"Contour effect" bei Aufnahme oder Wiedergabe ?
#1
Hallo,

weil es in anderen Threads um das Revox B215 Cassetten-Deck geht, habe ich mal den Artikel darüber in der Wikipedia gelesen:
https://en.wikipedia.org/wiki/Revox_B215
Im Abschnitt "Independent Measurements" lese ich zu meiner Überraschung (Zitat):
"The low frequency response of tapes recorded and replayed on the B215 has a prominent comb-like pattern below 30 Hz.[59][26][60] These "head bumps", indicating strong contour effect, appear only during recording.[21][61] Replay frequency response, measured with test tapes, is exemplararily flat,[21][61] on a par with the Nakamichi Dragon, and noticeably better than the Tandberg 3014.[61]"

Daran wundert mich :
1. Wen interessiert speziell der Bereich unter 30 Hz ? Auf den Meßkurven von captndifool
http://www.captndifool.de/index.php/cass...b-215-mkii
sieht man die Welligkeit unter 100 Hz (bis 20 Hz).

Nach meinem Informationsstand
2. tritt der Contour Effect nicht bei Aufnahme auf, wenn der AK Strom-gesteuert ist. Das ist bei tiefen Frequenzen üblicherweise der Fall.
3. tritt der Contour Effect bei Wiedergabe auf, insbesondere bei kleinen Köpfen mit ungünstigem Verlauf der Kopf-Front.

Bin ich falsch informiert oder oder ist die oben zitierte Beschreibung/Bewertung falsch ?

MfG Kai
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#2
Das ist wohl einfach falsch.

Es gab ja mal die beiden Technics Decks RS-AZ6 und 7, die (wie die DCC) keinen induktiven Wiedergabekopf hatten. An dessen Stelle saß ein Magnet- Resestives Element (MR- Head)
Diese Köpfe sollten Prinzipbedingt keinen Countour Effekt aufweisen.
Ich habe so ein Ding aber noch nicht gemessen und auch noch keine Messung gesehen.

   

Gruß Ulrich
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#3
Hallo Ulrich,
gibt es Daten über Aufbau und Eigenschaften dieser Köpfe ?

Eine theoretische Anmerkungen hätte ich dazu:
Wesentlich für das Auftreten von Contour Effect ist nicht, ob sich im Spalt eines magnetischen Ringkerns (o.ä.) ein Magneto-Resistor befindet, oder ob um den Kern eine Spule gewickelt ist. Der Contour-Effect kommt von dem "magnetischen Kreis/Pfad" durch/um den Kern, der aus der Magnetiserung im Band Wellenlängen-abhängig mal mehr, mal weniger Fluß durch den Kern bzw Feldstärke im Spalt erzeugt.
Spule bzw Magneto-Resistor bewirken den Unterschied mit/ohne Omega-Gang durch das Induktions-"Gesetz".

MfG Kai
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#4
Überraschend viele aktuell in der Bucht im Angebot.
Taugen die nicht so richtig?
Kennt vielleicht jemand die Schwachstellen?
VG Jürgen
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#5
Man findet leider wenig bis nichts genaues über diese Köpfe, nur ein paar Werbebroschüren.

   

Auf der anderen Seite, die Gebrauchtpreise dieser Geräte sind nicht sehr hoch...

@ Jürgen: Das ist die letzte Technics Tape Deck Generation, mechanisch nicht so der "Brüller".

Gruß Ulrich
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#6
Ulrich,
danke für die Zusatz-Infos.
Der letzte Absatz erscheint mir allerdings nicht sehr überzeugend, es sei denn, so ein Sensor käme ohne den bisherigen Magnetkern mit Spalt aus.

Die Geräte müssen doch damals noch in den Fachzeitschiften getestet worden sein. Da sollten dann doch auch Frequenzgang-Messungen existieren.

Den Wikipedia-Artikel zum B215 habe ich so verstanden, daß das die letzte Revox-Entwicklung war und erst danach japanische Produkte unter dem Etikett verkauft wurden.

MfG Kai
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#7

.pdf   Technics RS-AZ6_AZ7 Thin-Film MR Head Information.pdf (Größe: 1.61 MB / Downloads: 14)
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#8
Vielen Dank für den PDF-File !
Mir wird aus der Abbildung des Kopfes nicht klar, ob das Joch mit dem Dünnfilm-Magneto-Resistor nun einen kleinen "Ringkern" bildet oder nicht. Falls ja, würde ich erwarten, daß die Welligkeit bei kleineren Wellenlängen auftritt.
Dabei ist mir allerdings aufgefallen, daß mir garnicht klar ist, wieso bei konventionellen Köpfen die Welligkeit nicht auch bei kürzeren Wellenlängen auftritt.
In den Daten fällt noch auf, daß der Text behauptet, durch den nur 0,5 µm breiten Spalt sei der Frequenzgang zu hohen Frequenzen verbessert.
Die spezifizierten Frequenzgänge von konventionellem System und dem mit Dünnfilm-MR enden jedoch beide bei 25 kHz.

MfG Kai
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#9
(30.11.2020, 21:14)kaimex schrieb: In den Daten fällt noch auf, daß der Text behauptet, durch den nur 0,5 µm breiten Spalt sei der Frequenzgang zu hohen Frequenzen verbessert.
Die spezifizierten Frequenzgänge von konventionellem System und dem mit Dünnfilm-MR enden jedoch beide bei 25 kHz.

MfG Kai

Das könnte Marketingsprache sein. Verglichen mit einem anderen Technics-Modell könnte eine (eventuell sehr leichte) Verbesserung des Frequenzganges stattgefunden haben. Das kann man dann so darstellen.  Wink

Gruß

Nelson
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#10
Natürlich ist das PDF auch nur eine Werbebroschüre. Der Vorteil liegt am anderen Ende, man könnte wenn man wollte mit einem MR- Head  Gleichfelder detektieren.

Apropos Ringkern,  da die MR Technik aus der Datenverarbeitung  kommt (DCC ist ja auch nicht anderes) liegt die Vermutung nahe, das es eher so aussieht:

   

   

Gruß Ulrich
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#11
Die Beschreibung von Technics ist leider zu unspezifisch. Es kommt bei der Konstruktion schon darauf an, um welchen der verschiedenen Typen von Magneto-Resistor es sich handelt.
Vom allgemeinen Artikel der Wikipedia ausgehend
https://en.wikipedia.org/wiki/Magnetoresistance
kann man es für die verschiedenen Arten nachlesen.
Wenn es sich um den Typ GMR (Giant MagnetoResistance) handelt, dann wäre der MR selbst ein Teil des so hinten rum geschlossenen Jochs im Bild von Technics. Der MR ist die hinter dem Joch gezeichnete Fläche (die tatsächlich aus mehreren Schichten besteht, darunter ferromagnetische). Das Feld bzw der Fluß im Band wird nicht direkt vom MR gemessen, sondern vom Spalt des Jochs auf den MR gelenkt. Damit hat man immer noch eine Art von "Ring"kern, allerdings viel kleiner.
Was hier völlig verschwiegen wird, ist, daß die Mehrheit der MR-Typen eine Kennlinie gerader Ordnung hat (im einfachsten Fall quadratisch), also die gleiche Widerstandsänderung bei positiver und negativer Flußrichtung erfährt, wenn es keinen magnetischen Bias gibt. Das wäre für die Tonband-Anwendung ungeeignet.

MfG Kai
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#12
Da wird nichts verschwiegen, du schaust nur nicht nach Smile

   
   

Da man Philips DCC trotz "kleiner Unterschiede" als Vorgänger zu den Technics betrachten kann, auch dort erfolgte die analoge Wiedergabe über einen MR-Head, noch ein Ausschnitt mit Bias.

   

Gruß Ulrich
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#13
Danke Ulrich,
das habe ich nicht gesehen.
Gibt es die Service Manuals an den üblichen Stellen oder stammen die Bilder aus deinem privaten Fundus ?

Gibt es Aussagen darüber, welchen Einfluß der statische Magnetfeld-Bias des Wiedergabekopfes auf die Magnetisierung des Bandes hat ?

Kamen die Geräte zu spät, um zum Renner wegen überragender Eigenschaften zu werden ?

Diese Konstruktionsform könnte doch die Kosten von Köpfen in einem etwaigen Tonband-Geräte-Revival drastisch verringern.

MfG Kai
Nachtrag: Der "Giant MR"-Effekt wurde erst 1988 unabhängig von einer französischen und einer deutschen Forschungsgruppe entdeckt (2007 gab es dafür den Nobelpreis). Wenn diese Geräte davor entwickelt wurden, muß es sich um einfachere MR handeln.
In den 70er Jahren gab es bei Siemens "Feldplatten" mit fast quadratischer Kennlinie (Parabel). Damit konnte man Signale quadrieren, also Leistungen analog "berechnen", oder Skalarprodukte von magnetischen Vektoren bilden (3D-Kompaß).
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