Schellacks reinigen
#1
Hallo,

nachdem mein 1229 wieder läuft und die 78er Nadel geputzt ist, höre ich gerade ein wenig durch den alten Schellack Bestand. Nun gut, die Musik muss man mögen ... aber einen Abend geht es schon Wink

Manche Scheiben laufen wirklich gut und ohne große Nebengeräusche. Manche prasseln wie ein Lagerfeuer. Wir reinige ich die am besten? Alkohol ist tabu, soweit ich weiß. Also Bürste und Spüli? Oder gleich in die Spülmaschine?

Gruß
Michael
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#2
Weiche (!) Bürste, nochbesser nen dicken Pinsel und lauwarmes Spüli-Wasser. NICHT in den Geschirrspüler!!

Platten, die häufig mit Stahlnadeln gespielt wurde, werden aber weiterhin stark rauschen, das sage ich dir gleich.
Gruß
Stefan
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#3
Tipps dazu gibt es zB unter diesen Links:
https://manual.audacityteam.org/man/reco...cords.html
http://www.tonkopie.de/schellackplatten_...sieren.htm
http://78rpmrecord.com/repair.htm
http://www.charm.rhul.ac.uk/history/p20_4_4.html

Der Autor der letzten Hinweise hat allerdings professionelle Ansprüche, und empfiehlt entsprechende Maschinen.
Bei ihm lernt man aber auch, daß es nicht eine 78-er Nadel gibt, sondern etliche verschieden dicke und verschieden geschliffene.
Die Auswahl der richtigen Nadel scheint kritisch zu sein für den erreichbaren Störabstand.

Ein großes Archiv mit vielen Aufnahmen von 78er Platten und Zylindern/Walzen gibt es bei
https://archive.org/details/78rpm
Darunter sind Aufnahmen, die von Könnern gemacht wurden, sogar teilweise zum Vergleich mit unterschiedlichen Nadeln. Die beste Aufnahme wird als Vorzugsfile empfohlen.
Leider gibt es auch andere Aufnahmen, die sich anhören, als seien sie aus Unkenntnis mit einem modernen Tonabnehmer und feiner Nadel gemacht worden.

MfG Kai
Nachtrag: Eine ausführliche Waschanleitung für alte Platten gibt es auf den Seiten 318-324 im "Manual of Analogue Sound Restoration Techniques" von Peter Copeland, das man zB downloaden kann von
https://www.bl.uk/help/manual-of-analogu...techniques
als analoguesoundrestauration.pdf
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#4
Danke. Ich wollte die nicht digitalisieren, höchstens ein paar ausgewählte Exemplare aufs Tonband überspielen.

Der Rauschpegel ist schon deutlich höher als bei Vinyl. Das ist mir schon klar. Ebenso, dass es etliche Verrundungsradien gibt, die eingesetzt wurden. Im einem alten Radio Mentor hat Philips eine Untersuchung veröffentlicht, bei der Rauschpegel mit unterschiedlichen Diamanten gemessen wurden. Das war schon aussagekräftig. Ich will die Platten ja auch nicht rauschfrei bekommen Wink Aber da sind einige zwischen, die einen schmierigen Belag haben. Und den will ich wegbekommen.

Ich geh dann mal schrubben ... Wink

Gruß
Michael
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#5
Hallo Michael!

Hast Du keine Plattenwaschmaschine?
Damit werden auch Schellackplatten schonend gesäubert.
Vielleicht kennst Du ja Einen, der Einen kennt...?

Aprospos Abspielnadeln:
Meiner Kenntnis nach war für jede neue Platte (oder erneute Abspielung der
alten Platte) eine neue Grammophonnadel fällig (der Plattenschonung geschuldet).
Die Nadeln wurden deshalb in 50er oder 100er Schachteln, und nicht einzeln, verkauft.
Die unterschiedlichen Radien der Nadeln ergaben unterschiedliche Lautstärken.
Weswegen auf der Verpackung "leise", "mittel" oder "laut" stand.

Gruß
Wolfgang
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#6
Die Klassifizierung nach leise/mittel/laut mag für frische 78er eines Herstellers ihre Berechtigung für den Konsumenten gehabt haben. Ansonsten gibt es aber nur einen Radius (bei sphärischen Nadeln), der zu bestem Störabstand führt. Dieser Radius ist zudem Hersteller-abhängig, da es noch keine Norm für die Rillengeometrie gab. Es gab sogar Platten mit Höhen- oder Seitenschrift.
Beim Waschen ist vor allem wichtig, daß das mit destilliertem entmineralisiertem Wasser geschieht.
Vor Jahren hatte ich mal Gelegenheit, meinen Plattenspieler mit zwei Exemplaren der dhfi- Meßschallplatte zu testen, ausgeliehen von zwei Arbeitskollegen. Der eine war "Naßfahrer" mit Lenco-Clean o.ä. Dessen Platte hat , trocken benutzt, ziemlich gerauscht.
Ein anderer Punkt , der bei 78er Platten Aufmerksamkeit verlangt, ist die nötige Entzerrung. Die war nämlich auch noch nicht normiert. Viele Firmen haben da ihr eigenes Süppchen gekocht. Es gibt auch dazu umfangreiche detaillierte Information im Netz.

MfG Kai
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#7
Jetzt passemal auf:
Erstens: Platte unter fließendem Wasser nass machen.
Zweitens: Wenig Spüli auf nassen Spülschwamm (weiche Seite)
Drittens: Platte mit Schwamm kreisförmig einseifen
Viertens: Platte unter fließendem Wasser gründlich abspülen
Fünftens: Mit Küchentuch kreisförmig trockenreiben

Dann Platten stehend trocknen lassen.

Labels halten das problemlos aus - Ausnahmen sind superalte Labels um 1900.

Definitiv KEINEN ALKOHOL !!
Gruss, Maddin
PS: Japp, es gibt Unterschiede in den Rillenbreiten von Schellackplatten. Für den Hausgebrauch und damit alle Rillenbreiten tut es der ganz normale Schellackdiamant (grüner Nadelträger) für das Shure M 91 oder M 75. Jeder System- und Ersatznadellieferant hat die für kleines Geld auf Lager. Der vom M 75 passt übrigens auch in ein M 91. Umgekehrt jedoch nicht.
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#8
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=225090#post225090 schrieb:Beim Waschen ist vor allem wichtig, daß das mit destilliertem entmineralisiertem Wasser geschieht.
Wäre natürlich ideal, weil dann keine Kalkablagerungen entstehen. Andererseits sind die bei wenigem Waschen wiederum derart vernachlässigbar, dass es keinen Sinn macht, soviel destilliertes Wasser zu vergeuden. Leitungswasser geht für den Hausgebrauch auch. Man kann natürlich die Platte nach dem Waschen einmal durch die Knosti mit aqua dest ziehen, um die Ablagerungen durch das Leitungswasser komplett zu verhindern.
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#9
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=225086#post225086 schrieb:Die unterschiedlichen Radien der Nadeln ergaben unterschiedliche Lautstärken.
Weswegen auf der Verpackung "leise", "mittel" oder "laut" stand.
Nö. Die unterschiedlichen Lautstärken ergeben sich durch unterschiedliche Durchmesser der Nadeln! Leise Nadeln sind dünn, laute dick. So einfach ist das. Wink
Der Unterschied zwischen leise und extralaut mag so bei etwa 10 dB liegen.

Bei meinem Koffergrammophon kann ich nur sehr leise oder leise Nadeln verwenden, sonst wird es lästig. Die lauten oder "fortissimo"-Nadeln waren wohl hauptsächlich für Tanzveranstaltungen und rauschende Feste gedacht. Big Grin

LG Holgi
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#10
Außerdem ist hier wohl zu unterscheiden zwischen der Nadel eines mechanischen Trichtergrammophons mit Tondose und der "Abtast-Nadel" eines magnetischen Tonabnehmers für 78er Platten in einem ansonsten modernen Plattenspieler.
Übrigens gab es auch viele 78er Platten, die gernicht mit 78 Upm aufgenommen bzw geschnitten wurden, sondern etliche Prozent daneben lagen.

MfG Kai
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#11
@Holgi:

Doch!

Dünne Nadel (leise) = kleiner Radius an der Spitze
Mittlere Nadel (Mittel) = größerer Radius an der Spitze
Dicke Nadel (laut) = noch größerer Radius an der Sptze

Es kann ja sein, daß es jede bei jeder der 3 handelsüblichen
Sorten noch Spezial-Abtastnadel mit unterschiedlichen Radien
gab. Dem Normalverbraucher wurden meist nur Nadeln in
leise/mittel/laut angeboten. Er war damit zufriedengestellt...

Gruß
Wolfgang
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#12
@Wolfgang, Holgi: Es gilt doch immer noch d=2r, oder? Insofern sagt Ihr beide dasselbe.
Konrad
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#13
Nein, Holgi spricht von Stahlnadeln und meint den Durchmesser des Schaftes. Der hat unterschiedliche Durchmesser bzw eine Verjüngung in unterschiedlicher Höhe je nach verlangter Lautstärke.
Stahlnadeln hatten eine (ungefähr) einheitliche Spitzenverrundung, nachdem der Spitzenradius einmal auf rd 65-70 µm festgelegt war. Die genaue und finale Anpassung der Spitze an das Profil der Rille fand übrigens BEIM Abspielen durch die Rille selber statt, das Schiefermehl im Plattenmaterial schliff die Nadel zurecht (und sorgte auch für das Rauschen).

Bei Saphiren und Diamanten für Kristall- und Magnetsysteme der Nachschellackzeit war/ist die normale Spitzenverrundung 65 µm, es gab (gibt) aber auch Spezialtypen mit größeren (75µ, 90, ich meine auch 100µm) Spitzen für das optimale Abspielen von Platten, die schon durch verbrauchte Stahlnadeln verschlissen wurden.
Das ist jetzt aber advanced. Wer einfach seine Schellacks hören will, nimmt seinen N-Saphir bzw. Diamant (mit 65µm) und fertig.
Gruß
Stefan
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#14
Wessen Interesse bis zu "advanced" reicht, kann sich zB informieren und Beispiele anhören bei:
78rpm Records Digitized by George Blood, L.P.
Ein Beispiel:
https://archive.org/details/78_broadway-...ia0001318b
Die Platte wurde mit unterschiedlichen Nadeln übertragen:
"Digitized from a shellac record, at 78 revolutions per minute. Four stylii were used to transfer this record.They are 3.8 mil truncated conical, 2.3 mil truncated conical, 2.8 mil truncated conical, 3.3 mil truncated conical. These were recorded flat and then also equalized with Turnover: 250.0."
Ein mil ist ein tausendstel inch, also 25.4 µm. 2.3/2.8/3.3/3.8 mil entsprechen demnach 58,5/71,1/83,8/96,5 µm.
Bevorzugte Aufnahme ist die mit dem 96,5 µm Stylus.
Mehr davon findet man unter
https://archive.org/details/georgeblood?...itleSorter

MfG Kai
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#15
Hallo in die Runde,
da hier in einem Beitrag(von Kaimex) Lenco Clean im Zusammenhang mit Naßfahren erwähnt wurde doch noch folgender Hinweis(ich traus mich in dieser Runde kaum zu schreiben): Schellackplatten auf keinen Fall mit Alkohol oder alkoholhaltigen Mitteln(z.B.Lencoclean)behandeln,Schellack ist Alkohollöslich.Wers nicht glaubt kann ja mal ein Bruchstück einer Platte in Spiritus oder Isopropylakohol legen.Die erwähnten Hinweise mit Wasser,evtl. einem Schuß Spülmittel habe ich auch schon angewendet und halte ich für gut.(LPs aus Vinyl kann man natürlich mit Alkohol naßfahrenwenn man will,aber das ist ein anderes Thema.
Grüße,Ralf
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#16
maddin2,'index.php?page=Thread&postID=225097#post225097 schrieb:Definitiv KEINEN ALKOHOL !!
Gruss, Maddin
8) Big Grin
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