Spezialwerkzeug für Bandeinlauflager Revox A77
#1
Hallo,

jeder, der schon mal bei einer A77 das Kugellager in der linken Bandführung wechseln oder die feste Führung rechts reinigen/polieren wollte, stand vor dem Problem, wie man diese Messing-Hohlschrauben (Pfeile), die nur am Rand geschlitzt sind, gelöst bekommt, ohne sie zu beschädigen.

   

Die Schrauben haben 10 mm Durchmesser und eine Bohrung von 4,5 mm. Die in den erhöhten Randbereich eingefrästen Schlitze sind nur 1mm breit. Der Schraubendreher müsste also mindestens 10,5 mm breit sein.
Mit einem normalen Schraubendreher vermurkst man sie unter Garantie, davon abgesehen, dass dessen Form mit langem Stiel und Griff nicht sehr geeignet erscheint, ausreichend Drehmoment bei gleichzeitger Führung aufzubringen. Zack!...ist man abgerutscht. Breitere Schraubenzieher als 10 mm sind außerdem riesige und teure Teile, deren Klinge 2 oder 2,5 mm dick ist und die erheblich dünner geschliffen werden müsste.

Ich fand lange Zeit nicht die Lösung dafür, obwohl ich sicher bin, dass man bei Revox und in deren Vertragswerkstätten dafür ein Spezialwerkzeug hatte. Und das musste sich doch irgendwie anfertigen oder aus einem vorhandenen umfriemeln lassen!

Kürzlich stieß ich mehr durch Zufall bei einer anderen Suche im Werkzeugbereich von Ebay auf ein Werkzeug von Hazet, das die Nummer 4650-3 trägt und eigentlich zum lösen und eindrehen von Batteriedeckeln bei Bleiakkus gedacht ist oder für andere Stopfen und Verriegelungen, bei denen man normalerweise eine Münze nehmen würde. So sieht das Ding aus:

       

Die Grundform ist schon mal okay. Die Klinge ist 14 mm breit, das Ganze ist kurz und handlich und ermöglicht es, durch den T-Griff mit wenig Kraftaufwand zum Ziel zu kommen. Die Klinge ist allerdings 1,7 mm dick und außerdem wäre eine Führung gut, die ein seitliches Abrutschen während des Schraubvorgangs verhindert, denn dadurch beschädigt man wiederum den Rand der Messingschraube!
Und so musste die kleine Proxxon-Maschine nebst Korund- und Trennscheibe ran, um das Werkzeug für meine Zwecke zu optimieren. Die Klinge musste zunächst dünner geschliffen werden, dann nahm ich an den Seiten noch jeweils gut einen Millimeter weg, obwohl das eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Die Breite beträgt jetzt 11 mm.
Ein ca. 5 mm langes Stück einer M4-Schraube wurde mittig mit der Trennscheibe geschlitzt und mit Stabilit in der Mitte der Klinge befestigt. Das fungiert als Führung, die einfach in die Zentralbohrung der Lagerschraube gesteckt wird. Ich hätte dieses M4-Stück auch 7-8 mm lang machen können und es entsprechend tiefer schlitzen können, aber da es nicht wirklich belastet wird, wird die Verklebung hoffentlich halten — andernfalls kommt ein längeres Teil dran!
Natürlich hätte man statt der M4-Schraube auch ein anderes, in der Bastelkiste vorhandenes Metallteil ohne Gewinde nehmen können, aber ich habe nichts Besseres gefunden.

Auf den folgenden Fotos 3-5 sieht man, wie das Werkzeug in die Revox-Schraube passt.

       

       

       

Arbeitszeit ohne Aushärtzeit des Klebers: ca. 15 Minuten.

Vielleicht ist das ja eine Anregung für Leute, die auch schon öfters an dem weichen Material und der eigenwilligen Bauform der Messing-Hohlschrauben verzweifelt sind... thumbup

LG Holgi
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#2
Eine andere Möglichkeit, die ohne zu kleben auskommt, wäre die, die Klinge nicht schmaler zu machen, sondern nur dünner und dann im mittleren Bereich 10 mm breit etwas zu kürzen, so dass an den Seiten jeweils 2 mm in der ursprünglichen Länge stehen bleiben. Ich weiß nicht, ob ich mich deutlich genug ausgedrückt habe. Ich zeichne das mal schnell auf einen Fetzen Papier:

   

Jedenfalls ist dieses HAZET-Werkzeug eine gute Basis für derartige Umbauten!
Wer im Besitz eines Schweißinverters oder eines MIG/MAG-Gerätes ist, kann den Führungsstift natürlich auch professionell mit einem Schweißpunkt befestigen. Leider habe ich sowas nicht. ;(
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#3
Hallo Holger,

warum an den Seiten 2mm stehen lassen und dazwischen das Material wegnehmen ? Da ist doch keine Erhöhung in der Mitte des Revox-Teils. Einfach wie das Hazet-Teil vor dem Aufsetzen des Gewindestifts dünner schleifen und gut ist.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#4
Hast du schon mal eine solche Schraube an der A77 gesehen oder gar gelöst? Ich glaube nicht, denn sonst wüsstest du, dass die keinen durchgehenden tiefen Schlitz hat, sondern praktisch nur der erhöhte, 1 mm breite Rand geschlitzt ist. Dabei ist die Gefahr, diesen weichen Messingrand durch einen abrutschenden oder sich nur um wenige Millimeter verschiebenden Schraubendreher zu beschädigen, immens groß.
Das Werkzeug sollte unbedingt in der zentralen Position gehalten werden, wenn man die Schraube löst oder festzieht und das geht eben nur mit einem Stift oder den gezeichneten überstehenden Enden der "Klinge" .

Andernfalls ist ruckzuck die Hohlschraube vergriesgnaddelt! Das konnte ich bisher auch schon gelegentlich ganz gut und möchte es künftig vermeiden! Wink

LG Holgi
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#5
Gut gemacht, Holgi thumbup Ich habe mich bisher mit einem recht großen Schraubendreher mehr schlecht als recht beholfen. Falls ich zu einem "A77-Revisioneur" aufsteigen sollte, werde ich mir was vergleichbares erschaffen. Ich wette, auch bei Revox hatte man da eine Spezialanfertigung.
Gruß André
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#6
Hallo Holger,

ich hatte die Zeichnung falsch verstanden und nicht erkannt, dass die 2 mm Überstand das Herausrutschen des Schraubendrehers verhindern.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Moin,

Ein weiches Tuch und eine Kombizange tun es auch. Bis jezt hatte ich noch nie Probleme um die Dinger los zu bekommen.
Habe sogar schon welche einfach mit der Hand los bekommen...

Aber trotzdem eine gute Idee! thumbup


^^
LG, Ernst  Wink
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#8
Ja klar, Ernst, zur Not geht das und ich habe mich auch schon mit einer kleinen Wasserpumpenzange und einem Tesa-Gewebebandstreifen als Verkratzschutz beholfen. Ab und zu ging auch eine per Hand los, indem ich an der oberen Abdeckscheibe gedreht habe; aber das war mir immer zu behelfsmäßig, Bastlerkram! Wink
Hinzu kommt, dass ich nicht weiß, ob ich in meinen Händen nach den OP's jemals wieder so viel Kraft haben werde, wie früher.

Da ich öfters mal A77 überhole (bisher waren es wohl so um die 12-13 Maschinen) wollte ich nun endlich eine solide Lösung für dieses Problem. Wenn ich nur eine Revox in fünf Jahren machen müsste, wäre mir das egal!
Aber es war ja nur eine Anregung, die ich den Foristen nicht vorenthalten wollte. Ob es jemand nachmacht, ist mir letztlich natürlich wurscht...

LG Holgi
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#9
gut gemacht , Holger. Tolle Idee . Die Messingschraube ist butterweich und schnell vermurkst .
Gruß Peter
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#10
Oh ja wie war Rolleyes
Gruß
siggi
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#11
Tolle Lösung. Muss man sich merken. Für Euch nur mal so zum Schmunzeln meine (Not)lösung. Das Teil stammt - glaube ich - aus einer ausgeschlachteten Grundig TK 47 und lag lange nur so in der Kramkiste. Dann kam an einem Wochenende - man konnte kein Werkzeug kaufen - die Idee. Das schmale abgewinkelte Teil mit dem Daumen auf der Schraube fixieren und mit der anderen Hand das ganze Teil am breiten Ende angefasst und gedreht. Ein Problem - viele Lösungen. Dieses Forum ist einfach prima, unterhaltsam und informativ.
Gruß
Alfred


   

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#12
Ah, jetzt, ja! Das sieht natürlich noch professioneller aus als meine Lösung! Big Grin Wink Tongue
Aber Hauptsache, man weiß sich zu helfen. Jedenfalls funktioniert das bestimmt besser als ein zu schmaler Schraubendreher! thumbup
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#13
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=235988#post235988 schrieb:Aber Hauptsache, man weiß sich zu helfen.
Ich habe dafür vor Jrhezehnten einfach einen irgendwann in der Kramskiste meines Vaters aufgetriebenen, nie benutzten, schon leicht verrosteten Stechbeitel umgeschliffen. Reichte völlig aus, die Schraube soll ja sowieso nicht auf Deubel komm raus angeknallt werden, dafür sind die Materialien viel zu weich (Messing & Aludruckguss).

Viele Wege führen nach Rom thumbup

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#14
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=235988#post235988 schrieb:Aber Hauptsache, man weiß sich zu helfen. Jedenfalls funktioniert das bestimmt besser als ein zu schmaler Schraubendreher!

Stimmt.
Ein weiteres großes Problem waren bei mir extrem fest sitzende Knöpfe der Lautstärke und Balanceregler.
Die waren mit bloßen Händen zu keiner Bewegung weg vom Gerät zu überreden.
Wenn man da unbedacht rangeht, ist eine Beschädigung vorprogrammiert.
Mir haben auch da Teile aus der Kramkiste geholfen.
Ich hatte kurz zuvor eine neue Zange aus der Verpackung geschält.
Diese Verpackung bestand aus dickem transparentem Plastik.
Davon zwei Stücke abgeschnitten und zum Schutz der Frontplatte unter die großen Plastikknöpfe der Umschalter geschoben.
Darüber zwei daumengroße Metallplättchen und dazwischen dann zwei Schraubendreher.
Jetzt gleichmäßig und vorsichtig gedreht und - der Klügere gab nach.........
Man muß dabei allerdings seeeeehr vorsichtig vorgehen, sonst brechen die transparenten Knöpfe eventuell.
Eine andere Folge von Unachtsamkeit bei diesem Procedere durfte ich erleben.
Ich hatte dabei wohl den einen Schraubendreher mehr gedreht als den anderen.
Durch dieses minimale Verkanten war der Widerstand gegen meine Aktion noch größer und der Klügere war in diesem Fall die hohle Achse dieses Knopfes.
Die konnte ich aber wieder aufstecken und sie rastete ein.
Der Schreck war trotzdem groß.
Man steht wohl immer wieder vor mehr oder weniger großen Herausforderungen, aber EINFACH kann ja jeder.
Schönen Tag und Gruß
Alfred

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#15
Ja, kommt gelegentlich vor, bei meiner A77 MkII kommen die Hülsen auch immer mit raus, obwohl ich schon mit der Schlüsselfeile am oberen Ende alles nachgefeilt und etwas kleiner gemacht habe. Keine Ahnung, wo das noch klemmt.... 8|
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