Restauration Tandberg Series 12
#1
Hallo,
Ich habe eine Tandberg 12-21 erstanden. Obwohl sie bei der "Verkaufsvorführung" schon Macken zeigte habe ich sie trotzdem gekauft, da sie von aussen wie neu ausgesehen hat (Die Maschine hat nicht einen Kratzer und selbst die Cinch Anschlüsse und die Bleche auf denen diese Montiert sind weisen keine Korrosion auf) und laut Verkäufer jahrzehtelang in einem Lager gestanden hat.

Die Maschine hat folgende Probleme:
  • Die Kontakte der Rec-Playback-Amp Schalter knacken und scheinen gereinigt werden zu müssen
  • Die Maschine spielt, ist aber beim Vor- und zurückspulen "kraftlos" und bleibt manchmal stehen, vor allem, wenn auf der Spule schon zu viel Band drauf ist
  • Sie macht Laufgeräusche. Vermutlich gehört da was geschmiert.Ich habe mir das Servivemanual runtergeladen und darin steht dass man als Schmierstoff Esso Teresso 43 oder 47 verwenden soll. Nun werden diese beiden Öle nicht mehr hergestellt, doch man kann sie noch auf eBay kaufen. Lieber wäre es mir ich aber könnte es hier in Wien kaufen.

Nun habe ich folgende Fragen:
  • Kennt jemand ein äquivalentes Öl, dass bei uns erhältlich ist ?
  • Kennt jemand die Maschine und kann was dazu sagen ?
  • Gibt es vielleicht bekannte Schwachstellen, denen man sich widmen muss ?
  • Sind in der Maschine problematische Kondensatoren verbaut ?
  • Wie bekomme ich die (Dreh)knöpfe runter um die Deckplatte zu entfernen. Im Servicemanual ist das nicht erwähnt, Madenschrauben haben sie nicht und Gewalt traue ich mich nicht anwenden.
Danke,
Gerhard
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#2
Hallo Gerhard,

- als Schmierstoff würde ich Modelleisenbahn-Öl verwenden, für Schub- und Zughebel aber eher etwas Fett.
- die "12" kenne ich nur vom Bild
- bekannte Schwachstellen? Ja sicher: das Gerät ist alt. Rolleyes
- problematisch können alte Kondensatoren immer werden, vor allem wenn es sich um Elkos oder Papierkondensatoren handelt. Beides dürfte verbaut sein.
Da muss man halt durchmessen, wenn es Fehlfunktionen gibt.
- die Drehknöpfe scheinen nur gesteckt. Vielleicht hilft es, sie behutsam warm zu machen. Schaue aber erst einmal, ob Du an die zu inspizierenden Stellen nicht schon herankommst, wenn Du das Gerät komplett aus dem Holzhaus herausnimmst. Dazu musst Du nach meiner Ansicht nur die vier Schrauben in den Frontplatten-Ecken lösen.

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Hallo Gerhard!

Zuerst einmal gratuliere ich zu Deinem (in D) relativ seltenen 12-21 Tandberg.

Ich hatte vor einigen Jahren ebenfalls so eine "Wundertüte".

Außer den, von Peter erwähnten Altersmacken, gibt es einen wirklich gravierenden
Knackpunkt bei dem Bandgerät, der den Reparateur vor große Probleme stellen kann.
Es sind die mittig angeordneten Schiebeschalter. Deren vielfache Kontakte rubbeln
einfach auf der Platine herum. Bei meinem Gerät ließ sich ohne fürchterliche Knackser
und Brummgeräusche keine Umschaltung vornehmen. Die eingebauten Endstufen
sollte man beim Umschalten also auf leise stellen, sonst rafft es u. U. angeschlossene LS dahin.

   

Auseinander geht das 12-21 eigentlich ganz einfach.
4 Schrauben (mit gummierten U-Scheiben) sind zu entfernen, um das Chassis in Gänze aus dem Holzgehäuse
zu entnehmen.

   

   

   


Danach alle Knöppe. die TK-Abdeckungen ab, und die vier Schrauben (Kreuzschlitz) lösen.
Dann kannst Du die Frontabdeckung entfernen, und hast einen freien Blick auf den Antrieb
und weiteres Innenleben von oben.

   

   

Gelaufen ist es anfangs prächtig. Über die eingebauten Endstufen war die
Wiedergabe per externer LS gut. Bis ich an den Schiebeschaltern, weil ich Aufnehmen wollte,
die Einstellung von play auf record verstellte. Danach war der Wurm drin (s. o.)...

Ich habe mein 12-21, mangels Geduld und vor allem mangels fundierter Kenntnisse in
Elektronik, an einen TB-Freund weiter gegeben. Vielleicht liest er ja Deine Zeilen,
und kann Dir helfen.

Viel Erfolg bei der Instandsetzung.

Gruß
Wolfgang

PS.: Den Schaltplan hast Du gefunden? Bei mir klemmte er zusammengefaltet zwischen Chassis
und Holzzarge. Einen scan davon könnte ich Dir bei Bedarf mailen.
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#4
Danke für die ausführlichen bebilderten Antworten.

PeZett,'index.php?page=Thread&postID=228235#post228235 schrieb:die Drehknöpfe scheinen nur gesteckt. Vielleicht hilft es, sie behutsam warm zu machen.
Das werde ich mal probieren.

cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=228244#post228244 schrieb:Knackpunkt bei dem Bandgerät, der den Reparateur vor große Probleme stellen kann.

Es sind die mittig angeordneten Schiebeschalter.
Habe mir mal den Schaltplan und die Platine angesehen (gibt's bei hifiengine.com) und der Schalter scheint wirklich ein Abtraum zu sein.
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=228244#post228244 schrieb:Danach alle Knöppe. die TK-Abdeckungen ab, und die vier Schrauben (Kreuzschlitz) lösen.
Konntest Du die Knöpfe einfach so runterziehen ?
Gruß
Gerhard
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#5
Hallo Gerhard!

Es ist nun schon mehr als 3 Jahre her, daß ich am 12-21 "geschraubt" habe.

So weit ich erinnere, gab es keine nennenswerten Probleme, alle Knöpfe ab-
zuziehen. M. W. gibt´s keine seitlichen Sicherungs-Gewindestifte zum
Festklemmen auf den Achsen.

Wenn Knöpfe festkorrodiert sind, können sie in der Tat bombenfest sitzen.
Man kann sehr vorsichtig den Kandidaten von zwei Seiten versuchen, mit
flachen Stahlblechstreifen, die so weit als möglich unter den Knopf geschoben
werden, ihn hoch zu hebeln/zu lockern (weiche Unterlage nicht vergessen,
damit die Frontplatte nicht zerkratzt wird!). Um den Winkel zu vergrößern,
kleine Holzstäbe/-plättchen unter die Hebelbleche legen.

Es gibt sicher noch mehr Möglichkeiten,festsitzende Knöpfe zerstörungsfrei
zu entfernen. Für alle gilt - mit Bedacht, wenig Gewalt und sehr vorsichtig
zu Werke gehen.
Der Frust ist groß, wenn die vorher makellose Frontplatte verkratzt ist.
Oder Potiachsen verbogen, bzw. Knöpfe gerissen sind.

Das wird schon...

Gruß
Wolfgang

PS.: Das Servicemanual hätte ich auch da. Wenn auch nur in Englisch.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ;(
Hier ein Bild aus dem SM zu den Schiebeschalter-Kontakten:

   

Das zeigt das ganze Ausmaß dieser Spar-Konstruktion...
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#6
Hallo,
Ich habe es nun geschafft das Gerät zu zerlegen. Die Knöpfe waren ziemlich festgefressen. Habe sie dann aber heruntergezogen indem ich unter den jeweiligen Knopf zwei Schnüre neben die Achse geschoben habe, dann jeweils die beiden Enden ein wenig verdrillt habe und dann mit allen vier Enden nach oben gezogen habe, sodass auf den Knopf nur eine Axialkraft nach oben wirkt.

Was mir gleich aufgefallen ist: Das ganze Chassis ist aus Blech, die Knöpfe sind aus Metall, doch es gibt am Trafo Lötstützpunkte, und der Netzschalter ist auch nicht geschlossen bzw. vergossen und der Stecker ist nur zweipolig. Dass Gerät kann unmöglich Schutzklasse II sein (dazu ist es wohl zu alt). Also fehlt IMHO ein Schutzleiteranschluss an das Chassis. Wenn man genau ist, müsste man eigentlich für jedes Metallteil (z.B den Joystick) sicherstellen, dass es immer Kontakt zum Schutzleiter hat. Da mit das Detailwissen fehlt, das Gerät auf Schutzklasse I nachzurüsten und ich auch keine Isolationsprüfung machen kann, so denke ich, dass es am sichersten ist das Gerät nur über einen Trenntrafo zu betreiben, oder ?

Der Schiebeschalter ist wirklich ein "Abtraum". Wenigsten sehen die Leiterbahnen sauber aus und sind zugänglich. Die werde ich mal mit Kontakt-WL ausspülen und mit Kontakt-61 nachschmieren, damit habe ich schon gute Erfahrungen gemacht.

Weiters ist der Treibriemen für die beiden Spulen ziemlich locker. Ich schätze, deswegen hat die Maschine beim Spulen keine Kraft. Ich werde einfach mal einen neuen kaufen.

Ich frage mich auch was ich mit den ganzen Kondensatorem im Gerät machen soll. Optisch sehen sie Ok aus (aber das will ja nichts heissen) und ESR Messgerät habe ich keines. Soll ich einfach alle auf Verdacht tauschen?

Gleichrichter sind auch zwei drinnen. Ein AEG B250C75 (laut Google ein Selengleichrichter), den sollte ich tauschen, oder ? Weiters noch ein "Y416 6612" zu dem ich nichts finde. Das ist ein quadratischer Brückengleichrichter. Der sollte im Zweifelsfall auch getauscht werden, oder?

Gruß
Gerhard
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#7
nertsch,'index.php?page=Thread&postID=228275#post228275 schrieb:Da mit das Detailwissen fehlt, das Gerät auf Schutzklasse I nachzurüsten und ich auch keine Isolationsprüfung machen kann, so denke ich, dass es am sichersten ist das Gerät nur über einen Trenntrafo zu betreiben, oder ?
Wenn es danach geht, müssten alle Revoxe und auch andere, modernere Tandbergs, wie 10 X (D) und TD 20 A über einen Trenntrafo betrieben werden! Die haben alle Metallchassis und nur zweipolige Netzkabel.
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#8
Hallo Gerhard!

Bezgl. Netzanschluß hat Holger bereits alles dazu geschrieben.

Auf Deine Fragen, welche Bauteil vorsorglich zu wechseln seien,
und was als Ersatz nehmen:

Wenn bis auf den schlappen Antriebsriemen (und sonstige mechanische Wehwehchen)
das 12-21 funktioniert, dann würde ich die Finger davon lassen.
Allenfalls den "Knallfrosch" auf der Primärseite im Netzteil. Wenn es ihn denn hier gäbe.
Ich kann im Schaltplan zumindest keinen ausmachen. Aber eine Sichtkontrolle hilft Dir
hier weiter.
Bei einer Auswechselung von Selen-Gleichrichtern durch Silizium-Gleichrichter, ist zu
beachten, daß die Durchlaßspannungen sich ändern. Es müssen darum u. U. Anpassungen
in der Schaltungsumgebung gemacht werden. Dazu äußern sich bestimmt noch die Ex-
perten im Forum.
Ansonsten würde ich das 12-21 "ereignisorientiert" betreiben. D. h., wenn sich Fehler ereignen,
dann reparieren/austauschen. Gerade die Bandmaschinen aus den 60ern haben eine prima
Standfestigkeit hinsichtlich der elektrischen Bauteile. So zumindest meine Erfahrungen,
die natürlich nicht repräsentativ sind.
Es sei denn, Du möchtest das letzte Quäntchen an Machbarem aus dem 12-21 herausholen, dann
kommst Du um eine umfassende Grundrevision nicht herum.

Den Antriebsriemen gibt´s vielleicht noch bei Schmidt in Remscheid (Tandberg-Service).
Ansonsten ausmessen, und einen passenden (etwas geringer im Durchmesser als der schlappe
Riemen, wegen der Längung) Rundriemen kaufen.

Gruß
Wolfgang
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#9
Zum Austausch Selen gegen Silizium:
dabei steigt sowohl die Belastung von Trafo und Lade-Elko als auch die resultierende Ausgangsspannung der Siebkette an. Um keine Überraschungen zu erleben, sollte man, falls möglich, den Spannungswähler auf 240 V umstellen und ggf. einen zusätzlichen Serienwiderstand vor den Gleichrichter schalten, dessen Größe man ausmessen sollte. Man 8te auf die Belastbarkeit.

LG Holgi
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#10
Man muß nicht Dinge austauschen, die nicht kaputt sind.
Im Service Manual sind die Spannungen hinter den Gleichrichtern für die damals übliche Netzspannung angegeben.
Wenn die nach Umrechnung auf die heutige Netzspannung und die am Trafo gewählte Übersetzung stimmen, besteht kein Austauschbedarf.
Wenn man den Selengleichrichter durch eine moderne Siliziumbrücke ersetzt, kann man davor oder dahinter einen Widerstand setzen, der die gleiche Spannung am Lade-Elko bewirkt. Dann hat man die bescheidenen Eigenschaften des Selengleichrichters näherungsweise reproduziert. Wer mehr Mut hat, läßt den Widerstand weg oder nimmt einen kleineren.
Die Hochspannung und die Heizspannung wird in dem Gerät nur für die antiquierte Aussteuerungsanzeige benötigt. Wenn man die durch etwas modernes ersetzt, braucht man diese Spannungen nicht mehr.
Der Rest der Schaltung ist Transistor-bestückt, einschließlich Audio-Endstufen. Da müßte eigentlich bereits eine Germanium- oder Silizium-Brücke als Gleichrichter eingebaut worden sein, um die nötigen Ströme liefern zu können.

MfG Kai
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#11
Ich sehe Erofol II von Roederstein, das ist erfreulich (Folienkondensatoren, sehr guter Ruf). Dafür sehe ich einige entsprechend alte Elkos von Frako, die keinen besonderen Ruf haben. Die könnte man prophylaktisch tauschen, es dürfte aber nicht so dringend sein wie bei Geräten aus den 70ern und 80ern wo die stark zu Kurzschlüssen neigen.
Riemen hat an sich wenn man das korrekte Maß ermitteln kann recht günstig Persicaner in 1100 Wien, und zwar lagernd. Die sind sehr nett und hilfsbereit!
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#12
Nabend in die Runde.
Auf der Großaufnahme des Schiebeschalters von Wolfgang entdecke ich ferner einen helllbraunen Ero-Kondensator, der, wenn er in deinem Exemplar drin ist, auch getauscht gehört. Er sitz allen Ernstes unter einem Transistor, also zwischen dessen Beinen.

Dann fällt sehr negativ auf, dass Tandberg nur Vitrohm-Kohlemassewiderstände verwendet hat, also damals das Billigste und bis heute das Schlechteste.

Die blauen Klein-Elkos können, müssen aber durchaus nicht ausgetrocknet sein.
Gruß
Stefan
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#13
Hallo,
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=228600#post228600 schrieb:Persicaner in 1100 Wien,
Habe bereits einen Riemen auf ebay gekauft. Trotzdem danke für den Tipp.
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=228611#post228611 schrieb:einen helllbraunen Ero-Kondensator
Meinst Du die beiden die ich am Bild "ero" rot markiert habe?
[Bild: Ero.jpg]

Hier habe ich noch weitere Bilder gemacht. Gibt es sonst noch "verdächtige" Kandidaten?
[Bild: 1.jpg]
[Bild: 2.jpg]
[Bild: 3.jpg]
[Bild: 4.jpg]
[Bild: 5.jpg]
[Bild: 6.jpg]
[Bild: 7.jpg]
[Bild: 8.jpg]
[Bild: 9.jpg]
[Bild: 10.jpg]
[Bild: 11.jpg]
[Bild: 12.jpg]


Danke
Gerhard
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#14
Hallo Gerhard,

ja genau. Braun mit weißer Schrift, zylindrisch.
VG Stefan
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#15
Ist deine Kameralinse verschmiert oder verkratzt? Die Bilder erinnern mich an meine eigenen Handyfotos wenn das Handy monatelang in Verwendung war und bei jedem Herausziehen aus der Tasche die Finger Fett auf der Kameralinse hinterlassen haben. Wenn das Handy lang genug mit einem Schlüsselbund in der selben Tasche residiert wird das irgendwann permanent (Kratzer).
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#16
Hallo,

Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=229422#post229422 schrieb:st deine Kameralinse verschmiert oder verkratzt?
Ja, die Linse ist ein wenig verkratzt.


Ich habe noch zwei verdächtige Kondensatoren gefunden:
   

Die Folie in dem Kondensator sieht ein wenig zerknittert aus, aber die Kondensatoren schinen keine Risse oder Sprünge zu haben
Müssen die getauscht werden ?

Gruß
Gerhard
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#17
Sie müssen nicht aber sie sollten. Und alle Widerstände mit rauher Oberfläche (siehe miein letzter Post) messen, ob sich der Wert nicht erhöht hat (in der Schaltung messen reicht). Wobei es hier ja "nur" um die Anzeige(-genauigkeit) geht.

Gruß
Stefan
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