Telefunken M 2000 A HiFi
#1
Die M2000A HiFi wurde 1974 auf die Welt losgelassen. 'Viel zu früh', wie die Funkschau damals in einem Kurztest feststellte. Sie sollte die bewährte 440er ablösen, welche jedoch bis zum bitteren Ende parallel zur 1000er-Serie mitverkauft wurde und als zuverlässige Alternative galt.

Auffällig ist natürlich das Design, welches offenbar im Terrain von Wega, Braun etc. wilderte. Ich halte diese Maschine für eine der schönsten 18er Geräte, die die 70er Jahre hervorgebracht haben! Das Gerät verfügt über keine eingebauten Endstufen oder Lautsprecher, hat nur einen Motor und hat auch keine Monitorfunktion. Mit ca. 700 DM lag das Gerät rein von seiner Ausstattung her recht hoch.

[Bild: tfk2000.jpg]

Es ist mir ein absolutes Rätsel, warum man die Relais-Tastensteuerung aus den 50er Jahren (leichtes Antippen der Tasten) nie mehr aufgegriffen hat: die einen bauten schwergängige (Lang)Hubtasten, die anderen wurschtelten an neuen Techniken, so auch hier: elektromagnetische Tipptasten wurden dem Gerät verpasst. Diese Tasten fahren mit lautem Knall ins Gerät. Dank des recht hohlen Metallgehäuses war dieser Sound 'unverwechselbar' Wink Und mit diesen Tasten beginnt das Übel: es kann hier beim Auslösen kurzfristig zu Spannungsspitzen kommen, was eine 800 mA Sicherung durchhaut. Ich habe nie verstanden, was die Sicherung überhaupt an der Stelle soll, daher habe ich sie immer überbrückt.

Das Gerät ist ausgesprochen schmal, innen regiert die Leere: selten habe ich ein Tonbandgerät gesehen, in dem sowenig Bauteile zum Einsatz kamen. Die Mechanik ist so simpel, dass sie jeder verstehen müsste, die Elektronik reduziert sich auf ich glaube gerademal 2 kleine Platinen, zumindest habe ich nicht den Eindruck, dass man damit tatsächlich auch Musik hören kann. Das muss nun aber nicht von Nachteil sein, ganz im Gegenteil: Semih hält den Aufbau sogar für genial. Sicher hat Telefunken hier einige Ideen verarbeitet, so fallen dem Betrachter auch sofort die beiden Bandzugkomperatoren auf.

Im Praxisbetrieb kommen mir die Kippverriegelungen der Dreizacks entgegen: es ist meine Lieblingsspulenarretierung. Schick die grün beleuchteten VUs, die aber leider bei Wiedergabe nichts anzeigen. Es gibt nur einen Summenregler für die Aussteuerung über Radio, für MIC gibt es aber deren 2. Wer viel vom Radio/von der Platte aufnahm, der konnte die Kanäle nicht ausbalancieren. Die Kippschalter sind hervorragend zu bedienen. Der Umschalter für die Geschwindigkeit (4,75, 9,5 und 19 cm/s) brach gerne mal, das habe ich sogar selbst schonmal fertig bekommen Wink Die 2000er war eine Reparaturgurke - und das bereits während der Garantiezeit! Da gab es z.B. verzogene Teller, elektr. Probleme aller Art... Von HiFi bei 4,75 cm/s, wie es die Telefunken-Werbung damals versprach, kann keine Rede sein. Stiftung Warentest verpasste dem Gerät dann sogar nur ein 'Befriedigend', eine Ohrfeige für den Erfinder des Tonbandgerätes! Die Umspulgeschwindigkeit ist zu niedrig für Rangieren, die Tonköpfe sind nicht langlebig, die Gleitschieberegler verlieren ihre Kontaktflächen im Laufe der Zeit, d.h. da hilft dann auch kein Reinigen mehr! Sehr schön: man hat das Zählwerk beleuchtet. Leider hat Telefunken eigenartige 12 Volt Osrams verwendet...denn die geben auch schon mal in die ewigen Jagdgründe. Das Gerät ist recht schlüpfrig: einen Tragebügel gab es erst ab der 3000er.

Überhaupt darf man dieses Gerät auf keinen Fall mit der 3000er oder 3002er gleichsetzen: die Tonköpfe scheinen dort verbessert zu sein, der Klang ist besser, man spendierte den Geräten ein 2-Motoren-Laufwerk und nun ist auch das Umspulen eine Schau. Aber das Problem mit der 800 mA-Sicherung, den Lämpchen, den Gleitschiebereglern blieb leider bestehen und wer ursprünglich eine 2000er 'in Echtbetrieb' hatte, der wechselte baldmöglich nach Philips, Saba oder was auch immer und kam nie mehr zurück, d.h. die 3000er und die 3002er hatten relativ schlechte Karten bei ihrem Start.

Der Aufbau des Gerätes ist recht simpel, d.h. dass jeder halbwegs geübte Bastler mit diesem Gerät mühelos umgehen kann, allen anderen sei hier aber abgeraten. Wer dennoch einen Narren an der Optik gefressen hat, sollte die 3000er oder 3002er nehmen!
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#2
Die Telefunken ?000er, die Uher SG 63?, die Philipse 7??0 ....

Man müßte mal eine Reihe von Geräten zusammenstellen unter dem Thema:
Letztes Aufbäumen & Abgesänge...

Ehrgeizig, ambitioniert, verkorkst, erfolglos, und letzteres zu Recht!

Michael
Michael(F)
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#3
Dabei fällt mir etwas seltsames auf: Saba, Telefunken und ich glaube kurz danach Grundig, jedoch alle vor 1980, gaben das TB-Geschäft auf. Uher dümpelte noch etwas länger herum, aber bei Philips hatte man den Eindruck, dass die Zeit der Tonbandgeräte erst begann: sie stellten die grossen 4520/22 in die Regale und brachten als einzige europäische 'Billigproduzenten' in den 80ern mit der 7150 und 7300 eine komplett neue Serie heraus.

AEG-Telefunken war finanziell bereits am Ende, ebenso Saba. Grundig verkaufte nicht genug, Uher konnte nichts anderes und hatte zwar Pläne, aber kein Geld. Einzig der Megakonzern Philips hatte jede Menge Geld und verkaufte sogar recht umfangreich die Bandgeräte.

Wie ich heute gelesen habe, hat Philips seine Bandgeräte wohl nie so recht in Amerika verkauft, zumindest gibt es dort seltenst mal eine Philips bei eBay. Heute habe ich gelesen, dass ein Sammler aus USA eine deutsche 4520 ersteigert und für die Fracht über 200 Euro abgedrückt hat!!!
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#4
Man müßte wohl die Absatzzahlen kennen, um die Entscheidungen von damals nachzuvollziehen. Immerhin, Grundig hatte viel Terrain verloren, weil man jahrelang mit einmotorigen Kleinspulern am Markt vorbeiproduziert hatte, das TS 1000 kam viel zu spät, während Philips mit 4504 etc. erfolgreich war und deshalb wohl (zu) optimistisch in die Zukunft blickte.

Wolfgang
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