LPR35 im Laufe der Zeit
#1
Hallo,

viele Fragen zu LPR35: Gibt es hier im Forum (oder woanders) eine Übersicht über die verschiedene Versionen von LPR35 im Laufe der Zeit (eventuell mit Bilder)? Sind irgendwelche davon als Schmierbänder bekannt? Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass aktuelle LPR35-Bänder nicht die gleiche BIAS-Einstellung wie ältere Versionen benötigen. Falls das so richtig ist, wann erfolgte diese Änderung?

Gruß

Nelson
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#2
Da es diese Bandsorte (damals noch mit Zusatz LH) schon seit 1971 (!) gibt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass sie im Lauf der Zeit ein paar Veränderungen, "die dem technischen Fortschritt dienen", erfahren hat. Wenn ich Friedrich Engels Tabelle richtig deute, ist das Band in dieser Form bis 1984 hergestellt worden und dann erst 1996 wieder mit der heutigen Bezeichnung (und Rezept?) auf den Markt gekommen.

Ich habe irgendwo sogar noch Bänder aus dieser "LH"-Zeit (roter Klappkarton) von einer Witwe, und wenn ich den Kopf etwas freier habe als momentan, werde ich den HF-Arbeitspunkt mal auf meiner N4522 checken, bei der man ja die Vormagnetisierung von vorn einstellen kann. Alle weiteren LPRs, die ich habe, sind aus dem Zeitraum etwa von 1998 bis 2018.

Vielleicht weiß Peter oder ein anderer altgedienter Profi ja Genaueres?

LG
Holgi
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#3
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=231256#post231256 schrieb:Vielleicht weiß Peter oder ein anderer altgedienter Profi ja Genaueres?
Hier eine Gegenüberstellung beider Bandtypen:

[Bild: BASF-LP-35-LH-1970-vs-EMTEC-LPR-35.jpg]

Die Kurven für das LP 35 LH sind von 1970, die vom LPR 35 von 1999.

Bei meinen Messungen zeigte sich ein etwa ähnlicher Arbeitspunkt, was auch mit den Herstellerangaben für die Koerzitivfeldstärke korreliert (310 Oe für LP 35 LH, 320 Oe für LPR 35).

Das LPR 35 zeigt sich in mehreren Punkten dem LP 35 LH leicht überlegen: Aussteuerbarkeit bei 1 & 10 kHz +1 dB, Empfindlichkeit bei 10 kHz +1,5 dB, Klirrfaktor bei BP 0,3 statt 0,45 %.

Die Werte für den Rauschabstand sind nicht direkt vergleichbar, weil sie nach unterschiedlichen Messmethoden ermittelt wurden (DIN 45405, IEC 561), zudem ist beim LPR 35 die Spurbreite des Wiedergabekopfs etwas größer (2,575 mm), was sich auf den Rauschabstand auswirkt.

Zu beachten ist auch, dass die Aufnahekopf-Spaltbreite in beiden Diagrammen sich leicht unterscheidet (5 µm, 7 µm).

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#4
Es geht hier aber ausschließlich ums LPR, nicht ums LP! Vom LPR sind mindestens zwei Sorten bekannt, da ja irgendwann auf 911 Magnetit umgestellt wurde (oder wars 900?)
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#5
Zelluloid,'index.php?page=Thread&postID=231268#post231268 schrieb:Es geht hier aber ausschließlich ums LPR, nicht ums LP! Vom LPR sind mindestens zwei Sorten bekannt, da ja irgendwann auf 911 Magnetit umgestellt wurde (oder wars 900?)

Ich habe leider nur Unterlagen vom LP 35 LH, das aber wie gezeigt in seinen magnetischen und ELA-Eigenschaften relativ nahe beim LPR 35 liegt.

Ansonsten hätte ich noch das Datenblatt des DPR 26, das aber wegen seiner geringeren Schichtdicke nicht ohne Weiteres vergleichbar ist.

Das Pigment des "neuen" LPR 35 entspricht dem des SM 911.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#6
Das frühe LPR 35 hatte eine gelbe Rückseitenbeschichtung, die elektrisch nicht leitend ist. Davon habe ca. 60 Meter auf einer 8 cm Spule. Das Band hat so viel Abrieb, dass es unbrauchbar ist.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
Hallo Niels,
das Band muß ja schon so alt sein dass es schon fast kein LPR35 mehr ist.
Ich kenne eigentlich nur 2 LP Bänder mit gelber Rückseite von BASF:
Einmal das für Braun hergestellte, wo ich nicht sicher bin ob das nicht sogar ein DPR war
und das PES 40.

Hier noch ein Datenblatt zum LPR35 aus BASF Zeiten

Viele Grüße
Volkmar


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#8
Wickinger,'index.php?page=Thread&postID=231309#post231309 schrieb:Hier noch ein Datenblatt zum LPR35 aus BASF Zeiten
Ja ist denn das zu fassen?
Das habe ich doch ebenfalls in meinem Archiv - wie konnte ich das übersehen!? ?(

[Bild: BASF-LPR-35-LH-1973-Seite-1.jpg]

[Bild: BASF-LPR-35-LH-1973-Seite-2.jpg]

Leider existiert das Datenblatt von 1973 nur für 19 cm/s NAB.
Also "machen wir ganze Sch...e nochmal" (wie der vormalige ungarische Chorleiter des Musiktheaters Gelsenkirchen es einmal ausdrückte) ...

[Bild: BASF-LPR-35-1973-vs-EMTEC-LPR-35-1999-19.jpg]

Vergleiche selber wer will :whistling:

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#9
Hallo Peter,

du machst uns Amateure das Leben nicht leicht. Wenn ich jetzt mir die Kurven anschaue, würde ich davon ausgehen, dass man für beide LPR35-Sorten (alte und jetzige SM911) keine neue Einmessung der Maschine bräuchte, wenn diese schon mit einem LPR35-Band eingemessen worden ist. D.h., wenn man LPR35 kauft, ist es egal, wie alt es ist. Solange das Band noch im guten Zustand ist, sollte es keine Unterschiede zu hören sein. Ist das richtig?

Gruß

Nelson
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#10
t20,'index.php?page=Thread&postID=231314#post231314 schrieb:du machst uns Amateure das Leben nicht leicht.
Nun ja, bevor ich mir noch mehr Arbeit aufhalse, sorge ich lieber für einen pädagogischen Lerneffekt :whistling:

t20,'index.php?page=Thread&postID=231314#post231314 schrieb:Solange das Band noch im guten Zustand ist, sollte es keine Unterschiede zu hören sein. Ist das richtig?
Der AP ist tatsächlich derselbe, aber die Höhenempfindlichkeit hat zugenommen (für 10 kHz um 2 dB). Das liegt auch mit daran, dass für die Version 1973 ein ΔS10 von 5 dB empfohlen wird und für die Fassung 1999 nur von 4 dB. Ohne Neueinmessung müsste die neue Version evtl. höhenbetonter wirken.

Gestiegen ist auch die Tiefenaussteuerbarkeit um 1 dB bei verringertem Klirrfaktor. Die größte Verbesserung allerdings dürfte im Gleichfeldrauschen liegen (GR bzw. DCN), und zwar um 9 dB :!:

Ich denke das wär's fürs erste.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#11
Hallo Nelson, hallo Peter,

bei meinen Messversuchen vor knapp 2 Jahren hatte ich mal zwei Generationen LPR35 am selben Abend auf der selben Maschine: Band-Kenndaten messen Der Bequemlichkeit halber nochmal die Bilder und Plots nochmal hier:

Welcher Generation genau nun die beiden Exemplare angehören, weiß ich nicht - und es gibt immer ein (geringes) Restrisiko, dass doch was anderes auf der Spule war. Den Vorlaufbändern nach zu Urteilen ist das hier aber unwahrscheinlich. Also:

       

Die Kurvenscharen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen und können natürlich nicht gegen die offiziellen Datenblätter anstinken. Mehr Hintergrund im verlinkten Thread. Alle wurden bei 19 cm/s auf meiner B77HS IEC gemessen:

       

Beide sehen sich schon sichtbar ähnlich, Klirrminimum ziemlich an der gleichen Stelle, aber das ältere Exemplar hat eine etwas höhere Empfindlichkeit und Aussteuerbarkeit, entsprechend einen etwas niedrigeren Klirrfaktor. Die Unterschiede sind so im Bereich 1-2dB. Sind das wirklich unterschiedliche Generationen und Rezepturen, oder sind nicht schon die Unterschiede zwischen zwei Chargen etwa so groß?

Zum Vergleich noch ein DP26 (mit Rückseitenmattierung) aus etwa der gleichen Generation wie das neuere der beiden obigen LPR35:

   

Das sieht auch ziemlich ähnlich aus. (Beispiele, dass andere Bänder auch wirklich andere Ergebnisse liefern, gibt es auch im anderen Thread - ich habe also nicht immer das gleiche gemessen...).

Wenn ich meine Messungen mal besser automatisieren kann, wäre mal ein umfangreicher Vergleich interessant... mal sehen...


Viele Grüße
Andreas
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#12
Hallo!

Laie an Experten:
"Unterscheidet sich die Magnetschicht von BASF LP35 (mit ihren Aussteuereigenschaften)
von der des BASF PES40?"

Bisher dachte ich immer, der Unterschied läge an der etwas größeren Dicke, die
sich durch die zusätzliche Signierschicht ergibt.

PES40 ist mein bevorzugtes Bandmaterial für den Betrieb meiner Vollspur-Reportgeräte.

Gruß
Wolfgang
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#13
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=231325#post231325 schrieb:"Unterscheidet sich die Magnetschicht von BASF LP35 (mit ihren Aussteuereigenschaften) von der des BASF PES40?"
Die mechanischen Eigenschaften beider Bandtypen ist gleich, auch die Schichtdicke (10µm), das Pigment nicht.
Die Version des LPR 35 für Rundfunkzwecke hatte ebenfalls eine gelbe Rückseitenmattierung.

Hier die Datenblätter beider Bandtypen von 1972 unter gleichen Messbedingungen (Entzerrung 70µs, Referenzleerband A 341 D):

[Bild: BASF-PES-40-1972-vs-BASF-LPR-35-1972.jpg]

Das LPR 35 LH ist in allen ELA-Eigenschaften dem PES 40 überlegen.

Grüße, Peter

PS. Diese Gegenüberstellungen machen auch mit Photoshop eine Menge Arbeit.
Grüße
Peter


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#14
Hallo Peter!

Vielen Dank für Deine sehr ausführlichen Informationen zu den Unterschieden.

Zitat: "Diese Gegenüberstellungen machen auch mit Photoshop eine Menge Arbeit."

Wenn ich allerdings geahnt hätte, wie umfangreich und zeitintensiv das ist,
würde ich mir meine Anfrage verkniffen haben. Sorry!

Zitat: "Das LPR 35 LH ist in allen ELA-Eigenschaften dem PES 40 überlegen."

Wenn das PES40 schlechter ist. Wieso hat dann z. B. das ZDF dieses Band-
material bei mobilen Bandgeräte bevorzugt eingesetzt?

Insgesamt ist das PES40 aber dicker als das LPR35 LH. Es passen nur 250m auf
eine 13cm-Spule. Auch wenn Schichtdicke, gelbe Rückseite und mech. Eigen-
schaften gleich sind...

Gruß
Wolfgang
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#15
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=231351#post231351 schrieb:Wenn ich allerdings geahnt hätte, wie umfangreich und zeitintensiv das ist, würde ich mir meine Anfrage verkniffen haben. Sorry!
Schon in Ordnung, war ja meine Entscheidung. Ich wollte nur einer evtl. entstehenden Inflation von Gegenüberstellungen von Bandtyp X mit Y vorbeugen.

Ich stelle gerne alle Datenblätter zur Verfügung, die in meinem Archiv liegen und überlasse dann das Vergleichen lieber denen, die ein Interesse daran haben.

cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=231351#post231351 schrieb:Wenn das PES40 schlechter ist. Wieso hat dann z. B. das ZDF dieses Bandmaterial bei mobilen Bandgeräte bevorzugt eingesetzt?
Ich sehe gerade, dass beim PES 40 die Kopierdämpfung 59 dB betrug, die des LPR 35 aber nur 53 dB.
Die Mindestanforderung des IRT betrug 56 dB. Womöglich hat die Entscheidung damit zu tun?
1999 wird für die Kopierdämpfung des LPR 35 bei 19 cm/s 56 dB angegeben, die des technisch ebenfalls überlegenen und darum auch sehr verbreiteten PER 368 aus dem Agfa-Nachlass 58 dB.

Hier eine Gegenüberstellung zwischen PES 40 (1972) und PER 368 (1996):

[Bild: BASF-PES-40-1972-vs-BASF-PER-368-1996.jpg]

cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=231351#post231351 schrieb:Insgesamt ist das PES40 aber dicker als das LPR35 LH. Es passen nur 240m auf eine 13cm-Spule. Auch wenn Schichttdicke, gelbe Rückseite und mech.Eigenschaften gleich sind...
In „Zeitschichten“ wird die Gesamtdicke mit 36 µm angegeben (was die geringere Länge erklären helfen könnte). Als Trägerdicke wird dort 23 µm genannt. Demnach müsste die RSM 3 µm dick gewesen sein.

Im Datenblatt steht eine Trägerdicke von 20 µm, was einer RSM-Dicke von 5 µm entsprechen würde.
Möglicherweise wurde die Dicke der RSM oder des Trägers im Laufe der Zeit geändert (aus „ZS“ ist nicht zu ermitteln, wann die Produktion von PES 40 eingestellt wurde).
Jedenfalls ist in beiden Quellen die Schichtdicke dieselbe und darum auch die Datenblätter unmittelbar miteinander vergleichbar.


Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#16
Hallo Peter!

Vielen Dank für die ergänzenden Informationen zu PES40 versus LPR35LH.

Ich werde versuchen, zu einem ehemaligen ZDF-ToningenieurKontakt auf-
zunehmen. Sollte das gelingen, weiß er u. U. noch, warum PES40 favori-
siert wurde. Die Antwort(en) stelle ich hier ein.

Gruß
Wolfgang
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#17
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=231361#post231361 schrieb:Die Antwort(en) stelle ich hier ein.
Die würde(n) mich interessieren.

Aus meiner Filmtonzeit (WDR/SWF/DW, 1981...1989) kann ich mich noch erinnern, dass alle drei Anstalten kurz nach Produktionsbeginn 1984 auf PER 368 wechselten.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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