Der schlechteste Frequenzgang aller Zeiten?
#1
Hallo zusammen,

ich bin mal wieder an einen neuen Deck zugange. Eigentlich ist es nicht neu, sondern das aller erste Deck, an dem ich mich damals probiert habe, in Sachen Reparatur und Restauration. Heute habe ich es mal wieder in die Finger bekommen und angeschlossen. Ich wollte sehen, ob noch alles beim Rechten ist. Dabei ist allerhand merkwürdiges passiert.

Zuerst kam nichts beim Verstärker an. Die Kassette lief, aber weder die UV-Meter am Deck haben ausgeschlagen, noch irgendein Ton war zu hören. Nach ca. einer Minute war dann der rechte Kanal da… weitere zwei Minuten Später, auch der Linke.

Nachdem ich es habe etwas warm laufen lassen, wollte ich mal nach der Werten schauen (Geschwindigkeit, Azimut, Frequenzgang). Dabei ist mir aufgefallen, das bereits das Signal, welches vom Computer beim Sweep an das Deck gesendet wird, äußerst schwach in den unteren Frequenzen beim Deck ankommt, bzw. vom Deck an den Computer zurück geschickt wurde. Die Anschließende Aufnahme und Wiedergabe war dann nochmals schlechter.

Ich habe so einen Frequenzgang noch nie gesehen.

Das seltsame ist, dass es nicht "zufällig" aussieht, sondern ein relativ weicher und dauerhafter Anstieg ist. Fast so, als wäre ein Hochpass vorgeschaltet.

Es handelt sich bei dem Deck um ein TEAC V-285CHX. Also quasi um eine recycelte Coladose mit Tonköpfen Big Grin Über dieses Deck ist nicht viel im Netzt zu finden. Zu Recht. Aber laut Werbematerial, soll es wohl einen Frequenzgang von 30Hz - 14kHz auf Normalkassette machen. Meines macht eher 300Hz - 14kHz Big Grin

Hat jemand eine Idee, wie solch ein Frequenzgang zustande kommen kann?

Die Köpfe sehen gut aus. Auch die Wiedergabe und Aufnahme zeigt keine Verzerrungen… klingt sauber und "brilliant". Kein Wunder... da die Bässe komplett fehlen.


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#2
kann man als anrufbeantworter nutzen.
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#3
(09.08.2021, 00:10)Magic29 schrieb: bereits das Signal, welches vom Computer beim Sweep an das Deck gesendet wird, äußerst schwach in den unteren Frequenzen beim Deck ankommt,

Wieviel Anteil haben denn  nun jeweils Computer und Tapedeck an dem gezeigten Frequenzgang ?
Schwächelt der Bass-Anteil am Computerausgang auch, wenn das Tapedeck nicht angeschlosssen ist ?
Warum zeigst du den Bereich von -50 ... -120 dB (dito oberhalb -10 dB), in dem sich überhaupt nichts relevantes abspielt ?

MfG Kai
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#4
Moin,

wenn Koppelkondensatoren massiv Kapazität verloren haben kann sowas passieren.

Grüße
Dieter
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#5
Hallo,

ich würde auch Koppel-Elkos vermuten. Nach der Beschreibung des Verhaltens bei der 1. Inbetriebnahme hören sich die geschilderten Symptome so an, als hätten sich da Elkos erst wieder formiert, bevor dann ein Signal durch kam. Ein Aufnahme- Wiedergabe- Umschaltschieber mit oxydierten Kontakten ist auch eine beliebte Fehlerquelle bei Cassettendecks. Ich kenne das Gerät aber nicht, ob da so ein Schaltschieber vorhanden ist. Den Frequenzgang mal ohne Cassettendeck von Computer Ausgang zu Eingang messen, dann weisst du vielleicht mehr.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
(09.08.2021, 05:58)kaimex schrieb:
(09.08.2021, 00:10)Magic29 schrieb: bereits das Signal, welches vom Computer beim Sweep an das Deck gesendet wird, äußerst schwach in den unteren Frequenzen beim Deck ankommt,

Wieviel Anteil haben denn  nun jeweils Computer und Tapedeck an dem gezeigten Frequenzgang ?
Schwächelt der Bass-Anteil am Computerausgang auch, wenn das Tapedeck nicht angeschlosssen ist ?
Warum zeigst du den Bereich von -50 ... -120 dB (dito oberhalb -10 dB), in dem sich überhaupt nichts relevantes abspielt ?

MfG Kai
Der Computer hat keinen Anteil am Problem. Zum Vergleich habe ich mal ein anderes Deck angeschlossen. Die beiden Bilder zeigen jeweils das Signal welches von Deck an den Computer zurück kommt, in der Stellung Rec/Pause. (1. Bild = Vergleichsdeck / 2. Bild = TEAC). Aber du hast Recht, das hätte ich erwähnen sollen.

Der Grund warum ich nicht weiter rein gezoomt habe ist, dass man dann nicht den gesamten FG gesehen hätte, weil er so tief einsteigt, dass er außerhalb des Bildausschnitts liegt (siehe Bild 3 / Wiedergabe des aufgezeichneten Sweeps). Des Weiteren erlaubt es das Programm leider nicht, zentriert zu zoomen. Die Anzeige rutscht also irgendwann nach unten hin aus dem Bild.

(09.08.2021, 03:41)pedi schrieb: kann man als anrufbeantworter nutzen.

Richtig. Die Stimmen kommen glasklar rüber Big Grin

(09.08.2021, 11:56)bitbrain2101 schrieb: ich würde auch Koppel-Elkos vermuten.

Sind damit die Elkos gemeint, die direkt hinter dem Transformator im Schaltkreis liegen? Leider konnte ich keinen Schaltplan oder ein Service-Manual auftreiben. Ich denke mal, dass niemand je in Erwägung gezogen hat, so ein Gerät zu reparieren Blush


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#7
1. Im ersten Beitrag hattest du geschrieben, daß das Signal vom Computer am Deck schon Bass-schwach ankommt.
2. Es gibt dutzendweise Programme, mit denen man  unnützes von Bildern "wegschneiden" kann.

Wenn man keinen Schaltplan des Gerätes hat, muß man das Signal im Gerät "verfolgen". Dann sieht man, wo der Bass verschwindet bzw nicht ankommt.

Im Übrigen hat der Frequenzgang der magnetischen Aufzeichnung bei Wiedergabe per induktion in eine Spule (Tonkopf) prinzipiell Hochpass/Differentiator-Charakter (Pegel proportional zur Frequenz). Der wird in einen flachen Frequenzgang umgesetzt durch den sogenannten Omega-Gang des Wiedergabe-Entzerrers (~1/freq bis zu wenigen kHz). Wenn diese Frequenzgang-Kompensation zu tiefen Frequenzen statt bei zB 50 Hz schon bei 300 Hz endet, dann kommt sowas raus, wie von dir gemessen.
Der Zacken bei 10 Hz ist eine Fehlmessung durch Störsignale.
Der Zacken bei 10 kHz ist auch völlig unnormal. Solche Sprünge gibt es in realen Frequenzgängen nicht.

MfG Kai
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#8
Die Elkos, die direkt hinter dem (vermutlich Netz-) Transformator liegen, sind Siebelkos für die Versorgungsspannungen, da geht kein Audiosignal durch.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#9
(09.08.2021, 20:44)bitbrain2101 schrieb: Die Elkos, die direkt hinter dem (vermutlich Netz-) Transformator liegen, sind Siebelkos für die Versorgungsspannungen, da geht kein Audiosignal durch.

MfG, Tobias

Richtig… das war ein Logikfehler meinerseits.

Ich habe mich vom Eingang her durch das Deck gearbeitet. Leider habe ich (noch) keinen Kapazitätsmesser für Elkos. Optisch sahen alle noch gut aus. einen Kurzschluss konnte ich auch bei keinem messen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zwischendurch immer mal wieder zu testen und ganz nebenbei noch eine Leiterbahn zu reparieren. Das ist bereits das zweite mal, dass ich auf eine Leiterbahn stoße, die bereits bei der Produktion unterbrochen wurde. Was auch immer diese Schaltung macht… sie hat es nie getan… bis jetzt Big Grin

Lange Rede, kurzer Sinn – Die Coladose hat wieder Bass… und klingt für ein Gerät dieser Qualitätsklasse sogar überraschend gut. Bei den Einstellungen habe ich mich an anderen TEAC Decks orientiert, da ich ja leider kein Service Manual dafür habe.

Vielen Dank für die Pragmatische Hilfe!
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#10
Heißt das, daß sich die klangliche Verbesserung nach Reparatur der Leiterbahn eingestellt hat ?
Dann war die ja sicher nicht ab Werk unterbrochen. Welcher Hersteller ist denn so dumm und macht sein Produkt absichtlich schlechter.
Gruß, Kuni
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http://kuni.bplaced.net/
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#11
(10.08.2021, 13:17)Kuni schrieb: Heißt das, daß sich die klangliche Verbesserung nach Reparatur der Leiterbahn eingestellt hat ?
Dann war die ja sicher nicht ab Werk unterbrochen. Welcher Hersteller ist denn so dumm und macht sein Produkt absichtlich schlechter.

Nein. Das Deck lief ja schon mal ordentlich vor einigen Monaten. Die unterbrochene Leiterbahn war sicherlich keine Absicht (und auch nicht die Ursache für den fehlenden Bass), sondern ein zu forsch installiertes Bauteil und eine schlechte Qualitätskontrolle.

Was mir allerdings aufgefallen ist seit der Reparatur der Leiterbahn ist, dass Dolby nun nicht mehr "muffig" klingt. Auch bei Fremdaufnahmen.

Ich hatte das schon einmal bei einem Philips N5536. Da war ein Poti auf dem Oscillator BCP ohne Funktion, weil eine Leiterbahn unterbrochen, bzw. nie richtig verlötet war.
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