mech. Eigenschaften von Tonbändern
#1
Frage an die Kenner von Bandmaterialien!

Mich interessiert hier weniger die elektromagnetische Qualität des Bandes sonder eher die Qualität im Sinne des Reibungsgradienten der Oberflache.
Hintergrund ist, dass ich durch querlesen von Beiträgen diesbezüglich verunsichert bin.

1) Zum einen hört (liest) man das die Groschenbänder vom Typ Shamrock einem verstärkten Verschleiß an Bandführung und Tonököpfen verursachen.
Andererseits wird berichtet, dass gerade die Bänder von Shamrock (Ampex jetzt Quantegy) vom Hertsteller verarbeitete Restbestände bzw zweie Wahlbänder seien, mit unterschiedlicher elektromagnetischer Eigenschaft.
Hieraus könnte man aber auch ableiten, dass Bänder erster Wahl von Ampex durchaus zur erhöhter Beanspruchung an den mech. Bandführungen und Tonköpfen führt.

2) Der Gebrauch von Studiobänder führt ebenfalls zur einer erhöhten mech. Beanspruchung von Bandführung und Tonköpfen.
Begründung ist, das die Hersteller den Schwerpunkt nicht auf geringen mechanischen Verschleiß der betroffenen Tonbandgeräte leg(t)en, sondern auf die elektromagnetische Qualität und die Robustheit des Bandmateriales.

Wenn man heute eine längere Standzeit von Bandführung und Tonköpfen gewährleisten möchte, so kommt man an der Verwendung von guten Amateurbändern nicht herum!?

Wie seht ihr das?
Ist dem so wie von mir unterstellt?

Danke und Gruß
Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
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#2
Das ist genau der Punkt! Die geringste mechanische Beanspruchung des Bandpfades ist nur mit den superdünnen und polierten 18my-Bändern möglich.

Es ist dabei erstmal belanglos von welchem Hersteller die kommen und wie ihre magnetischen Eigenschaften sind.

Professionelle Bänder sind auf wesentlich dickerer Unterlage die naturgemäß einen höheren Bandzug und größere Andruckkraft an die Köppe erfordern.
Inwieweit die Schichtoberfläche dieser Bänder heutzutage poliert ist kann ich nicht sagen, glaube aber nicht daran weil das ja wieder schlechtere Wickeleigenschaften mit sich bringen würde.

Eines ist natürlich auch zu bedenken: Bandführungen aus weichem Messing mit einem Hauch von Chrom sind eben genausowenig langlebig wie billige Tonköpfe wobei letztere u.U. auch noch das Band zerstören können.

Führungen mit dicker Hartchromauflage oder gar aus massivem Hartmetall in Verbindung mit Ferritköpfen sind schon recht hart im Nehmen - kosten entsprechend und demgemäß für den großen Amateurmarkt irrelevant; mal abgesehen von den etablierten Glas-Ferrit-Köpfen welche aber wohl auch auf Amateurbänder zugeschnitten sind.

Ich kenne noch Zeiten, da kostete ein Magnetkopf für Heimgeräte zwischen 20,- und 40,- Mark, ein Studio-Ferritkopf dagegen weit über 700,- Märker! Ostmärker wohlgemerkt. Die adäquaten Westpreise sind mir logischerweise nie geläufig gewesen.

mfg. MichaelZ.
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#3
Gibt es denn wirklich signifikante Unterschiede bei fast gleich dicken Bandträgermaterialien?

Zum Beispiel 35er Band von Shamrock zu LPR35
oder
LPR35 im Vergleich zum 50er Band PER528

Gruß

Thomas

PS: Auf Basis des gleichen Tonbandgerätes!
Der Bandzug kommt ja nicht vom Band, sondern wird durch das Tonbandgerät selbst vorgegeben.
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#4
LGR 50 / PER 525 , beides 50-my-Bänder, gelten als "rauh"
PER 528, auch ein 50-my-Band, gilt als "glatt".

Wie glatt im Vergleich zu typischen HiFi-Bändern wie Emtec/BASF DP26 oder Maxell XL1 weiss ich nicht.

Gab es überhaupt Meßwerte?
Michael(F)
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#5
Meßwerte gibt es, bzw. gab es. Die Unterlagen dürften mittlerweile unzugänglich auf irgendwelchen Müllkippen im Raum München lagern. Vielleicht hat Friedrich ja noch einige Daten. Könnte auch sein, dass in unseren Unterlagen noch was auftaucht. Allerdings ist davon erst ein Bruchteil gesichtet ...

Grundsätzlich wurden Bänder für den Rundfunk- und Studiobetrieb nur geschliffen. Die Oberfläche war rauher als bei den kalanderten Bändern. Dadurch ergab sich ein gewisser Reinigungseffekt, aber auch erhöhter Abrieb. Durch die Rauhigkeit war aber auch der Band-Kopf-Kontakt nicht so homogen wie bei den kalanderten Bändern. Das ergab insbesondere bei langsamen Geschwindigkeiten (alles unter 38,1 cm/s) höhere Anfälligkeit für Dropouts. Der Grund, warum derartige Bänder bei 9,5 cm/s schlichtweg ungeeignet sind.

Kalandern bedeutet, dass die Bänder direkt nach der Beschichtung und Trocknung unter hohem Druck durch hochglanzpolierte vorgewärmte Walzen gezogen wurden. Die Schicht wurde verdichtet, die Oberfläche wurde extrem glatt. Der Band-Kopf-Kontakt war folglich wesentlich besser, u.a. auch eine Folge der Verwendung einer dünneren Trägerfolie. Und damit waren diese Bänder besser für langsamere Geschwindigkeiten, d.h. mehr für den Heimgebrauch, geeignet.

Gruß
Michael

EDIT: Tippsfehler
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#6
Was bedeutet es, wenn von "polierter Oberfläche" die Rede ist?

Echtes Polieren im Sinne von mechanischem Abtragen, feinstem schleifen, oder meint man damit das Kalandern?
Michael(F)
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#7
Lieber Michael(F),

525 erscheint uns heute rau. Gehen wir noch ein(ig)e Generation(en) zurück, wird der 'Selbstreinigungseffekt' jenes 'Altmateriales erst recht 'visuell' sinnfällig. 525 gilt -zumindest in seiner zweiten Ausführungsform (Einführung der Stereofonie im hiesigen Hörfunk ab 1964) bereits als neuzeitlich, ja kalandert.

Natürlich versuchte man spätestens nach Anhebung der oberen Grenzfrequnez auf 15 kHz bei gleichzeitiger Absenkung der Bandgeschwindigkeit auf 38,1 cm/s (ab der T9-Zeit) die damit eingefangenen Klippen auch durch das Kalandern der Bänder zu umschiffen, wie das bei den Amateuren aufgrund der teilweise schon erheblich niedrigeren Bandgeschwindigkeiten gängige Praxis war. Hier musste man ja den Abstandseffekt ebenso wie den engen Geldbeutel des Liebhabers im Auge behalten. Dem stand aber die Forderung des Rundfunks und der Tonindustrie entgegen, stabile, möglichst freitragende Wickel zu erhalten, die die empfindlichen Bandkanten schonten.
3M/Scotch hatte sich aber darum mit seinem legendären 111 von 1950/51 (Studers professionell 'Erste', die A27 für Rdadio Beromünschtr, lief damit. Aufnahmen sind erhalten!) nicht gekümmert, es als poliertes Band mit entsprechenden Wickeleigenschaften hergestellt, was in Deutschland nicht akzeptiert wurde, weil das Band Doppelflanschspulen so eindeutig voraussetzte, wie eine Bandkantenbeschädigung fast 'standardidiert' auftrat; die klanglichen Qualitäten aber nahm man sehr wohl aufmerksam zur Kenntnis.

Zum Jahresende 1955 meldeten Rudolf Robl (Vater der Luvithermfolie) und Erich Merkel von der BASF nach emsigen Untersuchungen das Patent DE1101000 für die Rückseitenmattierung an, bei der -so die Patentschrift- die Glätte der Fiolie auf der Magnetitseite erhalten bleibe. Das war also ein sicher länger gehegter Wunschtraum, zumal Robl 'das Theater' von der Einführung 'seiner' Luvithermfolie ja noch aus RRG-Zeiten kannte.

Der innovative Magnetbandkopf aus Wien, Friedrich Krones, der bei AGFA, Leverkusen für Jahrzehnte für Dampf sorgte, analysierte auch gleich das neue BASF-Angebot, das nichtsdestoweniger auch erst 'werden' musste, bis das IRT "ja und amen" sagte. Denn auch die Mattierung der Bandrückseite schlägt durchaus bis in die Magnetitschicht durch. Davon schreibt unswe Forenkollege Friedrich in seinem Neuen Testament zu Magnetbandgeschichte sehr anschaulich.

Krones hatte -so Friedrich Engel- sofort und nicht uneigennützig die Restrauigkeit der Rückseite des entstandenen BASF-Bandes gemessen, wie denn genau dies im Zuge der Fertigungskontrolle bis in die letzte Zeit der Magnertbandfertigung ständig geschah. Man hat also genauestens gemessen, Buch darüber geführt, Fotodokumentationen angelegt (wir haben die Ergebnisse gesehen! Die Stereomikroskope im EMTEC-Nachlass fanden schon in der Versteigerung sehr schnell ihre Liebbhaber...).

Dies betraf dann sowohl die Wickeleigenschaften als auch die Folgen der Rückseitenmattierung für die Tonaufzeichnung. Offenbar gab es dabei auch erste und zweite Wahl, denn ich könnte (ehemalige) Händler benennen, die Mängelrügen bei den beiden großen Fertigern in D platzierten, wo sie dann von der Vertriebsstelle nach Angabe der Chargennummern zur Antwort erhielten, "dies Band dürften Sie gar nicht haben!" Sie hatten es aber, weil offensichtlich zweite Wahl durchaus günstig nach jenseits Timbuktu verkauft wurde, dann aber finanziell dergestalt 'gepusht' schnell den Weg in die alte Heimat fand, wo dann eben die 'ungewohnte Qualität' im gewohnten Karton auffiel...

Der Cassettenrecorder verschärfte namentlich mit der steigenden Hifi-Tauglichkeit die Oberflächendiskussion nochmals, wobei zu dieser Zeit ja auch bereits Videoerfahrungen (mit den hohen Bandbreitenanforderungen) vorlagen, was aber den Lernprozess nur beschleunigte (vgl. dann auch Festplatten- und Diskettenfragen!).

Zum Bandlauf, also der Wechselwirkung zwischen Band und Führungen wurden genaueste Versuche angestellt (BASF: Dr. Ulrich Harten: Unterlagen in meinem Besitz), um die Optimierung angesichts des diesbezüglich durchaus fragwürdigen Cassettenverfahrens sinnvoll und erfolgversprechend weiterzutreiben, wovon hier auch schon einmal im Zusammenhang mit den notwendigen Reibungen im Kopfträgerbereich die Rede war.


Frühe Aufzeichnungen auf Magnetband haben das Quietsch-Problem oft genug hörbar: Die Aufnahme der "Badischen" (IGFarben in Ludwigshafen) aus dem Nationaltheater Mannheim vom 27. April 1935 (-sie wird demnächst 70...-) enthält gegen Ende Störtöne, die wohl durch das 'höherfrequent ruckartige' Transportieren des Bandes aufgrund erhöhter Reibung an Köpfen und Bandführungen ("Kleben") verursacht worden sein dürften.

Das Problem ist demnach immer vorhanden gewesen, sehr genau erfasst und systematiasch bekämpft worden, sobald man sich dazu in der Lage sah. Nur geschah dies zunächst -und wieder einmal je nach Anforderungslage von Amateur und Profi- in beiden Terrains unterschiedlich, wurde dann aber seit der HiFi-Low-Noise-Zeit immer verwandter, ähnlicher gelöst. 911/468 unterscheiden sich von Amateurbändern prinzipiell nicht mehr, es sei denn durch die größere Sperrigkeit und ihre Optimierung auf hohe Bandgeschwindigkeiten.

528 und das in mehreren Ausführungsformen konkurrierende LGR50 würde ich als hochgradig kalandriert bezeichnen; andernfalls wären die Daten dieser Bänder, die sich ja von 468/911 nur marginal unterscheiden (ja, na ja, ich weiß) nicht zurechtzubiegen gewesen, zumal hier ja auch noch ein spezieller, sehr antiquierter Arbeitspunkt zu beachten war.

Hans-Joachim
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#8
--------zip-----------
Zwischenfrage: kann das Quietschen des Bandes an den Köpfen bei Aufnahme in die Aufnahme gelangen bzw. kann das Quietschen über den Wiedergabekopf abgehört werden? Ich meine, so etwas bereits erlebt zu haben.

Wenn das Quietschen sich tatsächlich so breitmachen kann, wie ist das überhaupt möglich???
--------zip-----------
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#9
Quietchen bedeutet auf ein mech. Schwingingen des Bandes, somit schwankt nach meiner Vorstellung auch der Band-Kopfkontakt. Hierdurch kann nach meiner Vorstellung die Schwingung auf das Nutzsignal modeliert werden welche dann auch abgehört werden kann.

Muß so nicht stimmen aber eine erste Theorie!

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

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#10
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Wenn es quietscht, quietschen nicht selten die Tonköpfe, also schwingen. Das kann nicht gut sein und sollte auch auf der Aufnahme zu hören sein.
---zip---

Nun zu den Bändern:
Das Zeugs von Shamrock in der grünen Pappschachtel soll richtig alle bandführenden Teile schleifen.
Die gängigen Sorten von BASF sind mittelprächtig.
Sehr gut bezüglich Einschleifen ist Maxell XL I, kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Meine Logic hat mehrere 1000 Betriebsstunden mit XL I auf dem Buckel. Es sind immer noch die ersten Köpfe. Normalerweise sollten Köpfe Heimaudio nicht mehr als 1000 Stunden halten. Smile

[Bild: bandrest.jpg]

Das ist mir soeben passiert mit Amiband. Ich wollte ganz harmlos mit meiner AEG M15A spulen. Das Band ist etwas auf der Spule durchgerutscht und fing sich wieder. Kleine ungewollte Demonstration, daß es Unterschiede beim Bandmaterial gibt. Big Grin

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#11
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Shamrock
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Shamrock ist sicher von den meisten Sorten das wohl am häufigsten minderwertige Band. Trotzdem: es gab Chargen mit hervorragenden Bändern und Chargen mit Bändern, die noch heute funktionieren. Ich habe z.B. welche von ~ 1990/92. Die habe ich damals in einem Schrank gelagert ohne sie jedoch zwischenzeitlich zu benutzen. Letztes Jahr wollte ich sie dann nutzen: alle verklebt Sad

Dann habe ich welche, zu denen gehört ein Inhaltsverzeichnis, welches auf 1975 datiert. Immer noch gut in Schuss.

Außerdem habe ich eigene aus der Zeit um 1978-1983. Meistenteils alle gut erhalten, denn die pechschwarzen Bänder habe ich bereits nach dem Kauf ausgemustert: sie quietschten sofort (auf Philips, nicht auf Saba oder Uher).

M.W. sind die rehbraunen die klanglich besten und zusammen mit vielen dunkelbraunen beständig. Pechschwarze habe ich hier noch nie ordentlich oder längerfristig zum Laufen bekommen.
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#12
Naja, so ein M15 hat ja auch Kraft.
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#13
Bandquietschen hört man bei Aufnahme oder Wiedergabe oft. Ich hatte mal ein mir unbekanntes Band, wo auch die Vorlaufbänder nicht mehr vorhanden waren, dieses quietschte aber ganz schön bei Betrieb. Bei Wiedergabe konnte ich das Quietschen über die Lautsprecher hören, und bei Aufnahme wurde es auch mitaufgenommen.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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