Bezugsband 1/2 Zoll für Otari MX5050 8-Spur
#1
Hallo,

ich bin neu hier und habe schon die ein oder andere Frage, die mich quält.

Ich bin bereits über ein Jahr auf der Suche nach einem Bezugsband für meine Otari 5050 MKIII-8
Bandmaschine und hatte bisher noch kein Glück, da ich dafür auch gerne ein 1/2 Zoll Bezugsband hätte.
Bei 8 Spuren ist es sowieso schon ein Geduldsspiel und ob der Azimut mit einem 1/4 Zoll Band auf einer 1/2 Zoll Maschine
jemals exakt einstellbar ist dürfte auch eher eine Gretchenfrage sein.
Mir gehts vor allem um 320nWb/m bei 38 und 19cm/sec.

Auf ebay sehe ich eigentlich nur 1/4 Zoll Bänder bis auf die Artikel eines Anbieters aus den USA.
Stellt denn niemand mehr in Deutschland oder Europa solche Bänder her?

Was gibt es über die angebotenen Bezugsbänder generell bei ebay zu sagen (also auch 1/4 Zoll)?
Ist das eher Glücksspiel, oder gibt es dort Händler, die nachweislich gute gelagerte alte oder korrekt
bespielte neue Bezugsbänder haben?

Vorher hatte ich mich vor allem mit Bandechos beschäftigt, da ist Pi mal Daumen Eingestellt schon gut genug,
aber nun hab ichs mit mehrspurigen Bandmaschinen zu tun und will auch "richtig" damit aufnehmen.

edit: Habe das trurige Beitrags-smiley entfernt, war einfach zu deprimierend das in der Themenübersicht anzusehen
(stattdessen gibts lieber hier ein fröhliches) Shy

Beste Grüße,
Helge
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#2
Hallo Helge,

es gibt eigentlich nur noch eine Firma in den USA, die neue Messbänder für 1/2 Zoll und breitere Formate herstellt, MRL = MAGNETIC REFERENCE LABORATORY, INC
Ich habe da vor 2 oder 3 Jahren ein 2 Zoll Messband gekauft, das hat über EUR 400,- gekostet, die hat aber der Besitzer der Studer A80 bezahlt. Was mich damals sehr enttäuscht hat bei dem Preis war eine schleifende Spule und ein fehlendes Vorspannband. Die Webseite ist sehr altmodisch und erstmal verwirrend. Bei den Amerikanern wird die Magnetisierung bei Vollausteuerung gerne in Dezibel angeben, dabei entsprechen 0dB einer Magnetisierung von 185nWb, das ist der uralte Ampex Standard. Da kommen dann bei höherer Magnetisierung in 1 dB Schritten ungerade nWb-Werte heraus gegenüber hier gebräuchlichen Werten wie 250nWb oder 320nWb. Das hängt damit zusammen, dass die Magnetisierung nach der amerikanischen Norm anders gemessen wird als bei uns in Europa. Eine amerikanische +4dB Aufzeichnung entspricht ungefähr unseren 320nWb. Diese Dezibel Werte haben nichts mit den Ein- und Ausgangspegeln der Maschine zu tun !

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#3
Viertelzoll-Bezugsbänder kann ich herstellen, auch wenn ich nicht im Internet stehe.

Wie Heinz Bluthard bezeichne ich sie zwar immer noch als Prüf- bzw. Messbänder, mittlerweile liegen sie aber in ihrer Genauigkeit jenseits „amtlicher“ Bezugsbänder nach (Ex-)DIN 45513 und IEC 94-2, vor allem beim Azimut.

Beispiel des Inhalts für 19 cm/s, 320 nWb/m und IEC 1 Entzerrung:

.pdf   PB 19 DIN IEC 94-2 320nWb CCIR FG 1x Wh D.pdf (Größe: 188.39 KB / Downloads: 35)

Nebenbei: In aller Bescheidenheit habe ich einen Artikel für die „Analogue Audio Association“ verfasst, wo ich detailliert einige Grundlagen, Herstellungsverfahren und Prüfmethoden für Bezugsbänder schildern werde. Sobald er dort erschienen ist (sollte vor Weihnachten geschehen, so mein bisheriger Kenntnisstand), werde ich ihn auch in diesem Forum an passender Stelle unterbringen, die Genehmigung dafür habe ich bereits.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#4
Vielen Dank für die ausführllichen Antworten,

Das sind ja keine guten Nachrichten!
Also werd ich mich weiter auf die Lauer legen und sehen was sich bei ebay so tut.
Ich hatte mich schon gefragt, wie es glücklichen Besutzern von Bandmaschinen noch breiterer Formate damit ergeht,
wenn 1/2 Zoll Bänder schon unmöglich zu bekommen sind. 



(22.09.2021, 19:10)bitbrain2101 schrieb: Bei den Amerikanern wird die Magnetisierung bei Vollausteuerung gerne in Dezibel angeben, dabei entsprechen 0dB einer Magnetisierung von 185nWb, das ist der uralte Ampex Standard. Da kommen dann bei höherer Magnetisierung in 1 dB Schritten ungerade nWb-Werte heraus gegenüber hier gebräuchlichen Werten wie 250nWb oder 320nWb.


Das ist ja auch kein unbekanntes Thema. Amerikaner brauchen einfach ihre eigenen Normen, man hat sich ja nicht umsont aus Europa davongemacht. Smile
Auf den Wert 320mWb/m bin ich gekommen, da der Pegel fuer das alte Ampex 456 und auch fuer heute gut erhältliche RTM SM900 und SM911
schon nah am Optimum liegen soll. So habe ich das zumindest irgendwann, irgendwo gelesen.

(23.09.2021, 03:34)Peter Ruhrberg schrieb: Viertelzoll-Bezugsbänder kann ich herstellen, auch wenn ich nicht im Internet stehe.

Wie Heinz Bluthard bezeichne ich sie zwar immer noch als Prüf- bzw. Messbänder, mittlerweile liegen sie aber in ihrer Genauigkeit jenseits „amtlicher“ Bezugsbänder nach (Ex-)DIN 45513 und IEC 94-2, vor allem beim Azimut.



Sehr gut zu wissen, da werde ich mich auf jeden Fall bei dir melden!
Ich habe nun schon das ein oder andere Thema von dir gelesen und bei deiner Sorgfalt darf ich annehmen, dass dein "Genauichkeit jenseits.."
für mich eine perfekt eingestellte Maschine bedeutet.
Auf den Artikel freue ich mich besonders, dann wird mir vielleicht mal klar, warum niemand mehr Bezugsbänder herstellt, sondern nur Kopien.

Gibt es dann für 1/2 Maschinen eine bessere Methode Azimut einzustellen, als das Prozedere immer wieder an verschiedenen Positionen zu wiederholen?
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#5
Hallo Helge,

(24.09.2021, 17:45)CapstanHook schrieb: Ich hatte mich schon gefragt, wie es glücklichen Besutzern von Bandmaschinen noch breiterer Formate damit ergeht, wenn 1/2 Zoll Bänder schon unmöglich zu bekommen sind.

Nun, solange man nicht im Programmaustausch mit anderen Studios steht oder viel wertvolle Aufnahmen im Archiv stehen hat, kann man (das gilt vor allem bei Mehrspurmaschinen) im Grunde einstellen, was einem Spaß macht, solange am Ende der Vollaussteuerungspegel mit der Aussteuerungsanzeige korrekt synchronisiert ist, der Überband-Frequenzgang möglichst linear ist und der Azimut zwischen AK und WK übereinstimmt.

Man könnte sich natürlich auch eine Einspeisespule für den WK wickeln, mit der man Wiedergabepegel und -frequenzgang relativ zuverlässig einstellen kann, zumindest was den „Gleichlauf“ der einzelnen Kanäle angeht. Das verlangt allerdings fundiertere Kenntnisse der Magnetbandtechnik-Grundlagen, wenn solche Basteleien nicht in den Wald führen sollen.

(24.09.2021, 17:45)CapstanHook schrieb: Auf den Wert 320mWb/m bin ich gekommen, da der Pegel fuer das alte Ampex 456 und auch fuer heute gut erhältliche RTM SM900 und SM911 schon nah am Optimum liegen soll. So habe ich das zumindest irgendwann, irgendwo gelesen.

Nun ja, das mit dem irgendwann und irgendwo ist halt so eine Sache. Mich interessiert dabei fast immer der Originaltext im größeren Zusammenhang, weil ich dann besser über die Expertise des Autors informiert bin.

Zu den beiden erwähnten Bandtypen: Ein SM 900 erreicht laut RTM Datenblatt bei 38 cm/s eine Aussteuerbarkeit (bei 3% Klirrfaktor) von 14 dB über 320 nWb/m. Beim SM 911 sind es 12,5 dB. Da wäre also durchaus Luft nach oben, mit (Quasi-)Spitzenspannungsanzeigern sowieso.

(24.09.2021, 17:45)CapstanHook schrieb: Auf den Artikel freue ich mich besonders, dann wird mir vielleicht mal klar, warum niemand mehr Bezugsbänder herstellt, sondern nur Kopien.

Mit Kopien von BB kommt man ohnehin nicht weit, da diese u.a. durch die Frequenzgänge beider beteiligten Bandmaschinen zwangsläufig verfälscht werden. Die kurzgefasste Beschreibung von P. v. Bommel (Leiter der damaligen Agfa-Bezugsbandabteilung) im Anhang deutet an, welcher Aufwand tatsächlich notwendig ist (und den letzten Satz in auf S. 41 kann ich nicht dick genug unterstreichen). Kein Wunder, dass BB, die diesen Namen verdienen sollen, ihren Preis haben …

(24.09.2021, 17:45)CapstanHook schrieb: Gibt es dann für 1/2 Maschinen eine bessere Methode Azimut einzustellen, als das Prozedere immer wieder an verschiedenen Positionen zu wiederholen?

Welches Prozedere ist gemeint?
Apropos: geht es hier um eine Stereo- oder eine Mehrkanalmaschine?

Grüße
Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Peter van Bommel - Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung (1973) - BB Herstellung.pdf (Größe: 346.39 KB / Downloads: 25)
Grüße
Peter


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#6
Hallo Peter,

die Otari 5050 MKIII-8 ist eine 1/2 Zoll 8-Spur Maschine. Helge will vermutlich ein 1/4 Zoll Messband auf der 1/2 Zoll Otari in verschiedener Höhe abspielen. Ich halte das für eine eher zweifelhafte Methode. Wenn kein Bandaustausch mit anderen Maschinen stattfinden soll, sehe ich das genau wie du, Azimuthstellung vom AK zum WK überprüfen und einstellen und dann ist gut. Bei der 8-Spur Maschine sollte man dazu Spur 2 und 7 benutzen, weil die Randspuren 1 und 8 immer etwas unstabil sind.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
(24.09.2021, 20:24)bitbrain2101 schrieb: die Otari 5050 MKIII-8 ist eine 1/2 Zoll 8-Spur Maschine.

Ah, Danke! Hatte den ersten Beitrag schon wieder veralzheimert Hätte ntprlich auch nachschauen können, aber ich hatte eine von diesen seltenen Halbzoll-Stereo-Mastermaschinen im Kopf ...

(24.09.2021, 20:24)bitbrain2101 schrieb: Helge will vermutlich ein 1/4 Zoll Messband auf der 1/2 Zoll Otari in verschiedener Höhe abspielen. Ich halte das für eine eher zweifelhafte Methode.

Ich auch, gerade beim Azimut, solange die Bandführungspräzision nicht garantiert ist.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#8
Da ich keinerlei Anhaltspunkte habe, was korrekt eingestellt ist, muss ich - so mein bisheriges Verständnis - mit der Azimuteinstellung am WK beginnen und mich langsam vorarbeiten.
(24.09.2021, 18:36)Peter Ruhrberg schrieb: Nun, solange man nicht im Programmaustausch mit anderen Studios steht oder viel wertvolle Aufnahmen im Archiv stehen hat, kann man (das gilt vor allem bei Mehrspurmaschinen) im Grunde einstellen, was einem Spaß macht, solange am Ende der Vollaussteuerungspegel mit der Aussteuerungsanzeige korrekt synchronisiert ist, der Überband-Frequenzgang möglichst linear ist und der Azimut zwischen AK und WK übereinstimmt.

Die Maschine läuft im "Standalone-Betrieb" und soll nach Möglichkeit so eingestellt werden, dass ich nach belieben Bändertypen wechseln kann
und mit einer schnellen Nachjustierung der Recording-Bias (ist das der Vollaussteuerungspegel?), wie es im Otari Servicehandbuch heißt, startklar bin.
Die Inspiration dazu kam wieder irgendwo/irgendwann, als meine Suche nach einem 1/2 Zoll Bezugsband begann. Wenn ich eine Grundeinstellung von 320 nWb/m habe,
wüsste ich ja wieviel Dezibel ich nach oben oder unten nachjustieren müsste um annähernd an den gewünschten Pegel für den entsprechenden Bandtyp zu kommen. Eine Art "schnell-und-dreckig" Lösung.

Ich hoffe ich verursache mit diesen kruden Ideen keine kalten Schweiß oder Gänsehaut. Angel 

(24.09.2021, 20:53)Peter Ruhrberg schrieb:
(24.09.2021, 20:24)bitbrain2101 schrieb: Helge will vermutlich ein 1/4 Zoll Messband auf der 1/2 Zoll Otari in verschiedener Höhe abspielen. Ich halte das für eine eher zweifelhafte Methode.

Ich auch, gerade beim Azimut, solange die Bandführungspräzision nicht garantiert ist.

Genau hier liegt auch mein Problem, denn um den Azimut gleichzeitig über Spur 2 und 7, wie Tobias empfiehlt,  einzustellen benötige ich zwangsläufig ein 1/2 Zoll Bezugsband.
Mit einer - ich nenne es jetzt salopp - Staffelmessung uber Kanäle 1 und 4, dann 5 und 8 mit 1/4 Band, wäre ich nicht schlauer, sollten danach Kanal 1 und 4 voneinander abweichen.
Ob die dann gemessene Abweichung in der Parallelstellung der Köpfe zum Band (ist das die Zeniteinstellung?) bzw. Höhe zu suchen wäre, stünde in den Sternen.
Male ich hier jetzt den Teufel an die Wand? Aber mir graust es vor so einer "Und täglich justiert das Murmeltier" Arie.
Wie wäre sonst die Vorgehensweise?

Glücklicherweise bringt die Otari einen internen Oszillator und einen Oszillator-Eingang um Record-Level am AK, Vu-Meter usw. einzustellen.
Alternativ bleibt mir ohne Band dann nur die Möglichkeit mir "fundiertere Kenntnisse der Magnetbandtechnik-Grundlagen" anzueignen, wie es Peter so schön formuliert hat.
Ich habe mir dazu schon die gesamte pdf des anderen Peter heruntergeladen (also des van Bommel, Peter) heruntergeladen, da dort in Abeschnitt 3.4 beschrieben wird, wie eine solche Schleife funktioniert. Gibt es dazu mehr Informationen? Dort wird leider doch nicht so ausführlich darauf eingegangen, wie ich es gerne hätte.

Ich hätte hier gerne noch das Serviceheft für die Otari MX5050 MKIII-8 angehängt, doch die 12mb übersteigen leider die hier zugelassenen 2mb für pdf Dateien.
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#9
(24.09.2021, 18:36)Peter Ruhrberg schrieb: ... und der Azimut zwischen AK und WK übereinstimmt.
(24.09.2021, 20:24)bitbrain2101 schrieb: ... Azimuthstellung vom AK zum WK überprüfen und einstellen und dann ist gut.


Jetzt, wo der Zaunpfahl zweimal zum Einsatz kam, lichtet sich etwas im finstren Walde. Ich bin davon ausgegangen, dass bei der Azimuteinstellung auch die einzelnen Kanäle zueinander überprüft werden um festzustellen, ob die Tonköpfe auch auf anderen Achsen verdreht sind, was offensichtlich nicht der Fall ist.
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#10
Zwischendurch: Falls du etwas noch Grundlegenderes suchst als van Bommels Beitrag, würde ich aus derselben Schriftenreihe dieses Heft als erste Lektüre empfehlen:
Friedrich Engel - Schallspeicherung auf Magnetband (1975)
https://we.tl/t-lU6OUntN7x
Grüße
Peter


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#11
Mal eine doofe Frage: Wenn ich AK und WK bezüglich Azimuth in Übereinstimmung bringe und das Vollspurband dann umdrehe und rückwärts abspiele, habe ich dann nicht ein Mass für den absoluten Azimuthfehler?
Gerhard
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#12
Moin,

1. Bei Drehung um 180° ist der Azimuth-Fehler wieder der gleiche.
2. Vorwärts- oder Rückwärts abspielen ist für den Fehler belanglos.

MfG Kai
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#13
Eine sehr genaue Methode ist bei van Bommel beschrieben, siehe Anhang. Bei guten Analysemöglichkeiten, 35 µm Banddicke und 19 cm/s kann die aufgezeichnete Frequenz bis zu 3 kHz betragen, darüber kommt „durch die Rückseite“ wiedergegeben nichts mehr durch.

Voraussetzung für den Erfolg ist allerdings ein Vollspurkopf mit gerader ablaufender Spaltkante. Dies ist bei Mehrspurmaschinen so gut wie nie gegeben, es gibt fast immer einen Spaltversatz, der die Genauigkeit mehr oder weniger zunichte macht. Deswegen habe ich diese Methode bislang auch nicht erwähnt. Ausprobieren kann man es natürlich trotzdem, ich übernehme aber keine Verantwortung für verkurbelte Köpfe.

Grüße
Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Peter van Bommel - Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung (1973) S 36f.pdf (Größe: 278.99 KB / Downloads: 9)
Grüße
Peter


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#14
Hallo Helge,

bezüglich Deiner Fragen hast Du schon alle Antworten bekommen.

Ich gehe mal davon aus, daß Deine Maschine noch neuwertig ist und keinen sichtbaren Bandabschliff an den Köpfen aufweist. Wenn dem so ist und die Schrauben sind noch alle mit Lack gesichert, laß die Finger davon.
Im anderen Fall erst recht, dann sind Deine Köpfe eingeschliffen und haben im schlimmsten Falle neben der Bandkanteneinfräsung einen Grat durch ungenaue Einstellung von früher (10-fach Lupe). Dann darfst Du erst recht nicht daran drehen. Denn dann zwingst Du das Band in eine andere Lage und es kann Deinem Wunsch nur durch leichtes Abheben von den Köpfen nachkommen. Das kostet richtig Höhen. Wenn Du schon gedreht hast und hast keine Höhen mehr, versuche in den alten Bandlaufweg zurückzukommen und gut ist. Und dann erfreue Dich an dem Gerät und warte, bis einer ein Testband für Halbzoll verkauft (warum sollte er das tun?). Allerdings ist der Preis von MRL durchaus angemessen, wenn drin ist was drauf steht.Das ist ein seriöser Laden, der offen gelegt hat, was er macht.

Wir machen uns im allgemeinen nicht einmal annähernd ein Vorstellung davon, welcher Geräteaufwand hier zu betreiben ist. 1/2 Zoll Laufwerk mit 1/2 Zoll Präzisionsvoll- und Halbspurköpfen für Bezugsbandherstellung, wenn man alles überhaupt noch bekäme, wären schon mindestens 15.000 Euro weg. Das ist aber auch nur so wenig, weil die Laufwerke inzwischen nicht mehr viel kosten. Wer evtl. noch solche Köpfe hat (MRL z.B.), verkauft die doch nicht. Die hüten die dort, wie ihre Augäpfel. Wenn man denn auch alle weiteren Meßgeräte zusammen hätte (ca. 5000 Euro) macht man ja erst einmal einige Monate Ausschuß, bis die Präzision sitzt. Muß aber alles bezahlt werden.
Dies ist eine Minimalkostenrechnung: Die Meßbänder müssen ausgesucht werden, da geht nicht irgendein Band, was gerade herumliegt oder bei eBay geschossen wird. Und jedes Meßband wird in Handarbeit einzeln hergestellt. 
Gib Dir selbst einen ordentlichen Stundenlohn, dann hat MRL bei einem solchen Band am Ende vielleicht zwischen 50 und 80 Euro als Kostendeckungsbeitrag für die Investitionen. Bis das Geld dafür bei einer Unternehmensneugründung in Deutschland wieder reinkommt, ist die Bank pleite.

Die ganze Palette an Bezugsbändern konnten die großen Bandhersteller sich auch nur in Mischkalkulation schönrechnen. Für einen ordentlichen Bandhersteller gehörte es in Deutschland einfach dazu, auch Bezugsbänder herzustellen. Geld verdient wurde an den Massenprodukten.

Viele Grüße

Manfred
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#15
Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.
Grüße
Peter


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#16
... grmpf, hüstel ...


Hallo Helge,

jetzt habe ich aber noch eine Frage:

Zieht Deine Otari ein 1/4 Zoll Band für längere Zeit (10 Min) sauber an der unteren Bandführung oder an der oberen Bandführung entlang?

Wenn ja, hast Du ein ganz hervorragend eingestelltes Laufwerk, an dem Du keinerlei Justagen durchführen solltest.
Das wird Dir jeder Kenner der Materie gerne bestätigen.

Hier kannst Du alten Hasen noch zeigen, was ne Harke ist.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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#17
(25.09.2021, 20:54)Peter Ruhrberg schrieb: Friedrich Engel - Schallspeicherung auf Magnetband (1975)
https://we.tl/t-lU6OUntN7x


Vielen Dank Peter!
Geladen und gesichert. Eine aufschlussreiche Lektüre begrüße ich immer!


(26.09.2021, 14:29)Magnettonmanni schrieb: Ich gehe mal davon aus, daß Deine Maschine noch neuwertig ist und keinen sichtbaren Bandabschliff an den Köpfen aufweist. Wenn dem so ist und die Schrauben sind noch alle mit Lack gesichert, laß die Finger davon.


Hallo Manfred,

neuwertig ist sie sicher nicht mehr, jedoch in gutem Zustand. Sie stammt ursprünglich aus einem Tonstudio, in dem sie oft eingesetzt, aber offensichtlich auch pfleglich behandelt wurde. Danach wurde sie von einem Musiker genutzt, der sie über viele Jahre basaß und später nach langer Standzeit nicht mehr zum laufen bekam.
Er hat die Bandmaschine seinerzeit zum anreichern der Aufnahmen mit Klangfarbe und somit mehr als Analogeffekt genutzt.
Entsprechend unterschiedlich waren die einzelnen Tracks ausgesteuert, wohl für Distortion und Bandcompression.
An den Tonköpfen habe ich noch nichts verstellt, da die Abnutzung mir (Blicktest ohne Lupe) gleichmäßig erschien und mir nicht der Sinn danach stand etwas kaputt zu reparieren.

Um notfalls sicher zu sein, was ich zu tun habe und wie ich das am besten bewerkstellige - sollte eine Justierung notwendig sein - erfrage ich hier um nicht ratlos dazustehen, wenn es soweit ist. Von den Schrauben sind meiner Erinnerung zufolge nur ein paar wenige mit Lack gesichert, das werde ich mir morgen noch einmal ansehen.


(26.09.2021, 14:29)Magnettonmanni schrieb: Und dann erfreue Dich an dem Gerät und warte, bis einer ein Testband für Halbzoll verkauft (warum sollte er das tun?).


Es soll ja Menschen geben, die sich nicht im Tonbandforum auführlichst über die Justierung der Tonköpfe informieren - und schwupps - sind die Tonköpfe unbrauchbar und das Bezugsband sucht einen neuen Besiter. Aber mal Spaß beiseite... erst letzten Monat war ein 1/2 Zoll MRL Band bei Kleinanzeigen, nur leider war ich zu langsam und wohl nicht der einzige Interessent.

Otari gibt im Übrigen das Intervall zur Überprüfung der Tonköpfe, Pegel und Einstellungen des eigentlich gesamten Signalführenden Teils der Maschine mit 150 Stunden bzw. einem Monat an. (Deswegen vielleicht auch die ungesicherten Schrauben?) Ich werde sie zugegebenermaßen nicht 8-12 Stunden täglich beanspruchen und komme wohl mit weiter gefassten Intervallen gut aus, aber lieber bin ich früher schlau, vor allem wenn ich mir so einige Tonköpfe da draußen in Erinnerung rufe. Wieviel mehr hätten überlebt, hätt` man vorher überlegt?


(26.09.2021, 14:29)Magnettonmanni schrieb: Im anderen Fall erst recht, dann sind Deine Köpfe eingeschliffen und haben im schlimmsten Falle neben der Bandkanteneinfräsung einen Grat durch ungenaue Einstellung von früher (10-fach Lupe).


Wie sähe solch ein Grat aus?


(26.09.2021, 14:29)Magnettonmanni schrieb: Allerdings ist der Preis von MRL durchaus angemessen, wenn drin ist was drauf steht.Das ist ein seriöser Laden, der offen gelegt hat, was er macht.


Da hast du sicher völlig recht, aber allein statt Versandkosten und Einfuhrabgaben aus den Staaten für solch ein Band könnte ich es mir mit einer defekten 1/4 Zoll Bandmaschine und zwei Kästen Bier gemütlich machen und mir den ersten Kasten zum Duft von Zinn und Kolophonium schmecken lassen, den zweiten zum Musikgenuss.
Das ist jetzt natürlich eine romantisierte Überhöhung, aber Prinzipiell sehe ich das so. Ich hätte mir auch eine perfekt gewartete Maschine holen können und der Preis dafür wäre sicher auch gerechtfertigt, wenngleich erheblich teuerer. Ich mache eben gerne so viel selbst, wie ich kann und komme dadurch an Wissen, welches ich sonst in der Form nicht bekäme.
Damit meine ich nicht, dass ich vor plane  1/2 Zoll Bezugsbänder selbst herzustellen und zu vertreiben, obwohl das nach deiner Kalkulation für sehr viele Menschen nicht einmal nach einem schlechten Nebenverdienst klingt. Tongue
Was sich mir nur schwer erklärt ist, warum MRL die einzigen 1/2 Monoköpfe hat oder als einzigen 1/2 Zoll Bänder produziert. Wo sind sie alle, die Monoköpfe?
Selbst in kleinen Margen könnte man solche Köpfe ja heute durchaus Präzise fertigen(lassen)?!


(26.09.2021, 16:20)Magnettonmanni schrieb: Zieht Deine Otari ein 1/4 Zoll Band für längere Zeit (10 Min) sauber an der unteren Bandführung oder an der oberen Bandführung entlang?


Das habe ich noch nicht ausprobiert! Zumindest habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht, wie ich das Band aufziehe. Leider habe ich keine 1/4 Zoll Bänder auf NAB, nur Dreizack. Die werde ich mir mal zulegen und dann Abstandshalter in 3D Drucken, oder gibt es da geschickte Alternativen?

Grüße,
Helge
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#18
(26.09.2021, 23:23)CapstanHook schrieb: erst letzten Monat war ein 1/2 Zoll MRL Band bei Kleinanzeigen, nur leider war ich zu langsam und wohl nicht der einzige Interessent.

Mit gebrauchten Bezugs-/Messbändern ist es so eine Sache. Man sieht ihnen nicht an, in welchem Zustand sie sind, und aus der Ferne schon gleich gar nicht.

Faustregel: Selbst bei sorgfältigster Behandlung und Lagerung verdient ein Bezugsband nach spätestens 100 Durchläufen seinen Namen nicht mehr. Bei Messcassetten schon nach spätestens 50. (Quelle: Johann Dankerl, langjähriger Chef der Münchner Bezugsbandabteilung der Agfa/BASF/EMTEC in einem Gespräch von 2005, nachdem die EMTEC schon seit einem Jahr Geschichte war.)

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#19
    
CapstanHook schrieb:


Was sich mir nur schwer erklärt ist, warum MRL die einzigen 1/2 Monoköpfe hat oder als einzigen 1/2 Zoll Bänder produziert. Wo sind sie alle, die Monoköpfe?
Selbst in kleinen Margen könnte man solche Köpfe ja heute durchaus Präzise fertigen(lassen)?!


Hallo Helge,
ob MRL die einzigen 1/2 Zoll Bezugsbandköpfe hat, weiß ich nicht. Es hat sich bisher im Internet noch kein weiterer gemeldet.

Was glaubst Du wohl, wieviele 1/2 Zoll Vollspurmaschinen vor 40 Jahren gekauft worden wären, wenn Otari sie im Angebot gehabt hätte? Studer oder Telefunken hätten Dir vielleicht gegen Vorkasse ein solches Sondermodell, was keiner braucht, gebaut. Bei 1 und 2 Zoll in Vollspur wird der Gedanke aberwitzig. Da sind die Köpfe alle geblieben. Es hat sie nicht gegeben.

1/2 Zoll Stereo Geräte hat es gegeben. Aber deren Köpfe sind auch nicht für die Bezugsbandfertigung geeignet, selbst wenn sie neu wären.

Natürlich kann man noch neue Bezugsbandköpfe in jeder Größe herstellen lassen. Es gibt vielleicht ein paar ganz alte Damen und Herren, die das Wissen und die Erfahrung noch drauf haben. Aber so ruhige Hände wie damals, haben sie bestimmt nicht mehr. Ich weiß, wovon ich schreibe. 
Du würdest die bummelig 10.000 Euro mit Sicherheit nicht bezahlen wollen. Du kaufst ja nicht einmal das relativ preiswerte Bezugsband. MRL kann nichts dafür, daß Du nicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wohnst.

Wenn Du keine starke Lupe hast geht auch ein 5cm Fotoobjektiv ganz gut, wenn man von rückwärts im Sinne einer Lupe durchschaut.

Viele Grüße

Manfred
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