Philips Radiorecorder RR 644. Der Nachfolger. Hübsch? Hässlich? Eine Gurke? Nicht unbedingt. Aus 2 mach 2
#1
Liebe Cassettenrecordermenschen,

hier: Mein erster Radiorecorder: Philips RR 522

die Vorgeschichte.
Damals schaute ich als technikinteressierter Bubi natürlich immer in Radioläden nach Neuigkeiten. So ein Käse, da kam doch ein Nachfolger vom 522, der 523 raus, der hatte ein eingebautes Mikrofon. Mist, wollte ich haben, gabs aber nicht. 522 und basta. Dann wieder, noch schlimmer! Der RR 622 kam raus, der hatte obendrauf mehr Knöpfe und vorne auch noch!
Haben! Nein gabs nicht, RR 522 und basta. Und abermals! RR 644, endlich ohne die Holzimitationsfront, ein Glitzerking, noch mehr Knöpfe und chromdioxidtauglich. Haben!
Nein... letztendlich gab es noch den RR 645, die letzte Ausbaustufe mit Zählwerk, den hatten sie bis 1978 im Angebot, aber er sah da im Katalog schon antiquiert aus, Der Philips-Militarylook war angesagt. Zu der Zeit interessierte der mich aber nicht mehr, ich wollte einen Stereorecorder haben und sparte fleißig auf einen. 1979 wurde es dann der SABA RCR 404.

Vor Jahren stand ein 622 an einem verlassenen Flohmarktstand (das gab es da noch, die Leute bauten abends einen Stand auf, Billigapeziertisch. Haben sich dann nachts die Rübe zugezogen, irgendwann keinen Bock mehr gehabt, haben alles stehen und liegen gelassen und sind im dicken Kopp nach Hause. Das Ordnungsamt schaut heutzutage genauer hin, so etwas gibt es nicht mehr), also es stand da ein RR 622 zu verschenken. Mein Arm griff nach ihm... wie aus dem Nichts kam eine Hand mir zuvor und schnappte ihn mir vor der Nase weg: "Och guck mal, ein schönes Radio". Die S**! Nun gut, ärgern half nicht, ab da stand so ein Philips aber wieder auf den Habenliste. Zwischenzeitlich auch wieder vergessen.
15 Jahre später wieder dran gedacht, ich habe dann auch einen erangelt:

   

Ja, es ist der RR 644 von 1975, mit viel Glitzer

   

Sieht noch ganz passabel aus, auch von innen, auf den ersten Blick jedenfalls.
Funktioniert er? Stecker rein! Krrrächz, krrratz! Aha, der Lautstärkeregler mit Einschaltknips.
Ist zu beheben. Krachende Wellenbereichsschalter, bekommt man auch hin. UKW geht, spielt ganz ok.
Die anderen Wellenbereiche? Das war einmal. Der allgegenwärtige Elektrosmog tötet alles, was noch übriggeblieben ist, ab. Nur auf LW
war ganz schwach ein Engländer drauf. Schade, aber so ist es nunmal.
Cassette? Ging natürlich nicht! Nur leises Schnurren des Motors zu hören.
Wo isser denn, ich lege ihn schon mal parat, den wohlbekannten


.jpg   Philipsschleimteufel1 (1).jpg (Größe: 10.16 KB / Downloads: 148)

Immer gut, wenn man noch welchen hat.

Jetzt aufmachen:

   

Unten ist Rost zu sehen, der muss irgendwo in der Jauche gestanden haben.
Ist aber noch nicht so schlimm.
Mal der Platine unter die Haube geschaut.
Igitt! Wie erwartet, Gummiriemenschleim!

   

   

Es folgt Fleißarbeit:

   

   


Neuer Riemen ist schnell montiert, und "Cassette" ging auch wieder, aber sehr schwurbelig.
Grund dafür die Tonköpfe und der Tonkopfschlitten.
Der A/W-Kopf war schon ziemlich runter, mit fetter Spurrille, die Vergussmasse des Löschkopfes hatte sich zum Teil in eine baumharzähnliche Klebe verwandelt und die Führung (Blechnase und Blechaussparung) des Tonkopfschlittens war auch schon ausgeleiert. Das Teil musste heftig benutzt worden sein. Dazu kam, dass irgendein Vorbesitzer am Tonkopf rumgemurkst hatte, der war nämlich in seinem Blechgehäuse sehr locker und schief drin.
Also, Spurtreue und Azimuth Fehlanzeige. Den Kopf über den Abziehstein gezogen, Blechlappen des Kopfgehäuses festgedrillt, Löschkopf geputzt....große Besserung. Aber der Tonkopfschlitten sitzt nicht richtig, das Cassettenband schwimmt etwas. Kaum zu beheben. Ärgerlich.

Ach, schau her, da ist ja noch ein Zappelfisch in der Bucht. RR 644, völlig vermackelt, muss wohl mal hingeknallt sein. Sehr billig
zu haben. Her damit, mit dem Ersatzteilspender.
Hier Gerät 2 von innen, alles bestens, keine Bastelei, nur tote Insektenpuppen und Gewöll (bäh!)

   

   

Gerät 2 hatte natürlich auch das Gummiproblem, aber die Tonköpfe superwenig abgenutzt und der Schlitten sitzt perfekt.
Spielen tuts auch gut.

Komm her, ich tausche einfach die Innereien aus, der kürzeste Weg, dann habe ich ein schönes und gut funktionierendes Gerät und eine Gurke.

   

   

Das Gehäuse besteht aus zwei miteinander verklebten Schalen, leider befindet sich die gerne kaputtgehende Polypropylen-Filmgelenkleiste für die Cassettenklappe genau dazwischen, schlecht, sehr schlecht zu ersetzen.

Nach der Tauschaktion. Aus 2 mach 2:

   

Aber ein nett aussehendes (vom Zustand her) und gut funktionierendes Gerät ist dabei herausgekommen:

   

Macht recht gute Aufnahmen, das Ding. Jedenfalls für ein Gerät seiner Zeit.
Mir auch egal, jenseits der 10kHz, wenn überhaupt, ist bei mir sowieso Feierabend.

Schöner kleiner Oldie, der Philips R622

Gruß
Peter S.
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#2
Herzlichen Glückwunsch und danke für die Story, Peter Smile

LG
Mike
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