Revox B77 Bandzug beim Spulen

[egon]

Hallo,
ich hab mal wieder ein Problem mit einer B77, sie hat beim schnellen Spulen zu wenig Zug in der Gegenrichtung, egal ob FFW oder REW.
Zur Maschine: der Bandlauf ist gereinigt, die Motoren haben neue Lager, die Motorkondensatoren sind neu, alle Funktionen sind ansonsten ok.
Der jeweils ziehende Motor ist kraftvoll bis zum Spulende, der andere dreht (zu) kraftlos im die Gegenrichtung.
Da man bei laufender Maschine messen muss und dort nicht besonders gut herankommt, hier mal die Frage, wo ich mit der Suche anfangen sollte.
Der 1,2K/5W Widerstand ist ok, Erhalt 1,18k.

[Peter Ruhrberg]

Der jeweils ziehende Motor ist kraftvoll bis zum Spulende, der andere dreht (zu) kraftlos im die Gegenrichtung.

Die Spannung für den Gegenzug ist stark reduziert, sie beträgt bei Einstellung "große Spule" 55V und bei "kleine Spule" 43 V, sofern die Netzspannung mit der eingestellten übereinstimmt (sonst umrechnen). Das würde ich als erstes nachmessen.

Gut möglich ist auch, dass Lager oder Bremsbänder beim Umspulen zu starke Reibung erzeugen. Hierdurch kann das Gegendrehmoment mehr oder weniger "aufgefressen" werden.

Test: bei abgenommener Deckplatte und ausgeschalteter Maschine den Hebel des Bremslüftmagneten in die Stellung bringen, die er beim Anzug hätte und prüfen, ob die Wickelmotoren beim Drehen von Hand schön lange nachlaufen.

Grüße, Peter

[egon]

... also, die Spannung, die in die Motorsteuerungsplatine hineingehen stimmen: 6V, 43V/56V, 89V, 109V
Die Bremsen arbeiten wie vorgesehen, da schleift nichts. Direkt an den Motoren konnte ich noch keine verlässlichen Spannungen messen, ich möchte auch keinen Kurzschluss verursachen.
Leider sind im SM keine Farben für die Motoranschlüsse eingezeichnet, das muss ich erst mal durchklingen.

[Peter Ruhrberg]

Leider sind im SM keine Farben für die Motoranschlüsse eingezeichnet, das muss ich erst mal durchklingen.

In meinem SM für die MK II sind Farbkennzeichnungen drin:



Wenn die Motoren mit gelüfteten Bremsen wirklich schön lange nachlaufen, könnte es gut sein, dass der schwächelnde Bandzug genau so sein muss (ein notorisches A77/B77/PR99 "Feature").
Mit einem Video vom Umspulstart ohne Band könnte ich mehr dazu sagen, eine zusätzliche Bandzugmessung wäre ideal.
Falls die Motorkondensatoren zu schwach sein sollten (nachmessen), würde sich dies auch bei voller Motorspannung in zu schwachem Drehmoment auswirken.

Grüße, Peter

[hannoholgi]

Das ist doch immer so bei den Revox-Kisten. Die Bänder werden grundsätzlich beim Spulen zu locker gewickelt! Der jeweils gezogene Motor läuft ohne Band nur äußerst langsam und träge in Gegenrichtung an und eigentlich ist dessen Drehmoment gar nicht der Rede wert.

[Peter Ruhrberg]

eigentlich ist dessen Drehmoment gar nicht der Rede wert.

So isses. Und es liegt schlichtweg daran, dass die Wickelmotoren zu schwach sind. Bei stärkerem Gegenmoment würde ein Band mit leerem Vorratswickel beim Umspulen kaum noch anlaufen.

Bei der A77 gab es noch die (zugegeben nicht 1000%ig "legale") Möglichkeit, die WM nicht an 110 V, sondern an den 130-V-Anschluss für den Tonmotor zu legen. Dies ist bei der B77 wegen der andersartigen LW-Steuerung leider nicht möglich.

Der A77 ORF-Version wurde sogar eine 150 V Wicklung spendiert - die für etwas wärmere WM sorgte - um gemeinsam mit einem zuschaltbaren 1kΩ-9W-Parallelwiderstand für den Abwickelmotor den Bandzug in offenwickeltaugliche Regionen zu bringen. Doch blieben diese Maßnahmen letztlich nur elektronische Krücken. Demgegenüber war eine G36 deutlich stärker motorisiert

Grüße, Peter

[egon]

Vielen Dank erst einmal für den Auszug aus dem Stromlaufplan, das hat weitergeholfen.
Hier die Spannungswerte:
M1 FFW 16V, REW 94V
M2 FFW 100V, REW 16V
Die 16V scheinen mir doch etwas niedrig - oder?

Bei Wiedergabe:
M1 33V/45V
M2 40V/50V

Die Spannungen wurden über den Motor gemessen.

[Peter Ruhrberg]

Die 16V scheinen mir doch etwas niedrig - oder?

An dieser Stelle muss ich meine Aussage aus #2 relativieren (bzw. korrigieren) -- mea culpa ;(

Die angegebenen Spannungswerte (43/55V) gelten bei der A77 und B77 nur für Aufnahme/Wiedergabe (hierbei bekommt der linke WM 6 V weniger, aber das ist im Moment nicht wichtig, und das Warum und Wieso noch weniger).

Beim Umspulen wird durch den von dir schon erwähnten R1 (1,2kΩ / 9W) die Spannung des gezogenen Motors heruntergeteilt, diese ist aber nirgendwo quantifiziert.

Experimentehalber könntest du einen zweiten gleichgroßen Widerstand parallel zu R1 legen und schauen, was passiert. Nach entsprechenden Erfahrungen mit der A77 vermute ich, dass damit der ziehende WM gegen Bandende nur noch sehr unlustig anläuft.

Grüße, Peter

[fostex]

Bei den späteren B77 wurde der Vorwiderstand auf 820 Ohm reduziert. Den Wert kann man problemlos einbauen. Bei der PR99 (auf jeden Fall bei der MK3) wird diesem 820 Ohm Widerstand ein weiterer 820 Ohm parallel geschaltet, wenn das Gerät auf "große Spulen" geschaltet ist (per Relais, das hört man auch klacken, wenn man die Spulengröße umschaltet). Die PR99 erreicht daher auch nicht mehr die hohen Endgeschwindigkeiten beim Umspulen wie die B77/A77.

Viele Grüße
Volker

[Captn Difool]

Danke für die Infos. Ich will die Spulgeschwindigkeit meiner B77 reduzieren, dann gibt es vielleicht sauberere und straffere Wickel. Auf schnellstmöglichstes Spulen kommt es mir nicht an.

[egon]

Ich habe R1 von 1,2kΩ auf 820Ω reduziert. Das Spulverhalten hat sich merklich verbessert, auch ziehen die Motoren am Bandende noch kräftige durch, nicht zuletzt durch die neuen Motorlager und -kondensatoren.
Es entsteht in kräftiger Wickel, so wie es eigentlich sein sollte. Bei Bändern ohne Rückseitenbeschichtung sehen die Wickel, wie leider zu erwarten, nicht so gut aus.
Für den, der jetzt noch die Spannung am gezogenen Motor wissen möchte: knapp über 23V.

Nochmals vielen Dank für die Hinweise.

[Magnetophonliebhaber]

... mal ganz am Rande;

ich hatte diesen Sommer eine A77, bei der Relaise-Kontakte die Ursache waren und nach dem Reinigen mit einer Schlüsselfeile wieder korrekt schlossen.

Vermutlich stand die Maschine mal feucht...? :whistling:

Einige Kontakte hatten 0,2 Ohm, ein anderer 0,8 Ohm.

R.