Basf Lgr 50 auf Revox B 77 Mk Ii
#1
Hallo bin neu im Forum

erstmal Hallo

Habe vor einer Woche eine B 77 von einem Radiosender gekauft. Zur Maschine gab es noch reichlich Bandmaterial (BASF LGR 50). Die Wiedergabe ist etwas dumpf. Tonköpfe sind gereinigt, aber keine Änderung. Kann dies an der Einmessung der Tonköpfe liegen?
Habe dies Fragen bereits in einem anderen Forum gestellt und bekam folgende Bandbreite der Antworten: von dieses Band kannst du nicht auf der B 77 fahren, bis hinzu benutze dieses Band selbst und es funktioniert. Bin nun verunsichert und suche weitere Meinungen zu diesem Thema.

Danke im voraus.

Gruss Wolfgang
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#2
Hallo Wolfgang,

das ist eigentlich eine genau passende Aussage. Du wirst immer jemanden finden, bei dem es nicht funktioniert und tausend andere, bei denen es klappt. Oder umgekehrt.

Eigentlich ist die B77 nicht für diese dicken Standardbänder gebaut. Sie hat dafür einen zu geringen Bandzug. Gleichwohl es aber trotzdem funktioniert. Allerdings an der Grenze sämtlicher Parameter. Bei Dir dürfte jetzt der seltene Fall aufgetreten sein, dass irgendetwas bei Dir soweit "außer" der Norm liegt, dass es mit dem LGR50 eben nun doch nicht funktioniert.

Ich würde jetzt erstmal folgendes prüfen/probieren:
- Ist der Schalter für die Spulengröße richtig eingestellt?
- Ist das Lager links am Bandeinlauf leichtgängig?
- Ist die Andruckrolle leichtgängig?
- Passiert diese dumpfe Wiedergabe auch dann, wenn das Gerät liegend betrieben wird?
- Wenn Du auf diesem Gerät mit diesem Band aufnimmst, wie hört sich die Wiedergabe an?

Grundsätzlich ist das LGR50 schon auf der B77 zu gebrauchen. Denn auf der PR99 nutzen es viele. Und das ist im Grunde ja eine B77 ...

Gruß
Michael
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#3
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Na ja, so´n paar Sachen sind bei der PR99 schon anders, z. B. der Bandzug. Aber ich würde auch sagen, dass das LGR50 auf der B77 laufen sollte. Zumal die Herkunft -Rundfunk- evtl. auf die HS- Version deutet, deren Bandzug etwas höher ist und auch Freiwickelbetrieb erlaubt. Ich verwende die dicken Standardbänder auch auf Heimgeräten wie der A77, das klappt einwandfrei, zumindest bei Halbspur.

Ist es eine HS- Version mit den Bandgeschwindigkeiten 19 & 38 cm/s (7 1/2 & 15 ip/s)? Falls ja, ist das Bandzugproblem gar keines, der Fehler liegt woanders.
Mach mal eine Neuaufnahme, ist die OK?
Sind die Köpfe noch gut? Wenn die sehr verschlissen sind, kommt mit keinem Band etwas Gescheites dabei heraus.

Theoretisch ist es auch möglich, dass ein Kopf mechanisch nicht genau eingestellt ist, oder wie erwähnt, die elektrische Einstellung nicht stimmt.

Nachträglich eingefügt: Wie ein LGR50 oder andere professionelle Bänder sich bei 9,53 cm/s verhalten habe ich nie ausprobiert, da ich zumindest 19,05 cm/s verwende.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#4
Lieber Wolfgang,

Michaels Aussagen ist an sich nichts hinzuzufügen, außer vielleicht einigen die Geschichte bzw. den Hintergrund betreffenden Zusatzinfos, die gerade bei LGR 50 (weiß mattiertes Rundfunkband recht speziellen Zuschnittes) überaus illustrativ die Probleme eines Mediengrößtbetriebes der Analogzeit mit dem Bandmaterial beschreiben.

Zunächst aber noch in deiner Sache:
Deine B77 war aufnahmeseitig offenbar auf ein höherkoerzitives Band wie 468 oder 911 (sofern Standardband) oder LPR35 bzw. ähnliches (wenn Langspielband) eingemessen, was bei Eigenaufnahmen dann zu einem leichten Höhrenabfall führt, der mit der B77-Einmessung aber problemlos auszugleichen wäre, sofern sonst 'alles auf der Reihe' ist. Da deine B77 aber keine HS-Version zu sein scheint, ist etwas Überlegung am Platze:
Standardbänder und namentlich solche, die speziell für die Bedürfnisse des Rundfunks gefertigt wurden (528, LGR 50) sollten nicht unterhalb von 19 cm/s betrieben werden, weil ihre Eigenschaften dafür nicht optimiert und wahrscheinlich nicht einmal spezifiziert sind.

LGR50 kam zu Beginn der 1980er Jahre auf den Markt und ist letztlich als Konkurrenzprodukt des PER 528 anzusprechen, das ähnlich wie das LGR 50 im Großen und Ganzen die Arbeitspunkte des 525 einhält, aber dennoch die qualitativen Segnungen/Fortschritte des 'Low-Noise-Zeitalters' nützt.
Der Rundfunk hatte ja schon bei Einführung der Stereofonie gigantische Archive angehäuft, von deren Überspielung man absehen wollte, zumal das ja zu Teilen bereits -wenigstens- einmal erfolgt war (Umstieg von 77 bzw. 76,2 cm/s auf 38,1 cm/s). Man brauchte also ein Band, das mit den Arbeitspunkten des alten Materials kompatibel war, aber neuzeitliche Möglichkeiten nutzte. So entstand das 525, das dann bei Einführung der Stereofonie noch einmal ein wenig aufpoliert genutzt wurde.

Auf seinen Arbeitspunkten setzte das deutlich modernisierte 528 auf, das dann bis zum Ende bei EMTEC gefertigt wurde. Bis in die Mitte der 1990er stellte man daneben in München auch noch das LGR 50 her, weil es sich doch ein wenig vom 528 unterschied. Nachdem der Rundfunk zunehmend auf digitale Techniken umstellte, wurde die Fertigung des LGR 50 etwa von 1996 an eingestellt.

Interessant ist in der Geschichte des LGR 50, dass es kurzzeitig einen verbesserten Nachfolger (LGR 51) gab, der sich eines mit dem 911 verwandten Magnetits bediente, aber den mechanisch teilweise 'hanebüchenen' Anforderungen an das Bandmaterial seitens des Rundfunks nicht gewachsen war. (Man muss nur einer Tontechnikerin beim Schneiden zugesehen haben, um zu wissen, wass ich meine. Bevor ich -Mann vom Fach- begriff, was abging, hatte die in einem mittleren Maschinengewehrfeuer aus Bedienungstastatur, Tonrollenmagnet und Schneideschere den Schnitt gehört, lokalisiert und fertig gestellt.)
Ähnlich handfest verfuhr man auch mit LGR 51, dessen Beschichtung dafür aber nicht gut genug auf dem Träger haftete und daher abplatzte (nicht etwa schmierte!), weshalb man das Band nach etwa einem Jahr zurückzog und reumütig zur alten bewährten Rezeptur des LGR 50 zurückkehrte.
Übrigens scheiterte auch ein ähnlicher Versuch der AGFA mit dem Magnetit des 468 für ein weiß mattiertes Rundfunkband...

Ich habe LGR 50 nie eingesetzt und besessen, weiß also nicht, ob es ähnlich kalandert (poliert) ist wie 528, das zwar eine gegen 525 deutlich verstärkte Politur erfuhr, aber dennoch -als Teil der Rundfunkwünsche- eine geringfügig rauere Oberfläche aufweist als 911 oder 468; dies hat Folgen (Abstandseffekt) für den Einsatz unter geringeren Bandgeschwindigkeiten und Bandzügen.
Zonal 620, ein weiteres Konkurrenzprodukt zu LGR 50 und 528 auf dem deutschen Markt wurde indes stärker kalandert und entsprach hinsichtlich seiner Oberfläche etwa 468 und 911.

Dein Band ist nicht nur (bei höheren Bandgeschwindigkeiten) für Aufnahmen auf deiner B77 tadellos brauchbar (es wickelt z. B. erstklassig!), es symbolisiert geradezu die Schwierigkeiten, die es mit 'hochwertig sein wollendem' Bandmaterial bis in die letzte Fertigungsepoche gab. Die elektrischen Qualitäten sind -in Abhängigkeit von den oben skizzierten Spezialanforderungen des Rundfunks- gut. Und dessen Qualitätsanforderungen muss man erst einmal mit Eigenaufnahmen einstellen.

Hans-Joachim
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#5
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Lieber Hans - Joachim,

das LGR50 hat eine glattere Oberfläche als z. B. das PER528, es ähnelt dem SM468, ist aber dunkler, fast schwarz. Leider habe ich meine letzten neuen Exemplare diese Woche abgegeben, so dass ich nicht mehr mit einem Muster dienen kann. Allenfalls einige übel zusammengepappte Reste finden sich noch in der Abteilung Füllmaterial für Verpackungen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Lieber Frank,

so kann das nicht sein. Das LGR 50 war ein reines Rundfunkkompromissband von IRTs Gnaden, wo man wegen der mangelhaften Erkennbarkeit von Bleistift- oder Stempelmarkierungen sich nie mit den komplett schwarzen Rückseiten anfreunden wollte. Es trug definitiv die weiß eingefärbte Rückseite, derer ich mich sehr wohl erinnere, denn mehr als ein Mal wurde ich -als Musiker- darauf aufgenommen.
Genau wegen des LGR 50 entstand ja auch das blaue Klebeband, Typ PB, sah man doch das weiße Klebenband PW nicht auf den gewünscht weiß eingefärbten Rückseiten.

Auch wenn ich -vermutlich- kein LGR 50 der verschiedenen Fertigungsserien besitze, über Fotos zumindest der Rückseite aus drei Fertigungsgenerationen, darunter auch der letzten, verfüge ich:

[Bild: LGR50kln.jpg]

Interessanter wäre natürlich ein Foto der Schichtseite, damit sich diese leidige Kalandrierungsfrage klären lässt. Dazu aber sagt uns vielleicht Friedrich etwas, der ja die Entstehung von 528 bei AGFA und des LGR 50 (mit Misere LGR 51) bei BASF miterlebt haben müsste und zusätzlich die gesamte Situation 'drumherum' historisch aufgearbeitet hat.

Irgendein Kollege erzählte mir bei meinen 'Recherchen' zum Zonal-Konkurrenzprodukt, dass neben den vom Rundfunk nicht mehr tolerierten Chargenunterschieden auch die verschärfte Kalandrierung (schlechtere Wickeleigenschaften!) dazu geführt hätte, dass die einschlägigen Bänder von Zonal nicht auf Dauer verwendet wurden.

Nun vielleicht klärt sich die Sache ja.

Hans-Joachim
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#7
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Hallo Hans - Joachim,

meine Farbangabe bezog sich auf die Schicht, im Vergleich zum SM / PEM468. Die Rückseite ist, wie von Dir angemerkt matürlich weiß.

Ein paar Meter aus der Restekiste werde ich Dir zusenden, Archiv von einem Privatradio, wenn´s nicht so mies gecuttert wäre, ginge es noch als neu durch.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#8
Hallo,
zur Politur ann ich nicht sagen.Ich habe gerade einmal ein älteres LGR 50 neben ein PER 528 aus Emtec-Produktion gelegt.
Wenn ich mit die Schichtseite so ansehe
Ich würde eigentlich keins als heller oder dunkler bezeichen.
PER 528 ist dunkelbraun mit einem Schlag ins rötliche.
LGR 50 spielt mehr ins gräulich beige....
Wirklich dunkler finde ich nut das 911 SM..
Vileicht sollte man die Bänder einer Frau vorlegen,Frauen können Farben besser unterscheiden als Männer(das ist übrigens kein Witz)

Viele Grüße
Frank
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#9
Holla,

mir ging es auch an sich weniger (, öh nicht) um die Farbe der Schichtseite, sondern um deren Glätte.
911 und 468 sind 'spiegelglatt' also über eine Kalanderstraße (mehrere Rollenpressen hintereinander) gelaufen.
525 sieht dagegen -für heutige Augen- praktisch unpoliert aus, 528 ist sichtlich, aber nicht so konsquent kalandert wie die höherkoerzitiven 911/468.
Sieht man sich jetzt den Zonalkram 620 an, gleicht der von der Glätte her dem 468/911 und sieht in Schicht- und Rückseitenfarbe aus wie 528. Ich wäre auf diesen (Kalandrierungs-)Unterschied zum Konkurrenten 528 gar nicht gekommen, hätte man mich nicht darauf hingewiesen, dass es unter anderem dazu Zwist mit dem Hersteller gegeben hätte.

Weil dieses Band 620 in keiner der mittlerweile bei mir vorhandenen Zonallisten auftaucht, die Kartons in meinem Besitz aber eindeutig so benannt sind, könnte es sich um die Spezialversion bzw. den Vorgänger wohl des 820/830 handeln.

Die Messungen zum Verhalten des Bandes ergaben dann auch so ziemlich Übereinstiummung mit den Daten des 820/830, wobei ich die schönen Kurvenscharen der hiesigen Hersteller sehr vermisste, weil man anhand dieser über kritischen Punkte sofort verifizieren kann, ob man den vermuteten Bandtyp wirklich vor sich hat. Verfügt man nur über Kolonnen einzelner Zahlen, müsste man wirklich alles nachmessen, um guten Gewissens sagen zu können, "ja, das ist es".
Nachdem bei mir ja nun schon seit Jahren 'alles' digital läuft und die analoge Seite da 'draufsitzt', sind Messungen dieser Art ein recht unerfreulicher Kampf gegen Kabel und Messfehler; man wird kirre und beschränkt all das aufs nötigste...

Hans-Joachim
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#10
Hans-Joachim,

nur kurz,LGR 50 hat eine polierte Oberfläche, die Schichtfarbe hat einen grauen Schimmer und verhält sich magnetisch ähnlich dem 528.

Bernd
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#11
Hallo ihr hilfreichen Geister,

habe die Hinweise von MichaelB in die Praxis umgesetzt und das Ergenis ist wesentlich besser als bei den ersten Aufnahmen (vielen Dank Michael). Bei den jetzigen Aufnahmen habe ich noch einen leichten Höhenverlust zwischen input und output. Damit glaube ich, kann ich ganz gut leben.
Zu euren Vermutungen welche Maschine ich nun benutze. Es ist eine "Normalausführung" 9,5 und 19 cm. Fahre mit einer 9,5 cm-Geschwindigkeit (bei "Normalaufnahmen") und bin der Meinung das das Ergebnis zun sehr gut ist. Als Vergleich kann ich noch meine alten Aufnahmen aus den 70igern (Sony TC 755) heranziehen. Diese sind wesentlich schlechter als das was ist heute erziele.

Also nochmals vielen Dank für eure Info's. Mein Hintergrundwissen bezüglich des Bandes hat sich natürlich dank eurer Diskussion nun um ein vielfaches vergrössert.

Gruss Wolfgang
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