MTL-19
#1
1. Einleitung

Hier soll es einmal um einen wahren Exoten unter den Bandmaschinen gehen, die MTL-19 aus der ehemaligen DDR. Es ist weder als Studiogerät einzustufen, schon gar nicht als Consumer-Gerät, nennen wir es mal "Gerät für staatliche Bedarfsträger". So wird man erahnen (Bilder folgen noch), dass dieses Gerät hauptsächlich im Ministerium für Staatssicherheit zum Einsatz kam.
Wofür genau, lässt sich nun, gut 30 Jahre nach Ende der DDR, kaum nachvollziehen. Für reine Sprachaufzeichnungen (Telefonate, Funkverkehr) ist es einfach qualitativ zu hochwertig aufgebaut. 3 Köpfe, wahlweise in Halbspur sowie in Viertelspurausführung, 3-Motorenlaufwerk, seien hier vorerst genannt. Dieses Gerät bietet auf seiner Rückseite ein wahres Sammelsurium an Anschlußbuchsen jeglicher Art, was erahnen lässt, dass es in einer Kombination aus vielen Zusatzgeräten betrieben wurde. Mittlerweile habe ich aus einigen Quellen erfahren, dass es PCM-Decoder, Bildspeicher-Decoder, Steuerrechner für mehrere Maschinen, Funkabhörempfänger, Programmgeber etc. gegeben hat. Dazu später mehr.


Diese Beschreibung wird sich etwas in die Länge ziehen (leider), da ich a) nur wenig Zeit habe und b) vieles aus dem Gedächtnis zusammentragen muss, da mein aktiver Einsatz dieser Maschinen etwa 20 Jahre her ist. Mein aktuell vorhandenes Exemplar ist in unbekanntem Zustand, gehörte jedoch bis 1998 zu meinem Bestand. Es war viele Jahre verschollen und tauchte nunmehr in einer vergessenen Lager-Garage wieder auf. Mit dabei noch einiges an Ersatzteilen, hier dürfte man auf dem freien Markt nicht mehr fündig werden, ferner dürfte es ohne Unterlagen schwierig sein, die Schaltung dieses Gerätes auch nur annähernd nachvollziehen zu können. Das angefügte Bild entstammt dem Netz, meine Maschine werde ich weiter unten unter die Lupe nehmen.
Zum Schluss dieser Einleitung zur Herkunft: Im Jahre 1994 begannen die Umbauarbeiten in der ehem. Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße zum Arbeitsamt, später Jobcenter. Da flog tonnenweise Technik in den Schrott, u.a. 3 dieser MTL-19. Bewaffnet mit Fahrradanhänger wuchtete ich die 3 Kolosse heimwärts. 2 Tage später kramte ich dann noch einige Einschübe und Ersatzteil-Kartons aus dem Container.

Sehr zum Leidwesen meiner Eltern, lagerte ich das alles, übereinander gestapelt, in meinem Jugendzimmer.

--Fortsetzung folgt--


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#2
Als Wessi sag ich jetzt mal frevlerisch das damit bestimmt die eigene Bevölkerung ausgehorcht und der Westrock aufgezeichnet wurde...


Irgendwie erinnert mich die Maschine an Nordmende oder war es Saba?


Wie sagte doch der Erich Mielke ganz zum Schluss "Ich liebe doch alle Menschen...."...

VG Martin
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#3
leserpost,'index.php?page=Thread&postID=229189#post229189 schrieb:Als Wessi sag ich jetzt mal frevlerisch das damit bestimmt die eigene Bevölkerung ausgehorcht und der Westrock aufgezeichnet wurde...
In der Hauptsache griff man zu diesen Zwecken aber auf bewährte Westtechnik von Uher und Philips zurück. Ich vermute aber, dass die MTL-19 die Krönung der Spitzelei werden sollte, weil man damit mir nicht vorstellbare Spionagearten kombinieren konnte. Die "Wende" hat dem Einsatz das Ende gebracht.

Diese Fotos habe ich im Laufe der Jahre auf meiner Festplatte gesammelt. Sie könnten aus diesem riesigen Komplex Normannenstraße stammen.             [attachment=23059]    
Gruß
Rainer


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#4
KaBe100, Danke für Deinen Bildbeitrag. Die beiden oberen Bilder zeigen (Uher??) Maschinen? Das dürfte sicher der Aufzeichung diversen Gesprächsverkehrs gedient haben. Und wie wir sehen, kam dabei sogar westliche Technik zum Einsatz. ich glaube, auf Bild 2 eine AKAI zu sehen, vielleicht aber auch eine russische.
Ich denke, Bild 3 zeigt eine Art Meßplatz. Und wie ich schon vermutete, wird die MTL-19 dort vermutlich als Datenspeicher fungieren. Da man ja spulen kann, wobei man die Drehzahl regeln kann und gleichzeit mithören, ließen sich so auf einfache Art die entsprechenden Programmstellen leichter finden. Ganz ähnlich sah es damals, Anfang der 90er Jahre, auch in meinem Zimmer zu Hause aus.

Gut möglich, dass die Aufnahmen in der Normannenstr. gemacht wurden, es spricht einiges dafür. Leider war ich nicht drinnen in den Räumlichkeiten, mich hätte das schon interessiert, wie das alles verkabelt wurde. Ich denke, der Audio-Bereich war nur ein kleiner Auszug von dem, wofür die MTL-19 eingesetzt wurde.

Die müssten auch erst ziemlich zum Ende gekommen sein, meine Maschine trägt eine Stempelung 03/1988, die anderen beiden damals, meinen Aufzeichnungen nach 02/1989 und 04/1987.
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#5
Auf alle Fälle hat Uher (auf welchen Wegen und über welche Kanäle auch immer) sicher recht ordentlichen Reibach mit dem Klassenfeind gemacht. Hier nicht gezeigt sind (Un-) Mengen von Uher Report, die von der Stasi und ähnlichen Institutionen (auch von den Russen) zum Bespitzeln der Bürger aus vielen Nationen je nach Gusto verwendet wurden.
Auf Foto 2 ist rechts eine Uher SG XXXX zu erkennen (die nur mit Leerspule), links daneben tippe ich auf eine Grundig und weiter links steht eine silberne Philips N4520/4522. Das Gerät ganz links ist mir unbekannt.

Ich liefere noch eine Ansicht einer "Überwachungswand" nach, bestehend aus allesamt Uher-Geräten:

   
Die Kassettengeräre rechts sind mir nicht bekannt, könnten aber den CAW-Gerätschaften zuzuordnen sein.
Gruß
Rainer


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#6
Ich vermute, in Bild 2 das ganz linke, ist ein Magnetbandspeicher für irgendeine Rechentechnik. Wir hatten in unserem Ausbildungsbetrieb noch einen Magnetbandbandrechner bis Ende 1998 in Betrieb, da gab es einen ähnlichen Kasten. Videogerät würde ich mal ausschließen, da man schlecht erkennen kann, ob die Art Kopftrommel oben etwas schräg steht. Ich weiß aber, dass man beim MFS bereits U-Matic-Systeme, aber auch Beta hatte. Ein Lehrfilm für MFS-Offiziere lag damals mit im Container, der befindet sich auf einer VCR-Kassette. Konnte ich aber bis heute mangels Gerät nicht sichten.

Das mit den Uher´n ist echt interessant. Ja, da wird schon irgendein Deal über die Bühne gegangen sein.

Die Kassettenlaufwerke erinnern mich eher an "daro"-Datenlaufwerke mit dem runden Knebel zum Kassettenauswurf. Die CAW-Einschübe hatten eigentlich entweder ein SK 3000 Laufwerk oder später eins von der HMK, sprich mit Klappe. Könnte aber auch eine ältere Anlage sein, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass Deine gezeigten Bilder eher von Ende der 80er Jahre stammen.
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#7
kleiner Nachtrag noch: Beim MFS kamen sogar Nagras zum Einsatz....
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#8
ReFuchs,'index.php?page=Thread&postID=229208#post229208 schrieb:kleiner Nachtrag noch: Beim MFS kamen sogar Nagras zum Einsatz....
Auch beim Rundfunk und beim Fernsehen der DDR waren die Nagras im Einsatz. Am bekanntesten dürfte wohl Hans-Joachim Wolfram von Aussenseiter-Spitzenreiter sein, wo er mit der Nagra am FKK-Strand an der Ostsee Badegäste befragt. In den kleinen Ü-Wagen (B-1000) des Rundfunks der DDR waren je zwei Nagra IV-S fest eingebaut. Auf dem linken Wickeldorn befand sich dabei meistens ein vermutlich selbst angefertigter Adapter für AEG-Bobbies, um die Bänder, welche jeweils einen Musiktitel enthielten, abspielen zu können. Im Gegensatz zum "Westen" wurde in der ehemaligen DDR nicht von Schallplatten sondern vom Band gesendet. Die MTL-19 kann man schon als historisch wertvolles Zeitdokument einordnen. Leider scheint es nicht mehr viele davon zu geben.
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#9
Da ich nun nicht wusste, wofür die Dinger nun wirklich eingesetzt worden sind, wollte ich es dazu benutzen, wofür eine Bandmaschine erstmal gedacht war: Zum Musikhören. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht wirklich hochwertige Bandmaschinen, das kam erst später, wo ich anfing, Geld zu verdienen. 1994 begann ich meine Lehre.

Nun, wenn man keine Unterlagen oder Anleitungen besitzt, muss man selber fummeln. Glücklicherweise war in der DDR vieles selbsterklärend, sodass sich die Audio-Anschlüsse recht schnell finden ließen, bietet dieses Gerät ein schieres Sammelsurium an Buchsen verschiedenster Art.

Der Aufnahme- und Wiedergabeverstärker ist jeweils getrennt voneinander und dazu auch noch kanalgetrennt ausgeführt. Das heißt, 1 DIN-Buchse Eingang Kanal 1 (KI), 1 DIN-Buchse Eingang Kanal 2 (KII), selbiges für den Ausgang, allerdings hier als männliche Buchse mit Gewinde ausgeführt, für die ich keine Stecker hatte. So benutzte ich einfach eine DIN-Verlängerung, die da genau draufpasste. Alles in allem aber recht aufwendig, da ich ja nun jeweils 2 DIN-Strippen für die Eingangsseite und 2 DIN-Strippen für den Ausgang hatte. Glücklicherweise hatte ich mehrere RFT-Mischpulte, sodass sich das einigermaßen verkabeln lies. Für den Heimgebrauch aber eher unpraktisch.

Einen Ton da rauszubringen war nicht weiter schwierig, da sich im Gerät ein kleiner Kontrolllautsprecher befindet. Mit einem auf dem B93 bespielten Band hörte man zumindest was und mit der o.g. Verkabelung auch in Stereo über die Anlage. (Die damals übrigens aus einem Telefunken Concertino nebst Boxen bestand und einigen RFT-Komponenten). Die Bedienung des Laufwerkes ist trotz der bunten Vielfalt an Tasten recht einfach und selbsterklärend. Eigentlich fand ich das Leuchtklavier recht gut. Einige Lämpchen waren defekt, die besorgte ich mir aus dem Ersatzteilkasten im Lehrbetrieb, es waren die gleichen Kleinsignal-Lampen wie aus den RFT-Wechselsprechanlagen, die damals bei uns im RAW Schöneweide noch in Betrieb waren.

--Fortsetzung folgt--
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#10
Houseverwalter,'index.php?page=Thread&postID=229210#post229210 schrieb:Leider scheint es nicht mehr viele davon zu geben
Das ist die Frage. Wieviele gab es denn überhaupt, denn sie sind recht unbekannt geblieben. Womöglich gab es nur welche in 2-stelliger Anzahl und dann sind 4 davon schon eine beachtliche Anzahl.

Den genannten Beitrag von H-J Wolfram kenne ich, dass es sich dabei um eine Nagra handelte, war mir nicht bewusst. Es gab zu der Zeit auch die RFZ R21. Aber, die ist nicht mit einer Nagra zu verwechseln:
   
Gruß
Rainer


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#11
@ Houseverwalter, da dürftest Du Recht haben, zumal die Stückzahl der Dinger auch nicht unbedingt hoch sein kann, da die erst gegen Ende der DDR gebaut zu sein schienen. Das früheste Datum auf meinen Exemplaren war 1987.
Wie gesagt, es tauchten ab und an mal welche auf, die dann zu Mondpreisen, wie gerade bei picklick, weggegangen sind. Man muss aber auch bedenken, wenn man nicht nur Sammler ist, sondern sowas auch nutzen will, dass es dafür keine Ersatzteile gibt, wenn es um spezifische Bauteile, wie alleine die eigenwillige Andruckrolle (mit Rillen!) geht. Anderes kann man sicher aus dem RFT-Baukastensystem verwenden oder durch Vergleichsbauteile ersetzen.
Des weiteren ist, wie oben erwähnt, der Anschluss nicht ganz einfach (man kann sich natürlich heutztage Adapter löten), sowas hatte ich damals aber alles noch nicht und so gabs halt Kabelsalat.

Auch wenn aus heutiger Sicht und mit heutigen Qualitätsansprüchen die Qualität dieses Gerätes nicht schlecht war, ich habe ja noch Bänder mit Aufnahmen auf dieser Maschine, so würde ich dennoch nicht dazu neigen, mir solch Koloss wieder in die Anlage zu integrieren, das kann eine A77 oder ähnliches mit geringeren Ausmaßen, trotz größerer Spulen, sicherlich besser.

Als Zeitdokument und Hingucker, allemal....
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#12
1994 hatte ich 3 gerettet, davon 1 wieder in meinem Besitz. 1 beim Feuer unbrauchbar, die 2. noch immer unbekannt verschollen. (Finde ich vielleicht auch noch wieder, ich habe noch 3 Lager....), alle 3 Geräte hatten eine mit wasserfestem Stift über dem Kontrolllautsprecher aufgebrachte Nummerierung (fortlaufend). Falls mal eine auftaucht... ;-)

Dazu habe ich noch diverse Ersatz-Einschübe, Steckkarten, Relais, Tasten und die Segment-Anzeigen, die gern kaputt gehen.
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#13
Das waren übrigens die Einschub-Decks von den CAW´s, mit HMK 100-Laufwerken und 2 Geschwindigkeiten.


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#14
ReFuchs,'index.php?page=Thread&postID=229214#post229214 schrieb:Das früheste Datum auf meinen Exemplaren war 1987.
Zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung von Bandgeräten weltweit längst eingestellt und in Japan liefen die ersten DAT-Recorder vom Band. Hier stellt sich tatsächlich die Frage, weshalb für "Horch und Guck" mit enormen Aufwand eine so spezielle Bandmaschine entwickelt wurde, wo doch die Beschaffung von Bandgeräten aus dem "Westen" scheinbar problemlos möglich war. Tonbandgeräte standen vermutlich auch nicht auf der Embargo-Liste. Bereits in den 60er Jahren wurde die Entwicklung von (Heim-) Tonbandgeräten in der DDR eingestellt. Selbst beim Rundfunk waren fast nur importierte Geräte (Studer, Mechlabor) im Einsatz.

KaBe100,'index.php?page=Thread&postID=229213#post229213 schrieb:Den genannten Beitrag von H-J Wolfram kenne ich, dass es sich dabei um eine Nagra handelte, war mir nicht bewusst. Es gab zu der Zeit auch die RFZ R21.
Das war definitiv eine Nagra mit Pilotton-Aufzeichnung, denn die zugehörigen Filmaufnahmen wurden mit einer Arriflex 16 gemacht. Die Nagra wurde übrigens von der jetzigen Moderatorin Hans-Joachim Wolfram bei der "Ablösung" als Erinnerungsstück übergeben.
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#15
Was sich in den schizophrenen Hirnen der damals dafür Verantwortlichen abgespielt hat, werden wir wohl nie ergründen können.
Trotz alledem bin ich erstaunt, was man damals zusammengebracht hat. Unter den (aus meiner Sicht) jämmerlichen Bedingungen, die die Verwendung westlicher Bauteile wegen der permanenten Devisenknappheit fast ausgeschlossen hat. Obwohl, für derart "Sonderverwendungen" war irgendwie immer Geld verfügbar.
Gruß
Rainer


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#16
...nun schon deswegen wurde wahrscheinlich auch so ein Panzer daraus. Da wurde noch viel diskret aufgebaut, mit riesigen Relais gearbeitet, die sogar in Fahrzeugen der Berliner S-Bahn werkeln (BR 485), monströse Netzteile mit Megatrafo, wo es ´87 ein Schaltnetzteil auch getan hätte. Trotz dessem, vielleicht in kompakterer Bauform, hätte das Teil beim Heimanwender durchaus Freude gebracht. Wir in der DDR wussten auch von 3-Motoren-Laufwerken und mussten uns mit den gleichlaufgeplagten Riemen-Einmotorern rumärgern. Das B115/116 ging ja schon in die richtige Richtung, aber der Antrieb....

Ja, was das MFS in seine Entwicklungen steckte, waren enorme Summen. Ob nun Einkauf westlicher Technik, oder Eigenkreationen, wie eigene Videorekorder oder eben Zusatzgeräte, die es erlaubten, Bildmaterial auf normalem Magnetband zu speichern. An der Ingeneurskunst lag es nicht, dass die DDR zum scheitern verurteilt war.

Sicher ist die hier beschriebene MTL-19 nicht wegen ihrer klanglichen Eigenschaften zu erwähnen, eher durch ihre Seltenheit. Wohl bemerkt, diese Geräte wurden aus dem 1. Stockwerk in den Container geschmissen und hatten nicht mal eine Delle. Die waren, bis auf 1-2 defekte Glühlampen oder ein defektes Displaysegment, voll funktionstüchtig. Ich habe damals keine großen Repararturen daran ausgeführt.
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#17
Hallo ReFuchs,
alleine der Gedanke das man diese Teile aus dem Fenster geschmissen hat, lässt bei mir Schmerzen an der Bandscheibe (Rücken) aufkommen.
Diese Geräte sind ca. 54cm Breit, 38cm Hoch, 44cm Tief (Haube und hintere Bügel mitgerechnet) und liegen bei einem Gewicht eines M15a, T4224 oder R722/1 Laufwerks.
Mache bitte erst mal Bilder etc. und lege dann mit der Beschreibung los, sonst werde ich verwirrt.

Viele Grüße
Volkmar
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#18
Wickinger,'index.php?page=Thread&postID=229238#post229238 schrieb:Hallo ReFuchs,
alleine der Gedanke das man diese Teile aus dem Fenster geschmissen hat, lässt bei mir Schmerzen an der Bandscheibe (Rücken) aufkommen.
Diese Geräte sind ca. 54cm Breit, 38cm Hoch, 44cm Tief (Haube und hintere Bügel mitgerechnet) und liegen bei einem Gewicht eines M15a, T4224 oder R722/1 Laufwerks.
Mache bitte erst mal Bilder etc. und lege dann mit der Beschreibung los, sonst werde ich verwirrt.
Lach, das bleibt nicht aus. Ich muss das gute Stück erstmal von 20 Jahre altem Dreck befreien, auf Vollständigkeit prüfen und ggf. komplettieren mit dem was ich noch habe. Vermutlich muss ich dann auch das Netzteil extern erstmal formieren, das war damals nicht nötig, da waren die Geräte nicht mal 10 Jahre alt und vermutlich bis 1990 noch in Betrieb. Fotos vom Fundzustand wird´s aber geben. Der Nummer nach war es die, die ich damals als Wiedergabegerät benutzt hatte. Im Falle eines Standortwechsels des ganzen Geraffels habe ich mir damals notiert, wie was wo verkabelt war. Dazu kam es ja nicht mehr, da ich relativ schnell in meine erste eigene Wohnung zog, und das war nur eine 1-Zimmer-Wohnung, wo ich keinen Platz für 3 Monstermaschinen hatte.
Wickinger,'index.php?page=Thread&postID=229238#post229238 schrieb:Viele Grüße
Volkmar
Danke Gruß zurück, Ingo. P.S. Deine Nachricht habe ich beantwortet.
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#19
Nachtrag: Außer einem verbogenen Griff vorn, war nichts beschädigt. Die originale Haube hatte allerdings nur noch eine Maschine.
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#20
KaBe100,'index.php?page=Thread&postID=229193#post229193 schrieb:
leserpost,'index.php?page=Thread&postID=229189#post229189 schrieb:Als Wessi sag ich jetzt mal frevlerisch das damit bestimmt die eigene Bevölkerung ausgehorcht und der Westrock aufgezeichnet wurde...
In der Hauptsache griff man zu diesen Zwecken aber auf bewährte Westtechnik von Uher und Philips zurück. Ich vermute aber, dass die MTL-19 die Krönung der Spitzelei werden sollte, weil man damit mir nicht vorstellbare Spionagearten kombinieren konnte. Die "Wende" hat dem Einsatz das Ende gebracht.

Diese Fotos habe ich im Laufe der Jahre auf meiner Festplatte gesammelt. Sie könnten aus diesem riesigen Komplex Normannenstraße stammen.
Ich war Anfang des Jahres im Stasi-Museum an der Normannenstraße und meine, einige dieser Bild dort auch gesehen zu haben. Uher-Geräte waren mir dort auf Fotos auf jeden Fall auch schon aufgefallen. Während der Führung wurde auch erwähnt, dass ein Großteil der Abhörtechnik aus dem Westen kam.

(Übrigens ein sehr empfehlenswerter Museums-Besuch. Man sollte allerdings eine der kostenlosen Führungen mitmachen, damit man auch die Hintergründe und Zusammenhänge der ausgestellten Objekte und Fotos versteht.)

Gruß
Robert
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#21
Houseverwalter,'index.php?page=Thread&postID=229210#post229210 schrieb:Im Gegensatz zum "Westen" wurde in der ehemaligen DDR nicht von Schallplatten sondern vom Band gesendet.
</ot>Das würde ich so pauschal nicht sagen, es kam immer auf die jeweilige Anstalt an: In SWF3 z. B. lief tagsüber kaum je eine Schallplatte, im hr wurden für die häufiger gespielten Titel stets Industriebänder beschafft usw.</ot>


Rotierte Grüße

TSD
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#22
Es wäre auch mal interessant zu wissen, auf welchen Weg die vielen Uher-Tonbandgeräte über die Hauptverwaltung "Beschaffung" zum MfS kamen.
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#23
Houseverwalter,'index.php?page=Thread&postID=229320#post229320 schrieb:Es wäre auch mal interessant zu wissen, auf welchen Weg die vielen Uher-Tonbandgeräte über die Hauptverwaltung "Beschaffung" zum MfS kamen.
Alexander Schalck-Golodkowski kann man nicht mehr befragen. Könnte mir durchaus vorstellen, dass auch diese Geschäfte über seinen Tisch liefen.
Gruß
Rainer


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#24
Kleine Plauderei aus dem Nähkästchen in diesem Zusammenhang:

in den 70er Jahren habe ich meine Brötchen bei der "Interflug" als Fluglotse in Berlin-Schönefeld verdient. Irgendwann hatte ich die Gelegenheit, einen kurzen Blick in die Aufzeichnungsanlage für den aufzuzeichnenden Funkverkehr zu werfen. Ich kann mich an große Gerätschaften mit -aus meiner damaligen Sicht- riesigen Bändern erinnern, die sich ruckweise bewegten. Auf den Geräten stand "Assmann"! Der Zutritt zu diesen Räumlichkeiten war nur einem sehr begrenztem Personenkreis möglich.
Laut meiner Kenntnis deckt sich das zeitlich in etwa mit dem "Import" der gezeigten Überwachungstechnik in der Normannenstraße und anderswo. Mir fällt spontan noch der Brocken im Harz ein, von dem auch -zig Geräte abtransportiert worden sein sollen, wie berichtet wurde.
Vielleicht waren die "Consumer-Geräte" zum Abhören ein Abfallprodukt dieses Geschäfts? Gab es zu dieser Zeit schon eine entsprechende Vernetzung Assmann/Uher?
Gruß
Rainer


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#25
Zumindest auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1985 hatten Assmann und Uher schon einen gemeinsamen Stand. Dort war auch so eine Bandmaschine von Atis mit großen 10" oder gar 12" Spulen zu sehen, welche mit 2,38cm/s lief. Diese Maschinen dienten hauptsächlich zur Aufzeichnung des Funkverkehr z.B. auf Flughäfen oder in Rettungsleitstellen.
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#26
Bei der Feuerwehr und im Dispatcherdienst liefen damals ungarische Maschinen: SHR 208.
Das waren 8-Spur Geräte mit ebenfalls 2,38.

Gruß Dietmar
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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#27
Houseverwalter schrieb:
Zitat:Es wäre auch mal interessant zu wissen, auf welchen Weg die vielen Uher-Tonbandgeräte über die Hauptverwaltung "Beschaffung" zum MfS kamen.
Ich will jetzt niemanden auf den Arm nehmen oder irgendwas ins Lächerliche schieben mit meiner Antwort:
Ich denke ganz einfach: Man macht eine Ausschreibung nach Bandgeräten mit den gewünschten Parametern und Menge. Wenn man nicht als DDR-Staat offiziell auftreten will über eine zwischengeschaltete Strohfirma.
Man erhält ein oder mehrere Angebote, es gibt evtl. noch Preisverhandlungen. Es kommt zum Zuschlag und die Lieferung erfolgt per Spedition (Lkw) oder Bahn an eine gewünschte Adresse.
Ich schreibe das deswegen so simpel weil ich nicht glaube, dass kommerzielle Bandgeräte auf der Embargo-Liste des Westens standen, jedenfalls habe ich nichts in den Listen darüber gefunden.

Wenn es ganz dumm gelaufen ist gab es auch noch einen Lieferauftrag von Bauteilen aus dem Ostblock an Uher, das heutige China war bis 1990 näher als wir glauben.
Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen DDR und BRD war bestimmt enger als wir heute wissen

Viele Grüße
Volkmar
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#28
Hallo Volkmar,

mit deiner Annahme eines Zwischenhändlers liegst du wahrscheinlich richtig. Ich habe zusammen mit einem Kollegen im Dezember 1989 beim DDR-Fernsehen in Berlin Adlershof technische Abnahmen für Sony Profi-Videotechnik gemacht, die garantiert vor dem 9. November 1989 geliefert worden war, und zwar von einer Firma Mitsui in Holland. Das ist eine japanische Handelsfirma, über die auch die ersten japanischen Motorräder nach Europa kamen. Der Vertreter von Mitsui soll im Ostberliner Palast Hotel eine ganze Suite bewohnt haben, war aber im Dezember 1989 schon weg. Die Messtechnik beim DDR-Fernsehen war sehr gut ausgestattet mit Tektronix Geräten, eins war sogar neuer als das Gerät, das ich aus der Westberliner Niederlassung extra mitgenommen hatte. Da habe ich schön dumm geschaut, was die alles hatten. Die Leute da waren aber alle sehr nett zu uns. Die Woche im Dezember 1989 war ein Abenteuer, das ich nicht vergessen werde.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#29
Die DDR hatte mit Japan sehr gute Handelsbeziehungen, welche vermutlich besser waren, als mit so manchen sozialistischen Bruderland. Es gab zu DDR-Zeiten auch Geräte der Unterhaltungselektronik aus Japan (u.a. von Sony, Sanyo, Aiwa) regulär für Ostmark zu kaufen - wenn auch zu sehr hohen Preisen. Auch Autos (Mazda) und schwere Raupen (Komatsu) für den Bau der "Trasse" wurden aus Japan importiert. Nur eben keine Tonbandgeräte für "Horch und Guck". Das lag vielleicht daran, dass nur Uher Tonbandgeräte mit niedrigen Bandgeschwindigkeiten zum Aufzeichnen von Telefongesprächen im Programm hatte. Was die professionelle Videotechnik anbelangt: Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das Fernsehen der DDR noch vor ARD und ZDF mit Betacam-Equipment von Sony ausgerüstet war. Außerdem bauten die Japaner in der DDR auch drei Luxushotels in Leipzig, Dresden und Berlin.
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#30
Houseverwalter,'index.php?page=Thread&postID=229352#post229352 schrieb:ch habe mal irgendwo gelesen, dass das Fernsehen der DDR noch vor ARD und ZDF mit Betacam-Equipment von Sony ausgerüstet war.
Das verwundert mich nicht, schließlich hatten wir Wessis ja unseren Haus-und-Hof-Lieferanten Fernseh GmbH, an dessen Programm sich jahrzehntelang die Ausrüstung der Anstalten orientierte.


geMAZte Grüße

TSD
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#31
Bei 1199 vom DDR-Fernsehen war 1989 schon alles in Komponententechnik (Betacam) verkabelt, damit war man bis zum SECAM-Encoder vor dem Sender völlig frei von den Beschränkungen der PAL- und SECAM-Technik. Die Fernseh GmbH hiess damals schon BTS und hat die Betacam Maschinen in Einzelteilen in Japan gekauft und in Darmstadt zusammen gebaut. Auf die Einzelteile wurde ein geringerer Zoll erhoben als auf komplette Geräte. In einigen Studios beim DDR-Fernsehen standen BTS 1 Zoll Videorecorder im PAL-Standard. Das ganze Studio arbeitete dann im PAL-Standard und vor der Sendeleitung sass ein PAL-SECAM Transcoder in der Leitung.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#32
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=229355#post229355 schrieb:Die Fernseh GmbH hiess damals schon BTS und hat die Betacam Maschinen in Einzelteilen in Japan gekauft und in Darmstadt zusammen gebaut. Auf die Einzelteile wurde ein geringerer Zoll erhoben als auf komplette Geräte.
Aber erst nachdem ihr eigenes Komponenten-Aufnahmesystem "QuarterCam", welches auf der 1/4" CVC-Cassette basierte, floppte. Dass die Betacam SP Maschinen von Sony und BTS (Bosch) baugleich waren ist mir bekannt (Sony BVW-75 = BTS BCB-75), dass sie in Einzelteilen nach Deutschland importiert wurden um Einfuhrabgaben zu sparen war mir noch nicht bekannt. Da die Geräte sehr wartungsfreundlich aufgebaut sind - ich habe selber eine Sony PVW-2800P - ist das zusammensetzen der "Ersatzteile" zu einer kompletten Maschine fast schon ein Kinderspiel.
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#33
Die Betacam SP Maschinen gab es auch noch als Thomson (TTV-xxx) und Ampex (CVR-75) gelabelt. BTS hatte in Darmstadt ein richtiges Montageband für die Betacam Maschinen, wo auch der Abgleich der Maschinen erfolgte. Die Maschinen, die von den Öffie´s zu BTS zur Wartung kamen, wurden auf dem gleichen Band abgeglichen. Als BTS die Betacam Montage eingestellt hatte, sind die Sony Service Werkstätten fast an den Wartungsaufträgen erstickt. Die PVW-Laufwerke hatten etliche Kinderkrankheiten, wenn du mit deiner mal Probleme hast, schreib mich an. Die analogen Profi Maschinen von Sony kenne ich ganz gut.

MfG, Tobias
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#34
Habe auch ne MTL 19. Die steht aber als Dauerleihgabe im NVA Museum Harnekop.

(16.12.2018, 18:51)ReFuchs schrieb: kleiner Nachtrag noch: Beim MFS kamen sogar Nagras zum Einsatz....

Na klar! Wenn da ein Zonengerät auftaucht, dann weiß jeder wer das plaziert hat. Bei einem Nagra SN kann es jeder gewesen sein.
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