VU-Meter vs. Peak-Meter vs. Pegel
#1
Die Akai GX-77 hat einen Peak-Meter als Anzeige. Die GX-646 hat VU-Meters. Beide Maschinen werden auf einem internen Pegel von 185 nWb/m eingestellt. Die Anzeige bei beiden wird bei dieser Pegel auf 0 kalibriert. Ich habe es immer so verstanden, dass Peak-Meters sehr schnell sind und den aktuellen Pegel der Musik genau anzeigen. VU-Meters sind träge und bleiben ungefähr 6 dB runter. Wenn ich das gleich Stück auf beiden Maschinen aufnehme und die Anzeige auf 0 steuere: Wird das Band von der GX-646 insgesamt einen höheren Pegel aufzeichnen und wird es auf der GX-77 abgespielt über das rote Bereich hinausgehen (die 6 dB Unterschied)?

Gruß

Nelson
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#2
t20,'index.php?page=Thread&postID=243542#post243542 schrieb:Wird das Band von der GX-646 insgesamt einen höheren Pegel aufzeichnen und wird es auf der GX-77 abgespielt über das rote Bereich hinausgehen (die 6 dB Unterschied)?
Meist wird es so sein, der Unterschied wird aber nicht 6 dB betragen.
Der Unterschied hängt wesentlich von der "Impulsivität" der Musik ab.
Die geringste Impulsivität hat ein andauernder Mess-Ton.
Wenn beide Geräte mit ihren 0 dB Anzeigen auf gleichen Bandfluß abgeglichen sind, wird eine Aufnahme vom Gerät mit VU-Meter auch auf dem Gerät mit Peak-Meter mit 0 dB wiedergegeben. Würde der Meßton zunehmend in kurze Pakete zerhackt, zeigt das VU-Meter entsprechend immer weniger an, das Peak-Meter aber immer noch das Gleiche. Also würde man mit 0 dB Aussteuerung per VU-Meter einen höheren Spitzen-Pegel aufs Band bringen.
Die 6 dB Angabe bei VU-Metern hat ene andere Bedeutung. Gemeint ist, daß "amtliche" VU-Meter für bestimmte Impulsformen einen 6 dB "Vorlauf" haben sollen, um die Nachteile der trägen Anzeige etwas zu kompensieren. Schlimmstemfalls kann das dazu führen, daß das VU-Meter bei genau solchen Pulsformen sogar etwas mehr anzeigt als ein Peak-Meter.
Das GX-646 hat allerdings nur einen "primitiven" Mittelwert-Gleichrichter vor der Anzeige. Deren dynamisches Verhalten wird allein durch die Mechanik des Meßwerks bestimmt, abgesehen von der Aufladezeit des Glättungskondensators davor.
Die Verzerrungen im Magnetband-System werden durch den Momentan-Pegel bestimmt. Verläßliche Aussteuerung gibt es also nur per Peak-Meter.
Etwas anders sieht es aus mit der Wahrnehmbarkeit von Verzerrungen bei kurzen übersteuerten Impulsen. Das ist ein anderes Thema. Kurz gefaßt: Das Ohr überhört vieles davon.
Schlimmer ist es mit der Kreuz-Modulation.

MfG Kai
Nachtrag: Ein Blick in die Literatur zu VU-Metern offenbarte, daß meine o.a. Darstellung nicht ganz richtig ist:
Der "Vorlauf" ist eine statische Empfindlichkeits-Anhebung um oft 6 dB, es werden aber auch Werte von 4-10 dB genannt. Der Vorlauf muß bei der Kalibrierung mit Sinus-Tönen abgeschaltet werden, wird nur bei Musik o.ä. verwendet und dient dort zur (partiellen) Kompensation der zu niedrigen Anzeige bei impulsivem Programm. In den USA war das Abschalten anscheinend nicht üblich. Damit das Band trotzdem nicht durch Pegelspitzen übersteuert wird, hat man niedrigere Referenz-Pegel eingeführt. Das mag auch mit ein Grund für die in Japan üblichen 185 nWb/m sein.
Einig ist sich die Literatur darüber, daß ein VU-Meter Ein- und Aus-schwingzeiten von 300 ms haben sollten. Das ist der Gleichrichter-Schaltung beim GX-646 nicht anzusehen.
Man kann also resümieren: Bei japanischen Geräten mit VU-Metern sind 185 nWb/m eine sinnvolle Wahl des Referenzpegels, um Verzerrungen durch nicht erkannte Pegelspitzen vorzubeugen. Bei Geräten mit Peak-Metern kann man getrost die hierzulande üblichen höheren Referenzpegel verwenden insbesondere zumal moderne Bändern noch deutlich höher aussteuerbar sind (zumindest bei mittleren Frequenzen).
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#3
Danke, Kai. Ich werde mit den Pegeln experimentieren, sobald die neue Maschine da ist. Leider ist es so, dass durch die niedrigen 185 nWb/m in der Akai GX-646 die VU-Meters bei vielen gebrauchten Bändern ganz recht schlagen, da die 320 nWb/m von den Maschinen hier in Deutschland viel höher liegt. Vielleicht würde es Sinn machen, die VU-Meters höher einzustellen (z.B auf 250 nWb/m) und dann beim Aufnehmen etwas unter 0 VU bleiben. Dies sollte die Verstärker nicht anders belasten aber die VU-Meters bei der Wiedergabe fremder Bänder entlasten.

Gruß

Nelson
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#4
t20,'index.php?page=Thread&postID=243564#post243564 schrieb:Leider ist es so, dass durch die niedrigen 185 nWb/m in der Akai GX-646 die VU-Meters bei vielen gebrauchten Bändern ganz recht schlagen,
Damit das nicht passiert, kannst du die Vorwiderstände der Gleichrichter erhöhen oder besser: die Playback-Level hinter den Vorverstärkern umschaltbar machen. Das sind im gezeichneten Kanal des Service-Manuals die Trimmer/Potis VR5 und VR6. Wenn du bei Wiedergabe fremder Bänder mit hohem Pegel vom linken oder rechten Ende von R45 einen geeigneten Widerstand nach Masse dazu-schaltest, nimmt der Pegel ab. Für eigene Aufnahmen würde ich empfehlen, statt der eingebauten VU-Meter die Aussteuerung über extern zugeschaltete Peak-Meter vorzunehmen auf 250 oder 320 mWb/m. Ob die Aufnahme-Verstärker das noch mitmachen, müßte man vorher mit einem Verzerrungs- oder Clipp-Test ermitteln.

MfG Kai
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