....ich weiß nicht, ob´s von Interesse ist....
#1
...deswegen stelle ich hier mal die Frage...
Kürzlich ist eines meiner verschollenen MTL 19 DDR-Maschinen aufgetaucht und steht jetzt wieder bei Papa, wenn auch erstmal im Lager. Zwischen heute (bzw. letzter Woche, wo ich das Ding wiederfand) liegen jetzt gut 20 Jahre, weshalb ich nicht weiß, ob das Teil überhaupt noch einen Mucks sagt.
Ich habe damals ne Menge Erfahrungen mit diesen ungewöhnlichen Maschinen machen können, da ich davon gleich 3 hatte, die ich aus dem Schrottcontainer des ehem. Stasi-Geländes in der Berliner Normannenstraße gefischt hatte. Damals wurde das Gebäude zum Arbeitsamt umfunktioniert und alles entsorgt. Das war im Jahre 1994. Bis 1998 benutzte ich eines zur Aufnahme, eines zur Wiedergabe und das Dritte war Reserve.... Ich war selbst erstaunt, dass man damit wirklich gut Musik aufnehmen konnte.
Ist ein Erfahrungsbericht dieser Maschinen von Interesse?
A77 2- und 4-Spur, G36, RFT SK 3930, RFT CAW-WI, SP 3930 und REMA 2072 + B2725 konstant
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#2
Also, mich würde es sehr interessieren. Wenngleich dieses Forum leicht "westlastig" ist, was die beackerten Geräte angeht. Dennoch kann ich mich an Berichte erinnern, in denen Ostgeräte vorgestellt wurden und man erstaunt ob deren Leistung und Qualität war.

Besonders die von Dir genannte Maschine stellt einen absoluten Exoten dar, der allemal verdient, genau vorgestellt zu werden. Mir als Ostberliner war es jedenfalls vor 1990 nicht bekannt und über erste Fotos davon war ich sehr erstaunt.
Gruß, Rainer
Gruß
Rainer


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und HUMOR etwas gutartiges...
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#3
Danke, gut zu wissen. Bis damals kannte ich solche Maschinen auch nicht, aber da wusste man auch nichts von Kassettendecks ala CAW, mit Bandstellenspeicher und diversen Spielereien. Interessanterweise ist das echt alles Musiktauglich. Von dieses CAW´s fand ich jüngst erst welche in einem alten Reichsbahndepot.
Ich kann mit Schmunzeln sagen, dass ich auf den MTL´s so ziemlich das ganze Rave-Satellite-Programm von Clubradio B (ehemals DT64, heute Fritz) mitgeschnitten habe und diese Aufnahmen kürzlich mit der A77 gespielt habe. Das klingt alles ganz ordentlich, wenngleich das Bandmaterial damals nicht das Non-plus-Ultra war. Ich hatte viele Restbestände an ORWO, meist TYP 120 auf 18er und einige DP26 von BASF.
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#4
Vorhin bin ich durch Zufall bei Piclick (oder wie sich das schimpft) auf eine gestoßen. Das Teil liegt jetzt (mit unbekannter Funktion) bereits bei über 800 Tacken. Da bin ich froh, dass ich aus meinen Beständen wieder eine aufgespürt habe. Wie gesagt, es waren mal 3, wo der Rest hin ist, vermag ich leider nicht mehr zu sagen. Seither bin ich zig mal umgezogen....
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#5
Von den CAW habe ich auch erst nach 1990 erfahren. War vorher alles Im "Untergrund" und für das Volk nicht erkennbar. In der Normannenstaße habe ich auch vorbei geschaut, war aber früher, unmittelbar nach dem Sturm der Massen auf das Stasi-Objekt. Da hat es schlimm dort ausgesehen!
Gruß
Rainer


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#6
ich denke die Ost Band-Maschinen ansich sind bestimmt gut, das limitierende Element war das bescheidene Ost Bandmaterial

und da wo es auf hochwertige Materialien ankam gab es auch Probleme, den hochwertige Materialien gab es nur gegen Devisen und Devisen waren knapp
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#7
KaBe100,'index.php?page=Thread&postID=229156#post229156 schrieb:Von den CAW habe ich auch erst nach 1990 erfahren. War vorher alles Im "Untergrund" und für das Volk nicht erkennbar. In der Normannenstaße habe ich auch vorbei geschaut, war aber früher, unmittelbar nach dem Sturm der Massen auf das Stasi-Objekt. Da hat es schlimm dort ausgesehen!
Oh ja, ich weiß. Ausgeräumt wurde das aber alles etwas später dort. Ich wohnte damals in Lichtenberg, war praktisch zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Da konnte man aber mal sehen, welches technische Know-how eigentlich in die Bespitzelung der Bürger gesteckt wurde, was man im HiFi-Sektor vergeblich suchte. Wozu brauchte man denn für Gesprächsaufzeichnung eine 3-Kopf-Maschine mit 3 Köpfen und 19,05cm/s? Wie gesagt, das Ding konnte auch Musik, dazu aber später mehr im ausführlichen Bericht, die Beschaltung war etwas komplex. Ebenso die CAW´s. Die Aufnahme/Wiedergabegeräte waren allesamt 3-Kopfgeräte mit Hinterbandkontrolle, erwähntem Bandstellenspeicher, mögliche 4-Spur Monoaufzeichnung und wahlweise 2,4cm/s. Das konnte nicht einmal ansatzweise ein HMK 200. Dazu waren die Laufwerke sehr wertig und aufwendig konstruiert. Das MTL 19 z.B. mit Papst-Motoren ala Revox und einem mächtigen Capstanmotor. Ebenso auswechselbarer Kopfträger, ich hatte einen für 4-Spur und einen für 2-Spur. Regelbare Umspulgeschwindigkeit und eine Schnittfunktion, ähnlich wie bei Revox, wo man die Wickelmotore abschalten konnte.
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#8
Da könntest Du mit dem Bandmaterial recht haben, Ulf. Das wirklich Interessante ist aber, dass es in der DDR seit Anfang der 60er Jahre aufgrund eines RGW-Beschlusses keine neue Bandmaschinen mehr gab und man sich mit Geräten aus Ungarn, der CSSR, Polen und der UdSSR begnügen durfte. Trotzdem wurde dieses Gebilde, für welche Zwecke auch immer, entwickelt und gebaut.

Welche Bänder zur Verwendung kommen sollten, steht auf einem anderem Blatt. Ich selbst habe mit ORWO zumeist keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ausnahme das 131er Dreifachband, das bei mir ausnahmslos geklebt hat.
Gruß
Rainer


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#9
Sensor, Richtig. Aber offiziell durfte die DDR keine Tonbandgeräte mehr herstellen und musste diesen Zweig laut RGW-Beschluss Ende der 60er Jahre ins sozialistische Ausland abgeben. Somit übernahmen diese Aufgaben vorwiegend Tesla in der CSSR und UNITRA in der VR Polen. Später gesellten sich russische Geräte, wie das Jupiter, dazu.

An sich stimmt das mit dem Bandmaterial, allerdings gab es auch bestimmte Chargen bzw. Sorten die sich bis heute gut gehalten haben. Das Typ 120 mit der schwarzen Rückseitenbeschichtung ist sehr langzeitstabil, wenn auch nicht unbedingt rauscharm. Das Acetat-Zeug, reden wir nicht drüber und spätere Typen, wie 122, 123 neigen zum schmieren. Kassettenbänder waren nahezu nur die Wolfener halbwegs ok, die Dessauer waren arg schlecht. Premmnitzer hatte ich selten, sollen aber auch nicht der Brüller gewesen sein.
Im Vergleich zu den ORWO-Kassetten konnte man auch auf den einfachen DDR-Decks (SK 3930 mit MU 300) mit westlichen Kassetten so einiges rausholen.
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#10
Auf DEN Bericht bin ich gespannt wie ein Flitzebogen! Was haben uns diese Bolschewisten alles vorenthalten und haben uns weiter im Dunkeln mit den Russenteilen wie "Jupiter" für ein Schweinegeld werkeln lassen!
Gruß
Rainer


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#11
Wie auch die CAW´s, konnte man die MTL´s in einem ganzen Geräteverbund betreiben. Es gab dazu rechnergestützte Steuereinheiten, Programmgeber, Funkempfänger verschiedenster Bänder und sogar ein Bildspeichergerät, was dazu diente, dass z.B. auf der MTL und deren Magnetband Bilder gespeichert wurden und zwar digital. Sozusagen PCM ala DDR.
Die CAW´s kamen auch vorwiegend bei der Reichsbahn zum Einsatz, sowohl für automatische Stationsansagen, Aufzeichnung des Streckenfunks etc. Wozu man da allerdings ebenfalls ein Gerät mit HiFi-Frequenzgängen benötigt, bleibt mir auch ein Rätsel. Ich denke, die hohe Qualität dieser Geräte hängt mit deren Nebeneinsatz, wie eben Bildspeichergeräte oder digitaler Datenspeicher etc. zusammen....

Leider waren zu den MTL´s keine Unterlagen dazu, sodass ich mir mühsam alle Anschlüsse und Beschaltungen selbst herausklabüsern musste. Da gab es dann noch Zentral-Bus-Anschlüsse, serielle und parallele Schnittstellen, Centronics-Interface und weiß der Deibel alles. Das waren ja auch mächtige Klopper, das konnte man beinahe nur zu zweit wuchten....
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#12
Ich trage noch etwas Material zusammen und muss noch Bilder machen, dann kommt der Bericht.... Ich habe es damals ein wenig bereut, die irgendwann weggestellt zu haben, aber ich hatte nicht immer so viel Platz, wie vielleicht jetzt. Dazu kam noch ein Brand und einige Einschnitte ins Leben... Umso besser, dass ich das Thema jetzt wieder aufgreifen kann...
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#13
KaBe100,'index.php?page=Thread&postID=229163#post229163 schrieb:Auf DEN Bericht bin ich gespannt wie ein Flitzebogen! Was haben uns diese Bolschewisten alles vorenthalten und haben uns weiter im Dunkeln mit den Russenteilen wie "Jupiter" für ein Schweinegeld werkeln lassen!
Ja das Jupiter war ein schlimmes Ding. Das Laufwerk laut wie´n T34, der Frequenzgang nahe der Mittelwelle... Gut, man konnte mit ´ner Dampframme draufkloppen, das lief weiter. Schlimmerweise wurden die Dinger in den 90ern noch über das blaue C verkauft, für harte D-Mark. Da waren die späteren 3-Kopf-Teslas schon gelungener, wobei auch dort ein direktgetriebenes 3-Motoren-Laufwerk noch einiges gerissen hätte....
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#14
... mach mal. Mir liegt nur noch folgender Satz auf der Seele: im Osten haben sie NICHT die Sonne mit der Stange hoch geschoben!

Hat überhaupt nichts mit Ostalgie zu tun, sondern soll nur ausdrücken, was möglich gewesen wäre, wenn man hätte bauen dürfen. Aber das Politbüro hat anders entschieden und trotzdem gab es diese Ausreisser.
Gruß
Rainer


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#15
Ja, was möglich war, haben wir ja gesehen. Ich habe nach der Wende auch einen, bei RFT gebauten Videorecorder gesehen, nebenbei bemerkt, VHS. Ging nie in Serie, bzw. bekam man nicht. Wenn man richtig Glück hatte, mal einen Sanyo. Oder der Cubus von Heli (RK 90?).
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#16
ReFuchs schrieb
Zitat:Sensor, Richtig. Aber offiziell durfte die DDR keine Tonbandgeräte mehr herstellen und musste diesen Zweig laut RGW-Beschluss Ende der 60er Jahre ins sozialistische Ausland abgeben. Somit übernahmen diese Aufgaben vorwiegend Tesla in der CSSR und UNITRA in der VR Polen. Später gesellten sich russische Geräte, wie das Jupiter, dazu.
Das stimmt so, hatte aber wohl nur Geltung für Geräte des "öffentlichen Bedarfs", Consumer-Geräte sagen wir heute. Sonst hätte es die RFZ- Geräte oder die T-Modelle aus dem Studiobereich nicht geben dürfen.

Auf einen Bericht über die MTL-19 aus Beucha bin ich auch gespannt, habe auch eine rum stehen. Die ganzen Funktions Möglichkeiten haben sich für mich nie vollständig erschlossen.
Leider knittert sie das Band, was an der sehr speziellen Andruckrolle liegen kann.

Viele Grüße
Volkmar
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#17
Alle Funktionen habe ich auch nicht ergründen können, ganz einfach, weil ich die ganzen Zusatzgeräte dafür nicht habe. Es ist, durch die getrennten Verstärker, schon nicht ganz einfach, einen normalen Aufnahme/Wiedergabebetrieb herzustellen, da ja je eine DIN-Buchse für Aufnahme/Wiedergabe je Kanal verwendet wird. Das ist ein ganz schönes Gekabel. Ich habe mir damals die entsprechenden Kabel selbst gelötet oder anfangs ganz einfach einen Mixer benutzt.
Das gute ist, ich habe einiges an Ersatzteilen retten können, was jetzt auch noch erhalten ist. So habe ich noch einige Einschübe (beim WV schmokt gerne mal der kleine Widerstand oben weg), Netzteileinschübe, die Relog-Relais für die Bandgeschwindigkeit usw. Andruckrolle hab ich auch noch welche, die wirste nirgends mehr bekommen.
In der Tat gab es für die MTL-19 einen PCM-Decoder, seinerzeit auch so´ne Mordskiste. Ich kann mir also gut vorstellen, was sich damit alles machen ließe, hätte man diese Zusatzgeräte.
Aber allein das Erscheinungsbild des Teils zieht Blicke auf sich.... Hat definitiv nicht jeder.... Und wie gesagt, die Qualität der Aufnahmen sind gut, wenn nicht sehr gut. Wenn ich mein Exemplar jetzt nach 20 Jahren wieder erwecke, teste ich das mal mit gängigem, bzw. neuem Bandmaterial, welches ich damals nicht hatte.
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