Antriebsriemen und Verschleißteile
#1
Gibt es eine Gemeinsamkeit oder Hinweise, aus welchem Material die Antriebsriemen der verschiedenen Tapedecks und Recorder sind?

Hier habe ich 2 Geräte von JVC, eins von Denon, 2 Grundig, bei denen die Antriebsriemen noch voll funktionsfähig sind. Das "neueste" ist das JVC TD-X311 irgendwann aus den 90ern, von mir selbst gekauft. Ich habe es hauptsächlich für Aufnahmen fürs Auto genutzt. Das Deck funktioniert immer noch wie frisch aus dem Geschäft.
Bei dem andern JVC TD-W660 musste ich die Microtaster der Bedienelemente erneuern. Die alten haben geprellt und es war ein Glücksspiel, welche Funktion man beim Tastendruck ausgelöst hat oder ob überhaupt etwas passiert ist.
Bei meinem Philips N2214 haben sich die Antriebsriemen in Teer verwandelt und die Achse des Andruckrollen-Hebels verzogen, vermutlich, weil sie aus Kunststoff gefertigt ist.
Genau wie bei meinem ersten Walkman, dem AIWA TD-S30, Teer statt Antriebsriemen im Gehäuse. Bei dem Gerät eine Mordsfummelei, das alles wieder hin zu bekommen.
Bei meiner letzten Neuerwerbung, einem Sony WM-EX2HG war der Antriebsriemen nur leicht gedehnt. Funktioniert hat er zwar, aber es traten ab und zu seltsame Fehlfunktionen auf. Den Antriebsriemen hier zu ersetzen ist ein Kinderspiel, und jetzt tut er auch wieder wie neu.

Bisher hatte ich Glück mit den Ersatzriemen. Nur Tonköpfe scheint es keine mehr zu geben, und Zahnräder muss man sich wohl öfter mal extra anfertigen lassen. Ganz abgesehen von Batteriefachdeckeln und Gehäuseteilen.
Ich habe da noch einen Sony DD II, dem fehlen ein paar Schrauben (so etwa M1,4x2,5mm und so ein Zeug) und der Batteriefachdeckel hält nur noch durch eine eingelegte Cassette zu.
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#2
Currock,'index.php?page=Thread&postID=259725#post259725 schrieb:Gibt es eine Gemeinsamkeit oder Hinweise, aus welchem Material die Antriebsriemen der verschiedenen Tapedecks und Recorder sind?
Hallo,

da scheint es (besonders in den frühen 90er Jahren) einen Materialwechsel bei einigen Herstellern gegeben zu haben. In der DDR wurden solche Riemen aus synthetischem Kautschuk gefertigt (auch als Buna bekannt). Diese Dinger halten heute noch und haben maximal eine geringe Formveränderung durch Dehnung im Betrieb erfahren. Ich habe noch viele Ersatzriemen für SKR500 / R4200, etc. herumliegen, die sehen noch genauso aus wie damals. Auch die Antriebsriemen der Studiomaschinen (T2221, T4224) haben sich seit dieser Zeit nicht verändert.

Bei meinen beiden AIWA- Decks vom Anfang der 90er Jahre waren die Riemen dagegen zu dem von Dir bereits erwähnten Teer zerflossen. Die beiden Decks wurden von mir 1992 selbst gekauft, daher kenne ich ihre Geschichte Lückenlos. Das ist in jedem Fall irgendeine andere, synthetische Mischung gewesen. Ich denke, hier wurde mit einer PU- Basis gearbeitet.

Grüße, Rainer
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#3
Philips hatte von ungefähr 1960 (soweit ich das mit meinem relativ kleinen Sample an Gebrauchtgeräten beurteilen kann) bis in die 70er massive Probleme mit der Langzeitstabilität von Riemen, viele von denen waren schon in den frühen 90ern zerflossen. Wenn das noch die originalen waren, waren die natürlich auch längst über die rechnerische Lebensdauer, insofern kann man Philips kaum einen Vorwurf machen.
Mein ältester Schmierkandidat war ein Hornyphon (Modellnummer weiß ich leider nicht mehr) von 1962, zwei andere Geräte (Dioletta und Triola) von 1958 und 1960 hatten entweder noch intakte oder ausgehärtete und gerissene Riemen, ebenso ein Philips EL3515 (Parallelmodell zur Dioletta) unbekannten Baujahrs. Mein N4504 (zweite Bauserie) hingegen zeigte nie Schmierneigungen, da wurden die Riemen 2014 allmählich locker und ich habe sie ausgetauscht. Entweder waren die Riemen nicht mehr die originalen oder mein Exemplar stammt schon von nach dem Wechsel der Riemenmischung.
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#4
Ich frage mich halt auch, ob die Umweltbedingungen bei dem Zerfall eine Rolle gespielt haben könnten. Wobei der AIWA (als Walkman) schon mal feucht geworden ist, beim Philips kann ich mich nicht an so etwas erinnern, obwohl der auch ab und zu im Freien zu tun hatte. ;-)
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#5
Currock,'index.php?page=Thread&postID=259803#post259803 schrieb:Ich frage mich halt auch, ob die Umweltbedingungen bei dem Zerfall eine Rolle gespielt haben könnten. Wobei der AIWA (als Walkman) schon mal feucht geworden ist, beim Philips kann ich mich nicht an so etwas erinnern, obwohl der auch ab und zu im Freien zu tun hatte. ;-)

Tja, gute Frage... bei einem Spulengerät (Röhrenkoffer der letzten Generation im grauen Plastikgehäuse mit weißen Tasten und roter Aufnahmetaste) bin ich zu 99% sicher, dass es den Großteil seines Lebens bei Zimmertemperatur dunkel gelagert wurde, trotzdem waren so um 1995 alle Riemen vollständig zu Schmier zerlaufen. Auch mein 3549 aus den Beständen meiner ehemaligen Schule war vermutlich ähnlich aufbewahrt, allerdings im Winter kühler - in dem Jahrhundertwendebau mit Nachtspeicheröfen und zugigen Fenstern wurde eher nicht über 18 Grad geheizt. Auch hier waren die Riemen Sommer 1995 eine klebrige Soße. Mein 4308 stand seit der ersten Hälfte der 90er bei mir im Jugendzimmer, also auch recht konstante Bedingungen, ebenfalls Schmiere, allerdings nur manche Riemen - den kleinen am rechten Bandteller habe ich rechtzeitig erwischt und entfernt.
Ich weiß nicht richtig viel über die Chemie von synthetischem Kautschuk, aber ich würde eigentlich vermuten, dass am ehesten Wärme, eventuell UV und chemische Einflüsse schaden, Feuchtigkeit kann ich mir weniger vorstellen.
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#6
Wie seht es eigentlich mit den Tonköpfen aus? Kann ich irgend einen nehmen, Hauptsache die Bauform stimmt und Mono/Stereo/4-Spur passt? Oder muss man noch auf die elektrischen Werte achten, ich nehme an, bei Tonköpfen spielt die Induktivität eine Rolle.
Für den Einbau muss man dann das ganze Laufwerk neu ausrichten, Azimuth, Kopfhöhe, Neigung etc. nehme ich an.
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#7
Currock,'index.php?page=Thread&postID=261450#post261450 schrieb:Wie seht es eigentlich mit den Tonköpfen aus? Kann ich irgend einen nehmen, Hauptsache die Bauform stimmt und Mono/Stereo/4-Spur passt? Oder muss man noch auf die elektrischen Werte achten, ich nehme an, bei Tonköpfen spielt die Induktivität eine Rolle.
Für den Einbau muss man dann das ganze Laufwerk neu ausrichten, Azimuth, Kopfhöhe, Neigung etc. nehme ich an.
Induktivität und ohmscher Widerstand dürften eine ganz erhebliche Rolle spielen, da ist der Verstärkerteil exakt dran angepasst. Für einen elektrisch nicht passenden Kopf müsste man dann die ganze Schaltung anpassen, um wieder irgendwie auf einen linearen Frequenzgang zu kommen.
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#8
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=261499#post261499 schrieb:Induktivität und ohmscher Widerstand dürften eine ganz erhebliche Rolle spielen, da ist der Verstärkerteil exakt dran angepasst. Für einen elektrisch nicht passenden Kopf müsste man dann die ganze Schaltung anpassen, um wieder irgendwie auf einen linearen Frequenzgang zu kommen.
Klar spielen die eine Rolle, deswegen frage ich ja. Sind die Tonköpfe von den Werten her so unterschiedlich, dass man wirklich an und in der Schaltung herum -rechnen und -löten muss oder kommt man mit Einmessen alleine hin? Hat jeder Hersteller damals tatsächlich eigene Tonköpfe gefertigt oder fertigen lassen? Ich erinnere mich noch an einen Tonkopf, der eine Glas-Beschichtung haben sollte, aber wer das nun war, weiß ich nicht mehr. Kam mir damals recht merkwürdig vor, da eine Glasschicht auf Metall schon sehr schwierig aufzubringen sein dürfte, und die dann auch noch so dünn sein muss, daß der Abstand zum Kopfspalt nicht zu groß wird. Nano-Beschichtung oder so ähnlich?
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#9
Ob nun jeder Hersteller seine eigenen Tonköpfe produziert hat, weiß ich auch nicht. Es wird bestimmt einige gegeben haben, bis diese sich dann, wahrscheinlich aus Kostengründen, bei externen Herstellen bedient haben. Die genannten Köpfe mit Glas (GX-Tonkopf) waren wohl eine Eigenproduktion von AKAI. Auch könnte ich mir vorstellen das Nakamichi in gewissen Rahmen selber Tonköpfe produziert hat. Sonstige bekannte Hersteller von Tonköpfen waren ALPS, Canon, Mitsumi. Es gibt bestimmt noch andere. Vor allem die drei genannten haben für viele Firmen Köpfe geliefert. ALPS sogar ganze Laufwerke (Denon und andere). Canon war ein ganz großer Lieferant und hat diverse Marken beliefert, z.B. AIWA, DUAL und Technics. Mitsumi war auch verbreitet, Dual, Technics sind mir hier bekannt. Der Laufwerksspezialist Sankyo könnte auch eigene Köpfe hergestellt haben, aber das weiß ich nicht genau. Von der Kopfform könnten bei Sankyo u.a. ALPS Köpfe verbaut worden sein.

Wichtig für einen Tonkopfwechsel dürften Induktivität, Widerstand und das verwendete Material sein. Einen Tonkopf aus Hard-Permalloy sollte man auch gegen einen aus gleichem Material tauschen. Ähnliches gilt für die anderen Materialien die Verwendung finden. Falls dies nicht möglich ist, muss die Elektronik angepasst werden, was aber keine triviale Änderung ist.

Ich verweise mal auf den Thread:

Zeigt her eure Köpfe

Das stehen vielen Interessante Fakten drin.

Michael
Viele Grüße,

Michael
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#10
Danke für den Hinweis! Lesestoff...
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