04.12.2021, 18:44
Die Firma Telectronic habe ich hier schon gelegentlich erwähnt. Jetzt kann ich endlich auch zwei Modelle dieses Herstellers vorstellen.
Die Firma war in den fünfziger Jahren in Paris im 14. Arrondissement ansässig und zwar – Lateiner und Asterix-Leser aufgepaßt! – in der rue Vercingetorix.
Nach meinem bisherigen Kenntnisstand hat Telectronic in den fünfziger Jahren noch selbst Tonbandgeräte entwickelt und gebaut. In den Sechzigern wurden zunehmend die Produkte anderer Hersteller in Frankreich unter der Marke Telectronic vertrieben, z.B. Modelle aus Italien von Geloso und Nuova Faro oder aus Deutschland ein Modell von Phonotrix.
Die hier vorgestellten Modelle V und W stammen aus den Fünfzigern und sind meines Erachtens noch « echte » Telectronics.
Beim Typ V handelt es sich um einen Koffer mit den recht kompakten Maßen 32 x 19 x 30 cm (B x H x T) und einem Gewicht von ca. 9 kg.
Das Gerät besitzt ein Ein-Motoren-Laufwerk für 9,5 und 4,75 cm/s und nimmt Spulen bis 13 cm auf.
Die Elektronik bietet einen dreistufigen Verstärker mit den Röhren EF 94, EF 94, EL 84, letztere im Aufnahmebetrieb als Hf-Generator. Ausgesteuert wird mit einem Magischen Auge EM 34, für Gleichspannung sorgt eine Gleichrichterröhre EZ 80.
Das hier gezeigte Exemplar stammt aus dem Baujahr 1957.
Seitlich finden sich vier Anschlüsse für Klinkenstecker, links Ausgänge für externen Lautsprecher und Verstärker, rechts Eingänge für Mikro und Radio/Plattenspieler.
Die Bedienung ist recht simpel. Vorne links gibt es zwei Drehknöpfe für Tonblende und Lautstärke. Letzterer betätigt auch den Netzschalter. Der Hebel daneben dient zur Wahl der Bandgeschwindigkeit. 1 = 4,75 cm/s, 2 = 9,5 cm/s.
Mit dem Knopf rechts wählt man den Betriebszustand.
Wo nichts steht, ist die Stop-Stellung. ENR (enregistrement) = Aufnahme, LEC (lecture) = Wiedergabe, G.V. (grande vitesse) = Umspulen. Die Umspul-Richtung wird durch Drücken einer der beiden Tasten bei der Tonkopfabdeckung gewählt. Das Loch neben dem Knopf ist für eine Aufnahmesperre gedacht, die bei diesem Modell aber nicht verwirklicht wurde. Beim Drehen des Knopfes ist also Vorsicht geboten.
Blick unter die Haube:
Ein langer Riemen in Form einer Acht treibt beide Bandteller gegensinnig an. Dieser hier kam mit dem Gerät mit und ist viel zu lose. Ersatz muß ich noch besorgen.
Bremsen gibt es hier nicht. Die Bandteller liegen auf Filzringen auf. Das muß für den Bandzug bei Aufnahme und Wiedergabe genügen (zusammen mit Andruckfilzen vor den Köpfen). Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird der jeweils ziehende Bandteller durch Drücken der zugehörigen Taste fest auf den Filzring gedrückt. Das ergibt den nötigen Kraftschluß.
Auf das Chassis hat man an zwei Stellen die Seriennummer aufgestempelt: 4096.
Der Antrieb der Tonwelle erfolgt über Reibräder, eines für jede Geschwindigkeit.
In Stop-Stellung werden die Reibräder zurückgezogen, damit keine Dellen entstehen.
Der Riemen ist auf obigem Bild natürlich falsch eingelegt. Er sollte durch die untere Riemenscheibe laufen.
Die beiden Köpfe sind recht minimalistisch ausgeführt.
Mit Fragen der Abschirmung hat man sich bei Telectronic offenbar nicht lange aufgehalten. Dennoch ist kein übermäßiger Brumm zu hören.
Blick von der Seite aufs Chassis:
Hier ist der Hebel zu sehen, der bei schnellem Vorlauf den rechten Bandteller fest auf die Unterlage ziehen soll. Hier nochmal etwas größer:
Der Vollständigkeit halber auch noch die Rückseite des Chassis …
… und die Unterseite, nach Entfernen eines Abschirmblechs:
Man hat dem kleinen Gerät einen recht großzügig dimensionierten Motor spendiert.
Rechts vom Motor sitzt der Netztrafo. Er ist drehbar und soll so orientiert werden, daß sich ein Brumminimum ergibt (ich bin altmodisch, daher nur zwei « m »). Die fehlende Schraube rechts oben in der Trafohalterung ist inzwischen wieder aufgetaucht und an ihren Platz zurückgekehrt.
Den kleinen Lautsprecher (Durchmesser 10,5 cm) hat man in eine Kammer gesetzt, die einfach vor dem Chassis in den Koffer eingesteckt wird. Die Kabel lassen sich am Lautsprecher abziehen.
Das Logo von Telectronic zeigt einen Vogel im Flug, der eine Note im Schnabel hält.
Daß man es hier mit einem Gerät von Telectronic zu tun hat, wird einem auch beim Hantieren mit dem Netzstecker mitgeteilt.
Das Typenschild auf der Rückseite des Koffers nennt erstaunlicherweise eine andere Seriennummer als das Chassis:
A propos Koffer: der ist hier aus einem Material gefertigt, wie ich es bei noch keinem Gerät aus jener Zeit gesehen habe. Es ist kein Bakelit und auch kein anderer damals üblicher Kunststoff.
Kofferunterteil und Deckel sind jeweils aus einem Stück geformt.
Das Material ist durchscheinend. Ich halte es für glasfaserverstärktes Kunstharz.
Soweit das Modell V.
Es ist ein einfaches, aber sehr robustes Gerät. Die diversen Schubhebel der Mechanik sind alle aus solidem Metall gefertigt. Als Frequenzumfang gibt der Hersteller bei 9,5 cm/s 60 bis 7000 Hz an.
Das erscheint uns heute dürftig, aber zu jener Zeit entdeckten die Franzosen gerade den UKW-Rundfunk, der noch längst nicht in allen Gegenden empfangbar war. Was der große Konkurrent Philips zu jener Zeit in dieser Klasse anbot, nämlich die Modelle EL3510 oder EL3518, war auch nicht besser. Auch deren Frequenzumfang reicht laut Philips bei 9,5 cm/s nur bis etwa 7000 Hz.
Das Modell V gab es Ende der fünfziger Jahre für knapp 60.000 (alte) Franc zu kaufen, wobei im Kaufpreis noch ein Kristallmikrophon enthalten war. Unter Berücksichtigung der Kaufkraftentwicklung wären das heute ziemlich genau 1000 Euro. Zum Vergleich: das Philips EL3518, das etwas luxuriösere der beiden Konkurrenzprodukte, kostete zu jener Zeit etwa 74.000 Franc.
Die Firma war in den fünfziger Jahren in Paris im 14. Arrondissement ansässig und zwar – Lateiner und Asterix-Leser aufgepaßt! – in der rue Vercingetorix.
Nach meinem bisherigen Kenntnisstand hat Telectronic in den fünfziger Jahren noch selbst Tonbandgeräte entwickelt und gebaut. In den Sechzigern wurden zunehmend die Produkte anderer Hersteller in Frankreich unter der Marke Telectronic vertrieben, z.B. Modelle aus Italien von Geloso und Nuova Faro oder aus Deutschland ein Modell von Phonotrix.
Die hier vorgestellten Modelle V und W stammen aus den Fünfzigern und sind meines Erachtens noch « echte » Telectronics.
Beim Typ V handelt es sich um einen Koffer mit den recht kompakten Maßen 32 x 19 x 30 cm (B x H x T) und einem Gewicht von ca. 9 kg.
Das Gerät besitzt ein Ein-Motoren-Laufwerk für 9,5 und 4,75 cm/s und nimmt Spulen bis 13 cm auf.
Die Elektronik bietet einen dreistufigen Verstärker mit den Röhren EF 94, EF 94, EL 84, letztere im Aufnahmebetrieb als Hf-Generator. Ausgesteuert wird mit einem Magischen Auge EM 34, für Gleichspannung sorgt eine Gleichrichterröhre EZ 80.
Das hier gezeigte Exemplar stammt aus dem Baujahr 1957.
Seitlich finden sich vier Anschlüsse für Klinkenstecker, links Ausgänge für externen Lautsprecher und Verstärker, rechts Eingänge für Mikro und Radio/Plattenspieler.
Die Bedienung ist recht simpel. Vorne links gibt es zwei Drehknöpfe für Tonblende und Lautstärke. Letzterer betätigt auch den Netzschalter. Der Hebel daneben dient zur Wahl der Bandgeschwindigkeit. 1 = 4,75 cm/s, 2 = 9,5 cm/s.
Mit dem Knopf rechts wählt man den Betriebszustand.
Wo nichts steht, ist die Stop-Stellung. ENR (enregistrement) = Aufnahme, LEC (lecture) = Wiedergabe, G.V. (grande vitesse) = Umspulen. Die Umspul-Richtung wird durch Drücken einer der beiden Tasten bei der Tonkopfabdeckung gewählt. Das Loch neben dem Knopf ist für eine Aufnahmesperre gedacht, die bei diesem Modell aber nicht verwirklicht wurde. Beim Drehen des Knopfes ist also Vorsicht geboten.
Blick unter die Haube:
Ein langer Riemen in Form einer Acht treibt beide Bandteller gegensinnig an. Dieser hier kam mit dem Gerät mit und ist viel zu lose. Ersatz muß ich noch besorgen.
Bremsen gibt es hier nicht. Die Bandteller liegen auf Filzringen auf. Das muß für den Bandzug bei Aufnahme und Wiedergabe genügen (zusammen mit Andruckfilzen vor den Köpfen). Für den schnellen Vor- bzw. Rücklauf wird der jeweils ziehende Bandteller durch Drücken der zugehörigen Taste fest auf den Filzring gedrückt. Das ergibt den nötigen Kraftschluß.
Auf das Chassis hat man an zwei Stellen die Seriennummer aufgestempelt: 4096.
Der Antrieb der Tonwelle erfolgt über Reibräder, eines für jede Geschwindigkeit.
In Stop-Stellung werden die Reibräder zurückgezogen, damit keine Dellen entstehen.
Der Riemen ist auf obigem Bild natürlich falsch eingelegt. Er sollte durch die untere Riemenscheibe laufen.
Die beiden Köpfe sind recht minimalistisch ausgeführt.
Mit Fragen der Abschirmung hat man sich bei Telectronic offenbar nicht lange aufgehalten. Dennoch ist kein übermäßiger Brumm zu hören.
Blick von der Seite aufs Chassis:
Hier ist der Hebel zu sehen, der bei schnellem Vorlauf den rechten Bandteller fest auf die Unterlage ziehen soll. Hier nochmal etwas größer:
Der Vollständigkeit halber auch noch die Rückseite des Chassis …
… und die Unterseite, nach Entfernen eines Abschirmblechs:
Man hat dem kleinen Gerät einen recht großzügig dimensionierten Motor spendiert.
Rechts vom Motor sitzt der Netztrafo. Er ist drehbar und soll so orientiert werden, daß sich ein Brumminimum ergibt (ich bin altmodisch, daher nur zwei « m »). Die fehlende Schraube rechts oben in der Trafohalterung ist inzwischen wieder aufgetaucht und an ihren Platz zurückgekehrt.
Den kleinen Lautsprecher (Durchmesser 10,5 cm) hat man in eine Kammer gesetzt, die einfach vor dem Chassis in den Koffer eingesteckt wird. Die Kabel lassen sich am Lautsprecher abziehen.
Das Logo von Telectronic zeigt einen Vogel im Flug, der eine Note im Schnabel hält.
Daß man es hier mit einem Gerät von Telectronic zu tun hat, wird einem auch beim Hantieren mit dem Netzstecker mitgeteilt.
Das Typenschild auf der Rückseite des Koffers nennt erstaunlicherweise eine andere Seriennummer als das Chassis:
A propos Koffer: der ist hier aus einem Material gefertigt, wie ich es bei noch keinem Gerät aus jener Zeit gesehen habe. Es ist kein Bakelit und auch kein anderer damals üblicher Kunststoff.
Kofferunterteil und Deckel sind jeweils aus einem Stück geformt.
Das Material ist durchscheinend. Ich halte es für glasfaserverstärktes Kunstharz.
Soweit das Modell V.
Es ist ein einfaches, aber sehr robustes Gerät. Die diversen Schubhebel der Mechanik sind alle aus solidem Metall gefertigt. Als Frequenzumfang gibt der Hersteller bei 9,5 cm/s 60 bis 7000 Hz an.
Das erscheint uns heute dürftig, aber zu jener Zeit entdeckten die Franzosen gerade den UKW-Rundfunk, der noch längst nicht in allen Gegenden empfangbar war. Was der große Konkurrent Philips zu jener Zeit in dieser Klasse anbot, nämlich die Modelle EL3510 oder EL3518, war auch nicht besser. Auch deren Frequenzumfang reicht laut Philips bei 9,5 cm/s nur bis etwa 7000 Hz.
Das Modell V gab es Ende der fünfziger Jahre für knapp 60.000 (alte) Franc zu kaufen, wobei im Kaufpreis noch ein Kristallmikrophon enthalten war. Unter Berücksichtigung der Kaufkraftentwicklung wären das heute ziemlich genau 1000 Euro. Zum Vergleich: das Philips EL3518, das etwas luxuriösere der beiden Konkurrenzprodukte, kostete zu jener Zeit etwa 74.000 Franc.