14.10.2018, 22:52
Es mag ein Jahr her sein, da hat Claus mir empfohlen ich solle unbedingt einmal nach Bremen fahren: Da hätte jemand interessante Geräte zu verkaufen. Ich habe damals versucht so etwas wie einen Anflug von Vernunft zu kultivieren und gedacht, „das spare ich mir“, um keine weiteren „interessanten Geräte“ irgendwo nur zu stapeln. Selber Schuld.
Es nagte …
Als ich dann im Frühling doch nach Bremen gefahren bin, habe ich mir einen wunderbaren alten Tuner gekauft. Die übrigen Komponenten waren bereits anderweitig vergeben gewesen. Zwei Wochen zuvor!
Das hat man nun davon, wenn man nicht tut was Claus vorschlägt.
Aber mal ehrlich: muss ich das akzeptieren, das „weg“?!
Im Frühling bin ich also die Elbe entlang gen Westen geradelt und habe mir die fehlenden Geräte besorgt, die mir seit Claus' Ratschlag schließlich zustehen. Exakt die, die Claus damals gesehen hatte. Was sonst. Plus Zugabe: Zinsen. Und ich habe dabei einen weiteren netten Herren kennen gelernt, der sozusagen die Sache sicher für mich aufbewahrt hat. Letztlich hat es sich also doch gelohnt nicht sofort zuzuschlagen.
Nogoton. Wer von uns im Forum hat nicht schon schlaflose Nächte durchlitten, von dem Gedanken gequält, wann endlich der „eigene“ Nogoton-Empfänger greifbar würde.
Nicht? Keine Hoffnung?
→ 7128b
Wer Mitte der Sechziger Jahre auf der Suche nach „HiFi“ gewesen ist, der hatte die Wahl mehrere tausend Mark für amerikanische Receiver auszugeben oder der schaute nach den Steuergeräten der einheimischen Radio-Hersteller. Während die US-amerikanischen Anbieter hierzulande teils noch absurd teuer verkauften, hatten die meisten Japaner den Bundesdeutschen Markt noch nicht für sich entdeckt. Die DDR auch nicht.
„HiFi“ war hierzulande eher unbedeutend gewesen; man hatte das amerikanische Schlagwort bis dahin vor allem für die Exportwirtschaft verwendet. In den Sechziger Jahren faszinierte „Stereo“ die Kundschaft, so sie denn überhaupt in den Genuss stereophoner Sendungen im Radio hatten kommen können. Denn der Rundfunk sendete bei weitem nicht überall und auch nicht zu jeder Zeit stereophon. Fachleute diskutierten sogar, wann das überhaupt nötig sei: doch nicht für die Nachrichten oder für Schlagermusik. Diskussionen oder Interviews könne man in stereo senden oder halt anspruchsvolle Musik zu der Zeit, wo der Zuhörer die Muße gehabt hätte das auch zu genießen: ein paar Stunden am Abend. Immerhin, so kommentierte Werner Ratzki Anfang 1966 in der FONO FORUM [1], hätte die „Rundfunk-Stereophonie“ 1965 ihren Durchbruch erlebt, würden, bis auf „zwei Ausnahmen“, „die westdeutschen Rundfunkanstalten regelmäßig Stereo-Sendungen“ ausstrahlen. Es sei damit zu rechnen, dass sich der Anteil der Stereo-Sendungen im Verlauf des Jahres 1966 sogar noch erhöhen würde. Interessenten für die Rundfunk-Stereophonie empfahl der Autor in seinem Artikel allerdings, „… auf jeden Fall sollte sich der Käufer vor dem Kauf das Gerät an seiner eigenen Antenne vorführen lassen und zwar zu den Zeiten, in denen Stereo-Sendungen ausgestrahlt werden. Ein blinder Kauf ... kann sonst unter Umständen zu bitteren Enttäuschungen führen. ...“ Das vergleichsweise „Höhere Empfängerrauschen“ bei Stereosendungen war der Grund für die Empfehlung gewesen.
Nogoton, die Marke kenne ich vor allem aus Anzeigen für Radio-Elemente, sowie aus den alten Radio-RIM-Prospekten, die ich einmal für Wegavision [2] gescannt habe. So mancher Tuner, den die Münchner unter eigenem Namen verkauft hatten, enthielt wohl Bausteine von Nogoton.
Und nicht nur die: beispielsweise die französische Magnetic France hatte in ihrem Super Tuner FM Professional von 1964 einen Nogoton FM-Baustein verwendet. Andere Kunden waren die Elektrotechnische Fabrik Staudigl, die Kirsch KG oder Paradyn in der Schweiz gewesen. Somit war Nogoton also als Konkurrent zur Berliner Görler angetreten.
→ 7135b
Radiomuseum.org schreibt zu der Firma in der Kategorie „Hersteller“, „Nogoton, (und Noroton) Norddeutsche Gerätebau, Inh. Egon Müller, Delmenhorst (Oldenburg), Gründung 1953 (...). Bekannt für UKW-Einbau-Empfängern ganz besonderer Qualität, hat aber Mitte 50er Jahre auch einige Radiomodelle gebaut; 1967 Fa. erloschen. ... Auf der Bremer Firma Hoboton fußend gründeten Egon Müller und Kurt Gust die Firma. Dabei übernahmen sie auch im Prinzip das Firmenlogo, das mit verschiedenen Namen auf den ersten Blick immer gleich aussah. Erst bei näherem Hinsehen ist zu erkennen, daß sich waagerecht TON mit senkrecht NOGO, NORO, NORD, HOBO oder GOLD kreuzt.“ [7]
nogoton_firmenlogoalt.gif (Größe: 12.18 KB / Downloads: 245) → Nogoton_Firmenlogoalt.gif
So etwas wie ein Vorgänger der Nogoton war also die Hoboton gewesen. Damit ist nicht etwa der chinesische Hersteller für Smartphones und Laptops aus Shenzhen gemeint, sondern die Bollmeyer & Hoppe GmbH aus Bremen-Huchting. Auch hier waren ab 1949 ebenso Vorsatz-Empfänger wie komplette Radiogeräte [8] entstanden. Die Marken, die radiomuseum.org [9] für Bollmeyer & Hoppe führt, waren, neben Hoboton, auch die schon genannten „Nordton“ und „Goldton“ gewesen. Im Netz findet man beispielsweise das scheinbar immer gleich gestaltete Radiogerät unter diesen drei Namen.
Nur mit der Identifizierung der Firma Bollmeyer & Hoppe habe ich mich etwas schwer getan. Das Handelsregister kennt die nicht. Auch nicht „Hoppe & Bollmeyer“, woraus sich die Marke „HoBoTon“ logischer ableiten ließe.
Wie auch immer: Hoboton endete, laut radiomuseum.org, 1953. Und 1953 nennen die Radiomusealen als Geburtsjahr der Nogoton [7].
Die Seite „Radios aus längst vergangenen Zeiten“ gibt noch einen Hinweis zum Beginn der Firma: Zu einem UKW-Einbausuper schreibt der Betreiber: „Auf dem Typenschild findet sich noch der alte Firmenname NOROTON“ [10]. Den interpretiere ich als einen Versuch, der Namenskonvention der Hoboton zu folgen um deren Logo zu erhalten. Das „Nor“ könnte aus der Übernahme der ersten drei Buchstaben der Firmenbezeichnung „Norddeutsche Gerätebau“ resultieren.
Doch recht zügig verschwand das „R“ und wurde durch ein „G“ ersetzt. Warum? Keine Ahnung!
Vielleicht waren die Herren Müller und Gust Funker gewesen oder hatten amerikanische Funker gekannt? Oder die hatten sich einfach nur beschwert?
Der Artikel „Training Sparks“ in der September-Ausgabe 1942 von „Motor Boating“ [11] berichtet über eine Noroton U.S. Naval Training School bei Stamford, Conneticut (USA), die Vorbild für die Funker-Ausbildung in den USA gewesen war. Auch Richard A. Bartlett erwähnt in seinem Buch „The world of Ham Radio 1901-1950, a social history“ [12] diese Funker-Schule, die in Kriegszeiten auch die amerikanischen Militär-Funker ausgebildet hatte, von denen nach dem Krieg sicher einige in Deutschland gewesen waren. Wäre es überhaupt möglich gewesen, diesen Namen, „Noroton“, für eine Radio-Firma im mehr oder weniger besetzten Deutschland registrieren zu lassen? Keine Ahnung.
Doch könnte eine durch den Versuch bedingte Verzögerung erklären, warum die Registrierung ein wenig gedauert hatte und dann, Ende 1954, schließlich der Name „Nogoton“ im Handelsregister aufgetaucht war und die Marke „Noroton“ wieder verschwand.
Das Gemeinsame Registerportal [13] der Länder hat unter der HRA1282 nämlich die Nogoton Norddeutsche Gerätebau KG mit der Eintragung am 11.11.1954 beim Amtsgericht Delmenhorst erfasst. Nicht „Noroton“. Nicht 1953.
„11.11.1954“ … Diese Angabe glaube ich, weil sie weder aus Köln noch aus Mainz kommt.
Überhaupt trägt keines der mir bekannten Dokumente eine Bezeichnung einer Gesellschaftsform, stattdessen einige den Zusatz „Inhaber: Egon Müller“. Nicht Gust. Der Inhaber taucht allerdings nicht auf jeder Publikation auf und auch nicht notwendig nur auf den ersten. Ich habe sie zum Beispiel auch auf einem Prospekt aus dem Jahr 1961 [14] gefunden.
Das Registerportal führt die Einzelgesellschaft mit Inhaber unter „Historie“. Das bedeutet die Firma wurde zunächst also vom „Inhaber Egon Müller“ gegründet und wurde später zur „KG“. Offensichtlich nicht vor November 1954.
Die Werbung von 1955 (Gfgf) nennt allerdings noch die „Nogoton Norddeutsche Gerätebau“ als Anbieter eines Einbausuper. Ebenso ein Schaltplan von 1957 (Gfgf) und eine Anleitung von 1961 (Rainers Elektronikpage). Ohne Inhaber, ohne Gesellschaftsform. Das Titelblatt vom Prospekt und ebenso die Preisliste I/61 führen ebenso keine Gesellschaftsform auf, nennen stattdessen „Nogoton Norddeutsche Gerätebau Inh. Egon Müller“ in Delmenhorst [16], wie bei radiomuseum.org bezeichnet. Das gilt auch für die Bedienungsanleitung der um 1965 erschienenen UKW-Empfänger der Serie 9 [17]. Davon ausgehend war die Delmenhorster Firma also bis mindestens 1965 keine Kommanditgesellschaft gewesen, war es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt geworden. Möglicherweise mit dem Eintritt einer GmbH im April 1967?
Unter der HRB1055 führt das Amtsgericht Delmenhorst nämlich auch eine Norddeutsche Gerätebau Verwaltungs GmbH mit der Gründung am 25.04.1967 auf [18]. Hier taucht der Markenname „Nogoton“ nicht auf. Denkbar, dass die Änderung der Nogoton zur Kommanditgesellschaft mit der Gründung und mit dem Eintritt der GmbH zu tun gehabt hatte.
1967 ist zudem das Jahr, für das radiomuseum.org das „Erlöschen“ der Nogoton nennt. Tatsächlich wurde die Löschung der Nogoton Norddeutsche Gerätebau KG erst am 6.11.1975 registriert, die Löschung der GmbH dann am 23.03.1976. Nun müssen die Einstellung der Tätigkeit und die Löschung aus dem Register nicht unbedingt auf den selben Tag fallen. Formale Gründe können dazu führen, das eine „Karteileiche“ noch Jahre erhalten bleibt.
Das „Neue Programm“ der Nogoton [19], jetzt Röhren-los, datiert radiouseum.org auf 1971; allerdings mit Fragezeichen. Das schwedische Handelsregister führte die 1968 gegründete Telac AB in Sundbyberg/Stockholm noch 1971 als Importeur für Nogoton [20]; vergessen die Veröffentlichung zu ändern ...? Oder hatte es tatsächlich nach 1967 noch Produkte gegeben, die man nach Schweden hatte exportieren können? Auf jeden Fall 1968. Denn in einem meiner Geräte tragen die Elkos ein Produktionsdatum von 3/68! Und zwischen Herstellung eines Elkos bei F&T und dessen Einbau in ein HiFi-Gerät liegen üblicherweise auch noch ein paar Tage.
In der August-Ausgabe 1968 veröffentlichte DER TONBAND-AMATEUR [21] Informationen über den Messeauftritt des Importeur Buttschardt aus Basel, der zu Jahresbeginn auf der Radio- und Fernsehausstellung Fera im Zürcher Hallenstadion den elektronischen Blutdruckmesser „Sydimat“ von Nogoton als Neuheit präsentiert hatte. Andere Produkte wären Empfänger, Lautsprecherboxen usw. gewesen.
Übrigens unterscheidet radiomuseum.org zwischen „altem“ und „neuem“ Firmenlogo.
→ Nogoto_FirmenlogoNeu.gif
Doch selbst auf dem „neuen Programm“ [19] ist noch das „alte“ Logo zu sehen.
Ich habe keinen Indikator dafür, ob Nogoton in den Siebziger Jahren noch aktiv gewesen ist. Doch auch ohne eigene Produkte wäre es zumindest denkbar, dass eine Firma noch ein paar Jahre weiter existiert. Beispielsweise hatte sich „Südfunk“ noch einige Zeit nach der Einstellung der Produktion mit der Verwaltung der eigenen Immobilie beschäftigt. Immerhin war die GmbH in Delmenhorst eine „Verwaltungsgesellschaft“ gewesen.
Und die Herren Müller und Gust? „Egon Müller“ ist kein wirklich seltener Name und ohne weitere Informationen ist eine Zuordnung schwer. Einen „Kurt Gust“ aus Markgröningen habe ich als Anmelder eines Patentes und eines Gebrauchsmusters aus dem Jahre 1978 für eine Entlöt-Einrichtung [22] gefunden. Doch ob das der selbe Herr Gust ist, von dem das Radiomuseum schreibt …? Das müsst Ihr beantworten.
Wie auch immer: Bevor die „Verwaltung“ begann, hat die Norddeutsche Gerätebau Geräte gebaut. Genau: In Norddeutschland.
Mehr noch als bei „Hoboton“ waren die Radio-Komponenten das Standbein der Delmenhorster gewesen. Wer sich mehr auf die Herstellung von Gehäusen verstand, als auf die Konstruktion von Empfangsgeräten, dem konnte in Delmenhorst geholfen werden. Und reine Ton-Möbel(!)-Hersteller, wie Kuba, Schneider oder Rosita, hatte es in früheren Zeiten genug gegeben.
Kein Wunder also, dass die FONO FORUM ihren Testbericht (6/67) mit den Worten, „Seit etlichen Jahren ist der Name Nogoton bei HiFi-Liebhabern und Bastlern Inbegriff für hochwertige UKW-Empfänger ...“ [23] einleitete.
Karl-Dieter Mehner schreibt auf radiomuseum.org, „Nogoton hat nicht nur UKW-Einbaugeräte hergestellt, sondern diese auch in Ballempfänger eingebaut, z. B. für Rundfunk-Relaistationen, und in Microport-Anlagen z. B. für Sennheiser und Telefunken. Anfang der 60er Jahre baute Nogoton mit dem Aufkommen der Rundfunk-Stereofonie die Einbaugeräte (Z-Sdfg) selbst in Flachgehäuse ein. Dazu kamen transistorisierte Stereodecoder, Stereofilter zur Unterdrückung des Pilottones, Indikatoren zur Anzeige der Stereosendung und Verstärker, ebenfalls in Flachgehäusen. Mit der Ausweitung des Fernsehempfangs auf den UHF-Bereich baute Nogoton Anfang der 60er Jahre UHF-Konverter. Dazu wurde ein Zweitwerk in Ganderkesee (bei Delmenhorst) errichtet.“ [7] Mit diesem Konverter [24] konnten die Fernsehgeräte-Besitzer dann „Das Zweite“ empfangen. Das Theodor-Zink-Museum zeigt so eine Kombination [25]
Im VDRG-Handbuch von 1955 [26] sind noch drei Versionen eines UKW-Einbau-Empfängers 12642/55 erwähnt. Im Lieferprogramm kommerzieller Geräte von 1961 [14] präsentierten die Delmenhorster UKW-Einbausuper für verschiedene Frequenzbereiche, einen Skalensatz, eine Kombinaton aus Empfänger und Skalensatz, sowie Netzgeräte. Dazu gab es 1961 einen UKW-/AM-Einbausuper, UKW-Stereo-Decoder, Stereo-Indicator und -Filter, aber auch kommerzielle Ballempfangsanlagen, Mikroport Sende- und Empfangsanlagen, UHF-Konverter und -Tuner, Spezialempfänger in Sonderanfertigung, sowie elektronische Drehzahlmesser, Dämmerungsschalter, Temperaturkonstanthalter, Regelnetzwerke, Blutdruckmesser und Herzschallüberwachungsanlagen. Später kam dann noch der Planumat dazu, ein „... elektronisches Nivelliergerät ..., das selbsttätig alle Abweichungen vom gewünschten Niveau feststellt, das Arbeitsgerät sinngemäß steuert ...“, indem es eine Abweichung vom vorgewählten Böschungswinkel mit Hilfe zweier Pendelachsen misst und eine Hydraulik entsprechend nachführt [27].
Zumindest waren Nogoton-Empfänger unter zeitgenössischen Amateur-Funkern in der Bundesrepublik beliebt gewesen: „... seinerzeit viel benutzt“ [28] schreibt Rolf Niefind im ersten Teil seiner Geschichte der Amateurfunk-Satelliten „Vom Ersten bis zum Dritten“ zu den Nogoton-Empfängern, Anfang der Sechziger Jahre.
In einer „Tagungsstation“ war ebenfalls ein Nogoton-Empfänger eingebaut: „... Der Empfänger ist ein Nogoton Super mit Transistor-Nf-Verstärker. Die Anodenspannung wird mit einem Transisor-Spannungswandler erzeugt. Bei den meisten mobilen 2-m-Stationen wurden 3- oder 4-Element-antennen benutzt.“ [29] schreibt DL-QTC und auch DER KURZWELLENHÖRER erwähnt einen „Nogoton Super als 2m Großempfänger“ [30].
Letztlich konnte Nogoton alles anbieten, was für Empfangs-Zwecke wichtig war, rüstete zum Beispiel das Wilhelm-Förster-Observatorium in Berlin-Schöneberg mit einem Spezial-Empfänger (182-184 MHz) aus [31]. Hier sollten unter anderem sowietische Raumfahrt-Aktivitäten verfolgt werden.
Hermann Gerhard Hertz erwähnt in seinem Buch „Strukturelle und kinetische Untersuchungen an flüssigen Gemischen mit den Methoden der Kernresonanz und der Infrarot-Spektroskopie“ den Einsatz eines Breitbandverstärkers Nogoton BBVS 2624 als Empfänger für eine Kernresonanzmessung, angeregt durch HF-Impulse. [32]. Hermann Erbe schreibt in seinem Buch „Auswirkungen der Variationen der Primären Kosmischen Strahlung auf die Mesonen- und Nucleonen-Komponente am Erdboden“ ebenfalls einen Nogoton-Empfänger: „... Als Empfänger dient ein Nogoton UKW-Empfänger, der normalerweise für das Amateurband 144–146 MHz hergestellt wird und von der Firma auf unsere Frequenz umgestimmt wurde. Die Empfangsantenne besteht aus vier Ganzwellendipolen mit vier Reflektoren. ...“ [33]
Schlecht werden die Nogoton-Geräte also nicht gewesen sein. Im Gegenteil. Günter F. Abele kommentiert in seinem Buch „Historische Radios: eine Chronik in Wort und Bild“, „Unter den UKW-Spezialisten von 1953/54 war das schon fast der Geheimtip: ein UKW-Einbausuper der Firma Norddeutsche Gerätebau, Delmenhorst.“ [34] In dem Artikel „Stereo-Anlagen beliebiger Dimensionen“ stellt Ernst Pfau die Dynacord HiFi-Stereo-Verstärker für die Heimanlage vor und endet mit den Anschlussmöglichkeiten: „... Ihre Eingänge erlauben den Anschluß von Kristall- und Magnet-Tonabnehmern, Tonbandgerät und Rundfunk-Empfänger. Im letzten Fall empfiehlt sich natürlich die Verwendung eines sogenannten Tuners, der nur den Hochfrequenzteil enthält, wie er für den UKW-Bereich von Nogoton oder Saba in hervorragender Qualität geliefert wird.“ [35]
Und auch Werner Ratzki scheint der Delmenhorster überzeugt zu haben, hat er ihn doch als Referenz-Zuspieler für seinen Test der HiFi-Stat-Anlage von Dieter Rennwald [36] verwendet.
Mitte der Sechziger Jahre deutete sich die Situation an, die schließlich zum Ende der Marke Nogoton führen sollte: 1965 konnte die Münchner Radio RIM im UKW II S [37] mit einem Nogoton Empfänger-Baustein auf Röhren-Basis glänzen, setzte jedoch im gleichen Jahr bei dem Transistor-Tuner UKW Hi-Fi-T [38] auf Bauelemente von Görler.
Auch Nogoton hatte mit dem „Neuen Programm“ Transistor-Bausteine eingeführt [19]. Später. Nur bei den Münchnern habe ich die nicht mehr gefunden. Zu spät?
Aber wir sind hier ja nicht auf einer Hochfrequenz-Seite, sondern im Bandmaschinenforum. Hat also Nogoton auch komplette Geräte im Angebot gehabt? Ja!. Bandmaschinen? Nein. Dennoch schreibe ich weiter, denn von irgendetwas muss man ja mit seinem Bandgerät aufnehmen.
->7132b
“Nogoton - Ein Begriff für moderne Hochfrequenztechnik“
Es ist nicht etwa so, dass die Bundesbürger im Nachkriegs-Deutschland geborene HiFi-Fans gewesen wären. In den vierziger Jahren hätte man in Deutschland den besten Tonabnehmer der Welt hören können, hätte man sich den denn leisten und vor allem die Muße gehabt, damit Platten hören zu können: Es gab anderes zu tun. Auch das Magnettonband-Gerät war hierzulande entstanden. Doch in den eigenen Vier Wänden hatten damit bestenfalls Parteimitglieder spielen können. Nach dem Krieg wurden die neuen Bundesbürger durch den Rundfunk bald quasi zu ihrem akustischen Glück gezwungen. Während die RCA in den USA dafür gesorgt hatte, dass UKW dort in die Bedeutungslosigkeit verschwand und gleichzeitig der HiFi-Rundfunk auf der Mittelwelle eingestellt worden war, hatte die Neuverteilung der Radio-Frequenzen in Europa zur Folge gehabt, dass die Deutsche Post für die Versorgung der Bürger neue Frequenzbereiche erschließen musste. UKW war zunächst die Lösung eines Problems und nicht Resultat einer Qualitätsforderung gewesen. Doch brachte UKW automatisch auch eine Qualität auf einem Niveau, das Schallplatte und Tonband in den verbreiteten Übertragungsanlagen auch nicht besser gekonnt hatten. Mehr oder weniger automatisch profitierte davon auch die Export-Wirtschaft [39].
Das Radio entwickelte sich also zum wichtigsten Übermittler von Musik. Und bequem war es auch; bequemer als die Schallplatte oder ein Tonband. Und dafür Gebühren zahlen musste man sowieso. Somit hatte bald jeder ein Radio im Hause. Und das blieb so, bis weit nach dem Ende der ersten, der zweiten und der dritten „HiFi-Zeit“ in Deutschland. Während noch Mitte der Siebziger Jahre das Gros der US-amerikanischen Rundfunk-Hörer Werbe-Jingles auf Mittelwelle hörten, noch jüngst US-amerikanische Tester lamentierten, die aktuellen Rundfunkgeräte hätten immer noch nicht wieder das Niveau erreicht, das ab Mitte der Dreißiger Jahre möglich gewesen wäre [40, 41], konnte in der Bundesrepublik jeder, der wollte, Musik in „HiFi-Qualität“ im Radio hören, ohne etwas dafür tun zu müssen.
Das Ergebnis war, dass mehr oder weniger jeder deutsche Hersteller schon Ende der Fünfziger Jahre zumindest in der Werbung seiner Spitzen-Tonbandgeräte, -Plattenspieler und -Radios mit „Hi-Fi“ oder „High Fidelity“ geworben hatte.
Und wo gute Qualität übertragen wird, da wollen zumindest manche diese gute Qualität auch hören können. Nogoton baute hochwertige Rundfunkempfänger. Was lag also näher, einen kompletten, hochwertigen Tuner anzubieten?
→ 7045
Zunächst hatte man das wohl nicht in Serie getan. 1965 nennt radiomuseum.org dann als Erscheinungsdatum des Nogoton UKW-Empfängers der Serie 9. Im Test der FONO FORUM [23] kann man im Sommer 1967 lesen, der Tuner sei seit zwei Jahren erhältlich gewesen. Es hatte ihn als „Stereo-Empfänger“ (SE) und als „Mono-Empfänger“ (ME) [17] gegeben. Erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden war er wohl auf der Hannover Messe, die vom 24.04.-2.05.1965 stattgefunden hat.
→ 7131b
Die Basis war der bekannte UKW-Empfänger 12642 in einer „Sonderausführung“ gewesen. Als „Einbausuper“ hatte es diesen für alle denkbaren Frequenzbereiche gegeben; er galt als „Rolls Royce unter den UKW-Einbaugeräten“, lässt sich bei Jogis Röhrenbude [42] lesen. Er wäre „für kommerzielle Zecke gedacht gewesen“ und hätte sich bei den „Anhängern bester Wiedergabe“ nicht zuletzt deshalb „großer Beliebtheit erfreut“, weil der Einbausuper zu einem vergleichsweise „erschwingliche Preis“ zu haben gewesen wäre [23]. Im Tuner „9“ kam die Variante für 86-104 MHz zum Einsatz. Damals üblich.
→ 7113
Die Stereo-Variante wurde mit dem bekannten Stereo-Decoder D-5/1 und dem Stereo-Indicator S-2 ausgestattet. Dieses Gerät kam so als SE-9/1 in den Handel. Die Mono-Variante ME-9/3 ließ sich durch den Einbau von Stereo-Decoder und -Indicator zu einem SE-9/1 aufrüsten. [17]
Zusätzlich konnte der Kunde einen Stereo-Filter SF-4 ohne Lötarbeiten nachrüsten oder den im Modell SE-9/14 gleich mit bestellen. [17]
Den 12-kreisigen Einbausuper „Z-Spezial“ hatte es für den Frequenzbereich 86-100 MHz gegeben. In der „kommerziellen Ausführung“ [14] konnte man ihn dann auch als 16-Kreiser für die Bereiche 25-28 MHz, 32,5-38,5 Mhz, 52-68 MHz, 75-85 MHz, 88-108 MHz, 70-90 MHz, 86-104 MHz, 115-130 MHz, 143-147 MHz, 148-158 MHz, 150-154 MHz und 157-163 MHz bekommen.
Serienmäßig war also der Empfänger 12642/1 Z-Sdfg-D (88-104 MHz) verbaut, während man heute wohl eher nach dem Z-Sdfg-E (88-108 MHz) suchen würde. Tatsächlich ist laut Schaltplan [17] ein Typus UKW-Einbausuper 12642/65 „Z-Sdfg-D“ verbaut, also der genannte Serien-Einbausuper der Generation 1965, der bei Jogis Röhrenbude als „High-Figh-Empfangsbaustein“ [42] bezeichnet wird.
→ 7046
Eine Spanngitter-Doppeltriode E88CC fungiert als 1. und 2. HF-Vorverstärker in Kaskodenschaltung, soll einen „rauschfreien Empfang... selbst bei kleinen Eingangsfeldstärken“ [17] sicher stellen. Der „selbstschwingende Mischer“ [17] ist mit einer EC92 (http://www.r-type.org/exhib/aai0173.htm) als Misch- und Oszillator-Röhre ausgeführt. Es folgt ein vier-stufiger Zwischenfrequenzverstärker mit einer Spanngitterröhre EF184 und drei EF85, die zudem als dreistufiger Begrenzer wirken. Eine vierte Begrenzer-Stufe samt Ratio-Detektor für die Demodulation ist im Diskriminator mit Hilfe einer EAA91 ausgeführt. Die Anleitung kommentiert, „... Die Zwischenfrequenz und Demodulation sind sehr breitbandig und auf die besonderen Erfordernisse der Stereofonie ausgelegt. …“ [17]
→ 7040
In der „Nachlaufautomatik“ [17] unterscheidet sich der Baustein aus dem Tuner von dem ursprünglichen Einbausuper: Während in dem Komplett-Gerät von 1965 eine Silizium-Diode SC20 für die „Scharfabstimmung auf die jeweilige Senderfrequenz“ [17] sorgt, nennt das „Lieferprorgramm kommerzielle Geräte“ für den Einbausuper eine Kombination aus C10 und BA100 als „Nachstimmorgan“ [14]. Werner W. Diefenbach schreibt zu der älteren Schaltung der Version von 1961, „Der UKW-Baustein verfügt ferner über eine automatische Feinabstimmung mit der Diode BA100, die den Oszillatorschwingkreis der Triode EC92 beeinflußt. Die mit ihrem 4nF-Kondensator abgeblockte Zenerdiode SZ6 stabilisiert die Vorspannung der Nachstimmdiode BA100.“ [49] Beim 65er Modell aus dem Tuner funktioniert das ebenso, ist allerdings anstatt der BA100 die SC20 eingebaut.
→ 7034
Als Bestandteil des „Skalensatzes“ [17] kommt eine EM84 als Feldstärke-Anzeige und die EMM801 als Abstimmanzeige zum Einsatz.
Die Stromversorgung bietet unter anderem eine dreifach gesiebte Gleichspannung samt symmetrischer Heizung.
→ 7036
Der Stereo-Decoder D-5/1 arbeitet in Zeitmultiplex-Decoderschaltung mit elektronischem Schalter. Er ist bereits mit Tantal-Elkos, Germanium- und Si-Dioden und Si-Planar-Transistoren BFY39 ausgestattet. „... Die Mono-Stereo-Umschaltung, sowie die Funktion der Stereo-Kontrolle werden durch ein transistorgesteuertes Relais …“ [17] im Stereo-Indicator S-2 bewirkt. Auch hier kommen Silizium-Planar-Transistoren BFY39 und BFY40, Germanium-Dioden sowie ein Selen-Gleichrichter zum Einsatz.
Im Test der FONO FORUM lässt sich lesen, dass hier „… der Hilfsträger nicht nach der üblichen Methode durch Übersteuern einer Verstärkerstufe mit dem Pilotton, sondern durch Frequenzverdopplung gewonnen wird. ...“ [23] Auf diese Weise liefert der Baustein „beim Abhören einer Stereosendung weniger Eigenrauschen.“ [23]
Die automatische Umschaltung zwischen mono und stereo findet mit Hilfe des Indikator S-2 statt.
→ 7038
Zur Vermeidung von Störgeräuschen, die durch die Mischung der Pilotton- und der Schaltfrequenz von 19 und 38 kHz mit der Löschfrequenz eines Magnetband-Gerätes entstehen, senkt der optionale Stereo-Filter SF-4 diese aus dem UKW-Bereich kanalgetrennt, als Tiefpass-Filter ab. Während der Frequenzgang von 10-15.000 Hz bei einer Abweichung von +/- 0,2 dB glatt bleibt regelt der Filter bei 19.000 Hz um -50 dB und bei 38.000 Hz um -60 dB ab (2,5m Kabellänge und 300pF Kabelkapazität).
Die FONO FORUM kommentiert, „Tonbandamateure werden besonders ... schätzen, das nicht wie üblich nur die Reste des Pilottons oder des Hilfsträgers, sondern beide am Ausgang sehr steilflankig unterdrückt ...“ werden. „… Infolge der großen Flankensteilheit des Filters tritt praktisch keine Schwächung der hohen NF-Frequenzen auf.“ [23]
→ 7035
All denjenigen, die auf die Idee gekommen sind, ich hätte von dem, was ich im Absatz vorher geschrieben habe, Ahnung, sei gesagt: „erfolgreich abzuschreiben“ hat schon so manchem (vorläufig) zum Doktor-Titel verholfen.
Ob jemand einen Hifi-Klassik-Doktor verleiht?
Bei seinem Erscheinen hat der Nogoton mit einem Grundig ST50, vor allem aber mit Braun konkurrieren müssen. Und mit sich selbst. Denn Radio-RIM hatte den auf dem 61er Einbausuper aufgebauten Tuner UKW IV Stereo als Bausatz für 510 DM im Angebot gehabt. [38] Der fertige Nogoton SE-9/1 hingegen sollte zuletzt immerhin 750 DM (Metall-Gehäuse) plus 80 DM für das Holz-Gehäuse in Teak oder Nußbaum kosten. [54]
→ 7096
Die Bedienung des Nogoton wird niemanden vor große Probleme stellen. Mit dem Schiebeschalter, unterhalb des Drehknopfes für die Senderabstimmung, lässt sich der Tuner einschalten.
Der zweite Schiebeschalter schaltet die AFC (automatische Scharfabstimmung), deren Aktivierung der Nogoton mit dem Aufleuchten der linken Leucht-Anzeige quittiert. Die Skala ist beleuchtet und zeigt damit auch an, wenn der Tuner in Betrieb ist. Ebenso leuchten dann die beiden Anzeigeröhren auf. Die obere fungiert als „magisches Band“ und entspricht einer Feldstärken-Anzeige, die untere als „magische Waage“ und ist also ein Ratiomitten-Instrument. Die optimale Abstimmung ist dann erreicht, wenn die Feldstärke-Anzeige maximalen Ausschlag zeigt und die beiden Anzeigen des Mitteninstruments gleichen Pegel ausweisen; oder wenn das Ergebnis klingt. Empfängt der Nogoton eine Stereo-Sendung leuchtet zudem die rechte Leucht-Anzeige auf; eine manuelle mono/stereo-Umschaltung kennt der Tuner nicht.
→ 7095
Rückseitig verfügt der Nogoton über einen Antennen-Anschluss für Bananen- und für genormte Antennenstecker, sowie getrennte, fünf-polige Norm-Buchsen für die Verbindung zum Verstärker und zu einem Tonbandgerät.
Die Schaltung zeigt die Norm-gerechte Belegung der Anschlüsse 3 (links) und 5 (rechts) für den Verstärker-Anschluss. Bei der DIN-Buchse für das Aufnahmegerät sind die Pins 1 (links) und 4 (rechts) geschaltet. Beim ME-9 ist der Pin 3 für den Verstärker- und der PIN 1 für den Tonband-Anschluss aktiv. Pin 2 ist immer Masse. Die Anleitung empfiehlt dann ausschließlich den Tonband-Anschluss zu verwenden, wenn das Aufnahmegerät nicht direkt mit dem Tuner verbunden ist.
Technische Daten (Anleitung): [17]
Eingang: 240 Ohm, symmetrischer Ausgang: > 1µV - 245 mV an 200 kOhm
Frequenzbereich: 86 - 104 MHz
Empfindlichkeit: 0,5 µV (bei 26 dB Signal-Rauschabstand und 40 kHz Hub)
Brummabstand: 60 dB ab 10 µV
Geräuschabstand 56 dB ab 10 µV
Nachbarkanal-Selektion: 54 dB bei 300 kHz (1 / 5)
Deemphasis: 50 µsec.
Frequenzgang: 20 - 20.000 Hz
Höchsttoleranz zwischen 20 und 15.000 Hz: 0,5 dB
Klirrfaktor: 0,5 % bei 75 kHz Hub von 30-15.000 Hz
Bandbreite: 270 kHz
abschaltbarer automatischer Nachstimmbereich: 300 kHz
Übersprechdämpfung: 40 dB
Netzspannung: 110/125/220/240 V
Leistungsaufnahme: 40 VA
Abmessungen: 380 x 115 x 250 (Metallgehäuse) bzw. 400 x 130 x 260 mm (Holzgehäuse)
die FONO FORUM [23] nennt 1967 zusätzliche oder abweichende Daten:
Geräuschabstand: >= 65 dB
Selektion: >= 54 dB bei 300 kHz Abstand (1-5)
Nachziehbereich AFC: +/- 150 kHz
Frequenzgang: 30 Hz – 15.000 Hz +/-1 dB (Deemphasis 50 sec)
Klirrfaktor: 0,5% (40 – 15.000 Hz)
Kanaltrennung: 40 dB
Ausgänge: Verstärker 2x 250 mV an 50 kOhm, Tonband 2x 80 mV an 50 kOhm
Umschalung: mono-stereo elektronisch mit Anzeige
unverbindlicher Richtpreis: DM 812,50
Mehrpreis für Holzgehäuse: DM 80,00
Bestückung [17]:
Abstimmanzeige EMM 801 und EM 84
ME-9/3: E88CC, EC92, EF184, EF85, EF85, EF85, EAA91, B250 C100
SE-9/1 und 9/14: E88CC, EC92, EF184, EF85, EF85, EF85, EAA91, 6x EFY39, BFY40, 10x S431.1, 3x AA119, SZ6, B250 C100, E30 C60
Glühlampen: 6V 1,2W
Sicherungen (mittelträge): 220/240V: 0,3A bzw. 110/125V: 0,6A
Seriennummer: #910212 (weiße Beschriftung)
Eine digitale Leuchtanzeige hat der Nogoton nicht. Ebenso wenig Festsenderspeicher oder Sendersuchlauf. Wer des manuellen Drehens mächtig ist, kommt mit dem Tuner gut klar und kann ihn wie einen modernen Empfänger einsetzen.
Im zumindest zeitgenössischen Vergleich hatte die im Empfänger verwendete Röhren-Technik den Vorteil, dass sie „unempfindlicher gegen Kreuzmodulation ...“ ist und „… im ZF-Verstärker bessere Durchlaßkurven ...“ böte [23]. Nachteile sind die längere Hochlaufzeit und ihre Erwärmung, die hier und da einen Nachstimm-Bedarf erzeugt.
→ 7093
Das Design bewertet der zeitgenössische Test als „schlicht und unauffällig“,nach der Devise „mehr sein als scheinen.“ Die „Formengestalter“ seien „sparsam mit den Bedienungsorganen umgegangen, soweit die Qualität dadurch nicht beeinflußt wird.“ [23]
Weniger neutral sieht das der Dipl.-Ing. Gerd Redlich, der zur Werbung in der HiFi-STEREOPHONIE (5/66) schreibt, „... im RADIO RIM Look - oder auch Ostblock Design genannt.“ [55] Da hat er wohl nicht so genau hin geschaut.
Wenn ich mir meine Nogoton im Vergleich zeitgenössischer Geräte anschaue finde ich, stechen sie durchaus positiv heraus:
-> 7348
Beim Probe-Hören fällt mir auf, dass der Nogoton wärmer, weicher und etwas dunkler klingt, als jüngere Geräte. Auch scheint er mehr zu rauschen. Er ist fünfzig Jahre alt. In dem Alter rauschen wir auch. Bei manchen von uns Piept‘s sogar. Das habe ich schon getestet. Bei meinem Tuner piepts nicht.
Sechs Jahre lang, seit 1961, hätte der Tester der FONO FORUM den Einbausuper im Eissatz gehabt und dabei mit allen Empfängern verglichen, die ihn beruflich erreicht hätten. Lediglich zwei Bewerber waren ihm die Erwähnung wert gewesen: Zwei The Fisher. „Aber auch hier zeigte sich die Überlegenheit des Nogoton in Bezug auf Eingangsempfindlichkeit und Trennschärfe.“ [23] Auch sei die Reparaturanfälligkeit außerordentlich gering gewesen.
Missfallen hatte dem Tester, dass die Kabelkapazität der Verbindungsleitung zum Verstärker in die Deemphasis einginge und dass die beiden Ausgänge nicht entkoppelt wären. Eine Impedanzwandlerstufe hätte beides behoben und damit auch vermieden, dass „… bei Tonbandaufnahmen mit Hinterbandkontrolle der Stecker zum Verstärker herausgezogen werde muß, weil der Eingangsschalter im Verstärker den dann freien Eingang gegen Masse kurzschließt.“ [23]
Es nagte …
Als ich dann im Frühling doch nach Bremen gefahren bin, habe ich mir einen wunderbaren alten Tuner gekauft. Die übrigen Komponenten waren bereits anderweitig vergeben gewesen. Zwei Wochen zuvor!
Das hat man nun davon, wenn man nicht tut was Claus vorschlägt.
Aber mal ehrlich: muss ich das akzeptieren, das „weg“?!
Im Frühling bin ich also die Elbe entlang gen Westen geradelt und habe mir die fehlenden Geräte besorgt, die mir seit Claus' Ratschlag schließlich zustehen. Exakt die, die Claus damals gesehen hatte. Was sonst. Plus Zugabe: Zinsen. Und ich habe dabei einen weiteren netten Herren kennen gelernt, der sozusagen die Sache sicher für mich aufbewahrt hat. Letztlich hat es sich also doch gelohnt nicht sofort zuzuschlagen.
Nogoton. Wer von uns im Forum hat nicht schon schlaflose Nächte durchlitten, von dem Gedanken gequält, wann endlich der „eigene“ Nogoton-Empfänger greifbar würde.
Nicht? Keine Hoffnung?
→ 7128b
Wer Mitte der Sechziger Jahre auf der Suche nach „HiFi“ gewesen ist, der hatte die Wahl mehrere tausend Mark für amerikanische Receiver auszugeben oder der schaute nach den Steuergeräten der einheimischen Radio-Hersteller. Während die US-amerikanischen Anbieter hierzulande teils noch absurd teuer verkauften, hatten die meisten Japaner den Bundesdeutschen Markt noch nicht für sich entdeckt. Die DDR auch nicht.
„HiFi“ war hierzulande eher unbedeutend gewesen; man hatte das amerikanische Schlagwort bis dahin vor allem für die Exportwirtschaft verwendet. In den Sechziger Jahren faszinierte „Stereo“ die Kundschaft, so sie denn überhaupt in den Genuss stereophoner Sendungen im Radio hatten kommen können. Denn der Rundfunk sendete bei weitem nicht überall und auch nicht zu jeder Zeit stereophon. Fachleute diskutierten sogar, wann das überhaupt nötig sei: doch nicht für die Nachrichten oder für Schlagermusik. Diskussionen oder Interviews könne man in stereo senden oder halt anspruchsvolle Musik zu der Zeit, wo der Zuhörer die Muße gehabt hätte das auch zu genießen: ein paar Stunden am Abend. Immerhin, so kommentierte Werner Ratzki Anfang 1966 in der FONO FORUM [1], hätte die „Rundfunk-Stereophonie“ 1965 ihren Durchbruch erlebt, würden, bis auf „zwei Ausnahmen“, „die westdeutschen Rundfunkanstalten regelmäßig Stereo-Sendungen“ ausstrahlen. Es sei damit zu rechnen, dass sich der Anteil der Stereo-Sendungen im Verlauf des Jahres 1966 sogar noch erhöhen würde. Interessenten für die Rundfunk-Stereophonie empfahl der Autor in seinem Artikel allerdings, „… auf jeden Fall sollte sich der Käufer vor dem Kauf das Gerät an seiner eigenen Antenne vorführen lassen und zwar zu den Zeiten, in denen Stereo-Sendungen ausgestrahlt werden. Ein blinder Kauf ... kann sonst unter Umständen zu bitteren Enttäuschungen führen. ...“ Das vergleichsweise „Höhere Empfängerrauschen“ bei Stereosendungen war der Grund für die Empfehlung gewesen.
Nogoton, die Marke kenne ich vor allem aus Anzeigen für Radio-Elemente, sowie aus den alten Radio-RIM-Prospekten, die ich einmal für Wegavision [2] gescannt habe. So mancher Tuner, den die Münchner unter eigenem Namen verkauft hatten, enthielt wohl Bausteine von Nogoton.
Und nicht nur die: beispielsweise die französische Magnetic France hatte in ihrem Super Tuner FM Professional von 1964 einen Nogoton FM-Baustein verwendet. Andere Kunden waren die Elektrotechnische Fabrik Staudigl, die Kirsch KG oder Paradyn in der Schweiz gewesen. Somit war Nogoton also als Konkurrent zur Berliner Görler angetreten.
→ 7135b
Radiomuseum.org schreibt zu der Firma in der Kategorie „Hersteller“, „Nogoton, (und Noroton) Norddeutsche Gerätebau, Inh. Egon Müller, Delmenhorst (Oldenburg), Gründung 1953 (...). Bekannt für UKW-Einbau-Empfängern ganz besonderer Qualität, hat aber Mitte 50er Jahre auch einige Radiomodelle gebaut; 1967 Fa. erloschen. ... Auf der Bremer Firma Hoboton fußend gründeten Egon Müller und Kurt Gust die Firma. Dabei übernahmen sie auch im Prinzip das Firmenlogo, das mit verschiedenen Namen auf den ersten Blick immer gleich aussah. Erst bei näherem Hinsehen ist zu erkennen, daß sich waagerecht TON mit senkrecht NOGO, NORO, NORD, HOBO oder GOLD kreuzt.“ [7]
nogoton_firmenlogoalt.gif (Größe: 12.18 KB / Downloads: 245) → Nogoton_Firmenlogoalt.gif
So etwas wie ein Vorgänger der Nogoton war also die Hoboton gewesen. Damit ist nicht etwa der chinesische Hersteller für Smartphones und Laptops aus Shenzhen gemeint, sondern die Bollmeyer & Hoppe GmbH aus Bremen-Huchting. Auch hier waren ab 1949 ebenso Vorsatz-Empfänger wie komplette Radiogeräte [8] entstanden. Die Marken, die radiomuseum.org [9] für Bollmeyer & Hoppe führt, waren, neben Hoboton, auch die schon genannten „Nordton“ und „Goldton“ gewesen. Im Netz findet man beispielsweise das scheinbar immer gleich gestaltete Radiogerät unter diesen drei Namen.
Nur mit der Identifizierung der Firma Bollmeyer & Hoppe habe ich mich etwas schwer getan. Das Handelsregister kennt die nicht. Auch nicht „Hoppe & Bollmeyer“, woraus sich die Marke „HoBoTon“ logischer ableiten ließe.
Wie auch immer: Hoboton endete, laut radiomuseum.org, 1953. Und 1953 nennen die Radiomusealen als Geburtsjahr der Nogoton [7].
Die Seite „Radios aus längst vergangenen Zeiten“ gibt noch einen Hinweis zum Beginn der Firma: Zu einem UKW-Einbausuper schreibt der Betreiber: „Auf dem Typenschild findet sich noch der alte Firmenname NOROTON“ [10]. Den interpretiere ich als einen Versuch, der Namenskonvention der Hoboton zu folgen um deren Logo zu erhalten. Das „Nor“ könnte aus der Übernahme der ersten drei Buchstaben der Firmenbezeichnung „Norddeutsche Gerätebau“ resultieren.
Doch recht zügig verschwand das „R“ und wurde durch ein „G“ ersetzt. Warum? Keine Ahnung!
Vielleicht waren die Herren Müller und Gust Funker gewesen oder hatten amerikanische Funker gekannt? Oder die hatten sich einfach nur beschwert?
Der Artikel „Training Sparks“ in der September-Ausgabe 1942 von „Motor Boating“ [11] berichtet über eine Noroton U.S. Naval Training School bei Stamford, Conneticut (USA), die Vorbild für die Funker-Ausbildung in den USA gewesen war. Auch Richard A. Bartlett erwähnt in seinem Buch „The world of Ham Radio 1901-1950, a social history“ [12] diese Funker-Schule, die in Kriegszeiten auch die amerikanischen Militär-Funker ausgebildet hatte, von denen nach dem Krieg sicher einige in Deutschland gewesen waren. Wäre es überhaupt möglich gewesen, diesen Namen, „Noroton“, für eine Radio-Firma im mehr oder weniger besetzten Deutschland registrieren zu lassen? Keine Ahnung.
Doch könnte eine durch den Versuch bedingte Verzögerung erklären, warum die Registrierung ein wenig gedauert hatte und dann, Ende 1954, schließlich der Name „Nogoton“ im Handelsregister aufgetaucht war und die Marke „Noroton“ wieder verschwand.
Das Gemeinsame Registerportal [13] der Länder hat unter der HRA1282 nämlich die Nogoton Norddeutsche Gerätebau KG mit der Eintragung am 11.11.1954 beim Amtsgericht Delmenhorst erfasst. Nicht „Noroton“. Nicht 1953.
„11.11.1954“ … Diese Angabe glaube ich, weil sie weder aus Köln noch aus Mainz kommt.
Überhaupt trägt keines der mir bekannten Dokumente eine Bezeichnung einer Gesellschaftsform, stattdessen einige den Zusatz „Inhaber: Egon Müller“. Nicht Gust. Der Inhaber taucht allerdings nicht auf jeder Publikation auf und auch nicht notwendig nur auf den ersten. Ich habe sie zum Beispiel auch auf einem Prospekt aus dem Jahr 1961 [14] gefunden.
Das Registerportal führt die Einzelgesellschaft mit Inhaber unter „Historie“. Das bedeutet die Firma wurde zunächst also vom „Inhaber Egon Müller“ gegründet und wurde später zur „KG“. Offensichtlich nicht vor November 1954.
Die Werbung von 1955 (Gfgf) nennt allerdings noch die „Nogoton Norddeutsche Gerätebau“ als Anbieter eines Einbausuper. Ebenso ein Schaltplan von 1957 (Gfgf) und eine Anleitung von 1961 (Rainers Elektronikpage). Ohne Inhaber, ohne Gesellschaftsform. Das Titelblatt vom Prospekt und ebenso die Preisliste I/61 führen ebenso keine Gesellschaftsform auf, nennen stattdessen „Nogoton Norddeutsche Gerätebau Inh. Egon Müller“ in Delmenhorst [16], wie bei radiomuseum.org bezeichnet. Das gilt auch für die Bedienungsanleitung der um 1965 erschienenen UKW-Empfänger der Serie 9 [17]. Davon ausgehend war die Delmenhorster Firma also bis mindestens 1965 keine Kommanditgesellschaft gewesen, war es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt geworden. Möglicherweise mit dem Eintritt einer GmbH im April 1967?
Unter der HRB1055 führt das Amtsgericht Delmenhorst nämlich auch eine Norddeutsche Gerätebau Verwaltungs GmbH mit der Gründung am 25.04.1967 auf [18]. Hier taucht der Markenname „Nogoton“ nicht auf. Denkbar, dass die Änderung der Nogoton zur Kommanditgesellschaft mit der Gründung und mit dem Eintritt der GmbH zu tun gehabt hatte.
1967 ist zudem das Jahr, für das radiomuseum.org das „Erlöschen“ der Nogoton nennt. Tatsächlich wurde die Löschung der Nogoton Norddeutsche Gerätebau KG erst am 6.11.1975 registriert, die Löschung der GmbH dann am 23.03.1976. Nun müssen die Einstellung der Tätigkeit und die Löschung aus dem Register nicht unbedingt auf den selben Tag fallen. Formale Gründe können dazu führen, das eine „Karteileiche“ noch Jahre erhalten bleibt.
Das „Neue Programm“ der Nogoton [19], jetzt Röhren-los, datiert radiouseum.org auf 1971; allerdings mit Fragezeichen. Das schwedische Handelsregister führte die 1968 gegründete Telac AB in Sundbyberg/Stockholm noch 1971 als Importeur für Nogoton [20]; vergessen die Veröffentlichung zu ändern ...? Oder hatte es tatsächlich nach 1967 noch Produkte gegeben, die man nach Schweden hatte exportieren können? Auf jeden Fall 1968. Denn in einem meiner Geräte tragen die Elkos ein Produktionsdatum von 3/68! Und zwischen Herstellung eines Elkos bei F&T und dessen Einbau in ein HiFi-Gerät liegen üblicherweise auch noch ein paar Tage.
In der August-Ausgabe 1968 veröffentlichte DER TONBAND-AMATEUR [21] Informationen über den Messeauftritt des Importeur Buttschardt aus Basel, der zu Jahresbeginn auf der Radio- und Fernsehausstellung Fera im Zürcher Hallenstadion den elektronischen Blutdruckmesser „Sydimat“ von Nogoton als Neuheit präsentiert hatte. Andere Produkte wären Empfänger, Lautsprecherboxen usw. gewesen.
Übrigens unterscheidet radiomuseum.org zwischen „altem“ und „neuem“ Firmenlogo.
→ Nogoto_FirmenlogoNeu.gif
Doch selbst auf dem „neuen Programm“ [19] ist noch das „alte“ Logo zu sehen.
Ich habe keinen Indikator dafür, ob Nogoton in den Siebziger Jahren noch aktiv gewesen ist. Doch auch ohne eigene Produkte wäre es zumindest denkbar, dass eine Firma noch ein paar Jahre weiter existiert. Beispielsweise hatte sich „Südfunk“ noch einige Zeit nach der Einstellung der Produktion mit der Verwaltung der eigenen Immobilie beschäftigt. Immerhin war die GmbH in Delmenhorst eine „Verwaltungsgesellschaft“ gewesen.
Und die Herren Müller und Gust? „Egon Müller“ ist kein wirklich seltener Name und ohne weitere Informationen ist eine Zuordnung schwer. Einen „Kurt Gust“ aus Markgröningen habe ich als Anmelder eines Patentes und eines Gebrauchsmusters aus dem Jahre 1978 für eine Entlöt-Einrichtung [22] gefunden. Doch ob das der selbe Herr Gust ist, von dem das Radiomuseum schreibt …? Das müsst Ihr beantworten.
Wie auch immer: Bevor die „Verwaltung“ begann, hat die Norddeutsche Gerätebau Geräte gebaut. Genau: In Norddeutschland.
Mehr noch als bei „Hoboton“ waren die Radio-Komponenten das Standbein der Delmenhorster gewesen. Wer sich mehr auf die Herstellung von Gehäusen verstand, als auf die Konstruktion von Empfangsgeräten, dem konnte in Delmenhorst geholfen werden. Und reine Ton-Möbel(!)-Hersteller, wie Kuba, Schneider oder Rosita, hatte es in früheren Zeiten genug gegeben.
Kein Wunder also, dass die FONO FORUM ihren Testbericht (6/67) mit den Worten, „Seit etlichen Jahren ist der Name Nogoton bei HiFi-Liebhabern und Bastlern Inbegriff für hochwertige UKW-Empfänger ...“ [23] einleitete.
Karl-Dieter Mehner schreibt auf radiomuseum.org, „Nogoton hat nicht nur UKW-Einbaugeräte hergestellt, sondern diese auch in Ballempfänger eingebaut, z. B. für Rundfunk-Relaistationen, und in Microport-Anlagen z. B. für Sennheiser und Telefunken. Anfang der 60er Jahre baute Nogoton mit dem Aufkommen der Rundfunk-Stereofonie die Einbaugeräte (Z-Sdfg) selbst in Flachgehäuse ein. Dazu kamen transistorisierte Stereodecoder, Stereofilter zur Unterdrückung des Pilottones, Indikatoren zur Anzeige der Stereosendung und Verstärker, ebenfalls in Flachgehäusen. Mit der Ausweitung des Fernsehempfangs auf den UHF-Bereich baute Nogoton Anfang der 60er Jahre UHF-Konverter. Dazu wurde ein Zweitwerk in Ganderkesee (bei Delmenhorst) errichtet.“ [7] Mit diesem Konverter [24] konnten die Fernsehgeräte-Besitzer dann „Das Zweite“ empfangen. Das Theodor-Zink-Museum zeigt so eine Kombination [25]
Im VDRG-Handbuch von 1955 [26] sind noch drei Versionen eines UKW-Einbau-Empfängers 12642/55 erwähnt. Im Lieferprogramm kommerzieller Geräte von 1961 [14] präsentierten die Delmenhorster UKW-Einbausuper für verschiedene Frequenzbereiche, einen Skalensatz, eine Kombinaton aus Empfänger und Skalensatz, sowie Netzgeräte. Dazu gab es 1961 einen UKW-/AM-Einbausuper, UKW-Stereo-Decoder, Stereo-Indicator und -Filter, aber auch kommerzielle Ballempfangsanlagen, Mikroport Sende- und Empfangsanlagen, UHF-Konverter und -Tuner, Spezialempfänger in Sonderanfertigung, sowie elektronische Drehzahlmesser, Dämmerungsschalter, Temperaturkonstanthalter, Regelnetzwerke, Blutdruckmesser und Herzschallüberwachungsanlagen. Später kam dann noch der Planumat dazu, ein „... elektronisches Nivelliergerät ..., das selbsttätig alle Abweichungen vom gewünschten Niveau feststellt, das Arbeitsgerät sinngemäß steuert ...“, indem es eine Abweichung vom vorgewählten Böschungswinkel mit Hilfe zweier Pendelachsen misst und eine Hydraulik entsprechend nachführt [27].
Zumindest waren Nogoton-Empfänger unter zeitgenössischen Amateur-Funkern in der Bundesrepublik beliebt gewesen: „... seinerzeit viel benutzt“ [28] schreibt Rolf Niefind im ersten Teil seiner Geschichte der Amateurfunk-Satelliten „Vom Ersten bis zum Dritten“ zu den Nogoton-Empfängern, Anfang der Sechziger Jahre.
In einer „Tagungsstation“ war ebenfalls ein Nogoton-Empfänger eingebaut: „... Der Empfänger ist ein Nogoton Super mit Transistor-Nf-Verstärker. Die Anodenspannung wird mit einem Transisor-Spannungswandler erzeugt. Bei den meisten mobilen 2-m-Stationen wurden 3- oder 4-Element-antennen benutzt.“ [29] schreibt DL-QTC und auch DER KURZWELLENHÖRER erwähnt einen „Nogoton Super als 2m Großempfänger“ [30].
Letztlich konnte Nogoton alles anbieten, was für Empfangs-Zwecke wichtig war, rüstete zum Beispiel das Wilhelm-Förster-Observatorium in Berlin-Schöneberg mit einem Spezial-Empfänger (182-184 MHz) aus [31]. Hier sollten unter anderem sowietische Raumfahrt-Aktivitäten verfolgt werden.
Hermann Gerhard Hertz erwähnt in seinem Buch „Strukturelle und kinetische Untersuchungen an flüssigen Gemischen mit den Methoden der Kernresonanz und der Infrarot-Spektroskopie“ den Einsatz eines Breitbandverstärkers Nogoton BBVS 2624 als Empfänger für eine Kernresonanzmessung, angeregt durch HF-Impulse. [32]. Hermann Erbe schreibt in seinem Buch „Auswirkungen der Variationen der Primären Kosmischen Strahlung auf die Mesonen- und Nucleonen-Komponente am Erdboden“ ebenfalls einen Nogoton-Empfänger: „... Als Empfänger dient ein Nogoton UKW-Empfänger, der normalerweise für das Amateurband 144–146 MHz hergestellt wird und von der Firma auf unsere Frequenz umgestimmt wurde. Die Empfangsantenne besteht aus vier Ganzwellendipolen mit vier Reflektoren. ...“ [33]
Schlecht werden die Nogoton-Geräte also nicht gewesen sein. Im Gegenteil. Günter F. Abele kommentiert in seinem Buch „Historische Radios: eine Chronik in Wort und Bild“, „Unter den UKW-Spezialisten von 1953/54 war das schon fast der Geheimtip: ein UKW-Einbausuper der Firma Norddeutsche Gerätebau, Delmenhorst.“ [34] In dem Artikel „Stereo-Anlagen beliebiger Dimensionen“ stellt Ernst Pfau die Dynacord HiFi-Stereo-Verstärker für die Heimanlage vor und endet mit den Anschlussmöglichkeiten: „... Ihre Eingänge erlauben den Anschluß von Kristall- und Magnet-Tonabnehmern, Tonbandgerät und Rundfunk-Empfänger. Im letzten Fall empfiehlt sich natürlich die Verwendung eines sogenannten Tuners, der nur den Hochfrequenzteil enthält, wie er für den UKW-Bereich von Nogoton oder Saba in hervorragender Qualität geliefert wird.“ [35]
Und auch Werner Ratzki scheint der Delmenhorster überzeugt zu haben, hat er ihn doch als Referenz-Zuspieler für seinen Test der HiFi-Stat-Anlage von Dieter Rennwald [36] verwendet.
Mitte der Sechziger Jahre deutete sich die Situation an, die schließlich zum Ende der Marke Nogoton führen sollte: 1965 konnte die Münchner Radio RIM im UKW II S [37] mit einem Nogoton Empfänger-Baustein auf Röhren-Basis glänzen, setzte jedoch im gleichen Jahr bei dem Transistor-Tuner UKW Hi-Fi-T [38] auf Bauelemente von Görler.
Auch Nogoton hatte mit dem „Neuen Programm“ Transistor-Bausteine eingeführt [19]. Später. Nur bei den Münchnern habe ich die nicht mehr gefunden. Zu spät?
Aber wir sind hier ja nicht auf einer Hochfrequenz-Seite, sondern im Bandmaschinenforum. Hat also Nogoton auch komplette Geräte im Angebot gehabt? Ja!. Bandmaschinen? Nein. Dennoch schreibe ich weiter, denn von irgendetwas muss man ja mit seinem Bandgerät aufnehmen.
->7132b
“Nogoton - Ein Begriff für moderne Hochfrequenztechnik“
Es ist nicht etwa so, dass die Bundesbürger im Nachkriegs-Deutschland geborene HiFi-Fans gewesen wären. In den vierziger Jahren hätte man in Deutschland den besten Tonabnehmer der Welt hören können, hätte man sich den denn leisten und vor allem die Muße gehabt, damit Platten hören zu können: Es gab anderes zu tun. Auch das Magnettonband-Gerät war hierzulande entstanden. Doch in den eigenen Vier Wänden hatten damit bestenfalls Parteimitglieder spielen können. Nach dem Krieg wurden die neuen Bundesbürger durch den Rundfunk bald quasi zu ihrem akustischen Glück gezwungen. Während die RCA in den USA dafür gesorgt hatte, dass UKW dort in die Bedeutungslosigkeit verschwand und gleichzeitig der HiFi-Rundfunk auf der Mittelwelle eingestellt worden war, hatte die Neuverteilung der Radio-Frequenzen in Europa zur Folge gehabt, dass die Deutsche Post für die Versorgung der Bürger neue Frequenzbereiche erschließen musste. UKW war zunächst die Lösung eines Problems und nicht Resultat einer Qualitätsforderung gewesen. Doch brachte UKW automatisch auch eine Qualität auf einem Niveau, das Schallplatte und Tonband in den verbreiteten Übertragungsanlagen auch nicht besser gekonnt hatten. Mehr oder weniger automatisch profitierte davon auch die Export-Wirtschaft [39].
Das Radio entwickelte sich also zum wichtigsten Übermittler von Musik. Und bequem war es auch; bequemer als die Schallplatte oder ein Tonband. Und dafür Gebühren zahlen musste man sowieso. Somit hatte bald jeder ein Radio im Hause. Und das blieb so, bis weit nach dem Ende der ersten, der zweiten und der dritten „HiFi-Zeit“ in Deutschland. Während noch Mitte der Siebziger Jahre das Gros der US-amerikanischen Rundfunk-Hörer Werbe-Jingles auf Mittelwelle hörten, noch jüngst US-amerikanische Tester lamentierten, die aktuellen Rundfunkgeräte hätten immer noch nicht wieder das Niveau erreicht, das ab Mitte der Dreißiger Jahre möglich gewesen wäre [40, 41], konnte in der Bundesrepublik jeder, der wollte, Musik in „HiFi-Qualität“ im Radio hören, ohne etwas dafür tun zu müssen.
Das Ergebnis war, dass mehr oder weniger jeder deutsche Hersteller schon Ende der Fünfziger Jahre zumindest in der Werbung seiner Spitzen-Tonbandgeräte, -Plattenspieler und -Radios mit „Hi-Fi“ oder „High Fidelity“ geworben hatte.
Und wo gute Qualität übertragen wird, da wollen zumindest manche diese gute Qualität auch hören können. Nogoton baute hochwertige Rundfunkempfänger. Was lag also näher, einen kompletten, hochwertigen Tuner anzubieten?
→ 7045
Zunächst hatte man das wohl nicht in Serie getan. 1965 nennt radiomuseum.org dann als Erscheinungsdatum des Nogoton UKW-Empfängers der Serie 9. Im Test der FONO FORUM [23] kann man im Sommer 1967 lesen, der Tuner sei seit zwei Jahren erhältlich gewesen. Es hatte ihn als „Stereo-Empfänger“ (SE) und als „Mono-Empfänger“ (ME) [17] gegeben. Erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden war er wohl auf der Hannover Messe, die vom 24.04.-2.05.1965 stattgefunden hat.
→ 7131b
Die Basis war der bekannte UKW-Empfänger 12642 in einer „Sonderausführung“ gewesen. Als „Einbausuper“ hatte es diesen für alle denkbaren Frequenzbereiche gegeben; er galt als „Rolls Royce unter den UKW-Einbaugeräten“, lässt sich bei Jogis Röhrenbude [42] lesen. Er wäre „für kommerzielle Zecke gedacht gewesen“ und hätte sich bei den „Anhängern bester Wiedergabe“ nicht zuletzt deshalb „großer Beliebtheit erfreut“, weil der Einbausuper zu einem vergleichsweise „erschwingliche Preis“ zu haben gewesen wäre [23]. Im Tuner „9“ kam die Variante für 86-104 MHz zum Einsatz. Damals üblich.
→ 7113
Die Stereo-Variante wurde mit dem bekannten Stereo-Decoder D-5/1 und dem Stereo-Indicator S-2 ausgestattet. Dieses Gerät kam so als SE-9/1 in den Handel. Die Mono-Variante ME-9/3 ließ sich durch den Einbau von Stereo-Decoder und -Indicator zu einem SE-9/1 aufrüsten. [17]
Zusätzlich konnte der Kunde einen Stereo-Filter SF-4 ohne Lötarbeiten nachrüsten oder den im Modell SE-9/14 gleich mit bestellen. [17]
Den 12-kreisigen Einbausuper „Z-Spezial“ hatte es für den Frequenzbereich 86-100 MHz gegeben. In der „kommerziellen Ausführung“ [14] konnte man ihn dann auch als 16-Kreiser für die Bereiche 25-28 MHz, 32,5-38,5 Mhz, 52-68 MHz, 75-85 MHz, 88-108 MHz, 70-90 MHz, 86-104 MHz, 115-130 MHz, 143-147 MHz, 148-158 MHz, 150-154 MHz und 157-163 MHz bekommen.
Serienmäßig war also der Empfänger 12642/1 Z-Sdfg-D (88-104 MHz) verbaut, während man heute wohl eher nach dem Z-Sdfg-E (88-108 MHz) suchen würde. Tatsächlich ist laut Schaltplan [17] ein Typus UKW-Einbausuper 12642/65 „Z-Sdfg-D“ verbaut, also der genannte Serien-Einbausuper der Generation 1965, der bei Jogis Röhrenbude als „High-Figh-Empfangsbaustein“ [42] bezeichnet wird.
→ 7046
Eine Spanngitter-Doppeltriode E88CC fungiert als 1. und 2. HF-Vorverstärker in Kaskodenschaltung, soll einen „rauschfreien Empfang... selbst bei kleinen Eingangsfeldstärken“ [17] sicher stellen. Der „selbstschwingende Mischer“ [17] ist mit einer EC92 (http://www.r-type.org/exhib/aai0173.htm) als Misch- und Oszillator-Röhre ausgeführt. Es folgt ein vier-stufiger Zwischenfrequenzverstärker mit einer Spanngitterröhre EF184 und drei EF85, die zudem als dreistufiger Begrenzer wirken. Eine vierte Begrenzer-Stufe samt Ratio-Detektor für die Demodulation ist im Diskriminator mit Hilfe einer EAA91 ausgeführt. Die Anleitung kommentiert, „... Die Zwischenfrequenz und Demodulation sind sehr breitbandig und auf die besonderen Erfordernisse der Stereofonie ausgelegt. …“ [17]
→ 7040
In der „Nachlaufautomatik“ [17] unterscheidet sich der Baustein aus dem Tuner von dem ursprünglichen Einbausuper: Während in dem Komplett-Gerät von 1965 eine Silizium-Diode SC20 für die „Scharfabstimmung auf die jeweilige Senderfrequenz“ [17] sorgt, nennt das „Lieferprorgramm kommerzielle Geräte“ für den Einbausuper eine Kombination aus C10 und BA100 als „Nachstimmorgan“ [14]. Werner W. Diefenbach schreibt zu der älteren Schaltung der Version von 1961, „Der UKW-Baustein verfügt ferner über eine automatische Feinabstimmung mit der Diode BA100, die den Oszillatorschwingkreis der Triode EC92 beeinflußt. Die mit ihrem 4nF-Kondensator abgeblockte Zenerdiode SZ6 stabilisiert die Vorspannung der Nachstimmdiode BA100.“ [49] Beim 65er Modell aus dem Tuner funktioniert das ebenso, ist allerdings anstatt der BA100 die SC20 eingebaut.
→ 7034
Als Bestandteil des „Skalensatzes“ [17] kommt eine EM84 als Feldstärke-Anzeige und die EMM801 als Abstimmanzeige zum Einsatz.
Die Stromversorgung bietet unter anderem eine dreifach gesiebte Gleichspannung samt symmetrischer Heizung.
→ 7036
Der Stereo-Decoder D-5/1 arbeitet in Zeitmultiplex-Decoderschaltung mit elektronischem Schalter. Er ist bereits mit Tantal-Elkos, Germanium- und Si-Dioden und Si-Planar-Transistoren BFY39 ausgestattet. „... Die Mono-Stereo-Umschaltung, sowie die Funktion der Stereo-Kontrolle werden durch ein transistorgesteuertes Relais …“ [17] im Stereo-Indicator S-2 bewirkt. Auch hier kommen Silizium-Planar-Transistoren BFY39 und BFY40, Germanium-Dioden sowie ein Selen-Gleichrichter zum Einsatz.
Im Test der FONO FORUM lässt sich lesen, dass hier „… der Hilfsträger nicht nach der üblichen Methode durch Übersteuern einer Verstärkerstufe mit dem Pilotton, sondern durch Frequenzverdopplung gewonnen wird. ...“ [23] Auf diese Weise liefert der Baustein „beim Abhören einer Stereosendung weniger Eigenrauschen.“ [23]
Die automatische Umschaltung zwischen mono und stereo findet mit Hilfe des Indikator S-2 statt.
→ 7038
Zur Vermeidung von Störgeräuschen, die durch die Mischung der Pilotton- und der Schaltfrequenz von 19 und 38 kHz mit der Löschfrequenz eines Magnetband-Gerätes entstehen, senkt der optionale Stereo-Filter SF-4 diese aus dem UKW-Bereich kanalgetrennt, als Tiefpass-Filter ab. Während der Frequenzgang von 10-15.000 Hz bei einer Abweichung von +/- 0,2 dB glatt bleibt regelt der Filter bei 19.000 Hz um -50 dB und bei 38.000 Hz um -60 dB ab (2,5m Kabellänge und 300pF Kabelkapazität).
Die FONO FORUM kommentiert, „Tonbandamateure werden besonders ... schätzen, das nicht wie üblich nur die Reste des Pilottons oder des Hilfsträgers, sondern beide am Ausgang sehr steilflankig unterdrückt ...“ werden. „… Infolge der großen Flankensteilheit des Filters tritt praktisch keine Schwächung der hohen NF-Frequenzen auf.“ [23]
→ 7035
All denjenigen, die auf die Idee gekommen sind, ich hätte von dem, was ich im Absatz vorher geschrieben habe, Ahnung, sei gesagt: „erfolgreich abzuschreiben“ hat schon so manchem (vorläufig) zum Doktor-Titel verholfen.
Ob jemand einen Hifi-Klassik-Doktor verleiht?
Bei seinem Erscheinen hat der Nogoton mit einem Grundig ST50, vor allem aber mit Braun konkurrieren müssen. Und mit sich selbst. Denn Radio-RIM hatte den auf dem 61er Einbausuper aufgebauten Tuner UKW IV Stereo als Bausatz für 510 DM im Angebot gehabt. [38] Der fertige Nogoton SE-9/1 hingegen sollte zuletzt immerhin 750 DM (Metall-Gehäuse) plus 80 DM für das Holz-Gehäuse in Teak oder Nußbaum kosten. [54]
→ 7096
Die Bedienung des Nogoton wird niemanden vor große Probleme stellen. Mit dem Schiebeschalter, unterhalb des Drehknopfes für die Senderabstimmung, lässt sich der Tuner einschalten.
Der zweite Schiebeschalter schaltet die AFC (automatische Scharfabstimmung), deren Aktivierung der Nogoton mit dem Aufleuchten der linken Leucht-Anzeige quittiert. Die Skala ist beleuchtet und zeigt damit auch an, wenn der Tuner in Betrieb ist. Ebenso leuchten dann die beiden Anzeigeröhren auf. Die obere fungiert als „magisches Band“ und entspricht einer Feldstärken-Anzeige, die untere als „magische Waage“ und ist also ein Ratiomitten-Instrument. Die optimale Abstimmung ist dann erreicht, wenn die Feldstärke-Anzeige maximalen Ausschlag zeigt und die beiden Anzeigen des Mitteninstruments gleichen Pegel ausweisen; oder wenn das Ergebnis klingt. Empfängt der Nogoton eine Stereo-Sendung leuchtet zudem die rechte Leucht-Anzeige auf; eine manuelle mono/stereo-Umschaltung kennt der Tuner nicht.
→ 7095
Rückseitig verfügt der Nogoton über einen Antennen-Anschluss für Bananen- und für genormte Antennenstecker, sowie getrennte, fünf-polige Norm-Buchsen für die Verbindung zum Verstärker und zu einem Tonbandgerät.
Die Schaltung zeigt die Norm-gerechte Belegung der Anschlüsse 3 (links) und 5 (rechts) für den Verstärker-Anschluss. Bei der DIN-Buchse für das Aufnahmegerät sind die Pins 1 (links) und 4 (rechts) geschaltet. Beim ME-9 ist der Pin 3 für den Verstärker- und der PIN 1 für den Tonband-Anschluss aktiv. Pin 2 ist immer Masse. Die Anleitung empfiehlt dann ausschließlich den Tonband-Anschluss zu verwenden, wenn das Aufnahmegerät nicht direkt mit dem Tuner verbunden ist.
Technische Daten (Anleitung): [17]
Eingang: 240 Ohm, symmetrischer Ausgang: > 1µV - 245 mV an 200 kOhm
Frequenzbereich: 86 - 104 MHz
Empfindlichkeit: 0,5 µV (bei 26 dB Signal-Rauschabstand und 40 kHz Hub)
Brummabstand: 60 dB ab 10 µV
Geräuschabstand 56 dB ab 10 µV
Nachbarkanal-Selektion: 54 dB bei 300 kHz (1 / 5)
Deemphasis: 50 µsec.
Frequenzgang: 20 - 20.000 Hz
Höchsttoleranz zwischen 20 und 15.000 Hz: 0,5 dB
Klirrfaktor: 0,5 % bei 75 kHz Hub von 30-15.000 Hz
Bandbreite: 270 kHz
abschaltbarer automatischer Nachstimmbereich: 300 kHz
Übersprechdämpfung: 40 dB
Netzspannung: 110/125/220/240 V
Leistungsaufnahme: 40 VA
Abmessungen: 380 x 115 x 250 (Metallgehäuse) bzw. 400 x 130 x 260 mm (Holzgehäuse)
die FONO FORUM [23] nennt 1967 zusätzliche oder abweichende Daten:
Geräuschabstand: >= 65 dB
Selektion: >= 54 dB bei 300 kHz Abstand (1-5)
Nachziehbereich AFC: +/- 150 kHz
Frequenzgang: 30 Hz – 15.000 Hz +/-1 dB (Deemphasis 50 sec)
Klirrfaktor: 0,5% (40 – 15.000 Hz)
Kanaltrennung: 40 dB
Ausgänge: Verstärker 2x 250 mV an 50 kOhm, Tonband 2x 80 mV an 50 kOhm
Umschalung: mono-stereo elektronisch mit Anzeige
unverbindlicher Richtpreis: DM 812,50
Mehrpreis für Holzgehäuse: DM 80,00
Bestückung [17]:
Abstimmanzeige EMM 801 und EM 84
ME-9/3: E88CC, EC92, EF184, EF85, EF85, EF85, EAA91, B250 C100
SE-9/1 und 9/14: E88CC, EC92, EF184, EF85, EF85, EF85, EAA91, 6x EFY39, BFY40, 10x S431.1, 3x AA119, SZ6, B250 C100, E30 C60
Glühlampen: 6V 1,2W
Sicherungen (mittelträge): 220/240V: 0,3A bzw. 110/125V: 0,6A
Seriennummer: #910212 (weiße Beschriftung)
Eine digitale Leuchtanzeige hat der Nogoton nicht. Ebenso wenig Festsenderspeicher oder Sendersuchlauf. Wer des manuellen Drehens mächtig ist, kommt mit dem Tuner gut klar und kann ihn wie einen modernen Empfänger einsetzen.
Im zumindest zeitgenössischen Vergleich hatte die im Empfänger verwendete Röhren-Technik den Vorteil, dass sie „unempfindlicher gegen Kreuzmodulation ...“ ist und „… im ZF-Verstärker bessere Durchlaßkurven ...“ böte [23]. Nachteile sind die längere Hochlaufzeit und ihre Erwärmung, die hier und da einen Nachstimm-Bedarf erzeugt.
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Das Design bewertet der zeitgenössische Test als „schlicht und unauffällig“,nach der Devise „mehr sein als scheinen.“ Die „Formengestalter“ seien „sparsam mit den Bedienungsorganen umgegangen, soweit die Qualität dadurch nicht beeinflußt wird.“ [23]
Weniger neutral sieht das der Dipl.-Ing. Gerd Redlich, der zur Werbung in der HiFi-STEREOPHONIE (5/66) schreibt, „... im RADIO RIM Look - oder auch Ostblock Design genannt.“ [55] Da hat er wohl nicht so genau hin geschaut.
Wenn ich mir meine Nogoton im Vergleich zeitgenössischer Geräte anschaue finde ich, stechen sie durchaus positiv heraus:
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Beim Probe-Hören fällt mir auf, dass der Nogoton wärmer, weicher und etwas dunkler klingt, als jüngere Geräte. Auch scheint er mehr zu rauschen. Er ist fünfzig Jahre alt. In dem Alter rauschen wir auch. Bei manchen von uns Piept‘s sogar. Das habe ich schon getestet. Bei meinem Tuner piepts nicht.
Sechs Jahre lang, seit 1961, hätte der Tester der FONO FORUM den Einbausuper im Eissatz gehabt und dabei mit allen Empfängern verglichen, die ihn beruflich erreicht hätten. Lediglich zwei Bewerber waren ihm die Erwähnung wert gewesen: Zwei The Fisher. „Aber auch hier zeigte sich die Überlegenheit des Nogoton in Bezug auf Eingangsempfindlichkeit und Trennschärfe.“ [23] Auch sei die Reparaturanfälligkeit außerordentlich gering gewesen.
Missfallen hatte dem Tester, dass die Kabelkapazität der Verbindungsleitung zum Verstärker in die Deemphasis einginge und dass die beiden Ausgänge nicht entkoppelt wären. Eine Impedanzwandlerstufe hätte beides behoben und damit auch vermieden, dass „… bei Tonbandaufnahmen mit Hinterbandkontrolle der Stecker zum Verstärker herausgezogen werde muß, weil der Eingangsschalter im Verstärker den dann freien Eingang gegen Masse kurzschließt.“ [23]
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch