17.05.2005, 09:47
Hallo Freunde,
am Freitag entdeckte ich eine neueingestellte Bandmaschine o.g. Typs bei ebay. Der Verkäufer, der sich als Nick seinen Nachnamen - wie praktisch - ausdachte und als Standort "Wolfenbüttel" und "nur an Selbstabholer" angab, machte es mir leicht: KlickTel aufgerufen, angerufen. Nun hatte er die Machine als defekt (sie nimmt nicht auf) mit einem Startpreis von 90 Euro eingestellt. Ich fragte also, was er sich vorstellte, worauf er 150 Euro sagte. Ich bat ihn, sie bei ebay wieder zu entfernen und fuhr hin - 30km.
Zum Gerät: Es stand vor mir eine Technics RS-1506US mit leichten Schmuddel- und einigen wenigen Gebrauchsspuren. Weiterhin 6 große Bandspulen, mehrere kleine Spulen, die Abdeckhaube (etwas zerkratzt) und eine BA.
Ich machte natürlich den Deal, hoffend, dass nur die Köpfe verschmutzt sind und fuhr mich freuend mit dem Gerät nach Hause.
Hier probierte ich die Maschine aus, sie lief, die auf den Bändern vorhandenen Aufnahmen klangen leidlich, meine Philips N4422 klingt 100x besser. Aufnehmen tat sie de facto tatsächlich gar nicht - obwohl auf Stellung "source" ein einwandfreies Signal kam. Beim Umspulen ein eklatant kreischendes Geräusch aus Richtung des Zählwerkes.
Flugs wurde mein Büro wieder zur Werkstatt. Die Maschine geöffnet, das kreischende Geräusch schnell lokalisiert: Weißes Plastikrad des Zählwerkes. Ich brachte mit einem Schraubendreher vorsichtig einen Tropfen Maschinenöl auf die Achse dieses Rades - Geräusch erledigt.
Im Anschluss daran bearbeitete ich alle Regler und Schalter mit Kontakstspray, damit auch das Kratzen ein Ende hätte. Hierzu baute ich den unteren Teil der Frontplatte ab, da man anders dort nicht herankommt. Einzig der Umschalter 2-Spur/ 4-Spur kratzt noch, an die Kopfeinheit wollte ich aber noch nicht gehen, da warte ich, bis ein ein Service Manual habe.
Nun kam die Hauptsache: Reinigung der Kopfeinheit. Es waren aber auch alle, wirklich alle bandführenden Teile extrem verschmutzt. Offensichtlich ist diese Maschine ihr ganzes Leben lang nie gereinigt worden. Nun, es dauerte ein Weilchen, bis alle Teile wieder ihren metallischen Glanz zurückhatten, aber es hat sich gelohnt. Anfänglich dachte ich noch, dass die Maschine wirklich ausgelaugt sei, denn man kann auf den Köpfen sehr wohl bereits Verschleiß erkennen und dachte "Na ja, musste halt noch eine kaufen", denn die Aufnahmen, die ich auf den mitgelieferten Bändern machte, waren auch nicht das Gelbe vom Ei. Mal wollte sie links nicht, dann wieder rechts etc etc. Dann die rettende Idee: Was ist das überhaupt für Band: Hinten schwarz (rauh), vorne braun. Ferrochrom, klar, aber welche Marke? Aha! Sony. Nun gut, ich untersuchte wiederum die Kopfeinheit: Bandplocken flogen da rum, aha. Probier doch mal was anderes. Ich nahm eine 18er ORWO-Spule (OVP) öffnete diese und machte eine Aufnahme. Ergebnis: Ein hochzufriedener Blick meinerseits aufgrund eines Hörerlebnisses, wie ich es von einem Band noch selten erleben durfte.
Mein Traum ist nun wahr - eine Technics Maschine
Bisher konnte ich noch nicht alle Bänder testen, jedoch habe ich eine 26,5er Spule mittlerweile voll bespielt mit "Live Tapes - Barclay James Harvest" und verschiedenen "Deep Puple"-Songs mit tollem Ergebnis. Weiterhin habe ich zwei ORWO-Bänder auf die Spule des bereits entsorgten Sonybandes gespult, hier eine komplette ABBA-Collection aufgespielt, ebenfalls super!
Was ich sagen muss: Der Gesamt-Klang-Eindruck der Technics gegenüber der im Ursprung um 2000,-- DM billigeren Philips N4422 beide mit 19cm/s-Aufnahmen nimmt sich nicht viel. Ich bleibe also dabei, dass die Philips Maschinen ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis hatten.
Aus technischer Sicht ist die Technics natürlich mit der Philips überhaupt nicht vergleichbar. Das fängt bereits bei dem Unterschied 25KG zu 12,7KG an.
Das geht weiter über das Schwungrad der Technics, das in der Dimension um einiges größer als das der Philips ist und setzt sich fort in den direktgetrieben Bandtellern wie auch im direktgetrieben Capstan, quartzgesteuert mit Stroboskopkontrolle. Von der Separation der "Schlaufe" bei der Technics ganz zu schweigen, das ist m.E. eine der besten Erfindungen überhaupt. Völlig losgelöst von Eventualitäten der Spulen ist die gerade vorhandene Schlaufe, da das Band beidseitig an den Capstan gedrückt wird, von Spuleneinflüssen frei. Dass Technics hier seinerzeit allerdings noch ein mechanisches Zählwerk eingebaut hat, ist mir ein Rätsel. Das Zählwerk hat selbst in den Ziffern die Größe eines Cassettenrecorders. Da ist die Philips - obwohl ebenfalls mechanisch - weit besser ablesbar. Einzig die Tatsache, dass das Technics-Zählwerk - obwohl mechanisch - ein Echtzeitzählwerk ist, wertet dieses wieder auf. Die technischen Möglichkeiten der N4422 sind allerdings wesentlich mehr - so ist bei der Technics "post fading" nicht vorgesehen, auch die Zuschaltmöglichkeiten verschiedener Eingansquellen hat die Technics nicht. Dafür wiederum kann man durch sie aber eine weitere Bandmaschine "durchschleifen", es ist also möglich, eine zweite Maschine dahinterzuschalten.
Von der Bedienbarkeit der Technics können keine Klagen kommen. Wenn man umdenken kann, ist die Maschine sehr leicht zu bedienen. Ich finde die Philips zwar logischer in der Bedienung, jedoch ist das eine Sache der Gewöhnung.
Ein Rätsel bleibt mir bei der Technics dennoch:
Sie hat Line Out Regler, Line In Regler und den Mikrofon-Regler. Macht man jetzt eine Aufnahme und steuert aus, muss man darauf achten, dass man den Line Out auf voller Lautstärke hat, denn:
Steht "line out" auf Mitte, und ich steuere mit "line in" aus, starte die Aufnahme und verstelle dann "line out", was ja auf die Aufnahme keinen Einfluss hat, so landen die VU Meter durch das Hochdrehen des "line out" voll im roten Bereich - so kann man prinzipiell die VU-Meter gar nicht gebrauchen, oder???!!! Ich habe in der Tatsache mit Hilfe eines Kopfhörers ausgesteuert.
Wer mir da etwas zu erzählen kann - gerne.
Gruß Norbert
am Freitag entdeckte ich eine neueingestellte Bandmaschine o.g. Typs bei ebay. Der Verkäufer, der sich als Nick seinen Nachnamen - wie praktisch - ausdachte und als Standort "Wolfenbüttel" und "nur an Selbstabholer" angab, machte es mir leicht: KlickTel aufgerufen, angerufen. Nun hatte er die Machine als defekt (sie nimmt nicht auf) mit einem Startpreis von 90 Euro eingestellt. Ich fragte also, was er sich vorstellte, worauf er 150 Euro sagte. Ich bat ihn, sie bei ebay wieder zu entfernen und fuhr hin - 30km.
Zum Gerät: Es stand vor mir eine Technics RS-1506US mit leichten Schmuddel- und einigen wenigen Gebrauchsspuren. Weiterhin 6 große Bandspulen, mehrere kleine Spulen, die Abdeckhaube (etwas zerkratzt) und eine BA.
Ich machte natürlich den Deal, hoffend, dass nur die Köpfe verschmutzt sind und fuhr mich freuend mit dem Gerät nach Hause.
Hier probierte ich die Maschine aus, sie lief, die auf den Bändern vorhandenen Aufnahmen klangen leidlich, meine Philips N4422 klingt 100x besser. Aufnehmen tat sie de facto tatsächlich gar nicht - obwohl auf Stellung "source" ein einwandfreies Signal kam. Beim Umspulen ein eklatant kreischendes Geräusch aus Richtung des Zählwerkes.
Flugs wurde mein Büro wieder zur Werkstatt. Die Maschine geöffnet, das kreischende Geräusch schnell lokalisiert: Weißes Plastikrad des Zählwerkes. Ich brachte mit einem Schraubendreher vorsichtig einen Tropfen Maschinenöl auf die Achse dieses Rades - Geräusch erledigt.
Im Anschluss daran bearbeitete ich alle Regler und Schalter mit Kontakstspray, damit auch das Kratzen ein Ende hätte. Hierzu baute ich den unteren Teil der Frontplatte ab, da man anders dort nicht herankommt. Einzig der Umschalter 2-Spur/ 4-Spur kratzt noch, an die Kopfeinheit wollte ich aber noch nicht gehen, da warte ich, bis ein ein Service Manual habe.
Nun kam die Hauptsache: Reinigung der Kopfeinheit. Es waren aber auch alle, wirklich alle bandführenden Teile extrem verschmutzt. Offensichtlich ist diese Maschine ihr ganzes Leben lang nie gereinigt worden. Nun, es dauerte ein Weilchen, bis alle Teile wieder ihren metallischen Glanz zurückhatten, aber es hat sich gelohnt. Anfänglich dachte ich noch, dass die Maschine wirklich ausgelaugt sei, denn man kann auf den Köpfen sehr wohl bereits Verschleiß erkennen und dachte "Na ja, musste halt noch eine kaufen", denn die Aufnahmen, die ich auf den mitgelieferten Bändern machte, waren auch nicht das Gelbe vom Ei. Mal wollte sie links nicht, dann wieder rechts etc etc. Dann die rettende Idee: Was ist das überhaupt für Band: Hinten schwarz (rauh), vorne braun. Ferrochrom, klar, aber welche Marke? Aha! Sony. Nun gut, ich untersuchte wiederum die Kopfeinheit: Bandplocken flogen da rum, aha. Probier doch mal was anderes. Ich nahm eine 18er ORWO-Spule (OVP) öffnete diese und machte eine Aufnahme. Ergebnis: Ein hochzufriedener Blick meinerseits aufgrund eines Hörerlebnisses, wie ich es von einem Band noch selten erleben durfte.
Mein Traum ist nun wahr - eine Technics Maschine
Bisher konnte ich noch nicht alle Bänder testen, jedoch habe ich eine 26,5er Spule mittlerweile voll bespielt mit "Live Tapes - Barclay James Harvest" und verschiedenen "Deep Puple"-Songs mit tollem Ergebnis. Weiterhin habe ich zwei ORWO-Bänder auf die Spule des bereits entsorgten Sonybandes gespult, hier eine komplette ABBA-Collection aufgespielt, ebenfalls super!
Was ich sagen muss: Der Gesamt-Klang-Eindruck der Technics gegenüber der im Ursprung um 2000,-- DM billigeren Philips N4422 beide mit 19cm/s-Aufnahmen nimmt sich nicht viel. Ich bleibe also dabei, dass die Philips Maschinen ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis hatten.
Aus technischer Sicht ist die Technics natürlich mit der Philips überhaupt nicht vergleichbar. Das fängt bereits bei dem Unterschied 25KG zu 12,7KG an.
Das geht weiter über das Schwungrad der Technics, das in der Dimension um einiges größer als das der Philips ist und setzt sich fort in den direktgetrieben Bandtellern wie auch im direktgetrieben Capstan, quartzgesteuert mit Stroboskopkontrolle. Von der Separation der "Schlaufe" bei der Technics ganz zu schweigen, das ist m.E. eine der besten Erfindungen überhaupt. Völlig losgelöst von Eventualitäten der Spulen ist die gerade vorhandene Schlaufe, da das Band beidseitig an den Capstan gedrückt wird, von Spuleneinflüssen frei. Dass Technics hier seinerzeit allerdings noch ein mechanisches Zählwerk eingebaut hat, ist mir ein Rätsel. Das Zählwerk hat selbst in den Ziffern die Größe eines Cassettenrecorders. Da ist die Philips - obwohl ebenfalls mechanisch - weit besser ablesbar. Einzig die Tatsache, dass das Technics-Zählwerk - obwohl mechanisch - ein Echtzeitzählwerk ist, wertet dieses wieder auf. Die technischen Möglichkeiten der N4422 sind allerdings wesentlich mehr - so ist bei der Technics "post fading" nicht vorgesehen, auch die Zuschaltmöglichkeiten verschiedener Eingansquellen hat die Technics nicht. Dafür wiederum kann man durch sie aber eine weitere Bandmaschine "durchschleifen", es ist also möglich, eine zweite Maschine dahinterzuschalten.
Von der Bedienbarkeit der Technics können keine Klagen kommen. Wenn man umdenken kann, ist die Maschine sehr leicht zu bedienen. Ich finde die Philips zwar logischer in der Bedienung, jedoch ist das eine Sache der Gewöhnung.
Ein Rätsel bleibt mir bei der Technics dennoch:
Sie hat Line Out Regler, Line In Regler und den Mikrofon-Regler. Macht man jetzt eine Aufnahme und steuert aus, muss man darauf achten, dass man den Line Out auf voller Lautstärke hat, denn:
Steht "line out" auf Mitte, und ich steuere mit "line in" aus, starte die Aufnahme und verstelle dann "line out", was ja auf die Aufnahme keinen Einfluss hat, so landen die VU Meter durch das Hochdrehen des "line out" voll im roten Bereich - so kann man prinzipiell die VU-Meter gar nicht gebrauchen, oder???!!! Ich habe in der Tatsache mit Hilfe eines Kopfhörers ausgesteuert.
Wer mir da etwas zu erzählen kann - gerne.
Gruß Norbert