Wahrscheinlich gute Bänder am Vorspannband erkennen
#1
Hallo,

beim Bänderkauf in Internet ist bei mir schon ein paar Mal die Frage hochgekommen, ob man wahrscheinlich gute Bändersorten am Vorlaufband erkennen kann. Jetzt wird wieder eine alte Bändersammlung aufgelöst und der Verkäufer hat keine Ahnung vom Bandmaterial. Die Bänder befinden sich in den typischen BASF-Schubern, so dass man nicht auf die Schachteln zurückgreifen kann. Der Verkäufer ist bereit, sich die Vorlaufbänder anzuschauen und fragt, ob ich bestimmte Bandsorten suche. Manche Firmen kann man gut am intakten Vorlaufband erkennen (Maxell, TDK, BASF, AGFA, ...) und die Frage wäre jetzt, welche Sorten würdet ihr denn aus der Ferne auf Verdacht nehmen? Maxell und TDK ist klar. Aber bei den BASF und AGFA Bändern gehen die Meinungen weit auseinander und deswegen würde ich gern eure Meinung dazu hören. Dabei wären Vorlaufkennzeichnung (DP26 vs DP26LH) und die Farbe wichtig, wenn die Farbe zur Unterschiedung beiträgt (Olivgrün vs. Dunkelgrün z.B.).

Gruß

Nelson
Zitieren
#2
Hallo Nelson,
die Chance, in ollen BASF-Schubern (besonders in den weißen aus den 70er Jahren) maxell- oder TDK-Band zu finden geht gegen Null. In den Dingern ist zu 99 Prozent das drin, was in den 70ern zu 99 Prozent gekauft wurde: BASF, Agfa sowie Shamrock und andere No-Names. Das ist doch alles Bockmist, kauf dir doch ein paar jüngere oder noch besser neue Bänder.
Vor zehn Jahren konnte man in der Bucht noch gut gebrauchte Bänder kaufen, das ist aber vorbei. Entweder teuer oder Schrott. Oder beides.
Daher: Was soll das, "wahrscheinlich gute Bändersorten"? Ein Posten von fünf Zraltbändern für 20 Euro, die dann doch für die Tonne sind? Für das Geld gibt's auch ein hochwertiges neues.

An den Vorspannfarben kann man, wenn der Vorspann überhaupt original ist!!, den Hersteller erkennen, keine Typen.
VG Stefan
Zitieren
#3
Nachtrag: Schau mal in mein Bild im Beitrag 286 in diesem Thread:
Projekt: neue Bändertauglichkeitsliste
VG Stefan
Zitieren
#4
Hallo Stefan,

so pauschal würde ich es nicht sagen. Ich habe in letzter Zeit ein paar Leerspulen mit "geschenktem" Bandmaterial drauf gekauft (man findet kaum echte Leerspulen heutzutage). Bei vielen konnte ich keine Herstellerzuordnung durchführen, da entweder kein Vorspannband da war oder nichts auf diesem gedruckt wurde. Einige sind gleich in die Tonne gegangen (eine Sony musste ich mit dem Hammer aus dem Kern runtermachen, die war Plastik geworden), aber ein paar Scotch(?) mit weißem und gelbem Vorspannband sind super. Auch die AGFA PEM 268 sind voll in Ordnung. Einige BASF muss ich noch durchgehen und auf Tauglichkeit untersuchen. In diesem Falle werden pro Band ca 2 Euro aufgerufen. Das wäre mir schon die Leerspule plus Schuber wert. Wenn ich aber noch eine "bessere" Bandsorte auswählen darf, ist es vielleicht noch besser. Da ich ja noch Bedarf an Leerspulen und Schuber habe, riskiere ich ab und zu Mal einen "blinden" Kauf, wenn diese gut aussehen und der Preis günstig ist. Smile

Gruß

Nelson
Zitieren
#5
Lieber Nelson,

das Wichtigste hast du in deinem Eingangsposting schon benannt: Die Meinungen gehen weit auseinander. Da es so ist, wird dieser Thread dich - so fürchte ich - letzlich auch nicht erhellen können.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#6
An Deiner Stelle würde ich zu allererst nach dem optischen Gesamteindruck gehen: Sauber oder mit einer Dreckschicht überzogen? Unschöne Aufkleber, eventuell auch schon wieder abgerissen, abgenutzte Etiketten, Kritzeleien? Sind die Spulen gefüllt oder viele Halb- und Dreiviertelbänder dabei? Befinden sich eventuell sogar mehrere verschiedene Bandsorten aneinandergeklebt auf der gleichen Spule? Vorspannbänder vorhanden, und wenn ja dann relativ sauber aufgewickelt (kleine Knittereien vom Einfädeln sind normal), oder gucken schon Bandstücke aus den geschlossenen Schubern heraus?

Bei Agfa und BASF sind die Bandtypen oft auf das Vorspannband gestempelt, leider oft nur noch sehr schwach lesbar, verkrumpelt oder abgeschnitten. Wenn sich die Sorten noch identifizieren lassen und der Verkäufer sie Dir mitteilt, dann gleiche sie am besten mit der Bändertauglichkeitsliste hier im Forum ab. Auch wenn bei manchen Typen die Meinungen und Erfahrungen auseinandergehen, so geben sie Dir zumindest einen Wink.

Wenn Du eine relativ neuzeitliche Maschine hast, dann wirst Du mit den Bändern aus vor-LH-Zeiten nicht so viel anfangen können. Das sind fast alle BASF-Typen namens LGS und PES sowie Agfa PE 31, 41 und 65. Dafür ist bei denen aber die mechanische Ausfallrate sehr gering. Wenn Du aber einen Entzerrungs-Umschalter hast (bei Sony-Geräten z.B. mit "Normal" und "Special" beschriftet"), dann können diese Bänder durchaus eine Alternative sein. Man muß halt mit dem geringeren Rauschabstand leben. Wenn es doch Bänder aus der LH-Zeit sein sollen, dann nimm Agfa PE 36, 46 und 66 sowie BASF LP 35, DP 26 und TP 18, jeweils mit und ohne LH (das in den grün-schwarzen Kartons ohne LH im Namen waren wohl auch LH-Bänder, die allerdings nicht immer 100 Prozent in den Spezifikationen waren und deshalb billiger verkauft wurden) und rechne damit, daß vielleicht die Hälfte davon so viel Abrieb erzeugt, daß es keinen Spaß mehr macht. Auch die kannst Du aber noch versuchen zu reinigen, siehe anderer Thread. Wenn Agfa PEM oder BASF LPR/DPR dabei sein sollten, was zwar seltener aber durchaus vorkommt, dann sind dies natürlich die besten Kandidaten, auch wenn es bei denen vereinzelte Ausfälle gibt.

Ist ein signifikanter Anteil Shamrock-Spulen im Konvolut enthalten? Dann wäre ich vorsichtig. Die Bänder davon können auf jede andere Spule im gleichen Konvolut gewandert sein, und selbst wenn es der Verkäufer gut meint und Dir extra die Agfa- und BASF-Spulen raussucht, dann hast Du laut Murphy am Ende den annähernd gleichen Prozentsatz Klebebänder, wie den Anteil an Shamrock-Spulen in der Gesamtsammlung.

Natürlich ist ein neues Band in den allermeisten Fällen besser, aber das gönne ich mir - neben reiner Neugierde zum Ausprobieren, was das Bandmaterial so kann - höchstens für Direktmittschnitte von Radiosendungen, oder vielleicht für das Überspielen einer richtig guten Platte, die nicht mir gehört. Also für solche Inhalte, die sich nicht einfach wieder beschaffen lassen. Für vieles Andere reicht mir auch Gebrauchtmaterial, zum einen weil der Preis deutlich angenehmer ist, wenn man ein wenig Geduld hat, und zum anderen weil ich ja auch mit den Bändern aus der Zeit der Geräte spielen will... teils aus technischem Interesse, aber auch wegen der Optik und der Duftnote :-) Mir wären lauter perfekte, gleichartige, neue RMG-Bänder a) zu teuer und b) zu langweilig.

Aber da hat jeder seine eigenen Ansprüche, es gibt keine völlig falsche und keine völlig richtige Strategie in dem Hobby, das mußt Du für Dich selbst herausfinden.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#7
Siehst du, das meine ich. Martin hat dir sehr umfangreich geantwortet, da sieht man wie viele Wenns und Abers es gibt. Ich benutzte auch viele Gebrauchtänder, aber ich weiß genau was man nehmen kann und was nicht. Als Anfänger ist das schwierig. Nicht schaden kann ein "blinder Griff" natürlich, wenn du auf dem Flohmarkt 'ne große Aldi-Tüte voller Bänder für 20 Euro abstaubst, klar, da ist kaum Risiko und da kann man gespannt schauen was man ergattert hat. Aber für teuer Geld in der Bucht? Nee. Siehe Martins Ausführungen. Die Chance ins Klo zu greifen ist sehr hoch. Hast du meine Hand in meinem Link gesehen?

Und so muss dann auch die Antwwort auf deine Frage in der Thread-Überschrift "Wahrscheinlich gute Bänder am Vorspannband erkennen?" lauten: Nein, ganz überwiegend nicht.

VG Stefan
Zitieren
#8
TDK hat auch so seine Ausfallkandidaten... als nahe 100% problemlos ist eigentlich nur Maxell bekannt.
Gerade Martins Empfehlung für AGFA PE 36 kann ich aus persönlicher Erfahrung und Foren-Austausch auch nicht voll bestätigen, es gibt davon welche, die einfach kommentarlos ihre magnetischen Eigenschaften verlieren - das Nutzsignal geht zunehmend in einem Meer von Rauschen unter. Ohne ersichtlichen Grund und nicht auf der ganzen Länge gleichzeitig, kann mitten drin mit ein paar Minuten beginnen und sich allmählich über Jahre auf das ganze Band ausdehnen. Gelagert bei Zimmertemperatur, moderater Luftfeuchtigkeit, fern von Magnetfeldern, zwischen anderen Bändern ohne jegliche Symptome. Mein Sample ist klein (1), aber Jan Stevns aus dem Tapeheads-Forum kennt das Problem auch. Mein Band (9,5, Viertelspur-Stereo) habe ich in der ersten Hälfte der 90er bespielt gekauft, vermutlich 1980 aufgenommen, und damals auf MC überspielt. Diese Aufnahme ist völlig in Ordnung, leider habe ich beim Kopieren auf zwei C60 mit dem Vorspannband der MC den Anfang eines Liedes abgeschnitten (mitten im Band, und zwar sehr genau mittig, es war der Beginn der B-Seite der MC). Also wollte ich so um die Jahrtausendwende eine neue Überspielung anfertigen und musste feststellen, dass exakt dieses Lied nicht mehr anhörbar war. Vor einigen Jahren ließ ich das Band noch einmal laufen, da waren schon nur mehr die ersten und letzten 10 Minuten erträglich, der Rest hinüber. Ein vorbespieltes Polydor-Band mit Karel Gott verhält sich genauso, allerdings beginnt der Schaden hier gleich am Bandanfang.
Zitieren
#9
Das Phänomen ist natürlich interessant, denn es stellt sich vor allem die Frage: Wie ist eine solch signifikante Selbstlöschung überhaupt physikalisch möglich? Eisenoxid sollte ja, wenn man es einer üblichen Zimmeratmosphäre aussetzt, nicht zerfallen. Denkbar wären folgende Szenarien:

- Das Bindemittel tritt aus und schmiert die Tonköpfe mit einer unsichtbaren Schicht zu. Das tun zum Beispiel einige Typ-IV-Cassetten von TDK.

- Die Magnetpartikel selbst werden beim Bandtransport beschädigt oder brechen. Auch Magnetostriktion genannt. Das war aber eigentlich eher ein Problem von frühen kobaltdotierten Eisenoxidbändern, auch wieder im Cassettenbereich.

- Du bist sicher, daß Du nicht versehentlich aufmagnetisierte Bandführungsteile in Deinem Abspielgerät hattest?

Ist das Polydor-Band auch von Agfa hergestellt? Wenn ja, dann sollten wir weiter forschen und in unseren PE x6-Beständen nach ähnlichen Ausfällen suchen. Falls nein, liegt die Ursache eher nicht im Band begründet.

Viele Grüße,
Martin
Zitieren
#10
Ich kann nur folgende Beobachtungen beisteuern:
1) Alle meine Bänder wurden auf den selben Geräten abgespielt, nur diese beiden zeigen das selbe Fehlerbild, mit einigen Jahren Abstand
2) Kein anschließend abgespieltes Band zeigt den selben Fehler, auch das betroffene Agfa funktioniert jeweils tadellos, wenn man es auf einen beim ersten Abspielen noch intakten Abschnitt zurückspult.
3) Beide Bänder wurden vielleicht fünfmal abgespielt (das Polydor eher deutlich seltener) und dazwischen lange gelagert, stehend im Schuber zwischen all meinen anderen Bändern im Regal, das Problem wurde während der Lagerung beträchtlich stärker.
4) Wer das Polydor-Band hergestellt hat weiß ich nicht, müsste ich einmal optisch vergleichen.
Die beschädigten Abschnitte erinnern mich klanglich an Aufnahmen mit meinem ersten CC-Gerät, einem Chinakracher mit Permanentmagnetlöschung und vermutlich DC-Vormagnetisierung, aber wie gesagt, magnetisierte Bandführung kann ich ausschließen, nachdem von etwa 30 Bändern nur zwei betroffen sind und ich alle Geräte auf denen diese Bänder gelaufen sind seither noch mit anderen Bändern benützt habe (SABA TG 544, Grundig TK 46, Philips N4504, wobei der Fehler schon aufgetreten sein muss, als ich das Philips noch nicht hatte, beim nächsten Abspielversuch mit dem Philips aber noch einmal wesentlich verschlimmert war).
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste