Nagra E - Geschwindigkeiten verändern - Umbau auf 9,5 cm/s ?
#1
Hallo in die Runde!

Wende mich hier an die Nagra-Kenner, vielleich kann mir jemand weiterhelfen.
Ich habe vor kurzem eine recht abgerockte Nagra E bekommen, die ich aber wieder fit bekommen habe. Ich verwende sie eher unkonventionell, d.h. für "musique concrete" Experimente (tape loops, Präparierung der Tonköpfe, etc.).
Die Geschwindigkeit variiere ich mit Spannungen von 1.5V bis 9 Volt am Eingang "Speed Variation" .
Das klappt soweit gut, der Regelbereich geht von ca. 70% - 150% (19cm/s).
Gerne hätte ich die Kiste aber noch langsamer.

Nun zu meiner Frage.
Es gab die Nagra E ja auch als "slow" Version mit 9,5cm/s.
Ich denke, das wurde elektronisch bewerkstelligt?
Weiss da vielleicht Jemand genaueres. Eventuell auch wie die Steuerelektronik der Nagra E für diese Geschwindigkeit zu modifizieren ist?
Viele Grüße und schöne Pfingsten!
Alf

Der Schaltplan der Nagra E findet sich bereits im Forum->
https://forum2.magnetofon.de/index.php?p...2ca1116f46
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#2
Was passiert, wenn du es mit Spannungen von -5 bis +15V versuchst ?

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,

danke Dir für die rasche Antwort!
Der auf der Nagra E Geräteunterseite angegebene "Speed Variation" Spannungsbereich beträgt -1.5V bis -9V. Hier ein Foto von Holgers Nagra.
https://forum2.magnetofon.de/index.php?p...entID=9232

Andere Spannungen gehen leider nicht. Ich hatte es schon mal vorsichtig ausgelotet.
Unter und oberhalb des Bereiches verändert sich die Geschwindigkeit nicht mehr.
Positives Potential führt zum Motorstillstand.

Viele Grüße
Alf
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#4
Hallo Alf,

ich hab mich auch in der Polarität geirrt, es hätte +5V bis -15V heißen sollen.
Im Schaltplan hat man überall das negative Vorzeichen der Betriebsspannung weggelassen.

Muß es für deine Effekte unbedingt eine Nagra sein ?
Bei den Philips Geräten mit elektrischer Geschwindigkeitsregelung sollte die eigentlich von Null bis Maximum funktionieren.

MfG Kai
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#5
Hallo Kai,
ja, es verwirrt mich auch immer wieder, wenn Plus am Gehäuse liegt. Habe noch fummelige Uher Reports mit denen ich auch experimentiere.
Aber die Nagra ist in der Bedienung so genial und macht einfach mehr Spaß.
Auch steht sie ja sonst nur sinnlos bei mir rum.
Big Grin
Eigentlich sollte es nicht super kompliziert sein.....es gab sie ja mit 9.5cm/s (speziell für Sprachaufnahmen).
Mal sehen...danke und Grüße!
Alf
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#6
Hier ist die Schaltung der Motordrehzahlstabilisierung. Wie üblich bei Kudelski, nicht gerade simpel....
Davon abgesehen: hast du mal an die Aufnahmeentzerrung gedacht? Die muss dann auch geändert werden.

   

Gruß
Holgi
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#7
Hallo Holger,

dank Dir für den gut leserlichen Planausschnitt.
Die Stabilisierung ist aufwendig, aber der Gleichlauf der Kiste ist ja auch wirklich beindruckend.
An
die Entzerrung habe ich gedacht, nur ist die für meine
Experimente nicht so wichtig. Kann ich notfalls mit Equalizer und
externen Filtern korrigieren.


Viele Grüße
Alf
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#8
Hallo Alf,

ich habe die Geschwindigkeitsregelung der Nagra E mal mit SPICE simuliert.
Demnach läßt sich der Variationsbereich auf einfache Weise erweitern, indem man C6 vergrößert.
In der Schaltung sind 4.3 nF angegeben. Nach den Diagrammen stellt sich dabei eine Tacho-Frequenz von ~2 kHz ein.

Die Geschwindigkeitssteuerung funktioniert etwa in dem Spannungsbereich -2.75V ... -7.4V an der Basis von Q7.
Das ergibt dann Frequenzen von ~1.4 kHz ... 2.667 kHz, entsprechend 70 - 133 %
Die Simulation ergibt für
6.8 nF : 965 Hz - 2.667 kHz : 48 - 133 %
7.5 nF : 890 Hz - 2.56 kHz : 44.5 - 128 %
8.2 nF : 827 Hz - 2.42 kHz : 41.3 - 121 %
10 nF : 687 Hz - 2.22 kHz : 34.3 - 111 %
22 nF : 483 Hz - 1.205 kHz : 24.1 - 60 %

Kannst ja mal ausprobieren, ob die Praxis das bestätigt.

MfG Kai
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#9
Hallo Kai
Ich war heute morgen auch schon soweit und habe durch probeweises parallel Schalten kleiner Kapazitäten an C6 die Geschwindigkeit verringert.
Das geht einwandfrei, die Geschwindigkeiten werden auch präzise gehalten, sind stabil!
Mit 6,8nF parallel (C6 = 11,1nF) läuft die Nagra (ohne Speed variation und nur mit leichter Korrektur am Speedadjust) mit exakt halber Geschwindigkeit (9,5cm/s). Das wollte ich haben! Tongue
Ich werde da noch ein wenig weiter experimentieren, aber Deine Simulationen kommen wohl hin!!
thumbsup
Vielen Dank für Deinen Tipp und die Spice-Berechnungen!
Alf


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#10
Hallo Alf,

eben habe ich noch an anderer Stelle durch simuliertes Fummeln den wirksamen Spannungsbereich erweitern können:

Wenn man R34 verkleinert oder R33 vergrößert, sinkt die Spannung an der Basis von Q13 bzw am Emitter von Q12. Dadurch sinkt der Betrag der kleinsten wirksamen Steuerspannung an der Basis von Q7.
Beispiel:
R33 auf 39 kOhm vergrößert, C6= 7.5 nF:
Steuerspannungsbereich an Basis Q7: -0.9 ... -7.4 V
Tacho-Frequenzen: 528 Hz bis 2.59 kHz entsprechend 26.4% bis 129.5% Geschwindigkeit.

MfG Kai
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#11
Hallo Kai,
werde den Widerstand mal ensprechend anpassen. 26.4% - 129.5% ist ja ein enormer Regelbereich!
Wünsche einen schönen Feiertag!
Alf
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#12
Hallo Alf,

da solltest du prüfen, ob
die Geschwindigkeitskonstanz (Gleichlauf) noch ausreichend ist und ob
der Verlauf von Geschwindigkeit versus Steuerspannung akzeptabel bleibt oder unerfreulich "krumm" wird
oder sonstige peinliche Nebenwirkungen auftreten...

MfG Kai
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#13
Hallo Kai,
das werde ich dann natürlich machen!
Ich bin zudem vorsichtig und versorge die Geräte bei Bastelarbeiten immer über ein Labornetzteil und habe so den Strombedarf im Blick.
Mittlerweile habe ich einen kleinen DIP-Schalter eingelötet der C6 auf 11nF erhöht.
Die Kiste lief gestern einige Stunden mit 9,5cm/s im Loop. Blieb alles im grünen Bereich.
Würde man jetzt noch die Entzerrung anpassen, wäre sie uneingeschränkt mit 2 Geschwindigkeiten nutzbar.

Viele Grüße
Alf
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#14
Das nützt aber nicht viel, wenn du die Bandgeschwindigkeit mit dem WahWah-Pedal gekoppelt steuerst für einen geilen Echo-Effekt mit variabler Geschwindigkeit...
oder ist musique concrete was ohne Stratocaster ?

MfG Kai
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#15
Auf die einfachsten/bequemsten Lösungen kommt man oft nicht gleich beim ersten Anlauf:
Statt C6 zu vergrößern kann man mit gleicher Wirkung R13 vergrößern (solange die Transistoren demgegenüber hochohmig genug sind).
Deiner Änderung von 4.3 auf 11.1 nF entspräche eine Änderung von R13+R14 auf den 2.58-fachen Wert, also etwas in der Nähe von 270 kOhm.
Die sich aus C6 *(R13+R14) ergebende Zeitkonstante bestimmt die Geschwindigkeit, deshalb sind hier temperaturstabile Cs angesagt.

MfG Kai
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#16
Hallo Kai,
den Widerstand anzupassen ist natürlich noch komfortabler! Wobei es für mich erstmal einfacher war, den Kondensatorwert mit Klemmen zu erhöhen.
Um R13 zu vergrössern, hätte ich diesen auslöten und dafür die Steuerplatine entfernen müssen. Der originale C6 ist übrigens ein 1% gekapselter Styroflex.
Ich bin zur Zeit noch unschlüssig, wie ich die Nagra letztendlich (reversibel) umbauen werde. Vielleicht mache ich mir die Regelung in ein externes Kästchen.
Auf der rechten Geräteseite gibt es eine Kleintuchel-Aussparung (unbelegter Pilotausgang), die ich dafür nutzen könnte.

Viele Grüße
Alf
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#17
Kleine Nachtrag

hier ->
https://workupload.com/file/THABzUCK
finden sich Nagra E Unterlagen, die den detaillierten Umbau auf 2,38cm/s beschreiben.
Ist vielleicht interessant, weil man u.a. sieht wo die Entzerrung angepasst wurde.
Beste Grüße
Alf
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