15.04.2019, 23:16
Ich möchte hier kurz mal ein Projekt vorstellen, das mich die vergangenen Monate beschäftigt hat:
Ich verwende mein Report Monitor 4200 sehr gerne zum Musik hören, sei es daheim auf dem Sofa oder draußen im Garten. Dabei hat mich immer gestört, dass das Maschinchen über keinerlei Rauschunterdrückungssystem verfügt. Ich hatte mir schon ein DBX NX-40 auf Batteriebetrieb umgebaut und mit einem Kopfhörerverstärker ausgerüstet, aber auch das ist eine vergleichsweise unhandliche Lösung zum herumtragen. Die Suche nach dem einzigen je gebauten wirklich portablen DBX, den PPA-1, blieb bislang erfolglos. Somit habe ich selbst Hand angelegt und mir eine DBX-Platine für den Einbau ins Report gebastelt.
Basis ist ein AN6291, der wohl meistgenutzte und auch heute noch problemlos erhältliche DBX-IC (im übrigen der gleiche, deren zwei auch im NX-40 verbaut sind). Den Schaltplan habe ich dem Datenblatt des AN6291 entnommen und das ganze auf einer Lochrasterplatine aufgebaut. Ja, und dann fingen die Probleme erst an - das ganze hat zwar funktioniert, aber nicht ordentlich. Das System decodierte nicht sauber, pumpte und verursachte hörbare Dynamikverfälschungen.
Es folgten viele, viele Tage und Nächte der Fehlersuche. Ich habe alles versucht - erster Gedanke war natürlich ein fehlerhafter Aufbau meinerseits. Nachdem ich das zu 100% ausschließen konnte, hatte ich die Qualität der verwendeten Bauteile in Verdacht. Also alle Kerkos gegen die hochwertigsten Folienkondensatoren, die ich bekommen konnte, getauscht. Brachte überhaupt nichts. Blieb also nur noch der IC als Fehlerquelle. Die ganze Schaltung mit einem neuen IC auf einem Steckbrett nochmals aufgebaut - gleicher Fehler. Nach diesen Misserfolgen war ich eigentlich schon so weit, das Projekt aufzugeben, es hat mir aber einfach keine Ruhe gelassen, und so habe ich recherchiert ohne Ende und mir alle Informationen, die ich über den AN6291 finden konnte (und das sind nicht allzu viele) besorgt.
Auf die Lösung bin ich schließlich über ein russisches Tonbandforum gekommen (Google Translator sei dank). Die beiden Schaltpläne, die im originalen Datenblatt des ICs abgedruckt sind, beinhalten mehrere schwerwiegende Fehler, die Schaltung kann so unter keinen Umständen funktionieren. Da wurden Bauteile einfach vergessen, Zahlenwerte verdreht (aus 15k wurde 51k), und ähnliches. Im Nachhinein betrachtet teils sehr offensichtliche Fehler (wenn beide Enden eines Filternetzwerkes direkt miteinander verbunden sind, müsste das eigentlich zum Nachdenken anregen, ebenso wie unterschiedliche Bauteilwerte an den beiden Kanälen), aber wenn man die Schaltung im blinden Vertrauen ohne dabei Nachzudenken aufbaut, fällt einem sowas natürlich nicht unbedingt auf. Und in der "Playback only"-Schaltung, die ich ursprünglich aufgebaut hatte, wurde das ganze Filterglied einfach weggelassen, so kann das ganze ja gar nicht ordnungsgemäß funktionieren. Mit diesem Wissen, und dem Vergleich mit dem Schaltplan eines DBX NX-40, der mit dem gleichen IC ausgestattet ist, habe ich es nach insgesamt geschätzt 80-100 Arbeitsstunden schließlich geschafft, eine einwandfrei funktionierende Schaltung aufzubauen. Das ganze dann auch gleich auf einer ordentlichen Platine, die von den Maßen her exakt jenen der originalen Endstufe entspricht und nicht ganz so nach Prototyp aussieht wie die selbst mit der Laubsäge zugeschnittene Lochrasterplatine.
Der Einbau mitsamt Umverdrahtung im Report nahm dann nochmals einen ganzen Tag in Anspruch.
Dazu noch eine wichtige Anmerkung: Ich hatte in meinem Report Monitor die qualitativ minderwertige Endstufe schon früher entfernt und gegen einen hochwertigen, sehr kleinen Kopfhörerverstärker ersetzt (ELV Low-Voltage-Stereo-Kopfhörer-Verstärker, eine fantastisch klingende SMD-Bestückte Platine in Briefmarkengröße), da ich den internen Lautsprecher nicht benötigte, aber über Kopfhörer dafür die bestmögliche Qualität genießen wollte. Diese Modifikation ist auch Voraussetzung für den Einbau des DBX-Decoders, da dieser an der Stelle der Endstufe eingebaut wird, sonst wäre dafür kein Platz. Die KHV-Platine ist so klein, für diese findet man leicht irgendwo einen Platz. Ich habe sie der Einfachheit halber im Batteriefach am nicht benötigten Platz für die 5. Batterie untergebracht, da ich mein Report mit Bleiakku betreibe. Der Ein-/Ausschalteknopf für den Lautsprecher, der durch diese Modifikation ohnehin arbeitslos geworden ist, dient nun als Bypass-Schalter für das DBX.
Ja, und nun, nach fast 2 Monaten, kann ich verkünden, dass das ganze schließlich so funktioniert, wie ich mir das erträumt hatte. Klingt fantastisch, kein Unterschied zu einem externen DBX II feststellbar.
Ein Bild meiner Platine habe ich angehängt, ebenso den korrigierten und für den Betrieb im Report optimierten Schaltplan. Nicht im Schaltplan eingezeichnet ist der Spannungsregler, ich empfehle einen LE50ABZ - Die Schaltung benötigt saubere, stabile 5V für eine einwandfreie Funktion.
Wird am Eingang ein Line-Pegel angelegt (was wohl meist der Fall sein wird) muss dieser über einen Spannungsteiler etwas abgeschwächt werden, um den IC nicht zu übersteuern. Wird das Signal, so wie ich es gemacht habe, vor dem Lautstärkepoti des Report abgegriffen, sollte die Dämpfung etwa 20dB betragen. Ich habe dafür einen Spannungsteiler mit 22k und 1.8k verwendet. Bei Verwendung als externes Gerät kann stattdessen natürlich auch ein Trimmer oder Poti verwendet werden.
Das ganze ist so wie ich es umgesetzt habe wie gesagt ein reiner Decoder. Die Schaltung ließe sich mit geringfügigen Änderungen auch als Encoder betreiben, aber mit einem IC natürlich nicht simultan, sondern nur entweder oder. Für Hinterbandkontrolle bräuchte es also eine zweite Platine (eventuell würde diese Platz finden, wenn der Lautsprecher ausgebaut wird), aber ich persönlich werde es bei der reinen Wiedergabevariante über den Kopfhörerausgang belassen, alleine schon, weil ich keine "lebenswichtigen" Teile meines Reports verbasteln möchte. So wie ich es jetzt gemacht habe, lässt sich der originale Zustand mit relativ geringem Aufwand wiederherstellen. Eventuell baue ich mir bei Gelegenheit noch einen kleinen portablen Encoder auf dieser Basis, den ich dann anstelle des NX-40 verwenden kann - dann auch gleich mit eingebautem Mikrofonvorverstärker.
Ich verwende mein Report Monitor 4200 sehr gerne zum Musik hören, sei es daheim auf dem Sofa oder draußen im Garten. Dabei hat mich immer gestört, dass das Maschinchen über keinerlei Rauschunterdrückungssystem verfügt. Ich hatte mir schon ein DBX NX-40 auf Batteriebetrieb umgebaut und mit einem Kopfhörerverstärker ausgerüstet, aber auch das ist eine vergleichsweise unhandliche Lösung zum herumtragen. Die Suche nach dem einzigen je gebauten wirklich portablen DBX, den PPA-1, blieb bislang erfolglos. Somit habe ich selbst Hand angelegt und mir eine DBX-Platine für den Einbau ins Report gebastelt.
Basis ist ein AN6291, der wohl meistgenutzte und auch heute noch problemlos erhältliche DBX-IC (im übrigen der gleiche, deren zwei auch im NX-40 verbaut sind). Den Schaltplan habe ich dem Datenblatt des AN6291 entnommen und das ganze auf einer Lochrasterplatine aufgebaut. Ja, und dann fingen die Probleme erst an - das ganze hat zwar funktioniert, aber nicht ordentlich. Das System decodierte nicht sauber, pumpte und verursachte hörbare Dynamikverfälschungen.
Es folgten viele, viele Tage und Nächte der Fehlersuche. Ich habe alles versucht - erster Gedanke war natürlich ein fehlerhafter Aufbau meinerseits. Nachdem ich das zu 100% ausschließen konnte, hatte ich die Qualität der verwendeten Bauteile in Verdacht. Also alle Kerkos gegen die hochwertigsten Folienkondensatoren, die ich bekommen konnte, getauscht. Brachte überhaupt nichts. Blieb also nur noch der IC als Fehlerquelle. Die ganze Schaltung mit einem neuen IC auf einem Steckbrett nochmals aufgebaut - gleicher Fehler. Nach diesen Misserfolgen war ich eigentlich schon so weit, das Projekt aufzugeben, es hat mir aber einfach keine Ruhe gelassen, und so habe ich recherchiert ohne Ende und mir alle Informationen, die ich über den AN6291 finden konnte (und das sind nicht allzu viele) besorgt.
Auf die Lösung bin ich schließlich über ein russisches Tonbandforum gekommen (Google Translator sei dank). Die beiden Schaltpläne, die im originalen Datenblatt des ICs abgedruckt sind, beinhalten mehrere schwerwiegende Fehler, die Schaltung kann so unter keinen Umständen funktionieren. Da wurden Bauteile einfach vergessen, Zahlenwerte verdreht (aus 15k wurde 51k), und ähnliches. Im Nachhinein betrachtet teils sehr offensichtliche Fehler (wenn beide Enden eines Filternetzwerkes direkt miteinander verbunden sind, müsste das eigentlich zum Nachdenken anregen, ebenso wie unterschiedliche Bauteilwerte an den beiden Kanälen), aber wenn man die Schaltung im blinden Vertrauen ohne dabei Nachzudenken aufbaut, fällt einem sowas natürlich nicht unbedingt auf. Und in der "Playback only"-Schaltung, die ich ursprünglich aufgebaut hatte, wurde das ganze Filterglied einfach weggelassen, so kann das ganze ja gar nicht ordnungsgemäß funktionieren. Mit diesem Wissen, und dem Vergleich mit dem Schaltplan eines DBX NX-40, der mit dem gleichen IC ausgestattet ist, habe ich es nach insgesamt geschätzt 80-100 Arbeitsstunden schließlich geschafft, eine einwandfrei funktionierende Schaltung aufzubauen. Das ganze dann auch gleich auf einer ordentlichen Platine, die von den Maßen her exakt jenen der originalen Endstufe entspricht und nicht ganz so nach Prototyp aussieht wie die selbst mit der Laubsäge zugeschnittene Lochrasterplatine.
Der Einbau mitsamt Umverdrahtung im Report nahm dann nochmals einen ganzen Tag in Anspruch.
Dazu noch eine wichtige Anmerkung: Ich hatte in meinem Report Monitor die qualitativ minderwertige Endstufe schon früher entfernt und gegen einen hochwertigen, sehr kleinen Kopfhörerverstärker ersetzt (ELV Low-Voltage-Stereo-Kopfhörer-Verstärker, eine fantastisch klingende SMD-Bestückte Platine in Briefmarkengröße), da ich den internen Lautsprecher nicht benötigte, aber über Kopfhörer dafür die bestmögliche Qualität genießen wollte. Diese Modifikation ist auch Voraussetzung für den Einbau des DBX-Decoders, da dieser an der Stelle der Endstufe eingebaut wird, sonst wäre dafür kein Platz. Die KHV-Platine ist so klein, für diese findet man leicht irgendwo einen Platz. Ich habe sie der Einfachheit halber im Batteriefach am nicht benötigten Platz für die 5. Batterie untergebracht, da ich mein Report mit Bleiakku betreibe. Der Ein-/Ausschalteknopf für den Lautsprecher, der durch diese Modifikation ohnehin arbeitslos geworden ist, dient nun als Bypass-Schalter für das DBX.
Ja, und nun, nach fast 2 Monaten, kann ich verkünden, dass das ganze schließlich so funktioniert, wie ich mir das erträumt hatte. Klingt fantastisch, kein Unterschied zu einem externen DBX II feststellbar.
Ein Bild meiner Platine habe ich angehängt, ebenso den korrigierten und für den Betrieb im Report optimierten Schaltplan. Nicht im Schaltplan eingezeichnet ist der Spannungsregler, ich empfehle einen LE50ABZ - Die Schaltung benötigt saubere, stabile 5V für eine einwandfreie Funktion.
Wird am Eingang ein Line-Pegel angelegt (was wohl meist der Fall sein wird) muss dieser über einen Spannungsteiler etwas abgeschwächt werden, um den IC nicht zu übersteuern. Wird das Signal, so wie ich es gemacht habe, vor dem Lautstärkepoti des Report abgegriffen, sollte die Dämpfung etwa 20dB betragen. Ich habe dafür einen Spannungsteiler mit 22k und 1.8k verwendet. Bei Verwendung als externes Gerät kann stattdessen natürlich auch ein Trimmer oder Poti verwendet werden.
Das ganze ist so wie ich es umgesetzt habe wie gesagt ein reiner Decoder. Die Schaltung ließe sich mit geringfügigen Änderungen auch als Encoder betreiben, aber mit einem IC natürlich nicht simultan, sondern nur entweder oder. Für Hinterbandkontrolle bräuchte es also eine zweite Platine (eventuell würde diese Platz finden, wenn der Lautsprecher ausgebaut wird), aber ich persönlich werde es bei der reinen Wiedergabevariante über den Kopfhörerausgang belassen, alleine schon, weil ich keine "lebenswichtigen" Teile meines Reports verbasteln möchte. So wie ich es jetzt gemacht habe, lässt sich der originale Zustand mit relativ geringem Aufwand wiederherstellen. Eventuell baue ich mir bei Gelegenheit noch einen kleinen portablen Encoder auf dieser Basis, den ich dann anstelle des NX-40 verwenden kann - dann auch gleich mit eingebautem Mikrofonvorverstärker.