Warum gibt's eigentlich keine Bootlegs mehr?
#1
Hallo Forum,
vorkurzem stellte ich mir diese Frage.
In den 60/70er Jahren gab es ja viele Bootlegs von Gruppen, (besonders von Grateful Dead, die wohl mehr Bootlegs als normale Platten machten Big Grin )
die Herstellung dieser Aufnahmen und das Herstellen der Platten war ja recht aufwändig. Wie hat man eine Firma eigentlich dazu gebracht davon Platten zu machen?
Heute währe dies ja viel einfacher, dank MP3/Minidisc Recorder, vorallem könnte man die Aufnahmen auf schnellem (Illegalem) Wege (z.b. Kazaa etc.) verbreiten.
Was meint ihr zu diesem Thema?

Gruß
Marcel
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#2
In der Tat ist die Technik heute besser.
Man könnte kleine Stückzahlen einfach auf CD Brennen.
Ich denke dasz das Problem woanders liegt:
Es gibt einfach nix mehr aufzunehmen.
Die jüngere Generation ist doch garnicht mehr so an Musik interessiert.
Alle paar wochen gibt es eine neue Boy/Girlgroup, einen neuen Hit. Und der ist kurz darauf wieder verschwunden und durch ähnlich austauschbares erstetzt. Die Musik ist heute dazu da die neuen Basslautsprecher im Auto zu testen und nicht, um sich damit zu auseinander zu setzen. Wer sollte denn noch das Risiko auf sich nehmen ein Aufnahmegerät mit irgendwo hin zu nehmen?
Übrigens: Ich war neulich auf'm Flohmarkt und habe mir dort auch die Plattenstände angesehen und an einem Stand nach Bad-Religion Bootlegs gefragt.
Der Inhabe sagte zu mir das man besser nicht nach Bootlegs fragt, da es hier ab und an Kontrollen gibt und soetwas ja auch verboten sei. Und seltene Live sachen von Bad Religion habe er nicht...
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#3
Die Moral steigt, die Menschen machen nichts verbotenes mehr .... Wink

Gott sei Dank gibt es von dem Künstler, den ich am meisten schätze, genug bootlegs, auch aktuelles, was daran liegt, das er unermüdlich tourt. Auch von Grateful Dead müsste es bis zum Tod von Jerry Garcia welche gegeben haben. Sie wollen auch wieder aktiv werden, und dann werden sie Tradition sicher fortsetzen und das bootleggen erlauben.

Ich denke, bootlegs zu machen, zu hören, zu traden gehörte zur Lebensphilosophie bestimmter Generationen. Diese Leute dachten auch in Tonträgern (Singles oder Alben) und nicht in downloads einzelner Tracks.

Bootleg-Sammler sind in der Regel auch Konzertgänger. Ich habe den Eindruck, das werden immer weniger. Manche gönnen sich ab und an ein großes Event (Joe Cocker bis Phil Collins), der Rest bleibt daheim.

Wieviele aktive Konzertgänger gibt es denn z. B. in einem Forum wie diesem?

Andererseits gehen viele Musiker nicht mehr so oft auf Tournee, sehen das eher als Fronarbeit zur Promotion eines neuen Albums. Musiker die live Spielen, weil das ihr Selbstverständnis ihres Berufes ist, werden immer seltener.

Der Niedergang der bootleg-Kultur drüfte auch ein Niedergang der Konzertkultur sein.
Michael(F)
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#4
Hallo,
das sind Einleuchtende Argumente, naja bei der Vielzahl an Unbrauchbarer Musik die Heute aus dem Boden gestampft wird braucht man nicht auch noch Bootlegs, heutige Konzertevents haben eh' nichts mehr tolles an sich, da die Musik sowieso wie von der CD Klingt (oder Klingen muss ?!). Früher war jeder Track immer etwas anders, länger oder kürzer gespielt.
Wie wurden Bootlegs eigentlich Verkauft? Flohmärkte gab es ja noch nicht.
Wie lief der Werdegang eines Bootlegs ab, von der Aufnahme bis zur Fertigen Platte?

Gruß
Marcel
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#5
Bringt mir einer Pink Floyd dazu, noch einmal aufzutreten (bitte bitte!!!) und ich fahre 1000km weit dafür - oder auch noch mehr...

Aber was zur Hölle soll ich denn bei Britney Spears??

Gruß Norbert
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#6
Ein großer Teil der alten/neuen Bootlegs kursiert im legalen Filesharing. Sie werden meist in SHN und seit etwa zwei Jahren hauptsächlich in FLAC kostenlos getauscht.

Entsprechend ist es kaum rentabel sie auf CD zu pressen und verkaufen zu wollen.

HOWTO: Downloading Bootlegs on Windows (or Linux) Desktop
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#7
Na ja... FLAC erreicht Kompressionsraten von etwa 50%, eine komplette CD wäre somit um die 400 MB groß. Ich könnte mir schon vorstellen, daß da mancher Nicht-Breitbandanschlussinhaber dankbar für eine CD-Bezugsmöglichkeit wäre. :-)
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#8
Bitte klärt mal einen Ahnungslosen auf: Was sind Bootlegs?

Habe ich da in meinem Leben was verpaßt?
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#9
Der Begriff "Bootleg" entstand so:

Wenn man als Konzertbesucher heimlich eine Aufnahme machen wollte - was verboten war - musste das Equipment irgendwie in den Saal geschleust werden. Beliebter Platz für das Mikro und sonstiges war der Schaft von Cowboy-Stiefeln. Daher der Name.

Als Bootleg bezeichnet man heute weitläufig alle Veröffentlichungen, die nicht offiziell erfolgten. Egal, ob es sich um Konzertmitschnitte handelt oder um Session-Material, das man aus dem Studio herausgeschleust hat. Es gab auch juristische Tricks, diese "Schwarzveröffentlichungen" zumindest temporär legal zu machen, siehe Plattenserie "Swingin' Pig".

Es gibt auch die Politik, mit "legalen Bootlegs" den illegalen entgegenzuwirken. Rory Gallagher, hat Material veröffentlicht, daß er den Bootleggern geklaut hat (G-man-series), von Bob Dylan gibt es die "Official Bootleg Series". Pearl Jam hat eine ganze Tour in einem großen CD-Set dokumentiert.

Echte Bootlegs sind das natürlich nicht mehr, aber der Stoff, den die Fans mögen.
Michael(F)
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#10
Vielen Dank Michael, das ist mir eine völlig fremde Welt ;-)

Es war auch bei uns nicht gern gesehen wenn man bei öffentlichen Veranstaltungen Mitschnitte gefertigt hat - ob es direkt verboten war kann ich nicht sagen da es mich eigentlich nie interessiert hat. Ein paarmal habe ich sowas gemacht weil ich darum gebeten wurde und da gab es auch den Hinweis, daß die hehre Künstlerschaar das nicht mitbekommen sollte. Nunja, einmal erntete ich ein parr böse Blicke eines Bandtechnikers - mehr nicht. Der Gute hat wohl was geahnt aber letztlich sich nicht offen gegen mich gestellt. So konnte ich alles über das professionelle Mischpult der eigenen Beschallungsanlage und in recht passabler Qualität aufzeichnen. Das liegt jetzt über ein Vierteljahrhundert zurück und ist somit sicher verjährt Smile

Also war ich wohl auch ein Bootlegger - ohne es zu wissen! Na, wenigstens muß ich nun nicht ganz dumm sterbenBig Grin
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#11
Zitat:MGW51 postete
(...) So konnte ich alles über das professionelle Mischpult der eigenen Beschallungsanlage und in recht passabler Qualität aufzeichnen. Das liegt jetzt über ein Vierteljahrhundert zurück und ist somit sicher verjährt Smile
(...)
Juristisch ist das sicher verjährt. Deswegen kannst Du ja ruhig sagen, was das war und ob das Band evtl. noch in Deinem Archiv existiert Wink
Michael(F)
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#12
In Nickelsdorf (Östereich) gibt es ein jährliches Freejazzerfestival.
Dort klemmt sich ein ganzes dutzend Bootlegger an die PA an (1999 war ich dort).
Das ist dort offenes Geheimnis und jeder Musiker bekommt es wohl mit.
Wie es heute abläuft weiss ich nicht. Die Musik hat eine kleine aber feine Liebhabergemeinde, die goßen Labels haben für diese Musik nichts übrig.
Und Live-Aufnahmen sind eher dünn gesät.

Gruß namlit
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#13
Klares Nein!

Es wäre sicher auch kein Stoff für irgendwelche Fans - das Eine war eine Jubiläumsveranstaltung einer öffentlichen Einrichtung. Da traten neben H.-J. Beyer noch eine Reihe anderer Schlagerbarden auf. Horst Lehn führte durch das Programm - ob er noch unter den Lebenden weilt kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen und letztlich tut das auch nichts zur Sache.

Die andere Aktion betraf einen Auftritt der METEOR-Combo und noch ein paar anderer Nasen deren ich mich nicht mehr entsinne. Und da Aller Guten Dinge immer drei sein müssen: Ein Auftritt der Stern-Combo-Meißen - damals, Mitte der 60-er, trug sie noch diesen Namen - ist das Einzige, was mich etwas ärgert, daß ich nichts davon habe.

Aber alle diese Sachen hatte ich letztlich wirklich nicht für mich gemacht - das ist keine Schutzbehauptung! Ich war und bin halt immer nur der Techniker und die diversen Popgruppen haben mich nur tangiert ohne wirklich zu berühren.

Nicht ganz, ABBA finde ich Spitze und davon habe ich sogar ein Album mit 4 CD´s und einigen unveröffentlichten Dingern. Ist auch mein Einziges!
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#14
Es ist nicht so, dass es heute gar keine Bootlegs mehr gibt. Aber ein großer Teil läuft halt inzwischen über Filesharing. Z.B. bei Kraftwerk. Kaum ist ein Konzert von denen vorbei, steht schon eine Aufnahme davon irgendwo im Netz. Jetzt haben sie aber endlich ein offizielles Live-Album herausgebracht, das - vermute ich mal - diese minderwertigen Mitschnitte für viele überflüssig macht.
Ist auch interessant, wie verschieden die Künstler auf illegale Mitschnitte reagieren: manche sehen es eher locker, andere verstehen da gar keinen Spaß.

Gruß,
Markus
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#15
Zitat:Marcel postete
und das Herstellen der Platten war ja recht aufwändig. Wie hat man eine Firma eigentlich dazu gebracht davon Platten zu machen?
Der gängigste Weg war über "Kontaktpersonen". Denen konnte man eine Cassette in die Hand drücken und ein paar Wochen später die Platten abholen. Die hatten die nötigen Kontakte zu Tonstudios für die Überspielung und zu Preßwerken. Natürlich mußte dieser "Service" relativ teuer bezahlt werden. Die Namen dieser Personen wurden per "Flüsterpropaganda" weitergegeben.

Recht beliebt war auch die Methode, ganz offiziell ein Preßwerk zu beauftragen., schon, weil das deutlich billiger war. Das ging aber nur, wenn statt der echten Musiktitel und Interpreten Phantasienamen und -bezeichnungen angegeben wurden. Solche Bootlegs gab es in den 70ern häufig. Auf den Labels stand Unsinn, und den wahren Inhalt konnte man nur vom Cover ablesen.

Zitat:Marcel postete
Wie wurden Bootlegs eigentlich Verkauft? Flohmärkte gab es ja noch nicht.
Wie lief der Werdegang eines Bootlegs ab, von der Aufnahme bis zur Fertigen Platte?
Natürlich gab es Flohmärkte, aber auch viele andere "Vertriebswege", z.B. über Versandlisten, wobei die Kunden über geschickt formulierte Kleinanzeigen gesucht wurden. Seit etwa 1980 sind Plattenbörsen üblich, und viele ganz normale Plattenläden haben Bootlegs verkauft, teils ganz offen, teils unter dem Ladentisch.

Der Werdegang war ganz normal wie bei anderen Platten auch, nur eben illegal.

Zitat:Lego postete
Ein großer Teil der alten/neuen Bootlegs kursiert im legalen Filesharing.
Vorsicht! Da ist nix legal! Tauschzirkel, die quasi im geheimen operieren, werden z.T. bis jetzt in Ruhe gelassen. Mehr als stillschweigende Duldung ist das aber nicht. Und Internetseiten, die unveröffentlichtes Material zum Download zur Verfügung stellen, verschwinden meist schnell wieder von der Bildfläche.

Zitat:Michael Franz postete
Der Begriff "Bootleg" entstand so:

Wenn man als Konzertbesucher heimlich eine Aufnahme machen wollte - was verboten war - musste das Equipment irgendwie in den Saal geschleust werden. Beliebter Platz für das Mikro und sonstiges war der Schaft von Cowboy-Stiefeln. Daher der Name.
Nöö... der Begriff "Bootleg" stammt von der amerikanischen Schwarzbrenner-Szene in der Prohibitionszeit. Da wurden die Pullen in den Stiefeln versteckt... Der Begriff wurde dann für illegale Platten übernommen.

Zitat:Michael Franz postete
Es gab auch juristische Tricks, diese "Schwarzveröffentlichungen" zumindest temporär legal zu machen, siehe Plattenserie "Swingin' Pig".
Tricks wohl weniger, eher die Nutzung damals unterschiedlicher gesetzlicher Regelungen in verschiedenen Ländern. Erst als die EU, aufgrund einer Klage von Phil Collins, 1996 aktiv wurde, war Schluß mit lustig.

Zitat:Markus Berzborn postete
Es ist nicht so, dass es heute gar keine Bootlegs mehr gibt.
Genau! Wer sich bei epay umsieht, findet mit etwas Geduld mehr als genug. Das kann auch deren Aufforderung zur Denuntiation ("Mitteilungen über unzulässige Angebote") nicht verhindern.

Gruß, Wolfgang
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