UHER Royal de Luxe - Frage zur Kanaltrennung
#1
Hallo liebe UHER RdL-Experten,
ich bin heute das erste Mal hier. Ich habe mir vor ca. 2 Monaten eine RdL zugelegt.

Ich wollte eigentlich nur mal ein altes Band digitalisieren. Auf diesem Band befindet sich eine Aufnahme unserer Band, mit der ich vor ca. 40 Jahren als Gitarrist live in Braunschweig FBZ spielte (war Jazz-Rock). Die Aufnahme wurde mit einer RdL gemacht, also besorgte ich mir auch so ein Teil.

Nun bin ich aber immer mehr in die Restauration der Maschine geraten und habe mein Gerätchen auch dank dieses Forums ziemlich gut in Schuss bringen können. Dafür bedanke ich mich für die wirklich wertvollen Tipps.

Meine Frage ist die Folgende:
Wenn ich auf Spur 1 und 3 ein Musikstück mit kräftigem Bass aufnehme, das Band dann umdrehe um die Spuren 2 und 4 abzuspielen oder ebenfalls darauf Musik aufzunehmen, höre ich dann leise, aber doch deutlich hörbar die Bässe (rückwärts) der Spur 1 und 3. Ich habe schon versucht, den Wiedergabekopf zu justieren. Es ist tatsächlich besser geworden, aber immer noch leise zu hören. Ich glaube, dass der Vorbesitzer etwas geschraubt hat, der Lack war rot und nicht blau.

Kann es sein, dass das bei der RdL nicht zu vermeiden ist, oder muss/kann ich noch was unternehmen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn jemand darauf eine Antwort hätte.

Danke vorab und viele Grüße ..
Klaus G.
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#2
Hallo Klaus,

das ist im Prinzip bei allen 4-Spur Bandgeräten auf 1/4" Band so.
Ob es bei deinem Gerät noch schlimmer als "normal" ist, ließe sich nur durch Messung klären.
Dieser Effekt ist einer der vielen "Vorteile" der analogen Magnetbandtechnik gegenüber der modernen digitalen Audio-Technik.

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,
danke für die schnelle Antwort.
Das ist ja schon mal beruhigend. Ich werde das morgen mal messen.
Weißt du mit welchen Werten (NF-Spannung) ich diesbezüglich rechnen müsste?

Gruß ..
Klaus G.
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#4
Hallo Klaus,

Werte hab ich nicht parat, kann dir aber zur Einstimmung (und Abschreckung) die Lektüre der Arbeit "Die Entzerrung in der magnetischen Schallaufzeichnung" von Peter van Bommel empfehlen. Darin wird auf den Seiten 43-46 erläutert, worum es geht und wie man es berechnet. Das Werk findet man als AGFA_Entzerrung.pdf im Netz und vielleicht auch hier im Download-Bereich.
Man bestimmt keine Absolutwerte sondern Relationen zum gewünschten Nutzsignal zB bei Bezugspegel.
Das ganze hängt von den Spalthöhen und Abständen, der Bandgeschwindigkeit und der Signalfrequenz ab.

MfG Kai
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#5
Kai, ich habe die Lektüre kurz überflogen.
Aber ich denke, dass die Messung der Lautstärke der Rückspuren ja vielleicht nicht weiterhilft.
Man will ja eigentlich bei leisen Musikstücken gar nichts von den benachbarten Spuren hören.

Ich habe sowas bei Cassetten-Rekordern mit viel schmalerem Band nie erlebt.

Aber durch eine Justage unter Beobachtung mit dem Oszilloskop konnte ich nun schon viel erreichen.

Beste Grüße
Klaus
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#6
Das liegt an der niedrigen Geschwindigkeit des Cassetten-Recorders. Der Effekt nimmt im Grunde mit der Wellenlänge auf dem Band zu, ist deshalb bei höheren Geschwindigkeiten und gleicher Mess-Frequenz größer.

MfG Kai
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#7
...verstehe. Kennst dich sehr gut aus!

Klaus
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#8
Es gibt hier richtige Experten, die dir vermutlich die erreichbaren Störabstände ohne Nachdenken angeben könnten.
Ich hab sowas mal für die Standardspurlage mühsam berechnet, weiß aber nicht mehr, wo ich die Zettel abgelegt habe...
Etwas gehässig und trotzdem positiv formuliert könnte man sagen, 4-Spur auf Tonband (insbesondere bei 19 cm/s) ist vornehmlich für Musik geeignet, die nie leise wird und immer dicht bleibt. Dann hört man das Gewummer von der anderen Seite bestimmt nicht. nur in den Pausen zwischen zwei Tracks.
Trotzdem habe ich das im vorigen Jahrhundert einige Jahrzehnte lang gemacht. 9,5 cm/s kam für mich wegen anderer qualitativer Nachteile nicht in Frage.

MfG Kai
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#9
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=230347#post230347 schrieb:Das liegt an der niedrigen Geschwindigkeit des Cassetten-Recorders.
Hallo Kai,

viel wichtiger ist doch die unterschiedliche Spurlage bei Cassettendecks und Bandmaschinen. Bei Cassetten liegen die Gegenspuren nicht zwischen den Nutzspuren.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#10
Hallo Tobias,

das kommt in der Tat noch förderlich dazu. Habe ich nicht in den höheren Bewußtseinsschichten präsent. Cassettenrecorder benutzte ich nur, waren mir aber ansonsten zu "fummelig".
Die Abstände der Spuren sind degegen kleiner als beim Tonband. Weil L und R nebeneinanderliegen, ist dann wohl die Kanaltrennung schlechter, insbesondere bei tiefen Frequenzen, was aber eher verschmerzbar ist. Oft wird der Bass ja ohnehin in die Mitte gelegt, damit er aus beiden Boxen und damit kräftiger kommen kann.

MfG Kai
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#11
kagor,'index.php?page=Thread&postID=230322#post230322 schrieb:Ich habe schon versucht, den Wiedergabekopf zu justieren. Es ist tatsächlich besser geworden, aber immer noch leise zu hören. Ich glaube, dass der Vorbesitzer etwas geschraubt hat, der Lack war rot und nicht blau.

Hm, da stellt sich mir als erstes die Frage, WAS genau Du "justiert" hast, bzw. an welchen Schräubchen Du gedreht hast.
Was genau macht Dich eigentlich so sicher, daß der Wiedergabekopf der Schuldige ist?
Vielleicht stimmte dieser und es war ist tatsächlich der Aufnahmekopf nicht richtig in der Höhe justiert?

Übrigens würde ich mir um die Farben der Verlackung keine großen Gedanken machen.
Die Hersteller haben das eingesetzt was gerade da war (bei Uher Report kenne ich z.B. grau, blau, rot)
Viele Grüße
Jörg
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#12
Da es hier um (siehe Eröffnungsbeitrag) um die optimale Digitalisierung eines 40 Jahre alten Bandes geht, ist es schon richtig, den Wiedergabekopf dazu passend zu justieren.
Nach der Höhenjustage sollte man jedoch den Azimuth kontrollieren, da der danach (wenn nicht schon vorher) nicht mehr optimal eingestellt ist.
Dann wird einem auch wieder bewußt, daß man bei wichtigen Bandaufnahmen auch irgendwo auf dem Band ein paar Meßtöne aufzeichnen sollte, damit später bei Wiedergabe mit anderen Geräten eine optimale Justage möglich wird.

MfG Kai
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#13
Ich bringe bei seinem Eröffnungspost das zu digitalisierende Material nicht mit dem Übersprechen in Verbindung.
Zumindest schreibt er das nicht:

Zitat:Wenn ich auf Spur 1 und 3 ein Musikstück mit kräftigem Bass aufnehme, das Band dann umdrehe um die Spuren 2 und 4 abzuspielen oder ebenfalls darauf Musik aufzunehmen, höre ich dann leise, aber doch deutlich hörbar die Bässe (rückwärts) der Spur 1 und 3.
Viele Grüße
Jörg
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#14
Hallo,
ich möchte das, wie ich die Köpfe justiert habe hier einmal beschreiben, da Jörg dies nachgefragt hat. Aber bitte, ich bin kein Experte:

Meine Vermutung, dass der Vorbesitzer die Einstellungen der Köpfe geändert hat, ist so gut wie sicher. Mir ist aufgefallen dass die Höhe zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf stark unterschiedlich war (>2mm). Der verstellte Azimut des Aufn.-Kopfes war ebenfalls schon mit bloßem Auge sichtbar.

Den Azimut des A-Kopfes habe ich daher zuerst mit Hilfe einer aufgenommenen Rechteck-Spannung phasengleich nach dem unangetasteten W-Kopf mit dem 2-Kanal-Oszi abgeglichen.

Danach habe ich den W-Kopf zuerst mit Hilfe der Schieblehre nach Höhe des A-Kopfes grob ausgerichtet. Dann mit dem Oszi und der Rechteckwelle unter Berücksichtigung der zu hörenden Nachbar-Spuren und der eigenen Amplituden an das Optimum herangetastet. Dann abwechselnd A- und W-Kopf verändert und wieder mit dem Oszi kontrolliert.

Ja, ich habe an den verlackten Schräubchen gedreht :S , bin aber froh, dass ich es gewagt habe. Der Klang auf 19 cm/sek. ist nun wirklich klasse (zumindest für die Ohren, vielleicht nicht für hochmoderne Audio-Messgeräte) und die Nebenspuren sind so gut wie nicht mehr zu hören.

Ich hoffe, dass sich bei den Experten nicht die Haare sträuben.

Gruß ..
Klaus
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#15
Die angemessene Prozedur für die Justage des Wiedergabekopfes hängt davon ab, ob du das Gerät optimal für zukünftige Aufnahmen einstellen willst oder für die optimale Wiedergabe einer 40 Jahre alten Aufnahme auf einem anderen Gerät, über dessen Einstellung nichts mehr bekannt ist. In letzterem Fall erreichst du beste Ergebnisse, indem du Höhe und Azimuth für die alte Aufnahme optimierst. Das ist natürlich mangels Messtönen auf dem Band nicht so einfach.

Rechteck-Testsignale sind für Tonbandmessungen nicht sonderlich geeignet wegen der starken Höhenanhebung bei Aufnahme und der resonanten Höhenanhebung bei Wiedergabe. Besser geeignet ist zB auf 15 kHz Bandbreite begrenztes weißes oder rosa Rauschen.
Bei alten Aufnahmen optimiert man entweder nach Gehör die Höhenwiedergabe oder läßt bei Wiedergabe einen Spektrum-Analyzer mitlaufen (zB FFT auf PC) und justiert den Azimuth auf größten Hochtonpegel. Wenn auf dem Band auch UKW-Mitschnitte drauf sind mit Pilottonrest (19 kHz), kann man gut dessen Pegel maximieren.

MfG Kai
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#16
Kai, ich werde den Abgleich noch mit dem vorgeschlagenen Rauschen wiederholen. Mit dem Spektrum-Analyzer
muss ich mich mal tatsächlich beschäftigen.
Aber wirklich, die Köpfe waren verstellt und mit meinen Mitteln und relativ wenig Erfahrung auf dem Gebiet
der Tonbandaufnahme klingt nun Aufnahme und Wiedergabe super und eigentlich ist das 40 Jahre alte Band
fast schon vergessen. Ich benutze hier zurzeit noch ein paar gut erhaltene BASF ferro KH HiFi DP26 aber auch neue RTM SM911.

Das Rechteck benutze ich gern, da man daran sehr gut Überkompensation und Frequenz-Verluste erkennen kann,
zur Einstellung der Phasenlage beider Kanäle hätte ich aber auch einen Sinus verwenden können.

Danke an alle, über neue Tipps freue ich mich natürlich weiterhin.

Beste Grüße ..
Klaus
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