Fragen zur Restauration einer Revox G36
#1
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und besitze sein einigen Wochen eine Revox G36. Die Kondensatoren an den Röhren, Motoren und Schaltern habe ich bereits komplett getauscht. Ich komme jedoch an einem Punkt nicht weiter. An der Tasterleiste befindet sich ein in zylinderförmiges Teil im Schrumpfschlauch, wie im Bild hier zu sehen: https://postimg.cc/Mv3CSYdy
Für eine Diode scheint mir das Teil zu groß. Weiß jemand was das sein könnte?

Daneben habe ich gelesen dass es ratsam ist die Selen-Gleichrichter durch moderne Brückengleichrichter auf Siliziumbasis zu tauschen. Welcher Typ eignet sich dafür am besten und wie hoch müssen die Widerstände am Anodenstromkreis sein?

Lieben Dank im Voraus!!

Gruß
Benjamin
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#2
Hallo Benjamin,

ich hoffe, du hast die alten Philips Kondensatoren noch nicht weg geworfen, die gehen nämlich so gut wie nie kaputt. Dann kannst du sie noch bei Ebay verkaufen, Kennwort Philips Mustard Caps. Das Teil in dem Schrumpfschlauch sieht wie eine Diode aus, habe ich in der Form noch nicht in einer G36 gesehen. Die 3 x 0,1µF Kondensatoren unter den 100 Ohm-Widerständen auf dem Foto müssen unbedingt ersetzt werden. Das sind die Funkenlöschkondensatoren für die Kontakte im Tastensatz, die alten Dinger sind Zeitbomben und verabschieden sich mit Rauchzeichen. Als Ersatz solltest du Kondensatoren mit der Spezifikation X2 und mindestens 275V~ Prüfspannung benutzen. Der Wechsel der Selengleichrichter ist nicht unproblematisch, die haben einen höheren Durchgangswiderstand als Silizium, dadurch steigt die Gleichspannung mit Siliziumdioden erheblich an und gefährdet die alten Becherelkos im Netzteil. Ohne Not (zu niedrige Gleichspannung) würde ich die Selenbrücken nicht tauschen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#3
Die Philips Senfkörner habe ich wie alle anderen Folienkondensatoren natürlich alle drin gelassen. Ich wäre ja dumm wenn ich die tauschen würde Big Grin

Die ursprünglichen Wachskondensatoren zur Funkenlöschung habe ich durch Wima Folien (0,1 Mikrofarad, 1250V) ersetzt. Glaube zwar nicht dass da 1260V Anliegen, aber der Willi Studer wird sich da schon was bei gedacht haben.


Die Selengleichrichter werde ich mal ans Oszi hängen und durchmessen. An sich funktioniert ja alles, es geht mir primär um Sicherheitsaspekte.



Wäre gut wenn mir jemand noch sagen könnte was das für ein Teil im Schrumpfschlauch ist, so wie ich im Internet lese werden die Teile von Restoratoren oft mit ersetzt.
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#4
Das ist eine DIODE (GES50), ein Blick ins Schaltbild hilft! Die gibt es halt auch in größerem Gehäuse.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#5
In den Seriennummern bis 36500 gab es 3 Dioden GES50, danach 4 Stück.
Die ersten drei dienen dazu, beim Abschalten der Magnetwicklungen die negativen Abschalt-Spannungsspitzen "weg zu klemmen". Das kann man natürlich auch mit modernen kleineren Dioden tun.

Die Selengleichrichter kann man durch moderne Siliziumbrücken ersetzen,
wenn die dann entstehende höhere Spannung mit der angeschlossenen Schaltung "verträglich" ist,
oder wenn man durch Serien-Widerstände den Spannungsüberschuß vernichtet,
oder wenn man Spannungsregler einbaut, die am Ausgang die Sollspannungen bereitstellen.

MfG Kai
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#6
Interessant, ich habe noch nie ne Diode in Metallgehäuse gesehen.

Mich wundert halt, dass 3 der Dioden in so schwarzen rechteckigen Kunststoffgehäusen sind, während die vierte Zylinderförmig im Schrumpfschlauch ist.

Durch welchen modernen Typ Diode kann man die ersetzen? Germanium-basierende Halbleiter sind ja nicht ganz unproblematisch.


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#7
Irgendeine Silizium-Diode, die Magnet-Betriebsspannung verträgt.

MfG Kai
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#8
Warum willst Du die Siliziumdiode ersetzen?
Nach Service Handbuch sollte es keine Germanium-Diode sein!
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#9
GES50 ist sehr wohl eine Germanium Diode.
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#10
surfer150,'index.php?page=Thread&postID=268440#post268440 schrieb:Durch welchen modernen Typ Diode kann man die ersetzen?
Nimm einfach eine:
1N 4007 Gleichrichterdiode, 1000 V, 1 A, DO-41
Kostet 2 Cent bei Reichelt.

Gruß, Jan
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#11
Ich hätte jetzt einfach eine Schottky-Diode genommen
https://www.conrad.de/de/p/vishay-schott...63710.html


(Preis spielt keine Rolle, brauche eh Füllartikel um über die 10 Euro Versandkostengrenze zu kommen Big Grin )


Jetzt noch die Frage, welche Siliziumbrücken in Verbindung mit welchen Widerstandswerten geeignet wären.
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#12
surfer150,'index.php?page=Thread&postID=268447#post268447 schrieb:GES50 ist sehr wohl eine Germanium Diode.

...mag sein. Dann ist die Angabe aus dem Service Handbuch falsch!

   
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Noa and Mira Awad
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#13
Ich denke die 3 schwarzen Dioden werden Silizium sein, während die zylinderförmige eine Germanium ist. Hat man wohl wegen der niedrigeren Spannungsschwelle so gemacht.
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#14
Wie schon mal geschrieben, werden drei der Dioden zum Weg-Klemmen der Abschalt-Spannungsspitzen der Magnetspulen benutzt.
Laut radiomuseum handelt es sich bei der GES50 um eine 50V/300mA/135mW Germanium Flächen-Diode.
1000V kommen da nicht vor. Eine 1N4001 tut es auch, oder kleinere Dioden. Sie müssen nur die in den Spulen gespeicherte Energie vernichten helfen nach dem Abschalten, ohne daß da ein paar hundert Volt entstehen.
Laut Plan 7.736.001/.002 werden die Magnete nominell mit 27V betrieben.

MfG Kai
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#15
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=268455#post268455 schrieb:1000V kommen da nicht vor

Selbstverständlich kommen da keine 1000 V vor.
Wenn man aber für 2 Cent diese Spannungsfestigkeit bekommt und sich sowieso Dioden hinlegt ist man öfters (bei anderen Einsatzgebieten) auf der sicheren Seite.

Gruß Jan
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#16
Es besteht überhaupt kein Grund, die 4 Einzeldioden zu tauschen. Gar keiner. Was den/die Selengleichrichter betrifft, da misst (!) man einfach mal die Betriebsspannung (natürlich wenn die Röhren durchgeheizt sind) und vergleicht mit dem Wert im Schaltbild. Solange die Spannung auf Sollwert +/- 10 Prozent ist, gibt's auch da keinen Anlass zum Tauschen.
Vorsicht beim Zusammenschrauben der oberen und unteren Chassishälfte, da werden gerne mal Leitungen eingequetscht.
VG Stefan
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#17
Hallo zusammen,

Ich möchte ein kleines Update zur Maschine geben. Sie lief leider bis vor kurzem nicht wirklich und hatte diverse Fehler, wie eine schwingende Endstufe oder ein Knistern nach einiger Zeit. Leider hatte das Tauschen der Bauteile keinen entsprechenden Erfolg gebracht. Seit Eröffnung des Threads wurde an der Maschine nicht wirklich mehr was gemacht, nur hin und wieder Fehlersuche mit einem Bekannten, der sich gut mit Elektronik auskennt, allerdings eher in der Transistor und weniger mit der Röhrentechnik bewandert ist. Wir haben den Fehler nicht gefunden. Sie verbrachte daher die meiste Zeit entweder im Keller oder im Kofferraum meines Autos...

Ein guter Bekannter, der hier im Forum als Micha94 aktiv ist, hat mir vor kurzem nach Schilderung der Probleme angeboten, sich die Maschine anzusehen. Ich habe ihm die Maschine letzten Samstag vorbeigebracht. Des Rätsels Lösung waren tatsächlich unsaubere Kontakte im Tastensatz. Nach der Reinigung spielt Sie nun wieder wunderbar. Den Tastensatz hatte ich tatsächlich nie wirklich verdächtigt, weil das Knistern unabhängig von der Tastenstellung war. Schande auf mein Haupt...

Freue mich wenn meine G36 dann endlich wieder hier ist, ich habe das Gerät zuletzt sogar komplett abgeschrieben gehabt und nicht mehr an eine Rettung geglaubt.

LG
Benjamin
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#18
Kenn ich. Ist mir bei einen Uher Report und einen Uher CR 240 auch mal so gegangen.... Smile Rolleyes 

VG  Martin
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#19
Kurzes Update zu der Sache: Micha94 hatte die Maschine komplett gemacht und mehrere Wochen bei sich getestet. Kaum war sie hier, hat sie sich schon wieder verabschiedet (erst Wow & Flutter, dann flog die Sicherung). Ich habe dann die Reißleine gezogen und die G36 gegen eine A77 getauscht. Viel stressfreiere Geräte.
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#20
Hallo,
da hast Du aber Pech gehabt. Meine G36 läuft seit Jahren und ohne wilde Tauscherei von Teilen abgesehen von den Funkentstörkondensatoren an den Schaltern, einer Glühbirne, neuer Andruckrolle und viel Gefummel an der bei dieser noch mechanischen Bandendabschaltung völlig problemlos.

Gruß
Arno
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