Telefunken M5 (50er) und andere serien - kaufberatung/preis und sonstiges
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(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Das auf und ab einer feder- und schwerkraftbelasteten Sinterrubinscheibe ist auch nicht verlustlos und muß eigentlich Verformarbeit auslösen. Ich vermute, daß Du mit Deiner Meßtechnik in diesen Sphären zu Gange bist.

Richtig vermutet. Deswegen habe ich durch zusätzliche Distanzhülsen den kleinen Federchen 3 mm mehr Länge gegönnt, dass die Querkraft gerade gering genug wurde, um auch Doppelspielbänder nicht ansatzweise zu wölben, aber immer noch so groß, um Standardbänder sicher zu führen. Vorher betrug für unterschiedliche Banddicken die Differenz bis zu 5° bei 19 µm Wellenlänge, was rechnerisch einem Fehlwinkel von etwa 0,25' entspricht. Nicht viel, wie es scheinen mag, nur ist bei der Messbandfertigung ein solch konstanter Fehler eben doch störend, zumal bei Einspeisung mit Induktionsspule am WK die Stereokanäle im Bereich 1…20 kHz auf <1° Phasendifferenz abgleichbar sind.

Erst nach dieser Modifikation erschien es überhaupt sinnvoll, alle fünf Bandführungen mit dem Federdruckmechanismus zu bestücken.

Diskussionen zur Laufpräzision verschiedener Bandführungskonzepte finden sich in der Fachliteratur; letztlich zeigt allein die Praxis, was zur Optimierung einer vorhandenen Konstruktion effektiv beitragen kann.


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Es war nicht viel, aber ich konnte es auf dem Tektronix Röhrengrab gut sehen.

So wie auch die meisten anderen Einflussfaktoren (Bandzug, Beruhigungsrollen, Schnitttoleranzen des Magnetbänds) sich durch ihren typischen, reproduzierbaren Rhythmus verraten. Beispiel: bei der Extra-Beruhigungsrolle (dem M5/T9-Kopfträger entnommen) zwischen AK und LK musste ich mich durch fünf Exemplare testen, bis ich eine auftreiben konnte, die beim Einbringen in den Bandpfad keine Unruhe im Azimutverhalten erzeugte. Zwar war auch dieser Einfluss nicht stärker als der mit den zu stark drückenden Federn, aber es läppert sich halt …


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Ich verneige mich im Andenken an Dr. Friedrich Krones ...

Auch ich tue das heute noch, vor allem beim immer wieder hochinteressanten Studium seiner Gedankengänge in diversen Veröffentlichungen (nur als Beispiel: seine Idee der "charakteristischen Wellenlänge" als Kenngröße für ein Magnetband).

Du kennst sicherlich den BR-Film „Die Schallplatte“, wo Dr. Krones in charakteristischer Manier des fachlich sattelfesten Ingenieurs die Grundlagen der Magnetbandtechnik erläutert. Ansonsten hätte ich von ihm noch einen zweistündigen Vortrag (ca. 1960) vor Berliner Tonjägern über speziellere Magnetton-Themen, den kann ich dir bei Interesse gern zukommen lassen.


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Beim Einmessen des Stereo-Hörkopfes habe ich dann auch mit meinem langen Präzisionsdrahtzeiger festgestellt, daß die geringsten Phasenabweichungen zwischen den Systemen nicht im Pegelmaximum lagen.

Was wegen der herstellungsbedingten Toleranzen unvermeidlich ist, wenn die Köpfe bezahlbar bleiben sollten. Schön wenn man Bezugsköpfe mit halbierten Toleranzen sein Eigen nennen kann, diese kosteten damals nicht nur das Doppelte, sondern sind heutzutage fast so rar geworden wie das Bernsteinzimmer.

Um Abweichungen aufgrund Spaltversatz, Schiefstellung etc. genauer analysieren zu können, entwickelten Dankerl & Singhoff noch zu Agfa-Zeiten eine (patentierte, siehe Anhang) Spezialaufzeichnung, die ab Anfang der 1990er Jahre ins besonders aufwendig hergestellte „ARD/ZDF Betriebsbezugsband nach IRT-Empfehlung“ eingegliedert wurde. Hiermit lassen sich die relevanten Einflussgrößen getrennt voneinander abschätzen.


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Mich würde mal interessieren, was damals so passiert ist, wenn jemand bei der Herstellung eines 32 Spurkopfes unvermittelt feucht niesen mußte und nicht den Kopf wegdrehen oder aus dem Raum laufen konnte.

Im ungünstigsten Fall wäre nach der Endmontage der Mehrspurkopf Schrott gewesen. Die Phasenlage von Mehrspurmaschinen ist am kritischsten bei paarig zusammengehörenden Stereokanälen, die in der Mehrspurtechnik seltener vorkommen als polymikrofone Signale.

Ausgefuchste Technikervorfahren haben für diese Stereokanäle möglichst genau übereinstimmende Spurpaare verwendet. Bei Digitalisierungs- und Remasteringarbeiten kann heutzutage dieser Umstand zur Herausforderung werden, falls die damals verwendeten Maschinenexemplare nicht mehr zur Verfügung stehen, was nach so langer Zeit die Regel darstellt.

Zu Anforderungen und Verfahren der Kopfherstellung ein Artikel aus berufenem Schweizer Mund (Link 7 Tage gültig): https://we.tl/t-45Jz8LagsO


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Wenn ich noch besser drauf sein werde, würde ich gerne mal einen längeren Bericht über die T9u verzapfen und möchte Dich bitten , mir in der dann nötigen Diskussion in die Seite zu treten.

Nur zu …


(02.12.2020, 14:41)Magnettonmanni schrieb: Hallo Jürgen, bitte, bitte schreibe mir, wenn Du den Artikel wiedergefunden hast. Das interessiert mich sehr.

Dieser Bitte möchte ich mich unbedingt anschließen.

Grüße
Peter


Angehängte Dateien
.pdf   DE3741308 - Verfahren zur Prüfung und Justierung von Magnetköpfen.pdf (Größe: 363.38 KB / Downloads: 16)
Grüße
Peter


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