Ein langer Aufbruch in ein schnelles Ende: Stereotronic
#4
Ganz anders die „kleinen“ Stereotronic. Verstärker und Tuner der Serie 101 wirken wie aus einem Guss.

   

Eine Vollholz-Kiste auf zwei Füßchen und einem Steg. Unterhalb einer mittig angesetzten Gürtellinie unterlegt ein Blech-Streifen die Bedien- und Anzeige-Elemente. Beide Geräte, Verstärker und Tuner, kommen im gleichen Design daher, unterscheiden sich äußerlich nur anhand der mit dem Blechstreifen unterlegten Elemente: Der eine hat mehr Regler, der andere eine Skala.

… Zusammen mit … zwei Klangstrahlern STL 101 steht eine perfekte HiFi-Anlage zur Verfügung, die in der Tat keine ernsthafte Gefährdung des für derartige Anschaffungen zur Verfügung stehenden Budgets darstellt. ...“ [73], ordnete das INTERFUNK-Magazin die Anlage 101 Ende 1967 ein.

Schaut man die beiden kleinen Stereotronic von etwas weiter weg an, kann man den Eindruck bekommen, dies seien tatsächlich zwei flache Komponenten im Metall-Gehäuse, jedoch mit Holz-Hütchen.
Doch hat das Holz-Hütchen eben keine gelochte Front, hinter der sich Lautsprecher oder Röhren verbergen verbergen, wie es in dieser Zeit bei den Radiogeräten oder früher bei Verstärkern noch üblich gewesen sein mag.

   

Der hell betonte und damit dominant wahrgenommene Bedienbereich verzerrt die Wahrnehmung des Gesamt-Ansicht etwas: vor allem auf Bildern scheinen diese Stereotronic irgendwie kleiner, als sie sind. Das Vorurteil befördert, zumindest aus heutiger Sicht, die häufige „Bildunterschrift“ mit den Technischen Daten und der Angabe „2x 9 Watt“ für den Verstärker, was den, aus heutiger Sicht, in die Nähe von „Teleton“ und „Neckermann“ zu bringen scheint. Schaut man die Komponenten von hinten an, hat man diesen Wahrnehmungs-Effekt nicht und wird deutlich, Verstärker und Tuner sind durchaus von beachtlicher Größe, konkurrieren in ihrem Ambiente mit zeitgenössischen Grundig oder Kirksaeter.

   
   

Die beiden 101 sehen nicht nur von außen ähnlich aus. Auch die Konstruktion macht deutlich, dass sie aus dem selben Stall kommen. Jeweils drei Schrauben lösen die Papp-Rückwände; sie sitzen bei beiden Geräten an gleicher Stelle, sind gleich ausgeführt und im jeweiligen Chassis in der selben Weise gefasst. Jeweils vier Schrauben lösen die Chassis vom Gehäuse; sie sitzen bei beiden Geräten an gleichere Stelle, sind gleich ausgeführt und im jeweiligen Chassis in selber Weise gefasst.

   

Um das Chassis schließlich vom Gehäuse trennen zu können, müssen bei Verstärker und Tuner jeweils die lediglich auf ihre Achse gesteckten Dreh-Knöpfe und -Schalter abgezogen werden. Übrigens sind auch diese - abgesehen vom Tuning-Knopf - identisch ausgeführt und somit untereinander austauschbar. Das Chassis wird dann nach hinten heraus gezogen; lediglich beim Verstärker muss zunächst ein Masse-Kabel vom Chassis abgeschraubt werden.

   

Nur: mit der Konzeption der jeweiligen großen Geschwister haben die kleinen Stereotronic nichts zu tun. Weder mit dem einen noch mit dem anderen.

Wer die Knöpfe abzieht, der mag ein Unterleg-Filz vermissen, das verhindert, dass sich Schleifspuren auf dem dünnen Zier-Blech bilden. Solche könnte man jederzeit nachrüsten. Ihr Fehlen ist aber auch das einzigste, was auf den Versuch einer Kostenersparnis in der Fertigung der Serie 101 hinweist.

   

Die Chassis sind solide gemacht und hochwertig verarbeitet. Nahezu alle Schrauben sind mit Lack fixiert. Alle Kabel sind ordentlich geführt. Die Endstufen-Transistoren sind außen auf die seitlichen Stehbleche der Chassis aufgeschraubt und somit gut gekühlt, gleichzeitig vom Rest des Verstärkers abgeschirmt, und die beiden Kanäle so weit wie konstruktiv möglich voneinander getrennt. Im Gegensatz zu manch anderem zeitgenössischen Verstärker, bei dem die Transistoren, von außen zugänglich, auf der Rückwand des Gerätes sitzen, sind sie beim STV101 vom Holzgehäuse geschützt.

   

Die Holz-Gehäuse selber sind vergleichsweise dickwandig ausgeführt und gut verarbeitet. Beide Geräte benützen eine Glühlampe als Betriebsanzeige, die durch ein rotes Plexiglas scheint, das bei Verstärker und Tuner an der gleichen Stelle sitzt. Beim Verstärker sorgen zwei über die gesamte Tiefe des Gehäuses angeordnete Loch-Reihen im Geräte-Boden, unter dem Spalt zwischen Chassis und Außenwand, für die Belüftung der beiden Transistoren-Paare. Ansonsten sind die Gehäuse von Tuner und Verstärker nahezu identisch. Das trifft auch auf die in englischer Sprache beschrifteten Papp-Rückwände zu - Radio lässt grüßen -, die lediglich mit Hilfe von Aufklebern lokalisiert sind.

   

In zumindest identischer Weise sind auch die Trägerplatten für die meisten Bauelemente ausgeführt. Die Platinen sind sicherlich noch nicht „gedruckt", die Leiterbahnen dicker, als später bei industriell hergestellten Platten üblich. Doch immerhin zeigen sich die meisten der Bauelemente in dieser moderner Weise miteinander verbunden, was den Service an den Geräten erleichtert.

   

Die Bauelemente stammen von Valvo, SEL, Frako, ERO, Preh, Roederstein, CBF, Görler usw. und machen, nach fünfzig Jahren, alle samt einen guten Eindruck; lediglich die Metall-Hülsen der Glas-Sicherungen zeigen an Tuner und Verstärker weißes Oxid.

   

Meine Verstärker sind im Netzteil mit 5000µF CBF-Elkos von 1967 und 1968 ausgestattet. Zur „Verstärkerung“ hat der Konstrukteur pro Kanal zwei Germanium PNP-NF-Leistungstransistoren Valvo AD139 verwendet, wie sie wohl um 1960 auf den Markt gekommen sind (IF: 100 mA; UF: 2 V; Isp: 25 µA; ß (beta): >30; N: 13 W; Imax(Ic): 1 A; Umax(Ucb): -32 V; Umax(Uce): -16 V; f g(FT): 10 kHz; tmax j: 90 °C. lt. radiomuseum.org). Das Valvo Datenblatt vom August 1963 ist im Netz verfügbar [20].

   

Zweimal neun Watt nennt das HiFi-JAHRBUCH [1] als Ausgangsleistung für den Verstärker. Beispielsweise B&O hat die selben Transistoren im Beomaster 900 zum Einsatz gebracht, der mit 2x 6W aufwartete. Klein+Hummel verwendete sie neben anderen im Telewatt TS100A, den die FONO FORUM in der Februar-Ausgabe 1966 in eine „obere Mittelklasse“ einordnete.

   
   

Zum Jahresende 1967 widmete das INTERFUNK-Magazin dem STT-101 eine dreiseitige Vorstellung mit der Beschreibung seiner Schaltung.
Hier kann man nachlesen, in der HF-Vorstufe sei kein „selbstschwingender Mischer“ verwendet worden, stattdessen ein „… Aufbau mit getrenntem Oszillator und Mischer. … Die hierfür erforderliche hohe Selektion wird durch ein abstimmbares Bandfilter vor dem Mischer erreicht ...“, das mit „… zwei Paketen des 4-fach-Drehkos abgestimmt wird ...“ und „… die Oberwellenmischung so stark … reduziert …, daß in der Praxis keine Störungen auftreten.
Ein Vorstufen-Transistor GM760 böte eine günstige Rauschzahl und gleichzeitig eine größere Stromverstärkung als übliche Typen; Werte, die beim Durchstimmen des Frequenzbereiches nahezu konstant blieben. Zwischen der Basis des Transistors und dem Emitter des Oszillators läge eine vorgespannte Diode, die ab einem definierten Schwellwert die Eingangsspannung begrenzt und die Übersteuerung von Großsignalen verhindert. Eine Kapazitätsdiode GA102 würde die „… Aufgabe der Automatischen Scharfabstimmung (AFC) ...“ übernehmen.
Im ZF-Verstärker sei die „Anfangsbandbreite auf etwa 180-200 kHz festgelegt.“ Bei hinreichend starken, „stereowürdigen“ Signalen gibt der Begrenzer die Bandbreite bis 230 kHz frei. Die ZF-Regelung soll dafür sorgen, dass sich die Bandbreite bei stärkeren Signalen nicht mehr ändert. Das Spannungsverhältnis zwischen Nutz- und Störsignal liegt im Ratio-Detektor bei 3,8 dB bei einer Bandbreite von bis zu 600 kHz, im ZF-Verstärker bei 4,5 dB.
Der Stereo-Decoder arbeitet nach dem Prinzip der Hüllkurven-Spitzengleichrichtung mit Hilfe zweier entgegengesetzt gepolter Diodenpaare. In dem einen Paar entsteht das linke, in dem anderen das rechte Stereo-Signal. Als Hilfsträger wird das Produkt eines übersteuerten Pilottons verwendet, was zur Bildung der 2.Harmonischen von 38 kHz führt.

   

Julius Karl Görler in Berlin hatte nicht nur fertige Empfänger im Angebot gehabt, sondern auch eine Vielzahl von Radiokomponenten, bis hin zu Modulen, aus denen Kunden komplette eigene Radios hatten aufbauen können [21]. Industrie-Kunden waren ebenso Motorola, Siemens und Bogen, wie Thorens, Servo-Sound und Radiobell gewesen.
Jedoch geriet Görler in der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre in schweres Fahrwasser, was schließlich zu einem Verlust der Unabhängigkeit geführt hatte: 1969 übernahm die Körting GmbH aus Grassau die Mehrheit bei Görler [22]. Und Körting stand unter der Kontrolle von Neckermann.

   

Der STT-101 baut auf OEM-Elemente von Görler auf. Jedoch scheint mir der Stereotronic alles in allem solider aufgebaut, als so mancher andere zeitgenössische aber auch jüngerer Tuner mit gleichen Wurzeln.

Hat also Stereotronic den Verstärker entwickelt und gebaut und beim Tuner ein Kleid rund um einen Görler gestrickt?

Eher nicht.
Ein ehemaliger Werksangehöriger verriet den Machern von hifimuseum.de, sie seien in Belgien entwickelt und gefertigt worden: „... Zu dem Verstärker STV101 liegt mir die vollständige original Servicemappe + Garantiekarte vor. Zusätzlich habe ich Blaupausen (bzw. Kopien davon) von Radiobell, Branch of Telephone Manufactoring Company, Antwerp-Belgium mit Konstruktions- bzw. Mess-Unterlagen mit einem Freigabevermerk von Charles Schepers. …“ [23]

Die Bell Telephone Manufacturing Company (BTMC), war 1882 als Belgische Tochtergesellschaft der US-Amerikanischen Bell Telephone Company gegründet und 1890 vollständig in die internationale Struktur der späteren Hardware-Schmiede des Bell Konzerns, der Western Electric, eingegliedert gewesen und schließlich 1925 als Teil der International Western Electric an die ITT verkauft worden [24].
Radiobell hatte zu den siebzehn Firmen gehört, die ELECTRICAL COMMUNICATIONS [13] als Partner und später als Lizenznehmer aufgelistet hatte. Die BTMC war frühzeitig einer der bedeutendsten Hersteller von Telefon-Systemen in Europa gewesen, wurde 1987 von der französischen CGE übernommen, die ihrerseits 1991 in Alcatel Alsthom umbenannt wurde. Dort landete beispielsweise auch die Telefon- und Datenverarbeitungs-Sparte der SEL.
„Radiobell“, die Radiosparte der BTMC, blieb dem ehemaligen amerikanischen Mutterkonzern noch eine gewisse Zeit verbunden, wie spätere Prospekte aus den Dreißiger Jahren zeigen [25]. Es dürfte wohl das KnowHow der amerikanischen Bell gewesen sein, das in Belgien auf Lizenzbasis weiterhin verwendet worden war und die Firma unabhängig von den Patent-Inhabern im Europäischen Radiomarkt gemacht haben dürfte. Die ITT und in Deutschland ebenso Lorenz, war nämlich nicht Teil der Patent-Austauschvereinbarungen der großen Welt-Radiounternehmen gewesen. Und von irgendwo her musste die Technologie, die man in die Radios baute, ja kommen. Nach dem Krieg kam das Rundfunk-KnowHow dann von Görler.

   

Auf „Hi-Fi“ hatte der Entwickler in Belgien und die Auftraggeber in Pforzheim für die Serie 101 weniger Wert gelegt: STEREOtronic halt.
Bei den „kleinen“ Stereotronic fällt zunächst einmal die Leistung des Verstärkers auf. 2x 9 Watt Dauerton-Leistung kann man in den Technischen Daten des STV-101 finden. Das ist mehr, als so manch Radiogerät dem eingebauten Lautsprecher zugeführt hatte, mehr als mancher Transistor-Receiver um 1970 bot. Ausreichend? Es ist aber weniger, als das dhfi als Mindest-Anforderung für die neue HiFi-Norm vorgeschlagen hatte.

Kein Wunder also, dass das INTERFUNK-Magazin kurz vor dem Jahresende 1967 unter dem Titel „Din 45500 – durchaus erschwinglich“ [73] nur den STT101 vorgestellt hatte. Der STV101 hatte der Norm nicht entsprochen.

Aus dem einen (ausreichend?) oder anderen Grund (Norm), wuchs die Leistung beim STV-201 auf 2x 18 Watt. Hätte wachsen sollen. War sie gewachsen? Ist die Serie 201 tatsächlich in den Handel gekommen?
Sollte sie gekommen sein, dann immerhin im selben Kleid und mit den selben Abmessungen, wie die Vorläufer der Serie 101.

Bei mir stapeln sich zwei Paar der kleinen Radiobell-Stereotronic und hier und da sehe ich andere in Kleinanzeigen. Immer die Serie 100. Bisher noch keine 200.
Immerhin dürfen mich ein Paar Böxchen der Serie 201 ihren „Unterbringer“ nennen. Das bedeutet … was?

   

Die Ausstattung des Verstärkers ist zeittypisch: DIN-Anschlüsse für Plattenspieler mit Magnet- und Kristall-System, für Radio, Tonband (Aufnahme und Wiedergabe kombiniert) und Aux. Auch die Lautsprecher-Ausgänge sind in DIN ausgeführt, die Anschlüsse für den linken und den rechten Kanal weitest möglich voneinander getrennt.

   

Der Verstärker kennt eine Klangregelung nach Höhen und Tiefen, sowie Kanal-Balance.

   

Das HiFi-JAHRBUCH weist darauf hin, dass der Pegelregler „Frequenzlinear“ [1] arbeitet, also keine dauernd geschaltete Loudness kennt. Es gibt einen Umschalter für die Betriebsart zwischen mono und stereo, sowie Höhen- und Tiefen-Filter.

   

Interessant finde ich, dass dem Quellen-Umschalter ein weiterer Pegel-Regler zugeordnet ist, mit dem sich eine Vorverstärkung regeln lässt. Welcher andere Verstärker aus der zweiten Hälfte der Sechziger Jahre hat das gleich noch?

   

Auch der Tuner ist zeittypisch mit DIN-Anschlüssen ausgestattet. Allerdings besitzt der Tuner zwei davon, so dass sich neben dem Verstärker auch ein Aufnahme-Gerät direkt anschließen lässt. Für die Antenne ist ein damals üblicher 240 Ohm-Anschluss vorhanden.

   

Der Stereotronic STT101 sieht deutlich anders aus, als das Gros der zumindest deutschen Konkurrenten, die oft mit großformatigen Skalen für Mittelwelle und Kurzwelle, oft auch für Lange Welle daher kamen. Der Görler ist ein reiner UKW-Empfänger! Dementsprechend schmal ist die Skala, die allerdings von unter 88 bis 108 MHz reicht. Hierzulande auch noch nicht unbedingt der Standard dieser Zeit.

   

Einen ähnlichen, zeitgenössischen belgischen Görler hatte ich schon von Servo-Sound vorgestellt.
Wenn auch nicht riesen-groß, so ist das Tuning-Rad doch immerhin mit einem Gewicht ausgestattet, das den schnellen Senderwechsel angenehmer gestaltet. Ein Ratiomitten-Instrument erleichtert die Abstimmung.

   

Ein weiteres Ausstattungs-Detail ist ein Drehschalter, mit dem sich zwischen „Aut.", „Sil.“ und „Man.“ umschalten lässt. Die Vorstellung im SEL-Magazin übersetzt das mit „Automatik, Stummabstimung, manuell“. „Sil.“ für „Silence“?

   


Zumindest als „skurril“ wird das Design der Stereotronic heute gerne bezeichnet. „Häßlich“ ist ein anderes Wort, das ich hier und da hörte: „... die Typen 101 ... waren nicht nur (für uns Hifi Freaks) grundhäßlich, sie sind qualitativ auch maximal der unteren Mittelklasse zuzuordnen. …“ [23] meint Gert Redlich in seinem Online-Museum.
Ein Designer, ein Entwickler, aber auch der Kaufmensch, der ein Produkt in Auftrag gibt, die Fertigung genehmigt, der tut dies auf der Basis einer Prognose, der geht ein Risiko ein. Bequem hingegen der, der nichts investiert und im Nachhinein, wohl möglich nach Jahrzehnten aus den dann gültigen Kriterien und Erfahrungen heraus eine Bewertung nach seinen Maßstäben vornimmt. Aussagekräftig? Wofür? Für seinen Geschmack. Wer hingegen manch Leserbriefe in Fono-Magazinen früherer Zeiten nachließt, der kommt auf die Idee, viele Menschen hätten das damals anders gesehen, hatten gefragt, warum „HiFi-Geräte“ so teuer und vermeintlich aufwendig sein müssten.

   

Die Qualität? Auch unter der Marke „Marantz“ hatte es selbst in den Siebzigern nicht nur „Boliden“ gegeben: ein Blick in den Rosita-Katalog [26] bestätigt dies. Es hilft nicht, die kleinen Modelle der vermeintlichen Edelmarken einfach zu ignorieren und sich die Szene schön zu denken. Und „HiFi Freaks“ [23] hat es in der Bundesrepublik nie genug gegeben, damit auch nur ein einziger Großserienhersteller von denen hätte leben können.
Der „HiFi-Freak“ [23], so die Idee der SEL, sollte die „102“ kaufen. Derjenige, der Musik in Stereo hören wollte, der hatte in den 101 eine Alternative, die mit zeitgenössischen Einsteiermodellen mithalten konnte, die vielleicht einen Aufstieg für den bisherigen Radio-Betreiber bedeuteten. Und besonders viele Verstärker der vermeintlichen Traum-Marken hatte es anno 1967 auf dem deutschen Markt nicht gegeben. Vor allem nicht mit zweistelligen Sinus-Watt-Leistungen pro Kanal.

Zweifellos muss man sich an das Design gewöhnen, um den kleinen Stereotronic etwas abgewinnen zu können. Doch vielleicht hatte eine Idee dahinter gesteckt. Man sollte sich solche Geräte nicht in moderne Acryl- oder Metall-Racks denken, ebenso wenig in Fernseh-Schränke in Gelsenkirchner Barock stellen. Auch die geschwungenen „Flower Power"-Möbel standen kaum in einem Gros der Haushalte.
Mitte der Sechziger waren klare Linien in Palisander, mit schlanken Armaturen „in", „was junge Leute Klasse finden“ [27], wie ein Möbel-Hersteller meinte. Und so warb die SEL: „… Stereotronic Hi-Fi-Komponenten passen ideal in Schrankwände oder Wandregale. ...“ [28].

An anderer Stelle habe ich Blaupunkt-Komponenten der Siebziger vorgestellt. Vor allem die Receiver mit quer gestreiftem Holz-Look auf der Front [29, Bild 3 unten] schienen mir zunächst abstrus. Bis ich sie mir in einer zeit-typischen Schrankwand vorgestellt habe. Sie werden darin nicht schöner; vielmehr verschwinden sie als eigenständiges Design-Objekt und fügen sich als „Knopf-Erweiterung“ der Schrankwand ein. Nichts für den „HiFi-Freak“ [23]. Deshalb steht auch nicht „HiFi“ auf den kleinen Stereotronic drauf. Übrigens auch nicht „Highend".
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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[Kein Betreff] - von Matthias M - 18.09.2018, 20:23
[Kein Betreff] - von Matthias M - 18.09.2018, 20:28
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