Zwei Fragen an die Profis
#1
Hallo ihr Lieben,

heute erreichte mich eine elektrische Depesche von Ernst Schmid (Pievox), in der er mir schrieb, er würde seit einiger Zeit vergeblich versuchen, in elektrischen Postkontakt mit Herrn Friedrich Engel zu kommen, weil er an jenen zwei Fragen hat.
Friedrich jedoch antwortet nicht. Ich habe mich daher erboten, des Ernsts Fragen allen Ernstes allhier zu veröffentlichen, auf dass die erlauchte Forengemeinde ihr geballtes Fachwissen zur Verfügung stellen möge. Vielleicht liest Friedrich ja auch mit oder jemand kann einen Rapport zu dessen Wohlergehen erstatten?!

Die nämlichen Fragen vom Ernst lauten wie folgt:

1. in den Datenblättern der EMTEC Bänder SM 468 / SM 911 und weiteren
ist eine Spurbreite von 2,575 mm erwähnt.

Was ist der Grund für diese ungewöhnliche Spurbreite?
Ich kenne normale 2-Spur mit 2 mm und Schmetterlingsköpfe mit 2,75 mm - aber 2,575mm ?

2. Im Normblatt IEC 60094-2 auf S.7 Ausgabe 1995 ist erwähnt, daß es
"Bezugsbänder mit vereinheitlichten mag flux Werten" mit dem Aufdruck " IEC Prague 1981 " geben soll.
Vermutlich eine Sache der "differierenden " Meßerte nach ANSI und DIN.
Wissen Sie dazu mehr, was der Inhalt der Methode Prague 1981 ist?


Nun denn, meine lieben Foristi, lasset eure grauen Cellen arbeiten!

Ergebenst
Holger Born
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#2
Das aktuelle Datenblatt von SM911 bei Recording The Masters hat auch diese 2,575 mm Angabe: https://www.recordingthemasters.com/wp-c...COM-18.pdf

Vielleicht kann er dort nachfragen. Hoffentlich wurden nicht einfach ältere Datenblätter übernommen.

Gruß

Nelson
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#3
Das steht bei "Audio Professional LPR 35" auch drin.
Bei PER 528 dito...

MfG Kai
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#4
Diese Seite ist interessant: https://www.iasa-web.org/tc04/replay-equ...l-machines
In der Tabelle "Fig 2. section 5.4 two track and half track head configuration and dimensions." wird eine Breite von 2,58 mm für "IEC 94-6 1985 Stereo" angegeben. Vielleicht ist das die 2,575 mm Breite von EMTEC. Ich denke, dass damit am Rand des Bandes ein wenig Platz freigelassen wird, um genauere Messungen zu erhalten, da die Breite des Bandes selbst ja ein wenig variieren kann.
Gruß
Nelson
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#5
t20,'index.php?page=Thread&postID=243570#post243570 schrieb:Hoffentlich wurden nicht einfach ältere Datenblätter übernommen.
....Was ich ehrlich gesagt bei diesem Hersteller befürchte! Huh
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#6
Hallo Holgi,

zu Frage 2:

den Begriff "Prag 1981" kenne ich im Zusammenhang mit der Magnetbandtechnik nur in Bezug auf einer dortigen IEC-Fachtagung, in welcher offenbar neue Compact-Cassetten-Bezugsbänder verabschiedet wurden.

Vgl. auch Zeitschichten Seite 591.


Ich hoffe, Friedrich geht es gut. :S Smile

Schöne Grüße
Frank
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#7
@hannoholgi
Ich lese mit Freude - und hoffe, dass der Eindruck nicht täuscht - dass es Dir wohl gesundheitlich besser geht.
Der Grell ist raus und Du formulierst wieder wie in alten Zeiten...
VG Jürgen
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#8
Ich bin kein Profi und eigentlich weniger für eine Beantwortung qualifiziert. Aber dennoch...

Die 2,575mm halte ich für einen Tippfehler, der von der Druckerei nicht geprüft, sondern nur übernommen wurde.

Der IEC-Standard wurde offenbar auf einer Fachtagung 1981 in Prag verabschiedet, wobei zumeist BASF die dazu gehörigen Bezugsbänder zur Verfügung stellte. Diese waren besonders ausgesuchte Chargen, die sehr eng toleriert und im Verlauf hoch konstant waren, das konnte man in Ludwigshafen wohl besser als in Japan.
Gruß André
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#9
Im RtM-Datenblatt steht als Notiz 1.1: "For the measurements magnetic heads are used
whose properties are very similar to the standard reference heads specified in IEC Publication 94-5."


Also auf der Seite, die ich oben verlinkt habe, steht bei Notiz 5.4.4.4 ganz unten: "IEC later changed their full track width to 5.9 mm (0.232 inches)."

In der Tabelle steht bei "IEC 94-6 1985 Stereo", dass der Abstand zwischen den Spuren 0.75 mm beträgt und 5,9 mm die volle Breite ist. D.h.: 5,9 mm - 0,75 mm = 5,15 mm / 2 Spuren = 2,575 pro Spur.

Ich hatte auch am Anfang an einen Tippfehler gedacht, aber dann hätten Leute über viele Jahre hinweg den Fehler auf vielen Datenblättern übersehen.

Gruß

Nelson
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#10
Danke, das könnte es gut sein. Aber wer stellte dann solche Köpfe her?
Gruß André
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#11
Es war wahrscheinlich eine Sonderanfertigung, vermute ich, denn bisher scheint keiner hier viel davon gehört zu haben. Früher haben BASF, AGFA und wahrscheinlich auch EMTEC einiges an Geld in Meßgeräten u.ä. Sachen investiert. Das Geld um ein paar Köpfe mit bestimmten Maßen anzufertigen, wäre da wahrscheinlich nicht wirklich ins Gewicht gefallen. In den USA ist ein Mann, welcher noch Köpfe anfertigt. Ich glaube der Preis liegt bei 700 oder 800 dollar pro Kopf. Das ist nicht viel für ein paar Köpfe nach Maß.

Gruß

Nelson
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#12
Das einzige,was ich dazu beitragen kann ist, dass zunächst AEG Telefunken Konstanz die international genormten Bezugsköpfe für professionelle Anwendug hergestellt hatte (Typen: AB 22 bzw. AB 22-7 Vollspur für Aufnahme mit 18 bzw. 7 µm Spaltbreite und WC30a-3 für Wiedergabe mit 0,75 mm Trennspurbreite und 3µm Spaltbreite). Siehe IEC 94-5 (1), S. 59.

Nach dem AEG-Konkurs führte Bogen Berlin die Fertigung weiter (PAM 220 und PAM 227 für Aufnahme, PWM 220 für Wiedergabe mit denselben mechanischen Eigenschaften). Siehe IEC 94-5, Amendment 1996-02, Seite 9.

In IEC 95-6 (S. 9 der deutschen Fassung) wurde 1985 festgelegt, dass bei professioneller Vollspuraufnahme die Spurbreite 5,9 mm betragen sollte, mit max. 0,06 mm Abweichung symmetrisch zu den Bandkanten liegend.

Bezugsköpfe waren Magnetköpfe mit besonders niedrigen Fertigungstoleranzen und dementsprechend teuer, da hier Bruchteile von Mikrometern und halbe Winkelminuten über "Bestanden" oder "Ausschuss" entschieden. Solche Köpfe sind mittlerweile sehr selten, was mir die Anmerkung von RTM zu ihren Messköpfen verständlich macht.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#13
Die Fa. Bogen in Berlin existiert ja noch, https://www.bogen-electronic.de/de/magnetkoepfe.htmldie Frage ist nur, ob die solche Köpfe noch herstellen können/wollen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#14
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=243616#post243616 schrieb:die Frage ist nur, ob die solche Köpfe noch herstellen können/wollen.
Diese Frage würde ich von vornherein verneinen, das Thema ist für die seit langem durch.
Ob es dort einen Restbestand gibt, vermag ich nicht zu sagen, ich vermute eher nein.

Bin froh, dass ich einen Bezugs-Aufnahmekopf mit Überbreite habe, der auch zur Pegeljustage von Viertelspurmaschinen verwendbar ist (kein Randverlust).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#15
Wenn ich es richtig weiß, hatten die Bandmaschinen von Ampex ungefähr eine solche Spurbreite, nämlich 100 mils, oder eben vielfache davon. Ein kurzer gegencheck zum Datenblatt des ATR Master Tapes scheint dies zu bestätigen.
Dann kämen die Bogen Köpfe, welche auch in ASC verbaut wurden. Oder waren das Woelke? Meines Wissens nach auch 2,5mm.
Gab es noch mehr Varianten?
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#16
benmuetsch,'index.php?page=Thread&postID=243627#post243627 schrieb:Oder waren das Woelke?
Richtig, das waren Woelkes.
Etliche Geräte aus der semiprofessionellen Ecke hatten Spurbreiten zwischen 2,3 und 2,5 mm. Mir fallen da außer den ASCs noch die Braun TG1000/1020 oder die Philips N4522 ein. Hersteller waren Woelke und Bogen.
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#17
Der einzig mir bekannte Hersteller, der heute noch Tonköpfe herstellt.
http://www.ambelgium.be/en/product_detai...cial_heads


Die Motoren von Thorens stammten von Sonceboz (Schweiz), Berger (Lahr) und Pabst. Keiner von denen baut heute noch Synchronmotoren, sie sind aber alle noch im Geschäft, mit Schrittmotoren oder kommutierten Gleichstrommotoren. So haben viele Zulieferer von damals ein gewandeltes Portfilio, denn nach den alten Motoren oder Tonköpfen gibt es nicht genug Nachfrage für eine wirtschaftliche Produktion.
Gruß André
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