09.06.2019, 12:56
HelgeK,'index.php?page=Thread&postID=239884#post239884 schrieb:...Warum macht ihr das immer so kompliziert, ich bin Leihe, ich verstehe davon nichts.
Lentzenstrasse Hamburg bietet mir an, Lautsprecher auszumessen, wenn ich einen hinbringe, aber mir die Weiche selber löte, soll pro Weiche nur 50€ kosten,...
Hallo Helge,
was das "kompliziert" angeht, kann ich mich den Vorpostern nur anschliessen. Du wirst eine Lautsprecherbox ohne Frequenzweiche nicht in einer Eigenschall-toten Kammer so ohne weiteres vermessen können. Es müsste für jedes der unbekannten Chassis der Gesamtfrequenzgang ermittelt werden. Dazu muss das Chassis einzeln angesteuert werden. Dafür muss die Box ohnehin geöffnet werden sonst kommt man gar nicht an das Chassis dran. Bei der Gelegenheit der Frequenzgangermittlung bestimmt man die Resonanzfrequenz des Chassis (dafür braucht man keine Schallkammer sondern misst den Impedanzverlauf des Chassis). Schlussendlich misst man die Einzelimpedanz der Chassis - auch dafür muss man an das Innere der Box. A pros pros "Inneres": hast Du die Chassis eigentlich völlig ohne Frequenzweichen in das Gehäuse eingebaut? Wie hast Du die Chassis miteinander verschaltet?
Zu den Kosten: eine Werkstatt wird dir nie und nimmer eine Box (so wie sie von dir beschrieben ist... ...sh. Foto) ernsthaftig durchmessen und dir dann auch noch garantieren können, dass die Bauteilkosten mit 50 € gedeckelt sind. Wenn die Werkstatt dir zuliebe allerdings kostenfrei arbeitet, dann kann das schon sein. Wie weit du mit 50€ Bauteilkosten pro Weiche kommst, hängt auch von der Qualität der Bauteile, der Art der Bauteile und der konstruierten Frequenzweiche ab. Eine 18 dB-Weiche kommt teuerer als eine 12 dB-Weiche, Luftspulen sind teuer als solche mit Eisenkern, Folienkondensatoren teurer (aber auch langlebiger) als bipolare Elkos, zusätzliche Saug- und Sperrkreise kosten extra usw. usw.
Zu der Belastbarkeit: Niels hat es ja schon geschrieben - es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass man an einem Verstärker mit einer Nennleistung von z.B. 2 x50 Watt nur Boxen mit einer Nennbelastbarkeit von je 50 W betreiben kann. Eine abgegebene Verstärkerleistung von 50 Watt pro Kanal ist ein irrer Wert - das würde in deiner Wohnstube lauter als auf einem Flughafenrollfeld. Gehobene Zimmerlautstärke spielt sich bei etwa 5 Watt ab. Abgegebene Leistungen von 10-15....20 Watt stellen in den meisten Räumen (bis ca. 30 m²) ziemlich das Ende des Wiedergebbaren dar. Je nach deinen Hörgewohnheiten (und dem was deine Mitbewohner und Nachbarn noch tolerieren) wirst du also kaum ein Problem haben, eine 30 Watt Box an einem 100 Watt Verstärker zu betreiben. (Ich tue das ständig - ohne dass meinen Boxen etwas passiert) Zur Zerstörung der Box wird das jedenfalls nicht automatisch führen, solange die Box nicht überlastet wird. Nebenbei erwähnt: überlastet werden Boxen auch durch minderqualitative Verstärker, die schneller zu Verzerrungen neigen (auch das schrieb Niels schon, ich möchte es nur noch mal dick unterstreichen). Daraus kann man folgern, dass selbst eine 200 Watt Box an einem (mittelmässigen) 50 Watt Verstärker keine Überlebenschance hat, wenn man den Verstärker in die Verzerrung treibt (...was natürlich erst bei höheren Leistungsabgaben eintritt). Der mittelmässige 50 Watt Verstärker bringt auch die 200 Watt Box um, die Hochtöner sterben in der Regel zuerst. Deshalb ist mein Umkehrschluss auch folgender: lieber einen guten, "fetten" 2 x 200 Watt Verstärker mit 50 Watt Boxen betreiben. Bei einer Abgabeleistung von 20 Watt (was schon sehr laut ist) wird weder der Verstärker in die Verzerrung getrieben, noch werden die Lautsprecher überlastet.
Fazit: vergiss bitte den Wunsch, die Boxen im derzeitigen Ist-Zustand irgendwo vermessen zu lassen. Es führt allenfalls dazu, dass Du unnötig Geld verbrätst. Versorge uns mit den technischen Daten aller verwendeten Chassis, wenn es geht oder gib uns zumindest die Einzelimpedanz der Mittel- und Hochtöner an. (Dazu musst du die Chassis ohnehin voneinander trennen.) Und wenn Du uns dann auch noch ein wenig über deinen Verstärker sagst, dann wird man da vielleicht noch ein bischen was retten können und die Geschichte zu einem zufriedenstellenden Ergebnis bringen, ohne dass du finanziell zu sehr bluten musst.
EDIT: ...erlaube mir bitte eine abschliessende Anmerkung: ein "Laie, ...der davon nichts versteht..." (um dich sinngemäss zu zitieren), sollte vielleicht vom Selbstbau absehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um Lautsprecher oder um die Reparatur eines Toasters handelt. Zumindest ist es ratsam, sich vorher mit ein paar technischen Grundlagen auseinander zu setzen, bevor man das Basteln anfängt.
Gruß
Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)