Gemini - Kennt jemand diesen Plattendreher?
#18
Wie gesagt, der Plattenspieler klingt nicht. Das System klingt. Wenn du da einen Feinschliff drauf setzt, dann klingt das nicht anders, als auf einem Plattenspieler für 10.000 Euro, nur die Haptik ist da dann halt besser.

Eigentlich ist es wirklich sinnvoller, wenn man das Optimum raus holen will so einen recht billigen Plattenspieler zu kaufen und den Rest in eine gute Nadel zu stecken, als umgekehrt. Das mit der Abstimmung (Plattenspieler muss zum System passen) stimmt nur so weit, dass die Resonanzfrequenz kompatibel sein muss. Der Rest ist komplett Voodoo und Schwachsinn. Da gibt’s ja auch so 1210er Mods, wo Leute einen angeblich hochwertigeren Tonarm da dran bauen und so, obwohl der vom 1210er hervorragend ist. Übrigens: Der 1210er ist - und das ist das Lustige daran - ursprünglich als HiFi Plattenspieler gedacht gewesen und hat sich durch seine Robustheit und die fehlende Automatik schnell in der DJ Szene etabliert, erst dann wurde er offiziell zum DJ Plattenspieler. Es ist also keineswegs so, dass „grober“ konzipiert wurde, damit er in Clubs gut funktioniert oder sowas.

Wenn der Tonarm sogar höhenverstellbar ist hast du im Grunde alle Freiheiten, denn die Resonanzfrequenz lässt sich je nach Gewicht des Systems ja anpassen.

Ich hatte lange Jahre ein Concorde an meinen Plattenspielern, schlecht klingen tun die nicht. Sie haben zumindest in ihrer alten Form (gibt es von Reloop noch umgelabelt) auch Kompatibilität zu den OM HiFi Nadeln. Allerdings war ich mit dem Klang schon lang nicht mehr zufrieden, weil Standard Nadeln viel zu unpräzise abtasten. Man hat immer Verzerrungen zur Innenrille, zischelnde S Laute usw. Vor Allem Pressungen ab den 80ern wo das Sounddesign komplexer und auch digital gemastert wurde kommen immer an die Grenze des Mediums Schallplatte bzw. schiessen darüber hinaus.

Ich hatte viele Platten wo ich dachte die sind einfach mies gepresst und auch in Fachkreisen hört man dann immer, dass 90% der Platten einfach nur schlechte Pressungen sind und man irgendwelche High End 180g Pressungen braucht die dann besser klingen. Das ist aber Alles Quatsch. Eigentlich Ist es genau anders rum: Die meisten Platten sind gut gepresst, nur ein Großteil der Nadeln sind nicht in der Lage sie optimal abzutasten und deshalb klingts dann halt scheisse. Grad so in den 70ern und davor sind Platten oft so abgemischt und gemastert, dass sie auch auf einer Standard Nadel gut klingen. Später wird es dann schwierig. Wenn man jetzt eh nur Platten hat, die sich auf einer normalen Nadel gut anhören braucht man aber auch kein Upgrade. Da ist der Zugewinn dann doch sehr gering. Es kommt halt immer auch auf den Musikgeschmack an und man sollte auf jeden Fall speziell für den „Feinschlifftest“, als Erstes Platten wählen mit deren Wiedergabe man auf einem normalen System absolut unzufrieden ist. Auch viele Neuplatten waren für mich eigentlich nie richtig genießbar, Zischeln und Zerren, analoge Artefakte vom ersten Ton an und in der Innenrille einfach nur noch ein Soundbrei, als wäre die Nadel voller Staub.

Ich hab mich dann informiert, ob es nicht doch einen Weg gibt. Weil mir die DJ Optik sehr gefällt und ich ja schon das Concorde dran hatte hab ich mich dann dazu entschieden für fast 300 Euro eine OM 40 Nadel zu kaufen. Die ist nach 5 Jahren dann aber irgendwann kaputt gegangen. Im HiFi Forum hat jemand Zischeltests mit einer Testplatte gemacht. Dabei ist die OM 40 nicht gut weg gekommen im Vergleich zur wesentlich günstigeren AT 440. Im Tagesgebrauch ging aber mit der OM 40 bei mir die Sonne auf. Ich dachte wirklich bei einigen Platten ich höre plötzlich CD, oder Innenrillen wurden - wo sie bei den Standardnadeln eher nach Grammophon klangen plötzlich akzeptabel bis gut.

Es hat mich immer beschäftigt, dass die AT Nadel besser weg kam, als die OM 40 und ob das im Alltag tatsächlich relevant war. Wo die OM 40 kaputt ging hab ich mich dann noch mal beraten lassen und gesagt ich steige um. Mir ist dann gesagt worden dass das AT MV95 ML die selbe Nadel wie das 440er System hat aber deutlich billiger ist und nicht schlechter klingt. Ich habe dann für Beide PLX 1000 2 AT MV95 ML für jeweils 160 Euro bestellt, brauchte halt noch Headshells, aber das kostete nicht die Welt. Der Tonabnehmer an sich ist der selbe wie beim AT95E, aber der ist vollkommen ok. Wichtig ist einfach die Nadel, denn das ist ein Microline Feinschliff der der Form eines Schneidstichels sehr nahe kommt und die Platte fast exakt abtastet wie sie geschnitten wurde. Die Nadel ist sehr sehr scharf. Man muss mit Schablone den Überhang und den Winkel auf dem Tonarm abstimmen und die Höhe des Tonarms muss so eingestellt werden, dass der Arm im 90 Grad Winkel zur Platte steht wenn der Tonarm aufliegt, denn wenn die Nadel schief oder im falschen Winkel steht erreicht sie nicht ihre bestmögliche Wiedergabe und kann durch ihren Schliff auch die Rille beschädigen. Auflagekraft und Antiskating sollten einigermaßen korrekt eingestellt werden, weil die Nadel bei zu wenig Gewicht die Platte kaputt macht und sich schneller abnutzen kann und bei zu viel Gewicht nutzt sich die Nadel schneller ab, das macht sich extremer bemerkbar als bei Standardsystemen wo man es normalerweise nicht so großartig hört. Durch eine abgenutzte Nadel kann dann wieder die Rille beschädigt werden… aber es is kein Voodoo und auch kein Laser eines CD Players und am Ende doch nur Alles so Pi mal Daumen. Ich hab mir extra ne Testplatte gekauft, im Prinzip ist das komplett unnötig, ich hab das nur gemacht damit die Seele ruh hat, weil der Kopf dann doch noch dachte „du willst es so exakt wie möglich, damit es gut wird…“, hören tut Mans am Ende eben doch nicht.

Naja aber was soll ich sagen: Ich glaub besser geht nicht. Das war noch mal ne Steigerung zur OM, wenn auch nicht groß. Natürlich geht das letzte unpräzise angezerrte S damit auch nicht weg, aber die meisten Platten, von denen ich dachte sie wären unspielbar oder mies gepresst klingen auf Einmal richtig richtig gut. Man will manchmal gar nicht glauben, dass so eine gute Wiedergabe mit einer Platte überhaupt möglich ist.

Ich mag mit einer Standardnadel jetzt überhaupt nicht mehr hören. Ich hatte lange Zeit in der Küche ein Ortofon Arkiv und im Wohnzimmer ein Concorde Nightclub MK II mit OM40 Nadel, ich hab dann immer das Nightclub in die Küche geholt, weil mich die schlechte Wiedergabe des Arkiv extrem gestört hat. Ich bin so froh, dass ich jetzt 2 mal die gleiche Nadel hab und grad wenn man viele Platten hat lohnt sich das echt.

Deshalb meine Empfehlung: Fürs Optimum kauf dir ein AT MV95 ML.

LG Tobi
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RE: Gemini - Kennt jemand diesen Plattendreher? - von DOSORDIE - 18.07.2021, 08:42

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