianten gibt.
1-Komponente, 2-Komponenten, versch. Viskosität, Nivellierung.
Also professioneller Industriebedarf.

In der Industrie hatte ich mal in einem PVDF-Gehäuse damit
Elektronik abgeschottet gegen aggressives Druckerei-Kühlmittel.
(PVDF: besser als PTFE==Teflon)

Man kann mit voller Kraft eine Schraubenzieherklinge reinhauen, ohne
daß die Masse verletzt wird.
SIe gibt dabei fast beliebig zäh nach.
Die Masse klebt an Kunststoff, so daß man mit einer Kombizange
nichts abreißen kann. Auch Zerreißen der Masse selbst ist kaum
möglich.

Zum Gießen braucht man nur eine Pappscheibe, eventuell mit Loch,
und einen Metallring, der innen die Außenfläche des Gummis vorgibt.
Und ein Trennmittel, damit der Ring später abgeht.
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#5
Diese von gx285 genannten "Gummies" sind Gießharze, wie sie im Modellbau (nicht Hobbymodellbau sondern Gießereimodelle, Prototypen) Verwendung finden. Ein Produkt z. B. heisst Biresin, die Firmal die es herstellt heißt Sika Chemie.

Ausgehärtet werden Shore-Härten von 50 bis 90 erreicht, je nach Produkt. Zum Vergießen braucht man eine kliene Metallform, wenn etwas umgossen werden soll noch eine Aufnahmemöglichkeit für den Metallkern. Die Form selber wird mit Trennwachs eingesprüht, so daß das Fertige Teil entnommen werden kann.

Ja nach dem, wie die Genauigkeitsanforderungen sind, muss das Teil dann noch spanend bearbeitet werden.

Was die Sache etwas kompliziert macht: SIKA verkauft das Zeugs in Kartons, und einmal aufgemacht ist die Maße schnell verdorbern. Mit so einem Karton machst Du Andruckrollen für alle TBs in Deutschland..

- Michael -
Michael(F)
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#6
Ich meine kein "Harz", sondern das ist Siliconkautschuk-Basis.
Allerdings beträchtlich besser als das, was man im Baumarkt bekommt.

1-Komponente: Kartusche, nach Anbruch 1 Jahr lagerfähig.
2-Komponente: Mehrere Jahre lagerfähig.
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#7
Der Gerlad ist ein Tausendsassa. Er hat ein höchst interessantes Tonbandselbstbaubuch:

Dieses Buch heißt "Tontechnik selbst erlebt" und geschrieben hat es Lothar König. Erschienen ist es 1986 im Urania-Verlag. Er hat sich die Mühe gemacht, den für dieses Thema wichtigen Passus abzutippen:

"Damit die hochglanzpolierte Schichtseite des Tonbandes von der äußerst glatten Oberfläche der Tonwelle überhaupt bewegt werden kann, muß das Band von einer Gummiwalze, der Andruckrolle, gegen die Tonwelle gepreßt werden. Sie wurde aus einem großen Fußboden‑Türanschlag in der waagerecht eingespannten Bohrmaschine mit Werkzeugauflage 'gedrechselt'. Zuerst wird der Türanschlag mit seiner 6mm‑Bohrung auf ein 8‑mm‑Rohr geklemmt und zu einem Zylinder von 13 mm Länge und 27 mm Durchmesser vorgearbeitet. Dann kleben wir mit EP 11 in die Gummibohrung ein 6 cm langes 6‑mm‑Messingrohr mit 3‑mm‑Bohrung, das etwa 1 mm aus dem Gummizylinder. herausragt. Nach Aushärtung des Klebers erfolgt die Feinbearbeitung mittels Schleifpapierfeilen (Schleifpapier immer feinerer Körnung auf ebenen Hartholz- oder Hartpapierbrettchen) auf 12 mm Länge und 25 mm Durchmesser. Abweichungen von diesen Maßen sind belanglos, wichtig ist die absolute Parallelität des Zylindermantels! Ist die Gummirolle fertig, kürzen wir ihr Messinglager auf 14 mm. Es soll beidseitig 1 mm aus den Rollenstirnseiten herausstehen."

Vielen Dank für die Info Gerald!!!
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#8
Was mir zu diesem Thema noch einfällt, warum überhaupt eine Gummirolle? Ich besitze ein kleines Batterie-Gerät aus der DDR, das "Pauva-Bändi". Da wird die Andruckrolle einfach durch ein Kugellager gebildet, dessen Außenumfang das Band gegen die Tonwelle drückt. Gegangen ist es auch, nur kann man bei dem Bändi nicht gerade von einem ernstzunehmenden Tonbandgerät sprechen. Allein schon der Antrieb durch einen einfachen ungeregelten Gleichstrommotor, wie er auch in elektrischen Spielzeugautos steckt. Die Löschung erfolgte durch einen kleinen Dauermagneten, der bei Aufnahme in den Bandlauf eingeschwenkt wurde. Vielmehr ist hier die Möglichkeit gefragt, ob es auch noch anders geht als mit Gummi. Bei 8-Spurkassetten ist die Andruckrolle Bestandteil der Kassette, sie fühlt sich an, als wäre sie aus Plaste und das geht auch.
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#9
Die Beschreibung aus dem Buch "Tontechnik selbst erlebt" ist falsch:
Zitat:Damit die hochglanzpolierte Schichtseite des Tonbandes von der äußerst glatten Oberfläche der Tonwelle überhaupt bewegt werden kann, muß das Band von einer Gummiwalze ...
Die Gummirolle ist stets breiter als das Band.
Die Tonwelle treibt ober- und unterhalb des Bandes die Gummirolle an.
Und die wiederum treibt ihrerseits das Band von dessen Rückseite her.

Konzepte, die anders verfahren, müssen einen enormen Quetschdruck
auf das Band ausüben, damit es durch die fast nicht vorhandene Reibung
zwischen Tonwelle und Schichtseite schlupffreien Vortrieb erfahren kann.

--------------------------

Ich habe im Keller ein eingetrocknetes Fläschchen Superkleber von
der Firma mit dem guten Flüssiggummi gefunden
und im Internet nach der Firma gesucht:

http://www.otto-chemie.de

Es gibt da auch Tuben mit 90 g.
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#10
Hallo Leute,
bei allem Respekt vor Leuten,die sich tatsächlich eine Andruckrolle bauen wollen:
ich sehe 2 Probleme:
- ich denke,es genügt nicht,nur irgendeine Gummimasse zu nehmen,die mehr oder weniger hart wird.Die fertige Rolle muß auch einigermaßen homogen in der Dichte des Materials sein und insbesondere keine Blasen enthalten,sonst fängt die,wenn die Rolle gegen die Tonwelle gedrückt wird,an zu eiern,was sich negativ auf den Gleichlauf auswirken wird(deswegen scheint mir die Lösung mit dem Eishockey-Puck gar nicht so schlecht:die Dinger sind wahrscheinlich unter hohem Druck gepreßt und deshalb einigermaßen homogen)
- die "rohe"Andruckrolle muß geschliffen werden.Wer von uns hat eine Drehbank mit der dazu nötigen Präzission??

WAs ich mir überlege:in Deutschland sind doch einmal Tonbandgeräte gebaut worden.Und Grundig und Konsorten werden die Andruckrollen doch nicht selber gebaut ,sondern von einem Zulieferer bezogen haben.
Was machen die eigentlich jetzt?Sind die auch den Bach runtergegangen oder haben die sich umgestellt??Wären die noch in der Lage,vielleicht nach Maß Andruckrollen zu produzieren??Gibt es noch Leute,z.B.beim Telefunken-verein,die Adressen haben??
Michael hat die Modellbauer(nicht Amateure,sondern die,die Prototypen für die Industrie bauen)erwähnt.Könnten die nicht so etwas??Hat jemand da Adressen??

Viele Grüße
Frank
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#11
Hallo Frank,

da müßten wir mal herausfinden, wer zur Zeit die Andruckrollen für Videorecorder liefert. Vielleicht sind aber auch Lieferanten von Gummiwalzen für Drucker, Kopierer und Fax Geräte die richtige Wahl.

Das sind natürlich alles andere Maße, aber wer so etwas herstellen kann, ist vielleicht mit den gleichen Maschinen in der Lage uns mit Teilen zu versorgen.

Es wäre auch noch interessant mal die Andruckrollen von diversen Tonbandgeräten zu vergleichen. Da ist es vielleicht sogar möglich den Bedarf auf einige wenige Größen zu beschränken, da mehrere Hersteller gleiche oder ähnliche verwendet haben könnten.

Meine TASCAM 32 hatte zum Beispiel nicht die ansonsten bei TEAC übliche Andruckrolle. Der einzige Unterschied bestand aber in der Breite. Die Teac ist außen breiter, der Kern ist sogar identisch. Mit einer Unterlegscheibe (damit die äußere Kante der Abdeckkappe nicht auf dem Gummi schleift) läßt sich hier auch die Teac Rolle ohne Schwierigkeiten verwenden.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#12
Auf meinen Linklisten habe ich einige Firmen zusammengetragen, die Rollen anbieten oder nach Mass fertigen, ich glaube mich zu erinnern, dass da eine Klitsche in Italien und eine in den USA dabei waren. Die wollen natürlich richtig Schotter sehen. Insofern gibt es eigentlich kein Beschaffungsproblem, eher ein Finanzierungsloch Wink Ach ja, da gibt es in Deutschland einen neuen Stern am Horizont: der Maschinendoktor. Derzeit bemüht er sich um eine kostengünstige Lösung für meine Nagra-Rolle, die wieder kränkelte.

Viele alte Geräte könnten wieder zum Leben erweckt werden, könnte man die Andruckrollen überarbeiten. Ich habe jemanden gekannt, der hat die Andruckrollen für 10 Euro neu überziehen lassen...er schwiegt wie ein Grab, jetzt liegt er selbst in einem. Die Rollen sind jetzt schon über 1 Jahr als und laufen immer noch perfekt. Ich gehe davon aus, dass das Verfahren mühelos in wenigen Minuten selbst durchführbar ist und kaum Materialkosten entstehen. Die Preisfrage: wie wird das gemacht?
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#13
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Andruckrollen für VCR´s oder Druckerwalzen in Deutschland oder Europa gefertigt werden. Ohne es je gesehen zu haben, glaube ich das Andruckrollen, ähnlich wie Reifen, in einer Form vulkanisiert werden.

Da eine Andruckrolle im Prinzip ein Lager mit Gummibeschichtung ist, würde ich versuchen, die Gummischicht zu ersetzen. Bei Industriebedarfhändlern gibt es Gummiplatten / Stangen unterschiedlicher Härte und Dicke bzw. Durchmesser. Diese Gummiteile werden als Anschlagpuffer oder zur Schallisolierung von Maschinen benutzt, sollten also recht stabil sein. Damit sollte sich so eine Andruckrolle aufpeppen lassen.

Eine Nachfertigung dürfte auf Grund der kleinen Mengen sehr teuer werden, weil ja jedes Gerät zumindest den Innendurchmesser genau passend auf seine Aufnahme braucht. Außendurchmesser und Dicke können etwas variieren, solange nichts schleift.

Ich habe übrigens eine Revox A77 MkIV, die eine blaue Andruckrolle hat, vermutlich aus Kunststoff. So eine Rolle habe ich noch nirgendwo in einer Revox gesehen, aber es funktioniert gut.

Irgendwo im Netz habe ich mal gelesen, das Nähmaschinen ebenfalls Rollen haben, die sich für TB´s verwenden lassen.

Frank (darklab)
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#14
Wie man das alles macht, habe ich bereits gepostet.
Und zwar zum Selbermachen, ohne mechanische Nachbearbeitung.

Ich werde mir mal meinen Metallkern drehen lassen, weil meine Rolle
noch in Ordnung ist, und dann ein Gummi aufvulkanisieren - und fertig.
Einen Rollenteller als Gußform werde ich mir auch drehen lassen.
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#15
Hallo Freunde!
Ich wundere mich, daß bei dieser langen Diskussion über Andruckrollen noch nicht der Name Terry Witt, USA, gefallen ist. Der arbeitet alte Andruckrollen erstklassig wieder auf. Besser als neuwertig!
Allerdings läßt er sich das auch bezahlen: ca. 40 $
Schaut Euch doch mal seine Homepage an:

http://www.angelfire.com/electronic2/vin...ubber.html

Oder hat schon jemand hier im Forum Erfahrungen mit ihm gemacht?
Ich übrigens noch nicht!

DK3HE1
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#16
>>>gx285:

"Konzepte, die anders verfahren, müssen einen enormen Quetschdruck
auf das Band ausüben, damit es durch die fast nicht vorhandene Reibung
zwischen Tonwelle und Schichtseite schlupffreien Vortrieb erfahren kann."

Da gebe ich Dir vollkommen Recht: Im Regelfall treibt immer die Andruckrolle das Band an. Im Regelfall beträgt aber auch der Durchmesser der Tonwelle nie mehr als 3 - 6 mm selten um die 10mm !

Eine von diesem Antriebsprinzip abweichende Geräteserie waren die MTG 20 - 25 welche in den fünfziger Jahren hauptsächlich vom Meßgerätewerk Zwönitz produziert wurden.

Die Konzeption sah vor, daß die auf dem Chassis zentrisch angeordnete Antriebswelle einen Plattenteller für 78-er Normalrillen-, also Schellackplatten tragen mußte. Der Standard-Tonarm mit Magnetsystem-Stahlnadelträger (später dann auch mit Saphir) hatte eine ganz ordentliche Auflagekraft und war wie bei jedem stinknormalen Plattenspieler üblich angeordnet. Das bedingt ja eine Drehrichtung gemäß dem Uhrzeigersinn und damit ergab sich eine ungewöhnliche Bandführung.
Um die Antriebswelle mit ihren 78 Upm tonbandtauglich zu machen wurde eine profilierte ALU-Rolle mit 47mm Laufflächen-Durchmesser aufgepreßt. Diese Rolle war auf 6,35mm ausgedreht so daß die Überstände gleichzeitig die Bandzentrierung sicherstellten. Der Umschlingungswinkel betrug etwa 180° und die harte, kugelgelagerte Gummiandruckrolle hatte eine Breite von ca. 6,2 mm. So erzielte man mit den 19,05 cm Vorschub und 22-er Spulen bei bescheidenem Frequenzgang von ca. 50 .... 7.000Hz eine Laufzeit von max. 2x45min bei 50-er Normalband.

Aber das beste an diesen Maschinen, das waren die Schlingfeder-Kupplungen! Das ist nun aber wirklich ein ganz anderes Kapitel :oah:
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#17
Noch was zu den Gummikullern: Es ist ein Irrtum zu glauben, daß je weicher um so besser eine Rolle ist. Auch hängt die Lebensdauer nicht in erster Linie von der Härte des Materials ab.
Ganz allgemein ist festzustellen, daß je geringer der Tonwellendurchmesser um so niedriger die Andruckkraft und folglich um so weicher die Rolle sein muß!

Das allerwichtigste ist immer, eine absolut zylindrische Form bei der Fertigung zu erzielen. Und ebenso ist es unumgänglich, einen Ausgangsstoff von gleichmäßiger Dichte zur Verfügung zu haben. Dann sollte es eigentlich gelingen etwas dauerhaftes zu schaffen.

Mit den oben beschriebenen Gießtechnologien habe ich selbst noch keinerlei Erfahrungen machen können - ich bin da eher der konservativen Methode verhaftet.

Die Lebensdauer einer guten, schwarzen Rolle beträgt - vorausgesetzt diese ist absolut korrekt eingestellt - mehrere tausend Betriebsstunden.
Ich habe keinerlei Probleme damit, die schwarzen! Gummis regelmäßig mit gewöhnlichem Brennspiritus zu reinigen. Gut gefüllte Rollen geben dabei immer reichlich Ruß ab ohne Schaden zu nehmen. Es ist m.M. nach für jede Rolle tödlich, wenn der "Braunkeim" nicht entfernt wird. Dann kommt es zu Transportproblemen und diese werden erfahrungsgemäß oftmals durch eine entsprechende Erhöhung der Anpreßkraft "repariert". In Folge kommt es durch stärkere Walkarbeit zunehmend zu Verwerfungen und endlich gibt der Gummi seinen Geist auf.

Die Andruckkraft soll (bei exakt parallel zur Tonwelle justierter Rolle!) immer nur so stark wie unbedingt nötig = so gering wie möglich sein!
Ich gestehe freimütig, daß ich mir in mehr als 30 Jahren nur sehr wenige Male die Mühe gemacht hatte diese Einstellung ganz korrekt mittels Federzugwaage vorzunehmen.
Zwei Finger reichen aus um ein laufendes Langspielband festzuhalten und man hat es sofort weg, wie wenig Druck doch ausreichend für einen absolut sicheren Transport des Senkels ist.
Ich muß aber auch darauf hinweisen, daß die Konstruktion des Tonwellen-Oberlagers bei der Bemessung der Andruckkraft zu beachten ist!

Alles was ich hier gesagt habe, gilt grundsätzlich für SCHWARZEN Gummi!

Es gibt aber auch ROTE und GRAUWEISSE Mischungen. An solche Teile trau ich mich (nach entsprechendem Lehrgeld!) nicht mehr mit Alkohol heran. Wenn die es nötig haben hilft nur eines: Ausbauen und mittels Zahnbürste, Wasser und Fit - bei hartnäckigen Belägen nehm ich auch normale Zahnpasta - sauberschrubben. Frank´s blaue Kuller würd ich vorsichtshalber auch so behandeln. Egal ob es nun Kunststoff oder Gummi ist, wenn man nicht absolut sicher sagen kann wie sich das Material gegenüber Lösungsmitteln verhält gibt es m.E. nur diese aufwendige Möglichkeit.
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#18
Ich habe mal gehört das jemand dieses Pelikan flüssiggummi mit Flüssiglatex(ihr wisst schon ,woher...)gemischt hat;bringt das überhaupt was?!
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#19
Zitat:gx285 postete
Die Beschreibung aus dem Buch "Tontechnik selbst erlebt" ist falsch:
Zitat:Damit die hochglanzpolierte Schichtseite des Tonbandes von der äußerst glatten Oberfläche der Tonwelle überhaupt bewegt werden kann, muß das Band von einer Gummiwalze ...
Zitat:Die Gummirolle ist stets breiter als das Band.
Die Tonwelle treibt ober- und unterhalb des Bandes die Gummirolle an.
Und die wiederum treibt ihrerseits das Band von dessen Rückseite her.

Konzepte, die anders verfahren, müssen einen enormen Quetschdruck
auf das Band ausüben, damit es durch die fast nicht vorhandene Reibung
zwischen Tonwelle und Schichtseite schlupffreien Vortrieb erfahren kann.
Aber die Uher-Andruckrollen sind doch extrem schmal und liefen - wenn sie kein Spiel hätten - direkt auf dem Band. In meinem alten Telefunken magnetophon partysound R (Kassette) ist die Andruckrolle rundgelaufen, so daß sie nichteinmal die gesamte Bandbreite andrückt und es lief (bis der Riemen gerissen ist).

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#20
>>niels "...Andruckrollen sind doch extrem schmal und liefen..."

Nun zu dem Punkt hatte ich mich weiter vorn auch schon mal ausgelassen.

Grundsätzlich möchte ich mal hier anmerken, daß ich die ganze Diskussion um diese albernen Andruckrollen nicht recht nachvollziehen kann.

Es ist m.E. doch wohl so, daß in die allerbesten Maschinen die erbärmlichsten Andruckrollen eingebaut wurden. Aus meiner bescheidenen jahrzehntelangen Erfahrung kann ich nur immer wieder feststellen, daß eine gute Rolle - und damit meine ich eine qualitativ ausgewogene schwarze Gummimischung - mehrere tausend Betriebsstunden problemlos absolviert wenn sie regelmäßig mit gewöhnlichem Spiritus saubergehalten wird. Das bedeutet für den Sammler einen jahrzehntelangen Betrieb und auch wer tagtäglich seine Maschine nutzt braucht sich einige Jahre nicht um seine Gummikuller zu sorgen.

Eine solche Rolle löst sich niemals in irgendeine ekelerregende, schleimige Masse auf. Nur bei langanhaltender Lagerung in erhöhter Luftfeuchte bilden sich u.U. Schimmelrasen auf ihr. Diese sind ungefährlich und entfernbar. Kritisch ist es erst wenn die Feuchte den Kern / Pulley / Tragkörper der Rolle angreift, also zwischen Gummi und Metall eindringt. In dem Fall zieht der Gummibelag den Kürzeren und muß erneuert werden.
Noch ein anderer Punkt sollte in Erwägung gezogen werden:
Es ist allerdings nur ein Verdacht meinerseits! Die desolaten Schmierbänder könnten letztlich auch eine Ursache für den Tod der Andruckrolle sein.

Das modernere Bandmaterial auf PVC- und PE-Basis enthält im Gegensatz zu Papier und AC verschiedene Weichmacher. Diese sind m.M. der Auslöser für die Schweinerei. Da Weichmacher aber prinzipiell ständig aus dem Trägermaterial sublimieren kommt es zwangsläufig zu einer fortschreitenden Versprödung des Materials. Dies verschlechtert u.a. den Band-Kopf-Kontakt. Da dieser aber eminent wichtig ist wurde ganz sicher viel mit verschiedenen Qualitäten und Quantitäten von Weichmachern experimentiert. Das kann ich nicht Beweisen - ich behaupte es einfach und stelle das zur Diskussion.
Diesen Stoffen würde ich prinzipiell anlasten für irreparable Schädigungen an Andruckrollen verantwortlich zu sein. Und das ganz besonders, wenn es sich gar nicht um echten Gummi sondern um irgendeine gummiähnliche Kunststoffmischung handelt.

Und schon bin ich wieder auf dem Punkt wo es darum geht die Rolle regelmäßig vom "Braunkeim" zu befreien. GUTER, SCHWARZER Gummi ist nachweislich gegen Öle nahezu resistent! Ebenso gegen Spiritus! Es gibt also keinen Grund mit der Reinigung zögerlich zu sein. Wer nicht sicher ist ob seine Rolle aus echtem Gummi oder Kunststoff besteht sollte dann halt die Probe aufs Exempel machen - mehr wie auflösen kann sich da nichts! Will man das nicht riskieren muß man halt die Rolle ausbauen und mit Wasser + Zahnpasta reinigen. Das wäre mir allerdings zu viel Aufwand bei einer ständig betriebenen Maschine, ist aber bei einem reinen Sammelstück vertretbar.

Eine Andruckrolle aufzuarbeiten ist nicht sehr kompliziert - es ist nur aufwendig da das Teil letztendlich auch exakt rundlaufen muß.
Ich fertige daher grundsätzlich für jede Rolle einen passenden Aufnahmedorn. Das kann ich beim besten Willen nicht gratis machen zumal dieses Teil nur in erster Aufspannung nutzbar ist. D.h. daß es nur dann billiger werden könnte wenn mehrere gleichartige Grundkörper "neu bereift" werden sollen. Ansonsten schlägt der Preis für den Aufnahmedorn voll auf die einzelne Rolle durch.

Das will ich keinem antun, da gibt es sicher noch andere kleine Firmen die für solche Arbeiten technisch besser ausgestattet sind.

Da ich ja ein sehr konservativer Mensch bin gehe ich prinzipiell immer davon aus, daß alles was "früher" hergestellt wurde im übertriebenen Sinne für die Ewigkeit gebaut war, wohingegen die sogenannten modernen Geräte immer unter dem Aspekt "was lange hält bringt kein Geld" mit absichtlich hineinkonstruierten "Sollbruchstellen" ausgestattet sind.
Obwohl eine Rote Gummirolle sehr dekorativ ist bevorzuge ich festen Schwarzen Gummi mit der Gewißheit, daß dieser ewig lebt!
Weichen Roten Belag nehme ich gelegentlich bei Batteriegeräten die mit kleinen Andrücken arbeiten. Weißgraue Mischung hat sich bei mir nicht bewährt.
Ungefüllter, also durchsichtiger Gummi taugt nach meiner Erfahrung nichts!

Das ist der Grund, weshalb ich auch irgendwelchen selbstaushärtenden "Flüssiggummis" sehr skeptisch gegenüberstehe.
Es würde mich aber dennoch interessieren, ob jemand damit langzeitige Erfolge erzielen konnte.
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#21
Hallo,
ich habe nun mal Verbindung mit der Industrie aufgenommen, die solche Rollen herstellt, unter anderem für Studer/Revox. Die Firma TGW hat auch eine Tochterfirma in Deutschland. Hier ist die Antwort auf meine Frage nach der Überholung von Gummiandruckrollen als Einzelstück bei Einsendung des Grundkörper bzw. der beschädigten Rolle:

"Sehr geehrter Herr XXX,
Danke für die Anfrage und wir können Ihnen dazu folgendes mitteilen Selbstverständlich fertigen wir auch Einzelstücke für Ihre angefragten Geräte. (Wir sind zB. Hersteller aller Rollen für Revoxgeräte) Kosten bei Anlieferung des Grundkörpers ca. 30.-- Euro p/Stück und natürlich je nach Grösse und Konturen. Am Besten Sie senden die alten Rollen und wir werden Ihnen dann den Liefertermin und den genauen Preis mitteilen. Seit Jahren sind wir nicht nur Recycling sondern auch in der OEM Feritigung tätig. Da wir eine Tocherfirma in Deutschland besitzen, könnten die Teile an diese gesandt werden. Auf dem Postweg erhalten Sie noch einige Unterlagen und hoffen Ihnen damit zu dienen. Mit freundlichen Grüssen TYP AG TGW Technische Gummi-Walzen GmbH Kurt Füeg"

Ich denke, das ist doch eine positive Aussage und 30 Euro sind in Anbetracht der zu erwartenden Lebensdauer von mindestens 20 Jahren wohl auch nicht zuviel.
Hier die komplette Anschrift:

TGW
Technische Gummi-Walzen GmbH
Am Elzdamm 38
DE-79312 Emmendingen
Deutschland/Allemagne/Germany/Germania

Telefon/Phone ++49 (07641) 9 16 60
Telefax ++49 (07641) 5 44 78
e-mail info@typ-gummi-tgw.ch


Gruß Holgi
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#22
Zitat:highlander postete
Das ist sicher ein heikles Thema. Es gibt auf meiner Riemenseite einen Link zu einer Fa. die alte Andruckrollen vulkanisieren kann. Was aber tun, wenn die Andruckrolle nicht mehr zu retten ist?

Da man in der DDR bereits frühzeitig den Mangel an Andruckrollen durch Eigenkonstruktionen wett zu machen suchte, können wir von den Erkenntnissen der damaligen Zeit heute profitieren. Ich habe vom 'Maschinendoktor' einen entsprechenden Tipp erhalten und gebe das mal kommentarlos weiter.

Andruckrollen sollte man wegen des hohen Abriebs/Verschleisses nicht aus Auto-, Trecker oder Baggerreifen fertigen. In der DDR nahm man hierfür Eishockey-Pucks. Sie waren ideal zu bearbeiten und fest genug, um geschliffen und für Tonbandgeräte eingesetzt zu werden.

"Nun noch zum Schluß ein Hinweis für die Fertigung. Wenn der vorgearbeitete Gummirohling auf dem Kern aufgeklebt ist muß die Endbearbeitung durch schleifen der Lauffläche erfolgen. Je nach Mischung reicht Kühlung mit Druckluft - macht eine schreckliche Sauerei!!! - aber besser ist in jedem Fall Wasserkühlung. Schleifen erfolgt immer im Gegenlauf bei minimalster Zustellung und maximalster
Wasserspülung. Reines Wasser ohne Antikorrosiva aber mit einem ganz kleinen Schuß Netzmittel versehen - grad soviel daß es die Oberflächenspannung herabsetzt ohne große Schaumberge zu erzeugen. Natürlich kann man auch trocken schleifen, allerdings wird man sicherlich wenig Freude an der Lebensdauer so hergestellter Teile haben. Die Panscherei ist m.W. unvermeidlich aber da es ja möglich ist mittels Folie einen "Schutzraum" zu basteln, bleibt am Ende nur die allerdings sehr aufwendige Maschinenreinigung übrig. Wenn ein
elektrischer Supportschleifer mit einer Schutzklasse weniger als EX (explosionsgeschützt) eingesetzt wird ist auf absolut sichere Abschirmung vor dem Spülwasser zu sorgen - Nachlässigkeiten hierbei können TÖDLICH enden!!! FI-Schalter allein reicht nicht aus!"

Wer soetwas kann, für den hätte ich eine Auftrag Wink
So eine Andruckrolle kann ich Dir schleifen.Habe ich schon für eine Pioneer gemacht.

Gruß Udo
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#23
Hallo allerseits!

Ich habe mit Interesse das Thema verfolgt. Mir gefällt die Idee, andere (Andruck)rollen umzufunktionieren, z.B. Andruckrollen von Videorecordern. Meist ist das Problem, daß der Achsdurchmesser nicht stimmt oder die Rolle zu breit ist. Eine zu breite Andruckrolle kann man mit einem geeigneten Drehstahl abdrehen. Falsches Lager ist auch kein großes Problem. Sinterlager kann man meist ganz gut ausdrücken und auch wieder einpressen. Man muß nur das richtige Lager finden. Wer es sich zutraut und eine Drehbank hat/einen kennt der eine hat, drehe einfach ein Lager mit zu großem Außendurchmesser ab. Ich habe sowas schon mal gemacht, ging prima. Auch Lager mit zu kleinem Innendurchmesser kann man auf Maß bringen. Das geht aber nicht mit der Hobbybohrmaschine! Lager ausdrücken und in die Drehbank einspannen sollte schon sein.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#24
Zitat:dl2jas postete
Hallo allerseits!

.... Auch Lager mit zu kleinem Innendurchmesser kann man auf Maß bringen. Das geht aber nicht mit der Hobbybohrmaschine! Lager ausdrücken und in die Drehbank einspannen sollte schon sein.

Andreas, DL2JAS
Das würde ich nun nicht empfehlen. Die korrekte Lösung besteht im einpressen eines anderen, passenden Sinterlagers. Diese gibt es als Normteile für wenig Geld im einschlägigen Fachhandel; u.a. für Privatbedarf auch bei Conrad.
In der Drehbank aufgebohrte Sinterlager sind unbrauchbar.
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#25
Zitat:dl2jas postete
Hallo allerseits!

Ich habe mit Interesse das Thema verfolgt. Mir gefällt die Idee, andere (Andruck)rollen umzufunktionieren, z.B. Andruckrollen von Videorecordern. Meist ist das Problem, daß der Achsdurchmesser nicht stimmt oder die Rolle zu breit ist. Auch Lager mit zu kleinem Innendurchmesser kann man auf Maß bringen. Das geht aber nicht mit der Hobbybohrmaschine! Lager ausdrücken und in die Drehbank einspannen sollte schon sein.

Andreas, DL2JAS
Nur nebenbei,Andruckrollen von Videorecordern haben Kugellager(Pendellager) und ihr Außendurchmesser ist inder Regel zu gering.
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#26
Nur mal so am Rande:
Nicht jedes goldig-rötlich schimmernde Lager ist auch ein Sinterlager. Es kann auch eine ganz normal Buchse aus Messing oder Bronce sein. Diese mechanisch zu bearbeiten schadet natürlich nicht.
Michael(F)
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#27
Zitat:Michael Franz postete
Nur mal so am Rande:
Nicht jedes goldig-rötlich schimmernde Lager ist auch ein Sinterlager. Es kann auch eine ganz normal Buchse aus Messing oder Bronce sein. Diese mechanisch zu bearbeiten schadet natürlich nicht.
Das ist völlig richtig!
Aber eines steht auch fest: Es ist viel einfacher, eine solche Buchse neu zu fertigen als so ein Teil nachzuarbeiten. Wenn kein Uhrmacherdrehstuhl verfügbar ist würde ich die Finger davon lassen denn die erforderliche Rundlauftoleranz kann mit einem normalen Dreibackenfutter nicht eingehalten werden. Und ob die Bohrung dann exakt winkelig wird steht auch noch nicht fest.
Bestenfalls kann nach Fertigstellung der Bohrung der Belag nochmal überschliffen werden. In meinen Augen ein unsinniger Aufwand und größer wird die Rolle dabei nicht.
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#28
O.K, bei Andruckrollen gebe ich Dir recht - die sollten genau sein. Da käme es darauf an, wie man das Teil sauber spannen zur Bearbeitung spannnen kann. Ich dachte da aber an die vielen Lager an nebensächlichen Teilen, die nicht so ultragenau sein müssen. Wenn man die Lager nicht rauskriegt, so kann aufbohren / reiben im eingebauten Zustand u. U. besser sein als gar keine Lösung.
Michael(F)
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#29
Eine grobe Drehbank mit Dreibackenfutter um Bremstrommeln abzudrehen ist da in der Tat weniger geeignet. Ich hatte damals das Glück, an einer Präzisionsdrehbank mit Spannzangen arbeiten zu dürfen. Ich denke auch, ein Sinterlager aufzubohren ist immer noch besser als garkeine Andruckrolle zu haben...
Meist will man ja einem alten Schmuckstück mit zerbröselter Andruckrolle wieder ein paar Töne entlocken und nicht für Studiomaschinen Andruckrollen nachfertigen!
Andruckrollen von sehr alten Videorecordern haben teilweise einen recht goßen Durchmesser im Gegensatz zu neueren Videorecordern, da kann man schon was finden. Einfach mal bei einer alteingesessenen Werkstatt nachfragen. Wenn die was haben, ist das meist günstig. Wer läßt schon einen 20 Jahre alten Videorecorder reparieren? Die sind froh, wenn sie die alten Teile los sind. Außerdem sind Andruckrollen von Videorecordern sehr präzise gefertigt. Meist haben sie innen ein Kugellager. Das kann man aber auch ausdrücken. Häufig muß man vorher eine Plastikhülse entfernen, mit der das Kugellager arretiert ist.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#30
Zitat:dl2jas postete

Ich denke auch, ein Sinterlager aufzubohren ist immer noch besser als garkeine Andruckrolle zu haben...

Andreas, DL2JAS
Dieser Meinung kann ich mich nicht uneingeschränkt anschließen.
Wenn ein Sinterlager aufgebohrt oder auch aufgerieben wird kann es i.a.R. die Schmierfunktion nicht mehr wahrnehmen!
Als Folge davon wird die polierte Oberfläche des Lagerbolzens zerstört.

Oftmals wurden für diese Funktion ganz "gewöhnliche" Nadeln aus Standard-Wälzlagern benutzt. Hier sollten auch diese Teile rel. leicht ersetzt werden können. Schlecht sieht es aber aus, wenn die Rolle auf einem mit dem Rollenträger fest verbundenen Bolzen läuft.!

Bei einer langsam laufenden Andruckrolle kann das noch gutgehen wenn sie regelmäßig manuell geschmiert wird.
Kritisch wird es bei einer permanent schnellaufenden Umlenkrolle. Die macht dann nicht mehr lange diesen Spaß mit und beginnt zu fressen. Abgesehen davon wird durch die erhöhte Schwehrgängigkeit der Motor unnötigerweise belastet.

Da erscheint es mir doch sinnvoller, gleich eine neue Lagerbuchse anzufertigen. Aus Messing beispielsweise. Oder, das hab ich auch schon praktiziert, ein (oder auch zwei gestockte) Rikula anstatt des Sinterlagers eingeklebt.
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#31
Zitat:Michael Franz postete
O.K, bei Andruckrollen gebe ich Dir recht - die sollten genau sein. Da käme es darauf an, wie man das Teil sauber spannen zur Bearbeitung spannnen kann. ...
Im Allgemeinen wird man wohl eine fertige Andruckrolle zwecks Nachbearbeitung der Bohrung überhaupt nicht ordentlich spannen können.

Also geht es wohl nur so, daß die Lagerbuchse ausgedrückt und gespannt wird.
Wenn die Spannzangeneinrichtung in tadellosem Zustand und eine ebenso tadellos passende Spannzange verfügbar ist, mag das ein brauchbares Ergebnis liefern. Ich würde es trotzdem nicht praktizieren. Schon deswegen nicht, weil die Neufertigung einer Lagerbuchse schneller und exakter durchführbar ist.
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#32
=> MGW51

Es muss nicht immer die Drehbank sein - die Fräsmaschine geht auch, denn auch mit ihr kann man Bohren und Ausdrehen. Hier dreht sich allerdings das Werkzeug, das Werkstück bleibt stehen. Die Mitte der vorhandenen Bohrung kann mit hoher Präzision aufgefangen werden. Und das wäre auch die Chance für schwer zu spannende Werkstücke wie die Andruckrolle eines ist. Das geht mit Spannpratzen (eher Spannprätzchen) direkt auf den Maschinentisch oder unter Zuhilfename einer Vorrichtung. Der Aufand ist beträchtlich - es kann, wenn es dumm läuft, schon zw. 1 Stunden und einem halben Tag dauern, bis so ein Loch mit dem richtigen Durchmesser an der richtigen Stelle sitzt und die Rolle noch heil ist. Die altertümliche, konventionell eingerichtete "Mechanische Werkstätte" ist für sowas besser geeignet als eine moderne Fertigung mit CNC-gesteuertem Maschinenpark.

Dessenungeachtet: Wenn es möglich ist, die Buchse problemlos herauszubekommen, so würde ich die Neuanfertigung einer neuen Lagerbüchse auf jedem Falle der Nacharbeit an der fertigen Rolle vorziehen.
Michael(F)
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#33
Und noch 'ne Frage zu Sinterlagern.

Wenn ein Sinterlager mechanisch bearbeitet wird, so verschmieren die Poren, die als Ölreservoir dienen. Wenn dieses Sinterlager aber nun auch Bronce ist, so ist dieses Lager dann doch nicht schlechter, wie ein normales Bronce-Lager. Und Bronce wird ja oft und gerade dann verwendet, wenn eine manuelle Schmierung nicht gesichert ist. Stichwort: Notlaufeigenschaften.

Oder sehe ich da was falsch?
Michael(F)
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#34
@ Michael(F)

Ja, theoretisch geht es auf der Fräsmaschine. In praxi wirst Du da wohl immer Schiffbruch erleiden. Ein Großteil der Andruckrollen besitzt einen Tragkörper ohne Borde. Wo bitteschön willst Du da noch spannen und vor allem wie willst Du die Winkeligkeit der Bohrung sicherstellen wenn keine winkelige Auflagefläche vorhanden ist? Der Fall ist bei den meisten billigen Rollen so gelagert bei denen auf einem kleinen Grundkörper der relativ dicke Belag aufvulkanisiert oder aufgeklebt ist. Mich wirst Du nicht davon überzeugen, daß sowas vernünftig machbar ist; allein mit Deiner Vorgabe von 1h - 0,5d sollte es klar sein, daß dieser Weg eine Sackgasse ist. Vielleicht geht das einmal +/- gut aber als Empfehlung taugt es nicht.

Und mit der altertümlichen Werkstatt liegst Du bei mir absolut richtig! Wenngleich meine Maschinen nicht so alt sind wie ichBig Grin

Bronze, Phosphorbronze, Rotguß, Messing etc. hat m.W. keine Notlaufeigenschaften - Sinterbronze genaugenommen auch nicht! Alle diese Werkstoffe sind auf einen Schmierfilm angewiesen sonst verreiben sie über kurz oder lang. Nur ist in den Sinterlagern halt von Haus aus das Schmieröl schon mit enthalten. Für die normale Lebensdauer der Bandmaschinen reicht das massig!
Wenn kein Schmierstoff mehr vorhanden ist dann war es das.

Wenn ich mich recht erinnere gab es im KFZ-Bereich einen Lagerwerkstoff namens Bleibronze. Damit wurden die geteilten Massivlager (keine dünnen Lagerschalen!) der Kurbelwelle ausgeschleudert. Dieses Zeug hatte bedingte Notlaufeigenschaften. Es war von silbriggauer Farbe. Was da für Legierungsbestandteile zusammengerührt waren hab ich vielleicht vor 30 Jahren mal gewußt. Diese Lager wurden dann im korrekt montierten und exakt vorgespannten Zustand, passend zum jeweiligen Wellenmaß, auf dem Bohrwerk ausgedreht.

Es gibt m.E. keine vernünftigere Methode als die, eine neue Lagerbuchse anzufertigen. Das ist sehr simpel. Ein Stück gezogenes Messing ist problemlos aufzutreiben und bei dieser Materialpaarung - Stahlachse + Msg.buchse - riskiert man keine Beschädigung der Achsenoberfläche! Öhli muß dann natürlich manuell zugegeben werden.

Eh ich mir aber so ein Gefummel mit einer fremden Rolle antue mach ich lieber gleich eine komplett Neue. Die läuft dann wenigstens und hält mich mit Sicherheit aus.
Ob so ein ausgebautes Altteil tatsächlich aus Gummi ist oder irgendeine Kunststoffmischung kann Dir auch keiner sagen und dann hast Du das klassische Eigentor geschossen wenn das mühsam umgestrikte Teil zu Sülze mutiert!
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#35
Thema Andruckrolle: Ich habe grade zwei alte von meinen B77er'n runtergeschmissen und durch neue ersetzt. Solche Teile schmeißt man doch dann nicht einfach weg, oder? Was mache ich damit??? Werden solche Dinger auch wiederaufgearbeitet??? Oder kann ich sie doch wegwerfen??? Supremo
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#36
Zitat:MGW51 postete
@ Michael(F)

Ja, theoretisch geht es auf der Fräsmaschine. In praxi wirst Du da wohl immer Schiffbruch erleiden. Ein Großteil der Andruckrollen besitzt einen Tragkörper ohne Borde. Wo bitteschön willst Du da noch spannen und vor allem wie willst Du die Winkeligkeit der Bohrung sicherstellen wenn keine winkelige Auflagefläche vorhanden ist? Der Fall ist bei den meisten billigen Rollen so gelagert bei denen auf einem kleinen Grundkörper der relativ dicke Belag aufvulkanisiert oder aufgeklebt ist. Mich wirst Du nicht davon überzeugen, daß sowas vernünftig machbar ist; allein mit Deiner Vorgabe von 1h - 0,5d sollte es klar sein, daß dieser Weg eine Sackgasse ist. Vielleicht geht das einmal +/- gut aber als Empfehlung taugt es nicht.

Und mit der altertümlichen Werkstatt liegst Du bei mir absolut richtig! Wenngleich meine Maschinen nicht so alt sind wie ichBig Grin

Bronze, Phosphorbronze, Rotguß, Messing etc. hat m.W. keine Notlaufeigenschaften - Sinterbronze genaugenommen auch nicht! Alle diese Werkstoffe sind auf einen Schmierfilm angewiesen sonst verreiben sie über kurz oder lang. Nur ist in den Sinterlagern halt von Haus aus das Schmieröl schon mit enthalten. Für die normale Lebensdauer der Bandmaschinen reicht das massig!
Wenn kein Schmierstoff mehr vorhanden ist dann war es das.

Wenn ich mich recht erinnere gab es im KFZ-Bereich einen Lagerwerkstoff namens Bleibronze. Damit wurden die geteilten Massivlager (keine dünnen Lagerschalen!) der Kurbelwelle ausgeschleudert. Dieses Zeug hatte bedingte Notlaufeigenschaften. Es war von silbriggauer Farbe. Was da für Legierungsbestandteile zusammengerührt waren hab ich vielleicht vor 30 Jahren mal gewußt. Diese Lager wurden dann im korrekt montierten und exakt vorgespannten Zustand, passend zum jeweiligen Wellenmaß, auf dem Bohrwerk ausgedreht.

Es gibt m.E. keine vernünftigere Methode als die, eine neue Lagerbuchse anzufertigen. Das ist sehr simpel. Ein Stück gezogenes Messing ist problemlos aufzutreiben und bei dieser Materialpaarung - Stahlachse + Msg.buchse - riskiert man keine Beschädigung der Achsenoberfläche! Öhli muß dann natürlich manuell zugegeben werden.

Eh ich mir aber so ein Gefummel mit einer fremden Rolle antue mach ich lieber gleich eine komplett Neue. Die läuft dann wenigstens und hält mich mit Sicherheit aus.
Ob so ein ausgebautes Altteil tatsächlich aus Gummi ist oder irgendeine Kunststoffmischung kann Dir auch keiner sagen und dann hast Du das klassische Eigentor geschossen wenn das mühsam umgestrikte Teil zu Sülze mutiert!
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#37
Hallo Supremo,
nein, nicht wegwerfen! Ich kann sie für 21.- Euro aufarbeiten lassen. Die werden
mit neuem Gummi vulkanisiert und geschliffen. Werden wie neu.
Gruß
Eberhard, der Riemenpapst
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