18.08.2020, 08:24
... das Thema Quadro ist technikhistorisch hoch interessant, hat aber den Makel, dass es im Grunde im Entwicklungsstadium gestorben ist. Wenn Du Dich für Technikgeschichte und auch für technische Irrwege begeistern kannst wie ich, dann ist Quadro wirklich eins der spannendsten Themen unseres Hobbies, das man sich ans Bein binden kann. Mache nur nicht den Fehler, und erwarte eine klangliche Offenbarung. Jeder, wirklich jeder billige AV-Receiver von heute mit einem 300 Euro 5.1 - Lautsprecherset von heute steckt die Quadroanlagen der siebziger Jahre klanglich in die Tasche, und Material zum Abspielen ist einfacher und billiger verfügbar. Genau wie die Entwicklungen der Dampfradio-Ära wichtige Vorläufer für HiFi waren, so ist das Quadro von damals ein wichtiger Vorläufer der heutigen Surround-Technologien, ohne aber deren Qualität zu erreichen.
Ich finde es immer schade, dass die Menschheit aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernt. Eigentlich ist das Quadro-Desaster der siebziger Jahre eine Blaupause zu dem, was heute mit der Mobilitätswende passiert. Quadro ist seinerzeit daran gescheitert, dass man es zu früh und unausgereift auf den Markt geworfen hat, und schon anfing, Systemstreits zu führen, bevor überhaupt eins der Systeme so weit entwickelt war, dass es für den Massenmarkt tauglich war.
In Deutschland gibt es zwei Leute, die sich für die Geschichte von Quadro stark machen, Dietrich Räsch und Klaus Hönemann:
https://www.quadro-surround.de/
https://www.quadrophonie.de/
Rührige nette Leute sind beide, mir persönlich gefällt die Ausrichtung von Klaus Hönemann besser, weil der das Ganze eher historisch betrachtet, während Dietrich Räsch wie ein Don Quichotte gegen Windmühlen kämpft, um das alte Quadro in die heutige Zeit zurückzuholen. Wenn Du tiefer in die Sache einsteigst, wirst Du aber kaum um die USA und Japan herumkommen, weil da Quadro wenigstens am Markt angekommen war, während in Europa kaum ernstzunehmende Dinge passiert sind.
Ein Gerät, das perfekt die Quadro-Euphorie zeigt, die dann in kurzer Zeit im Keim gestorben ist, ist das erste Dual Cassettendeck C901. Wenn man das öffnet, findet man im Chassis die Ausstanzungen für weitere Schieberegler und VU-Meter. Es war ernsthaft geplant, Quadro-Cassettendecks zu bauen, Philips wollte aber eine vollständige Kompatibilität zu stereo und mono erreichen, was bedeutet hätte, dass die ohne hin schon sehr schmalen Stereo-Spuren noch einmal hätten zweigeteilt werden müssen, und so ein Achtspur-Tapedeck mit Compact Cassetten war damals in HiFi-Qualität nicht realisierbar. Ich bin mir sicher, dass die ganze Quadro-Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn die Compact Cassette Anfang der Siebziger schon den Entwicklungsstand der frühen achtziger gehabt hätte. Mich hat es schon mehrmals in den Fingern gejuckt, so ein quadrofones C901 selber zu bauen, gescheitert ist es letztlich immer an dem nicht verfügbaren achtkanaligen AW-Kopf.
Gruß Frank
ach ja - wenn Du doch mal vierkanalig aufnehmen willst, die kleinen AKAI Quadrogeräte z.B. das 1730 D-SS oder das GX-280-D-SS sind manchmal noch für unter 100 Euro zu finden.
Ich finde es immer schade, dass die Menschheit aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernt. Eigentlich ist das Quadro-Desaster der siebziger Jahre eine Blaupause zu dem, was heute mit der Mobilitätswende passiert. Quadro ist seinerzeit daran gescheitert, dass man es zu früh und unausgereift auf den Markt geworfen hat, und schon anfing, Systemstreits zu führen, bevor überhaupt eins der Systeme so weit entwickelt war, dass es für den Massenmarkt tauglich war.
In Deutschland gibt es zwei Leute, die sich für die Geschichte von Quadro stark machen, Dietrich Räsch und Klaus Hönemann:
https://www.quadro-surround.de/
https://www.quadrophonie.de/
Rührige nette Leute sind beide, mir persönlich gefällt die Ausrichtung von Klaus Hönemann besser, weil der das Ganze eher historisch betrachtet, während Dietrich Räsch wie ein Don Quichotte gegen Windmühlen kämpft, um das alte Quadro in die heutige Zeit zurückzuholen. Wenn Du tiefer in die Sache einsteigst, wirst Du aber kaum um die USA und Japan herumkommen, weil da Quadro wenigstens am Markt angekommen war, während in Europa kaum ernstzunehmende Dinge passiert sind.
Ein Gerät, das perfekt die Quadro-Euphorie zeigt, die dann in kurzer Zeit im Keim gestorben ist, ist das erste Dual Cassettendeck C901. Wenn man das öffnet, findet man im Chassis die Ausstanzungen für weitere Schieberegler und VU-Meter. Es war ernsthaft geplant, Quadro-Cassettendecks zu bauen, Philips wollte aber eine vollständige Kompatibilität zu stereo und mono erreichen, was bedeutet hätte, dass die ohne hin schon sehr schmalen Stereo-Spuren noch einmal hätten zweigeteilt werden müssen, und so ein Achtspur-Tapedeck mit Compact Cassetten war damals in HiFi-Qualität nicht realisierbar. Ich bin mir sicher, dass die ganze Quadro-Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn die Compact Cassette Anfang der Siebziger schon den Entwicklungsstand der frühen achtziger gehabt hätte. Mich hat es schon mehrmals in den Fingern gejuckt, so ein quadrofones C901 selber zu bauen, gescheitert ist es letztlich immer an dem nicht verfügbaren achtkanaligen AW-Kopf.
Gruß Frank
ach ja - wenn Du doch mal vierkanalig aufnehmen willst, die kleinen AKAI Quadrogeräte z.B. das 1730 D-SS oder das GX-280-D-SS sind manchmal noch für unter 100 Euro zu finden.