Grundig TK 5 sehr leise - Verstärkerproblem?
#1
Hallo,
mein neuerworbenes TK 5, das ich aus dem örtlichen An- und Verkauf gerettet habe, ist inzwischen innen und außen gesäubert und es läuft.
Allerdings ist es sehr leise. Zunächst hatte ich bei der Probeaufnahme gedacht, dass mein Rechner als Zuspieler vielleicht nicht genügend Pegel bringt, dann entsann ich mich an ein Band, das ich vor zwanzig Jahren mal mit einem TK 17 bespielt hatte, aufgelegt, das war beim Abspielen ebenso leise (und etwas zu langsam wiedergegeben).
Bei voller Lautstärke hört man die Musik leise. Ich denke, dass da wahrscheinlich eine Röhre ausgetauscht werden muss (und wohl auch der Antriebsriemen) - nur welche? Da ich nicht der größte Elektronikchecker bin, würde ich den Wechsel im Zweifelsfall von einem Bekannten durchführen lassen.
Viele Grüße
Nils
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#2
Moin moin Nils,
nach einer Reinigung sollte bei diesen alten Schätzchen immer eine "Kondensatorkur" gemacht werden, nicht nur der elektrischen Sicherheit wegen, sondern auch, weil die alten Kondensatoren hohen Leck Strom führen können und somit nicht nur die Röhren sondern auch die Trafos und weitere sicherlich schwer beschaffbare Bauteile in den Tod reißen können.
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#3
Nils,

da ist mindestens ein toter Kondensator in deiner Grundig. Wahrscheinlich auch mehrere. Es wurden damals, und beileibe nicht nur bei Grundig, Papierwickel-Kondensatoren und die beliebten Malzbonbons verwendet. Die können alle bedenkenlos getauscht werden. Und diese Patienten waren für mich der Grund, mich ausschließlich auf Geräte ab 1965 zu konzentrieren. Ich war die Messerei und Löterei bei diesen freiluftverdrahteten Kisten einfach leid. Zumindest, wenn man wie ich Tonbandmessie ist. Da ist nämlich kein Ende abzusehen.

Ich möchte dich trotzdem ermuntern, den TK 5 unbedingt zu erhalten, er hat es verdient. Und so lange es eine überschaubare Anzahl an Röhren-Grundigs ist, braucht man sich vor der Aufgabe auch nicht zu fürchten. Der Lerneffekt ist groß und erfüllt mit Stolz, wenn das alte Schätzchen wieder lautstark tönt.

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#4
Danke für Eure Antworten - meine TK 141 hat im übrigen seit gut zwei Jahren dasselbe Problem, weshalb sie seitdem nicht mehr genutzt wird. Anfangs läuft sie normal, dann ist sie auf einen Schlag nur noch ganz leise.

Ja, ich besitze kein Tonbandgerät, das auch funktioniert... Dafür höre ich jeden Tag Kassette. 8)

Selbst löten werde ich das definitiv nicht, da ich darin extrem ungeschickt bin. Ich kenne aber jemanden, der zur Entspannung Hifi aus der DDR repariert und überholt. Er besitzt auch zahlreiche Kassettendecks. Ich werde ihn also ganz lieb fragen, ob er nicht vielleicht auch an alten Grundig-Bandmaschinen seinen Spaß haben könnte. Es eilt ja nicht.
Behalten will ich beide auf jeden Fall, ich finde die schön und mag auch den Klang.

Viele Grüße Nils
Edit: Ups, die kleine UHER Report habe ich ja auch noch... Welche gebe ich ihm den als erstes, drei auf einmal wäre ja schon etwas viel...
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#5
Das TK 141 ist allerdings ein Transistorgerät aus den späten 60ern/frühen 70ern, da war das Problem "Papierkondensatoren" eigentlich abgehakt. Um 1960 kamen massenhaft Kondensatoren mit Kunststofffolien als Dielektrikum auf und lösten solche mit Papier ab, ausgenommen Entstörkondensatoren und Motorkondensatoren, dort ist Papier bis heute üblich.
Die erwähnten Malzbonbons sind übrigens auch Papierkondensatoren im Sinne, dass sie Papier als Dielektrikum nützen. Sie sind nur außen lackgetränkt, was ihre Langzeit-Stabilität nur bedingt verbessert. Selbst vollständig in Kunststoff vergossene Exemplare ziehen selbst in trockenen Innenräumen allmählich Feuchtigkeit aus der Luft und werden schadhaft. Schadhaft bedeutet vor allem, dass sie Gleichstrom zu leiten beginnen, statt ihn völlig abzublocken, und eben diese Eigenheit kann an bestimmten Stellen in der Schaltung Röhren durch Überlastung das Leben kosten. In anderen Schaltungsteilen verursachen sie "nur" Fehlfunktionen oder miese Qualität
Es ist also dringend anzuraten, alle solchen Papierkondensatoren pauschal auszutauschen, gerne auch vor dem ersten Einschalten des Geräts, eben um die Röhren zu schonen. Auch Gleichrichter mögen keine kurzgeschlossenen Kondensatoren, und auch das kann vorkommen. Achtung! Man sollte sich vorher informieren, was Papierkondis sind und was nicht! Nicht, dass man Verschlimmbesserungen einbaut! Google-Suche nach "Problemkondensatoren" liefert da sehr aufschlussreiche bebilderte Infoseiten. Elektrolytkondensatoren sind auch nicht zwangsläufig für ewiges Leben bekannt. In Röhrengeräten finden sich meistens sehr sehr wenige davon, zwei oder drei im Bereich unter 100 µF und 70 V sowie ein großer Sieb-Elko, der eigentlich aus mehreren Kondensatoren in einem Gehäuse besteht, meistens Kombinationen aus 32 und/oder 50 µF bei 300-400 V. Die kleinen Elkos sind nicht unbedingt defekt, aber vermutlich auch nicht mehr wirklich gut, außerdem kosten sie fast nichts. Es spricht daher wenig gegen einen pauschalen Tausch.
Der Sieb-Elko ist ein ganz anderer Kandidat, er ist aufwändig zu ersetzen, dafür hängt von ihm das Leben des Gleichrichters und eventuell sogar Netztrafos ab. Daher sollte man solche Geräte nach mehr als ein, zwei Monaten Stillstand mit einem "Angstwiderstand mit Indikator" kontrolliert hochfahren. Man schaltet hierbei eine altmodische Glühbirne mit 75 oder 100 W in Serie(!) mit dem Gerät. Ich habe mir zu diesem Zweck eine Verlängerung mit eingeschleifter Fassung gebaut. Normalerweise sollte die Lampe kurz aufleuchten und dann fast ausgehen. Tut sie das nicht, sondern leuchtet hell weiter, ist in der Schaltung ein Kurzschluss! Verhält sie sich wie gewünscht, kommt der Adapter raus und das Gerät darf direkt an Netzspannung.
Ich musste bislang erst einen Sieb-Elko tauschen, weil er schon sichtbar auslief. Kurzschluss hatte nach diesem kontrollierten Anfahren noch keiner.
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#6
Danke für die ausführliche Erläuterung!
Dann stecke ich sie lieber nicht mehr ein. Und das schöne Nordmende-Radio vielleicht auch lieber nicht, ist schon ein paar Jahre her, daß es zuletzt lief.

Viele Grüße
Nils
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#7
tk141,'index.php?page=Thread&postID=242289#post242289 schrieb:Danke für die ausführliche Erläuterung!
Dann stecke ich sie lieber nicht mehr ein. Und das schöne Nordmende-Radio vielleicht auch lieber nicht, ist schon ein paar Jahre her, daß es zuletzt lief.
Ja, ist ohne solchen Vorschaltwiderstand und unrestauriert wohl besser. Ich würde beide Geräte aber als restaurierungswürdig sehen! Muss nur jemand machen, der Erfahrung mit den unsympathisch hohen Spannungen in Röhrengeräten hat - der erwähnte Sieb-Elko kann je nach Schaltung bis ca. 300 V DC eine Zeitlang puffern, das ist defintiv lebensgefährlich!
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#8
Bis vor ca. 12 Jahren lief das Nordmende fast jeden Tag, danach nur noch sporadisch. Es hatte immer einen schönen, vollen, warmen Klang.

Weg kommen die beiden auf keinen Fall, im Zweifelsfall würden sie erst einmal zur Deko degradiert.
Viele Grüße
Nils
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#9
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=242290#post242290 schrieb:
tk141,'index.php?page=Thread&postID=242289#post242289 schrieb:Danke für die ausführliche Erläuterung!
Dann stecke ich sie lieber nicht mehr ein. Und das schöne Nordmende-Radio vielleicht auch lieber nicht, ist schon ein paar Jahre her, daß es zuletzt lief.
Ja, ist ohne solchen Vorschaltwiderstand und unrestauriert wohl besser. Ich würde beide Geräte aber als restaurierungswürdig sehen! Muss nur jemand machen, der Erfahrung mit den unsympathisch hohen Spannungen in Röhrengeräten hat - der erwähnte Sieb-Elko kann je nach Schaltung bis ca. 300 V DC eine Zeitlang puffern, das ist defintiv lebensgefährlich!
Siebelkos haben Ableitwiderstände oder sollten welche haben. Man kann sie auch nachrüsten. Einfach einen 47ok/ 2 Watt Widerstand zwischen + und - des Elkos legen. Wenn TK141 in der Nähe von Düsseldorf wohnt, können wir gerne mal gemeinsam reinschauen.

Gruß
Jörg
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#10
Siebelkos in Röhrenschaltungen der Unterhaltungselektronik hatten nie Entladewiderstände. Wozu auch. Denn a) wenn das in Betrieb befindliche Gerät abgeschaltet wird, entladen sich die Elkos zwangsläufig über die Schaltung (die Röhren), es sei denn, dass das Gerät durch Unterbechung genau hinter dem Elko defekt ist (unwahrscheinlich) oder das Gerät nach dem EInschalten gleich wieder abgeschaltet wird (bevor die Röhren heizen),
und b) die Hersteller niemals Maßnahmen ergriffen die einen in das Gerät eingreifenden Laien zu schützen hatten. Das hätte man als rausgeschmissenes Geld empfunden, m.E. zu Recht. Es galt Finger weg.

VG Stefan
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#11
Soso... du kennst dich aus. Na dann, wenn du meinst, dann gab´s das damals eben nicht. Es fliesst im übrigen auch kein Strom mehr durch die Röhre, wenn die Heizung aus ist. Und die ist in den meisten fällen schneller aus als der Siebelko leer. Aua...

Grüße
Jörg
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#12
Ich kenne das mit den Ableitwiderständen aus Röhren-Gitarrenverstärkern, englisch heissen die bleeder resistor. Anodenspannungen von 500V und mehr sind nicht selten in diesen Verstärkern anzutreffen. Da ist mir meine Gesundheit doch die paar Cent wert für die Ableitwiderstände. Wenn die nicht vorhanden sind, baue ich selbst welche ein. Es reichen aber 100k/ 2Watt, dann sind die Elkos schneller leer.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#13
Hallo Jörg,
"Es fliesst im übrigen auch kein Strom mehr durch die Röhre, wenn die
Heizung aus ist. Und die ist in den meisten fällen schneller aus als der
Siebelko leer. Aua..."
"Aua" stimmt, der Rest nicht. Selbstverständlich fließt auch nach Abschalten der Heizung weiter Strom, die Kathode hat im ersten Moment ja noch volle Temperatur und eine große Wärmeträgheit. Das reicht in normalen Röhrenschaltungen immer aus, um die Elkos zu entladen. Beispiel: In einem Röhrenradio mit EL 84 als Endröhre und 100µF gesamter Lade- und Siebkapazität sind diese nach dem Abschalten nach ca 5 Sekunden komplett entladen, während die EL 84 noch nach 20 Sekungen und mehr noch Strom zieht bzw. ziehen könnte.

Und ja, ich kenne mich aus, beruflicher Hintergrund und 30 Jahre Erfahrung mit Röhrentechnik.
Selbstverständlich kann man einen Entladewiderstand einbauen. Insbesondere wenn man sich dann sicherer fühlt, ist das keine Fehlinvestittion. Nur, nötig ist das nicht und wurde von Herstellern zumindest in der Unterhaltungselektronik auch nicht vorgesehen. Bei irgendwelchen 400 Watt-Verstärkern mit 1000 Volt Anodenspannung mag das anders aussehen, aber wir reden hier über ein Tonbandgerät.


VG Stefan
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