Revox A77 MK1 - komplette persönliche Selbstüberschätzung?!
#1
Hallo, Liebe Gemeinde,

ich hab mich länger in Sachen meiner A77 I und II Baustellen nicht mehr gemeldet.
Das hat natürlich seinen Grund. Während meine A77 MK2 zuletzt ganz gut funktionierte, allerdings weder eingemessen noch entmagnetisiert ist, machte die MKI, die hervorragend klang und im Oktober von Michael frisch eingemessen wurde, Zicken: Nach paar Stunden Betrieb roch es im Raum, nicht verbrannt, einfach nur nach alter Technik. Dann gab es Probleme beim Vor- und Rückspulen, schließlich bewegte sich die Capstanwelle garnicht mehr oder lief kurz an, um dan auszurollen. Ich habe dann die Netzteilplatine revidiert, auch die Capstan-Regelplatine. Nach Tausch der meisten Teile (Elkos, Dioden, Transistoren) rührte sich die Tonwelle immer noch nicht. Der TIP 27 (Q209) war mein nächster Verdacht. Als Ersatz fand ich den BUX 85, eingebaut (andere Anschlußbelegung beachtet) und lief... allerdings dann mit Höchstgeschwindigkeit, ohne jede Regelung.(dieser Fehler trat ja auch bei der MK 2 auf, konnte durch Tausch von Q208 beseitigt werden, klappte bei der MK 1 jedoch nicht).
Dann habe ich die Regelplatinen meiner beiden Maschinen ausgebaut, nebeneinandergelegt und die Bauteile nach und nach durchgemessen. Bis auf geringe Abweichungen stimmten die Werte überein. Da ich den Fehler nicht lokalisieren konnte, habe ich die MK II Regelplatine in die MK I verpflanzt, und siehe da : LÄUFT!

Ich wollte schon die MK1 wieder zusammenbauen, aber ein Test ergab dann, daß der Magnet auf der Bremsplatte bei Play, FF und FR nicht funktionierte. Aha, die 27V lagen an, die Diode hatte ich auch getauscht. Das kleine Drähtchen, das in die Magnetspule führt, hatte sich beim verlöten (kein Steckkontakt in der MK 1 ?) von der Anschlußplatte gelöst. OK, wieder befestigt und neuer Test. Play: Magnet zieht an, Rückspulen: Magnet zieht an, Vorspulen: Magnet zieht nicht an! Dieser Fehler ist vorher nie aufgetreten!!! Also mal die Relaisplatine gecheckt: Einer der 4,7 Ohm Widerstände war bis zur Unkenntlichkeit verkokelt, wird wohl der Fehler sein, dachte ich. Ausgetauscht und..... nix! Beim Vorspulen wird die Bremse nicht gelöst, 27 V Spannung liegt nicht an.
Nun sehe ich 3 dicke Relais, alle alt und mit teilweise sichtbaren Oxydationen. Ich könnte nun die Relais zerlegen und reinigen, (dabei vielleicht mehr kaputt machen als reparieren) oder alternativ die funktionierende Platine aus der MK II nehmen und in die MK I einbauen, dann hätte ich vielleicht (wenn da nicht noch ein anderer Fehler auftritt) eine funktionierende und eingemessene MK1, und die ehemals funktionierende MK II dreht wieder Ihre Capstanwelle mit Höchstdrehzahl, wie in einem anderen Thread bereits beschrieben, zusätzlich wird der Elektromagnet beim Vorspulen nicht angesprochen ;(

Ich meine, hier langsam am Ende meiner Fähigkeiten angekommen zu sein. Schnell aufgeben ist ja nicht meins, aber ich muß ja auch realistisch bleiben.

Wie immer bin ich für jede Idee dankbar.
Viele Grüße
ein lange nicht mehr so optimistischer
Mike
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#2
Hallo Mike,
mach vielleicht erstmal langsamer, liest sie irgendwie alles etwas hektisch und getrieben. Einen Fehler sollte man erstmal analysieren, in den Schaltunterlagen und in der mechanischen Funktion nachvollziehen und dann gezielt dran gehen, auch falsch gelötete Bauteile sind meist die Folge, wenn man es nicht abwarten kann. Das ging mir auch so und mußte mich dann immer wieder disziplinieren, nicht gleich fertig werden zu wollen, dann lief es.

Gestern war ich z.B. schon zu müde, der Abend fortgeschritten, so ließ ich den Sprechkopf 027 liegen und lötete den hängenden Spulendraht lieber heute ein, wo ich deutlich ausgeruhter bin. Ist "Uhrmacherarbeit". Braucht Nerven und hohe Konzentration, pfusche ich da, ist der Kopf nur noch für die Tonne, aber es klappte nach dem dritten Anlauf.

Soll nur bedeuten, nimmt Dir Ruhe und Zeit, nicht auf der Flucht sein, das gibt nur Flüchtigkeitsfehler, die alles unnötig erschweren. Entwickle Dir systematische Arbeitsmethoden, recherchiere im Netz, dann kommst Du voran. Lieber langsamer als nur quer oder rückwärts. Noch ein Tip, im neueren Servicemanual von 1984 sind einige Fehlerbeschreibungen mit Hinweisen, wo man nachschauen soll.

Die A77 sind noch recht einfach aufgebaut und alles ist reparierbar. Wer das kann, bekommt mit der A77 eine tolle Maschine für vergleichsweise kleines Geld.
Gruß André
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#3
Danke, Captn,
ja, mag sein daß ich etwas ungeduldig bin. Nur , wenn ich einen Fehler beseitige und dann 2 neue hinzukommen, nervt es mich halt manchmal, nö, eigentlich immer. Wenn ich wenigstens eine funktionierende A77 hätte, könnte ich mit der zweiten geduldiger sein Smile
Meine bisherige Bastelerfahrung bezog sich auf Elektronik, nun kommt bei den Bandmaschinen der Mechanikfaktor hinzu. Dieser macht mir allerdings wenig Probleme, die Mechanik konnte ich bisher immer richten, obwohl ich da die größten Bedenken hatte.

Warum wird das Bremsrelais nicht angesteuert, beim Vorspulen? Wurde es bisher, und ich hab da auch nichts verändert...

LG
Mike
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#4
Hallo Mike,

die 27 V kommen direkt über ein weißes Kabel vom Netzteil an den Bremsmagneten. Die müssen faktisch immer da sein. Über die Relais wird dann die Masse gesteuert. Es wird also so sein, dass das Relais zum Vorspulen nicht schaltet oder es in der Fassung keinen Kontakt hat oder die Kontakte oxidiert sind. Ich würde mir auch mal die Kontakte der Laufwerkstasten anschauen.

Viele Grüße
Frank
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#5
Danke, Frank. Das mit der geschalteten Masse ist mir neu. Ich schau mir das morgen mal an Smile
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#6
dynamike,'index.php?page=Thread&postID=253089#post253089 schrieb:Einer der 4,7 Ohm Widerstände war bis zur Unkenntlichkeit verkokelt, wird wohl der Fehler sein, dachte ich. Ausgetauscht und..... nix! Beim Vorspulen wird die Bremse nicht gelöst, 27 V Spannung liegt nicht an.
Nun sehe ich 3 dicke Relais, alle alt und mit teilweise sichtbaren Oxydationen. Ich könnte nun die Relais zerlegen und reinigen, (dabei vielleicht mehr kaputt machen als reparieren) oder alternativ die funktionierende Platine aus der MK II nehmen und in die MK I einbauen

Der 4,7 Ohm Widerstand wird wohl kaputt gegangen sein, als der daneben liegende Entstörkondensator "hochgegangen" ist. Hast Du die alle schon getauscht?

Bevor Du die Relais auseinander nimmst, kannst Du auch erst mal deren Position vertauschen. Wenn dann der Fehler zu einer anderen Funktion wandert, hast Du die Ursache gefunden. Oder die Relais aus Deiner MK II einsetzen, dann brauchst Du nicht gleich die Platinen tauschen...

Gruß
Robert
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#7
Danke, Robert,

nö, hab nur den einen verkokelten getauscht. Die 2 anderen mache ich morgen.
Das mit dem Relaistausch ist eine super Idee. Welches ist denn für den schnellen Vorlauf zuständig?

Werde ich morgen auch mal testen.

Danke Euch allen für die Hilfen und Vorschläge.
Ich melde mich morgen (wenn nix dazwischen kommt).

LG
Mike
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#8
dynamike,'index.php?page=Thread&postID=253106#post253106 schrieb:nö, hab nur den einen verkokelten getauscht. Die 2 anderen mache ich morgen.
Neien, nicht die Widerstände, die drei Entstörkondensatoren hat Robert gemeint! Wenn der Widerstand verbrannt ist, ist zuvor der zugehörige Kondensator dahingeschieden, und hat den Widerstand durch den dann kurzzeitig fließenden hohen Strom mit ins Grab genommen...

LG Holgi
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#9
Hallo Mike

Du hast ja schon sehr viel gemacht.
Ich kann dir nur folgenden Tipp geben.
Lerne Schaltbilder zu lesen und als nächsten Schritt die Funktionen zu verstehen.
Fang mit den Grundlagen an.
Dann brauchst du auch nicht fragen welches ist das Relais für den Vorlauf.
Dann guckst du ins Schaltbild, danach auf das Layout zum lokalisieren.
Dann nimmst du dein Messgerät und misst ob das Relais überhaupt angesteuert wird, bzw. auch durchschaltet. Falls ja verfolgst du die Leiterbahn bis zum abgerissenen Draht oder losem Steckkontakt.
So kommst du viel schneller zum Ziel.

Gruß Mani
Besonders gerne repariere ich meine Philips, Braun, Akai und TEAC Geräte Big Grin
Keine Hilfe bei fehlender Rückmeldung
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#10
So ist es und gibt in anderen Worten wieder, was ich oben meinte. Es nützt nicht viel, Tips aus den Foren von anderen erfahrenen Leuten zu folgen, wenn man nicht versteht was man macht. Da kommt es auch zu Mißverständnissen. Aus der Ferne können wir nun mal nicht umfänglich abschätzen, wo der Fehler liegt. Es sei denn, es wäre ein typischer, sehr bekannter Fehler mit eindeutigen Verhalten. Aber Bandmaschinen sind im HiFi die Köngisklasse und komplexesten Geräte, da kann vieles kaputt gehen, vor allem wenn die Ursachen dann noch in Kombinantion sind. Da hat man selbst wenn man schon mehrere Maschinen auf dem Tisch hatte noch lange nicht alle Fehlerkombinationen durch, das man gleich aus dem Schlaf treffsicher ist.

Ich hatte kürzlich auch einen Fehler auf dem Schaltboard, das Play-Relais wollte nicht mehr. Was der Fehler genau war, weiß ich nicht, wahrscheinlich eine Diode oder Sockelkontakt, da die Maschine vor der Kontaktreinigung einwandfrei lief. Last- oder Lötfehler waren daher ausgeschlossen, das Board auch nicht ausgebaut. Da ich von einem netten Forenkollegen ein Schlachtboard einer älteren Maschine erhielt, erledigte sich das darin, das ich die dort fehlenden Bauteile vom alten Board rübernahm, die Sockel aber besser waren, auch die Schaltkontakte. Neu aufgebaut, eingebaut, läuft. Das leise Rumpeln im linken Kanal kommt daher nicht von verunreinigten Relaiskontakten, deren Reinigung zwar nicht schadete, sondern von einem Massefehler, dem ich aber aus Zeitgründen jetzt nicht weiter nachgehen kann. Aber ohne gründliche Prüfung der Funktionsabläufe, mögliche Fehlerursachen nach Schaltplan untersuchen und gewissenhafte Arbeit wäre das wahrscheinlich nichts geworden. Also, nimm Dir nur einen Fehler vor, beschäftige Dich damit gründlich, dann den nächsten.

Ach ja, wenn Du eine intakte A77 möchtest, frag doch mal Holgi, der wird bald eine fertig revidierte A77 anbieten, dann könntest Du in Ruhe Bänder aufnehmen und hören und dann ohne Zeit- und Erfolgsdruck Deine anderen Maschinen machen. Ist davon eine dann einwandfrei fertig und dreie zuviel, veräußerst Du dann diese und bekommst vielleicht Dein Geld für Holgis Maschine wieder rein und hast zudem eine Funktionsvorlage, wie die A77 laufen soll. Auch gut für Messvergleiche.
Gruß André
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#11
Danke Euch!
@ Holgi und Robert, die Kondensatoren habe ich als erstes getauscht, noch bevor die Maschine ans Netz ging. Mangels 3. 0,47uF habe ich 2x0,22 uF parallel geschaltet.

   

Schaltbilder lesen (die Symbole und Verbindungen erkennen) kann ich, verstehen ist die andere Seite der Medaille. Aber ich arbeite dran, versprochen!

LG
Mike
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#12
... und nach den Aussagen von Mani und Captn trifft mein Betreff ja zu, pure Selbstüberschätzung Big Grin
Die MK 1 Relaisplatine habe ich gereinigt, die Relaiskontakte ebenso. Danach funktionierte das Vorspulen wieder einwandfrei.
Allerdings ein neuer Fehler: Nach ein paar Minuten gibt s Bandschlaufen, der Aufwickelmotor dreht nicht mehr, der Abwickelmotor hält auch nicht mehr "dagegen"!!!
Also: beide Wickelmotoren verlieren ihre Spannung!

Sorry, ich weiß beim besten Willen nicht, wonach ich da auf welcher Platine suchen sollte...

LG
Mike
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#13
Danke Euch, die persönliche Selbstüberschätzung hat sich in pure Glückseligkeit aufgelöst!
Die Ursache war das Relais, diese A77 Mk1 spielt nun auf hohem Niveau, wie es sich gehört. Eingemessen von MichaelB, Super Klang!

Wer von Euch kann denn eine Elektroprüfung (Schutzisolation) nach VDE vornehmen, damit ich das Gerät als komplett überholt bezeichnen kann????
Ich habe wirklich alles gegeben, um das Maschinchen in einen Topzustand zu versetzen.

Danke und LG
Mike
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