Tonköpfe von Kassettenrecordern
#1
Hallo,

nachdem ich absolut unbeleckt bin, was Kassettenrecorder angeht (ich bin halt aus einer Zeit, in der solche Teile als Spielzeug und nicht als ernsthafte Aufnahmegeräte betrachtet wurden) habe ich eine Frage: unterschieden sich die elektrischen Daten der Tonköpfe von Kassettenrecordern prinzipiell von denen von Tonbandgeräten??

Hintergrund: ich habe in grauer Vorzeit schon einmal über meine Probleme mit meinem allerersten Tonbandgerät, einem Philips RK 25, geschrieben. Das Philips hatte direkt am Tonkopf ein Bandführungsblech, das mit zwei Nasen am Tonkopf besteigt war. Eine dieser Nasen war abgebrochen, so daß sich dieses Blech verschieben konnte und
damit die Spurlage Glücksache war. Ich hab zwar immer wieder versucht, das Teil zu befestigen, aber es hat sich immer wieder gelöst. 

Wenn ich jetzt aus nostalgischen Gründen alte Bänder aus jener Zeit abspielen will habe ich, wenn ich den Kopf des Abspielgerätes verändere, die Wahl zwischen schlechter Qualität und starkem Rauschen oder starkem Übersprechen der Gegenspur. Ich habe die Hoffnung, mit einem Kopf , der einen engeren Rasen abtastet, ein besseres Ergebnis zu erzielen.
Da Stereo-Kassettenrekorder eine Spurbreite von 0.6 +/- 0.04 mm haben sollen, überlege ich mir, ob es Sinn macht, einen solchen Kopf in ein Spulengerät einzubauen und zwar so, daß ich ihn im rechten Winkel zum Band verändern kann.  Der Azimuth sollte ja bei mono aufgenommen Bändern eine untergeordnete Rolle spielen.
Wegen dieser Absicht hab ich auch vor ein paar Tagen nach Kassettenrecordern mit 9.5 cm/sec Bandgeschwindigkeit gefragt.

Viele Grüße

FRank
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#2
Hallo, Frank,

der Argumentation kann ich in mehreren Punkten nicht folgen.
Ich nehme an " die Wahl zwischen schlechter Qualität und starkem Rauschen" bezieht sich darauf, den Wiedergabe-Kopf etwas nach oben zu verschieben, so daß zB mit dem 1mm breiten Spalt nur die oberen 0.6 mm erfaßt werden.
Dann "sehen" 0.4 mm der Spalthöhe nur Luft. Dadurch sinkt das Nutzsignal entsprechend ab, aber das Rauschen nimmt nicht zu und die Qualität nimmt auch nicht gleich drastisch ab. Allerdings wird typisch ein uU "flatterigerer" Teil des Bands erfaßt. Das ist aber dann ursächlich durch die unglückliche Aufnahme begründet.
Ein Cassetten-Kopf hat eine geringere Spiegelhöhe, so daß die Gefahr besteht, daß das Band eine Neigung entwickelt, entsprechend vertikal weglaufen zu wollen.
Die Nebenwirkungen von Azimuth-Fehlstellung auf den Frequenzgang hat nichts mit Stereo und Mono zu tun sondern nur mit der Spalthöhe. Die Verbreiterung des effektive Spaltes bei Schiefstellung ist naturgenäß proportional zur Spalthöhe und deshalb bei 0.6 mm etwas geringer als bei 1 mm.
Allerdings haben frische Cassettenköpfe eine kleinere Spaltbreite als Wiedergabe-Köpfe von Tonbandgeräten.
Nebeneffekt ist allerdings, daß dadurch auch nur eine geringere Schichtdicke des Bandes erfaßt wird, was sich auf Frequenzgang und SNR auswirken dürfte (in letzterem Fall nach Murphy sicher negativ).
Ich glaube nicht, daß bei Casssetten-Recordern mit zusätzlicher 9.5 cm/s Geschwindigkeit andere Köpfe verwendet wurden.
Vermutlich ist ein 4-Spur Tonband-Gerät mit eventuell etwas vertikal verschobenem Kopf für deine Zwecke besser geeignet.
Wenn sich allerdings bei den damaligen Aufnahmen das Band ständig auf und ab bewegt hat, sind die Chancen wohl gering, das Aufgenommene ohne zusätzliche Einbußen wiederzugewinnen.

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,

das Problem ist, daß insbesondere bei einer bestimmten Aufnahme die Aufnahmespur in Richtung Bandmitte abgedriftet ist. Wenn ich also das Band jetzt abhöre, dann wird der randnahe Bereich mit erfaßt und wiedergegeben, und rauscht halt.
Ich habe vor ein paar Jahren einmal einen Versuch mit einer Akai 210D gemacht, die Aufnahme zu retten. Das ist eine Auto-Reverse Maschine, bei der der Kombikopf im Reverse-Betrieb verschoben wird. Wenn man aber im normalen Betrieb den Tonkopf etwas nach unten drückt kommt man in die Gegenspur hinein, was auch nicht glücklich ist. Deshalb habe ich an die oben geschilderte etwas fragwürdige Lösung gedacht, wobei allerdings oberstes Ziel ist, das Ganze rückbaufähig zu gestalten. Ich möchte dafür eigentlich kein Gerät opfern.

Nun, vielleicht sollte ich das Band einfach wegwerfen. Aber es hat jetzt 8 Umzüge hinter sich und noch immer den Weg in den Müll nicht gefunden.
Du kannst Dir vielleicht vorstellen, mit welchen Glücksgefühlen ich in den 60-iger Jahren das Philips nach Hause getragen habe. Zum Erwerb hatte ich mein gesamtes Erspartes einsetzen müssen. Jahrelang war ich an dem Gerät vorbei gegangen, bis ich den Kaufpreis zusammen hatte. 
Und dann hat nach kurzer Zeit das Teil nicht mehr so getan wie es sollte, eben wie oben beschrieben. Anfangs dachte ich, es läge an einem zu großem Bandzug der aufwickelnden Spule , der auch wirklich zu hoch war. Also habe ich das Teil aufgeschraubt, die Spulenteller zerlegt und festgestellt, daß die Rutschkupplungen verharzt waren und damit nicht richtig funktionierten. Danach habe ich die gereinigt und wieder eingebaut, aber leider blieb der Fehler. Ich habe dann festgestellt, daß dieses Blech wackelte und versucht, ohne am Tonkopf zu manipulieren (das hätte ja die Einstellung zerstört und apparative Möglichkeiten als auch technische Kenntnisse, den Tonkopf wieder zu justieren, waren nicht vorhanden) doch Aufnahmen machen zu können. Das Blech war, wie beschrieben, ursprünglich mittels 2-Nasen am Tonkopf befestigt, von denen eine abgebrochen war. An Ort und Stelle wurde es durch die Abschirmung gehalten. Nach Abbruch einer dieser Nasen hat dieses Blech und damit die Spurlage gewackelt wie ein
Kuhschwanz. Ich habe mich mangels technischer, apparativer und finanzieller Möglichkeiten damit beholfen, schmale Pappstreifen zwischen Abschirmung und Blech zu platzieren, so daß es zwischen Abschirmung und Tonkopf eingeklemmt war. Und das geschah primär nach Augenmaß und war damit schon nicht sehr genau. Bei laufendem Band und nach Gehör war die Stelle nicht zugänglich, weil von vorne eben auch die andruckfilzbewehrte Abschirmung im Wege war. Diese Prozedur mußte relativ häufig durchlaufen werden, die richtige Stellung wurde nur kurz gehalten.

Und jetzt wollte ich nochmaligen Versuch starten mittels eines TK 248. Natürlich gibt es da viele Probleme: zum einen soll das Ganze rückbaufähig sein, zum andern sollet, wenn ich einen Kassettengerätekopf hätte, dieser so eingebaut werden können, daß er möglichst einfach in 3 Ebenen justierbar wäre. Wie und ob mir das gelingt ist offen. Im schlimmsten Fall habe ich hinterher ein TK248 und bin, was die Aufnahme betrifft, so weit wie vorher. 

Es gehr mir übrigens im Wesentlichen um eine ungeschnittene Aufnahme das BR über Jimi Hendrix, die entweder 1972 oder 1973 an Ostern oder Pfingsten ausgestrahlt wurde, und um Sendungen des Club 16, die in den Sommermonaten, wenn die etatmäßigen Moderatoren in Urlaub waren, von Künstlern moderiert wurden, was teilweise sehr interessante Dinge erbrachte....

Was ist das Motto eines unserer Mitglieder: "Versuch macht kluch"

In der Hoffnung, daß mir die Autokorrektur nicht zuviel Blödsinn in meinen Text korrigiert hat:

Viele Grüße

Frank
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#4
Hallo Frank,

nach deiner ergänzenden Beschreibung im ersten Absatz, erscheint mir als praktikabelste, vielversprechende (allerdings arbeits-aufwendige) Lösung Folgendes:
1. Mehrfache Digitalisierung des Bandes (bzw einzelner Abschnitte darauf)  mit jeweils um einen Bruchteil der Spalthöhe nach unten verschobenem Wiedergabe-Kopf.
2. Laden der einzelnen Mono-Aufnahmen in einen Multi-Track-Editor.
3. Zeitliches Aufeinander-Abstimmen der Aufnahmen.
4. Auswahl/Mischen der jeweils qualitativ besten Abschnitte in eine Ergebnis-Spur.
Je konstanter die Geschwindigkeit des Abspiel-Gerätes, um so besser wird es funktionieren.
Die Prozedur versucht das optimale Verfahren nachzubilden, das einen der rum-vagabundierenden Aufnahme-Spur folgenden Wiedergabe-Kopf beinhalten würde.

MfG Kai
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#5
Hallo Kai,

die Prozedur, die Du beschreibst, ist sicher prinzipiell möglich. Leider scheitert sie bei mir an passender Ausrüstung und einem Mangel an Erfahrung in digitaler Signalverarbeitung und - bearbeitung. Ich werde damit wohl bis zum Ruhestand warten müssen (der hoffentlich in ein paar Monaten eintritt)

Vielen Dank jedenfalls und viele Grüße

Frank
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#6
Hallo Frank,

die Ausrüstung kann man sicher kostenfrei beschaffen,
von digitaler Signalverarbeitung mußt du dabei garnichts verstehen.
Für den Rest ist das vorgenommene Ziel doch eine ausreichende Motivation, mal was dazu zu lernen.
Ob der Aufwand angemessen ist, bleibt natürlich deine Entscheidung.
Alternativ könntest du eine Umfrage starten, ob ein anderer Hendrix-Fan diese spezielle Sendung aufgenommen hat,
oder recherchieren, ob sie in einem Archiv rumlungert.

MfG Kai
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