Tandberg TD 20 A, rechter Wickelmotor defekt?
#1
Hallo Bandfreunde,

noch vor wenigen Tagen war meine Tonbandwelt in schönster Ordnung. Ich freute mich, nun fast alle Zubehörteile (Haube, Fernbed. etc.) für meine TD 20 A zusammengetragen zu haben - vor 2 Monaten war das Gerät beim Service (eingemessen, durchgesehen) und nun dieser unverständliche, frustrierende Defekt.
Der Bandlauf durch den rechten Wickelmotor fällt intermittierend aus, bleibt einfach stehen, während von links munter Band an den Köpfen vorbeitransportiert wird ... Die Störung tritt sowohl beim Abspielen, wie beim Umspulen auf. Es gibt dann Stellungen, da reagiert der rechte Antrieb gar nicht mehr. Zusätzlich fällt mir auf, daß der rechte Bandfühlhebel nicht korrekt arbeitet - er verharrt zeitweise reaktionslos am rechten Gehäuserand und hält das Band nur ungenügend unter Spannung. Es kommt aber durchaus vor, daß für einige Zeit wieder alles so läuft wie es soll und scheinbar alles i. O. ist.

Wer hat eine Idee? Ich habe das Gerät noch nie geöffnet. Der Tandbergservice ist leider urlaubsbedingt gerade nicht erreichbar.

Danke für Eure Hinweise.

Grüße

Helmut
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#2
Motortest:
(wenn es ein Gleichstrommotor ist)

Lege kein Band auf und drücke Vorspulen. Vorher natürlich Lichtschranken und Fühlhebel überlisten, damit die Maschine läuft. Drehe den rechten Wickelteller ganz langsam im Urzeigersinn, also entgegengesetzt. Die zu spürende Kraft muß immer gleich sein. Sollte es reproduzierbar Stellungen geben, wo keine Kraft zu spüren ist oder der Motor sogar ganz stehenbleibt, ist mit höchster Warscheinlichkeit der Motor defekt.
Berichte mal.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#3
Danke Andreas, das werde ich am Wochenende sicherlich ausprobieren - ich berichte dann.
Gruß
Helmut
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#4
Den vorgeschlagenen Test habe ich durchgeführt, der Motor liefert aus meiner Sicht gleichmäßig Kraft. Den Ablauf der Störung kann ich nun aber etwas präzisieren. Läuft die Maschine nach in Betriebnahme erst einmal störungsfrei, so tritt gewöhnlich nach 10 bis 15 Minuten folgender Ablauf zu Tage: der rechte Bandfühlhebel gleitet unvermittelt aus seiner typischen Position ganz nach außen - mehr oder minder gleichzeitig kommt dann der rechte Wickelteller zum Stillstand. Ad hoc läßt sich das meist nicht beheben. Spult man in kleinen Schritten hin und her, kann es sein, daß der Bandfühlhebel wieder einwandfrei anspricht und die Maschine zunächst wieder läuft als sein nichts gewesen. Mitunter fällt auch die Bremswirkung nach schnellem Umspulen komplett aus. Der Fehler ist nicht immer sofort reproduzierbar, er tritt häufig mit einer gewissen Latenz auf.

Grüße

Helmut
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#5
Hallo Helmut,
der rechte "Fühlhebel" bei der TD 20 A ist nichts weiter als ein Schlaufenfänger oder Bandstraffer, er hat keinerlei Funktion, die sich etwa auf Bremsen oder Wickelmotor bezieht. Es ist lediglich ein federbelasteter Hebel, der zwei Zugfedern nacheinander spannt, wenn er nach links bewegt wird. Im Gegensatz dazu hat der linke wirklich die Bezeichnung "Fühlhebel" verdient, denn er regelt beim Vorspulen und im Aufn./Wiedergabebetrieb die linke Bandbremse.
Insofern ist der Ablauf bei deiner Maschine eher andersrum: durch den ausfallenden Motor gibt der Hebel nach, weil der Bandzug ausbleibt.
Die Steuerung der Motoren bei der TD 20 erfolgt mit Thyristoren, die beim Eintasten einer der Laufwerksfunktionen den (die) jeweiligen Motor(en) an Spannung legen. Die Motoren werden normalerweise mit Wechselspannung gefahren, nur beim Bremsen bekommen sie kurzzeitig Gleichspannung. Ich vermute hier oder in der unmittelbaren Peripherie des Thyristors einen Bauteildefekt. Andere Möglichkeit: Für die logische Steuerung ist das PROM U3 auf dem Logikboard zuständig, das entsprechende Befehle in Form von Nullen und Einsen an die Motorsteuerung ausgibt, wenn eine Taste gedrückt wird. Auch in diesem IC (20polig, am linken Rand der Logikplatine) könnte eine Fehlerquelle sitzen. Auch der zeitweise Ausfall der Bremswirkung würde eher auf einen Fehler in der Logik hindeuten. Das Ganze ist aber sehr komplex und lässt sich kaum per Ferndiagnose in den Griff bekommen. Im Servicemanual sind für die PROMs keine Typenbezeichnungen angegeben.
Das letzte, was mir noch einfällt, ist der unter dem rechten Bandteller sitzende, sog. TMI-Sensor, der nichts anderes als eine IR-Lichtschranke ist. Diese wird durch eine Zahnung an der Unterkante des Tellers periodisch unterbrochen und meldet somit an die Logik, ob der Teller läuft oder nicht. Soviel ich aus den Serviceunterlagen entnehmen kann, dient das Ding allerdings nur dem Timing beim Bremsvorgang. Aber wer weiß....?

Gruß Holgi
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#6
Hallo Holgi,

vielen Dank für die ausführliche und kenntnisreiche Antwort. Deine Vermutungen treffen vermutlich zu. Der Tandbergservice äußerte sich am Telefon ähnlich. Morgen fahre ich (250 km) mit der Maschine dort hin und hoffe das schöne Gerät bald wieder benutzen zu können. Ich werde berichten was sich ergab.

Grüße

Helmut
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#7
Hallo Holgi,

meine Maschine läuft wieder! Du hattest Recht, der PROM U3 war defekt, es waren Kontaktprobleme, bei der Reinigung brach dann auch noch einer der 20 Kontakte ab. Somit musste dann doch ein neues Bauteil rein.
Vielen Dank für Deine Kommentare!
Grüße
Helmut
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#8
Hallo Helmut,
na super, freut mich für dich (und für mich, weil die Ferndiagnose richtig war ;-))!
Viel Freude noch an dieser erstklassigen Maschine! Ich habe meine vor etwa 5 Jahren gekauft (vorher: Revox B 77. War mir zu puristisch.) und bisher arbeitet sie absolut zuverlässig und ohne jeden Defekt, lediglich das "Master"-Poti kratzt um die 0 dB herum ein wenig. Klanglich unübertrefflich!
Sie ist auf Emtec LPR 35 eingemessen und hat gleich nachdem ich sie erworben hatte, einen neuen Aufnahmekopf bekommen. Nach Auskunft des letzten verbliebenen Bandmaschinen-Service im Großraum Hannover ist der Aufnahmekopf immer die Schwachstelle bei der TD 20 A gewesen, weil er aus einer sehr weichen Legierung besteht. Eine Lebensdauer von 500 Stunden ist schon fast die Ausnahme. Einmal kann man noch nachläppen, dann war's das... Meinen habe ich durch einen Ferritkopf von einer Sony TC 378 (oder so ähnlich) ersetzt, der einwandfei funktioniert und keine negative Veränderung in Frequenzgang, Aussteuerbarkeit oder Klirrfaktor gebracht hat.
Ich gebe meine TD 20 jedenfalls nicht mehr her. Bei CD-Überspielungen fahre ich sie über zwei HighCom-Units von Aiwa (eins für die Aufnahme, eins für Wiedergabe/Hinterbandkontrolle) und erziele damit Rauschspannungsabstände um die 85 dB. Bei analogen Quellen wie Tuner, Plattenspieler oder Mikro kann ich mir das sparen, denn da rauscht die Quelle i.d.R. mehr als die Bandmaschine.
Aber das wolltest du ja alles gar nicht wissen, entschuldige die Sülzerei :-(.

Ciao!
Holgi
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