Das letzte seiner Art: Tascam 202 Mk3 bis Mk7
#1
Einfach weil es mich interessiert hat und weil es eben "das Letzte seiner Art" ist habe ich mal herum geforscht und mich mit dem Tascam 202 beschäftigt. Nicht weil es irgendwie super besonders wäre, sondern weil dieses Modell das letzte Tapedeck ist welches man 2019 noch neu kaufen kann.
(Die Renkforce Teile TP-1000/TP-1010 und seine Clone lasse ich aussen vor.)

Ich habe nicht wirklich tief geforscht. Es schwirrt einem eh schnell der Schädel wenn man ein fast gleiches Modell über die Generationen vergleicht. Ich habe mir nur die Beschreibungstexte und die technischen Daten von Tascam angesehen. Schon darin waren offensichtliche Druckfehler wie z.B. dass das Gerät 19 Höheneinheiten HOCH ist. Was also von all den Zahlen stimmt sei dahingestellt.

Man kann alles das noch auf den Seiten von Tascam nachforschen. Das finde ich schon vorbildlich. Machen nicht alle, diese alten Infos weiter online stehen zu lassen.
Ich konnte zurück bis zum Tascam 202 Mk3 recherchieren. Das zog sich dann durch bis zum nun aktuellen Modell Mk7.
Und weil man ja schnell denkt, wenn hinter dem Mk eine höhere Ziffer steht ist das Gerät besser geworden irrt sich hier. Leider ist es beim Tascam 202 eher andersherum gewesen. Mit jeder Generation wurde weiter abgespeckt.

Hier sind sie nun, in der Reihenfolge ihres Auftretens:

[Bild: 34755676fd.jpg]

[Bild: 34755678pl.jpg]

[Bild: 34755681vs.jpg]

[Bild: 34755686mi.jpg]

[Bild: 34755691al.jpg]

[Bild: 34759502ev.jpg]

Das Teac Modell W-1200 ist baugleich mit dem Tascam 202 Mk7 bis auf die unterschiedlichen Displayfarben und das Teac kommt ohne die abnehmbaren 19" Rackwinkel.
Auf den ersten Blick ist das Design über all die Jahre relativ gleich geblieben. Das Display scheint sich die ganze Zeit über gar nicht verändert zu haben.


Beim Mk3 gab es Dolby B, Dolby C, und HX-Pro. Das Deck beherrschte Auto-Reverse. Dann eine CPS genannte Suchfunktion. Der Frequenzgang wurde mit 25Hz - 19kHz bei Metallband angegeben. Fremdspannungsabstand ohne Dolby bei 59 dB, mit Dolby B waren es 69 dB und mit Dolby C stolze 79 dB.
Angegebene Gleichlaufschwankung: 0,06%

Beim Mk4 war vieles identisch von den Funktionen beim Vorgänger. Auch hier wurde ein Auto-Reverse Laufwerk verbaut. Zusätzlich kam noch eine Anspielfunktion hinzu (Intro Check). eine Leerbandsuche und zum ersten Mal konnte der Pitch für Deck 1 um bis zu 12% verstellt werden. Dolby gab es nur noch in der B Version (Dolby C gibt es nun nicht mehr). Aber mit HX-Pro war es weiterhin ausgestattet. Ein Mikrofoneingang mit Mixregler gab es nun auch. Gerät wurde um 1,5 kg schwerer als das vorherige. Der Frequenzgang verschlechterte sich auf 30Hz - 19kHz bei Metallband. Der Fremdspannungsabstand war weiterhin 59 dB ohne alles und mit Dolby B wie gehabt bei 69 dB. Die Gleichlaufschwankung verschlechterte sich auf 0,09%.

Beim Mk5 kamen Dinge wie RTZ (zurückspulen auf Null), wiederholte Wiedergabe eines Abschnitts sowie ein Timer für automatische Wiedergabe- oder Aufnahme hinzu. Ansonsten wie gehabt: Auto-Reverse wie vorher aber die Anspielfunktion wird nicht mehr erwähnt. Dolby B und HX-Pro waren weiterhin an Bord. Frequenzgang und Fremdspannungsabstand blieben wie beim Vorgänger. Die Umspulzeit verschlechterte sich von 100 auf 160 Sekunden. Seit dem Mk5 ist nur noch das abspielen von Metallbändern möglich, keine Aufnahme mehr. Frequenzgang noch immer 30 Hz - 19 kHz laut Handbuch. Die Gleichlaufschwankung verschlechterte sich abermals auf nun 0,25%.

Beim Mk6 passierte nicht viel. Nur eine entscheidende Sache änderte sich zum Vorgänger: Es gab von nun an kein Dolby mehr. Gar keine Rauschunterdrückung war nun an Bord. Alle anderen technischen Daten sind exakt gleich zum Mk5 geblieben. Nur der Dolby Schalter fehlt nun. Das dürfte mit der Entscheidung der Firma Dolby zusammenhängen ab nun keine Lizenzen mehr für Cassettendecks zu erteilen. Nun sind die Frequenzgänge mit 30 Hz bis max. 15 kHz (Type 2) angegeben.

Beim Mk7 sind wir nun im Jahre 2019 angekommen. Auf den ersten Blick hat sich laut den Daten nicht viel verändert. Aber ab jetzt gibts kein Auto-Reverse mehr. Dafür wieder eine Rauschunterdrückung die aber nur beim abspielen eine Funktion hat. Und es kam eine USB 2.0 Buchse dazu um Audio auf den PC ausspielen zu können. Das Display lässt sich nun dimmen. Ab diesem Modell liegt eine Fernbedienung dabei mit der sich das Gerät steuern lässt.
Weiter auffällig beim Mk7 gegenüber dem Mk ist, dass der Signalrauschabstand nun mit 58dB statt 59 angegeben ist. Und sich die Eingangsimpedanz der analogen Chinchbuchsen von vorher 50 KiloOhm auf 33 verringert haben. Die Ausgangsimpedanz hat sich von vorher 50 KiloOhm auf nun 1 KiloOhm verändert. Beim Mikrofoneingang sieht es ähnlich aus: Min. Eingangspegel ist nahezu gleich aber die Impedanz hat sich von vorher 47 KiloOhm auf nun 3 KiloOhm verändert. Der Kopfhörerausgang haut nun 15mW raus statt wie voher 2mW. Die Last am Kopfhörerausgang ist mit 32 Ohm gleich geblieben.
Das alles deutet wohl auf eine völlig andere Elektronik im Gerät hin als sie vorher verbaut wurde.


Diese Vergleiche sind nicht vollständig noch dürften sie 100% stimmen. Ich habe einige Unstimmigkeiten in den ganzen Angaben von Tascam gefunden. Und Papier ist bekanntlich geduldig. Leider kann ich auch keinen Blick in all die Geräte werfen, dann wäre man noch schlauer.

Das Gerät ist meiner Meinung nach leider zu teuer fürs Gebotene. Gute 500 Euro ruft Tascam dafür auf. Bei Conrad ist es aber über Vorbestellung (weil noch nicht am Lager) zur Zeit für 415 Euro zu haben. Man sollte aber eben auch nicht vergessen: Es könnte das letzte CC Tapedeck sein, welches man noch neu erwerben kann. Es ist halt das Letzte seiner Art


Es sei noch erwähnt, dass es das selbe Gerät in anderen Ecken der Welt auch als Teac gibt und sogar in Silber.



Der Vollständigkeit halber hier der Link zur Tascam 202 Mk7 Produktseite.



Und hier zum Tascam Produktarchiv wo man sich all die ausgelaufenen Tascam Geräte anschauen kann.
Cassetten hören ist ein geheimer Akt. Streams und Computer verbinden dich mit allen. Mit der Cassette bist du allein.
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#2
Über diese Gurke habe ich hier schonmal gejammert:

Die Cassette im Jahre 2018

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#3
Zitat:Über diese Gurke habe ich hier schonmal gejammert
thumbsup Jaja... Der Preis ist irre. Es ging mir aber auch nicht ums hochloben des Geräts.
Und es geht immer noch schlimmer. Das Ding hier kann man tatsächlich auch neu kaufen:
[Bild: 34756464mp.jpg]
Cassetten hören ist ein geheimer Akt. Streams und Computer verbinden dich mit allen. Mit der Cassette bist du allein.
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#4
Pyromixer,'index.php?page=Thread&postID=230067#post230067 schrieb:Der Preis ist irre.

Das m.W. (bis auf die 19"-Rackbefestigung) baugleiche Teac W-1200 gab es letztens bei Amazon für 359 €. Gegenwärtig steht es wieder bei 399 €.

Schön gemachte Recherche! Obwohl mich das Deck eigentlich nicht interessiert, fand ich die Entwicklung über die Generationen hinweg spannend (bin ja selber Hobby-HiFi-Archäologe). Was mich noch interessieren würde: Gibt es einen nachvollziehbaren Grund für den Wegfall von Dolby C beim Mk IV? Einfach Kostengründe, oder auch irgendwas in Richtung Lizenzen?
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#5
Das finde ich aber schon witzig, das letztgezeigte Ding.
Mit USB und SD ist es praktisch und optisch nett gemacht.
Wo gibts das?
Gruss, Martin
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#6
Zitat:Mit USB und SD ist es praktisch und optisch nett gemacht.
Wo gibts das?
Das chinesische Kofferradioding habe ich bei Alibaba entdeckt. Mitsamt Tausender anderer Cassetten Henkelmänner und Walkman Clones.

Zitat:Gibt es einen nachvollziehbaren Grund für den Wegfall von Dolby C beim Mk IV?
Das kann ich auch nicht beantworten. Wahrscheinlich Kostenersparnis. Weniger Teile, geringere Lizenzgebühr. Vielleicht hat auch Dolby die Lizenzen schrittweise nicht mehr erteilt. Das weiss ich nicht.

Zitat:baugleiche Teac W-1200
Das Ding ist wirklich baugleich. Mit einem winzigen Unterschied: Das Display beim Teac ist blau/rot anstatt orange/rot. Die 19" Winkel lassen sich beim Tascam, wie ich das so sehe aber auch abnehmen. Teac hat sich auch etwas mehr Mühe bei der Produktbeschreibung und Bewerbung gegeben wie ich finde. Und in den technischen Daten spult das Teac Deck auf einmal auch schneller als das Tascam: 120 anstatt 160 Sekunden.

Aber wahrscheinlich nutzen die bei Teac/Tascam Xerox Kopierer im Büro. Da würde mich dann nichts mehr wundern. Xerox Scanner sind ja bekannt dafür, dass die Zahlen einfach willkürlich in den Scans und Kopien auswechseln. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich diesen absolut kurzweiligen Vortrag zum sog. Xerox Bug .
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#7
Hier noch ein paar Details zum Tascam 202 Mk7:

[Bild: 34757434ql.png] [Bild: 34757436lv.png]

[Bild: 34757437ps.png] [Bild: 34757438fs.png]

[Bild: 34757439tn.png] [Bild: 34757441ee.png]


Die Snapshots sind aus der einzigen zur Zeit verfügbaren vernünftigen Review zu dem Gerät von VWWestlife. Die Review kann man sich hier ansehen.


Generell hatte er zu bemängeln, dass das linke Deck leicht summt. Die Ursache scheint das zu dicht an der Platine sitzende Netzteil zu sein. Das könnte man wohl leicht selber verbessern mit Abschirmblech o.ä. Desweiteren ist zu erkennen, dass das Mk7 augenscheinlich eine völlig neue Platine besitzt. Da dort der USB Chip und die USB-Buchse nun drauf implantiert ist und auch die Beschriftung der Platine bezieht sich nur auf Mk7.


Eine weitere Besonderheit dieses Decks ist ja wie schon geschrieben, dass es keinerlei Dolby Schaltung mehr gibt weil Dolby keine Lizenzen mehr erteilt. Statt dessen wurde eine reine Playback Rauschunterdrückung implementiert. Diese basiert auf dem LM1894 Chip von Texas Instruments. Der Vorteil soll wohl darin bestehen, dass es so möglich ist bereits mit Dolby B bespielte Tapes korrekt wiederzugeben.


Texas Instruments schreibt zum DNR System:
Der LM1894 ist eine Stereo-Rauschunterdrückungsschaltung für Audio-Wiedergabesysteme. Das DNR-System ist nicht komplementär, d.h. es ist kein codiertes Quellmaterial erforderlich. Das System ist mit praktisch allen vorbespielten Bändern und UKW-Sendungen kompatibel. Psychoakustische Maskierung und ein adaptives Bandbreitenschema ermöglichen dem DNR eine Geräuschreduzierung von 10 dB. DNR kann aufgrund der wenigen zusätzlichen erforderlichen Komponenten Leiterplattenplatz und Kosten sparen.


Eine kleine Randbemerkung zum Thema:
Im Display ist das Dolby Symbol in der Aussteuerungsanzeige nach wie vor zu sehen. Das Display ist also nach wie vor das Gleiche wie in den Vorgängern.


Noch mehr unnützes Wissen:
Und wie man sehen kann steht auf der Platine nur TEAC und nicht Tascam. Tascam stellt ja die "Professionell" Marke von Teac dar. Daher hat die Tascam Version wohl auch die 19" Winkel dran geflanscht und der TEAC Zwilling kommt wohnzimmerfreundlich ohne diese Winkel daher. Und wer wusste schon, dass TEAC kein japanisches Unternehmen mehr ist, sondern dem US Unternehmen Gibson Guitars gehört? Ich wusste das bis eben nicht. Ich wusste auch nicht, dass Gibson seit Mai 2018 insolvent ist. Und dass es schon länger eine sehr enge Verbandelung mit Onkyo gibt ist mir auch neu gewesen.
Da kann man ja mal gespannt sein wie das so weitergeht mit dem TEAC-TASCAM-ONKYO-GIBSON Konglomerat in Zukunft. Wahrscheinlich wie immer Zerschlagung und die Marken werden an irgendwelche OEM Anbieter verhökert. Mehr Fakten zur Gibson Pleite gibts hier bei Gitarre & Bass.



Laufwerk(e):
[Bild: 34757582ow.png]

[Bild: 34757733bm.png]
Hier kann man einigermassen das wohl recht simple Laufwerk des Mk7 erkennen.
Im Review Video kann man es sich in HD Auflösung riesengross genauer ansehen.

Soweit erstmal. Immerhin hat man dem Ding ein Teil mit frischen Kondensatoren und Trimmern. Da sollte ein paar Jahre Ruhe sein. Schade, dass sie kein besseres Laufwerk verbaut haben. Lieber ein Besseres anstatt zwei solcher Simpelchassis. Auf der anderen Seite geht vielleicht auch nicht so viel kaputt. Was nicht da ist kann nicht kaputt gehen sagt man ja.


Könnte man nicht ein eigenes Tapedeck konstruieren? Die frische Elektronik aus diesem Deck nutzen und die Mechanik eines alten, soliden Boliden? Ich merke schon, es wird zu spät.... Kopfmatsch Big Grin
Cassetten hören ist ein geheimer Akt. Streams und Computer verbinden dich mit allen. Mit der Cassette bist du allein.
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#8
Ich findes das Teil fast noch ein Stück besser.
https://www.ebay.de/itm/Tascam-CD-A580/4...:rk:5:pf:0
VG Martin
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#9
TEAC gehört zu Gibson?
Schade.
Teac Audio Systems Company of America (TASCAM)
wird dann früher oder später auch Geschichte sein.
Sad
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