3-D-Druck für Ersatzteile, hat jemand damit schon Erkenntnisse?
#9
in den letzten Monaten habe ich einiges zum Thema 3D Druck gelernt, und auch einige Erkenntnisse gewonnen, die mir vorher nicht so klar waren.

Für Hobbyzwecke kommt eh nur ein Verfahren in Frage, und das ist das schichtweise Aufbringen von geschmolzenem Kunststoff. Im Grunde ist das ein ziemlich archaisches Verfahren, für das keine teuren Komponenten nötig sind. Die Hardware eines 99 Euro Druckerbausatzes von Ebay lässt sich leicht so modifizieren, dass damit sehr gute Drucke möglich sind. Ich habe mir jetzt so ein Teil gekauft, und werde es über den Winter zusammenbauen und testen.

Was für mich eine wichtige Erkenntnis war, war, dass ein billiger Drucker mit dem nötigen Sachverstand hochwertige Ergebnisse produzieren kann, während auch der teuerste Drucker einem die Arbeit nicht abnimmt, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Ich weiß nicht, ob es Euch aufgefallen ist, aber auf Modellbaumessen sieht man verschiedentlich 5000 Euro Drucker, die Ergebnisse produzieren, die aussehen wie aus dem Kaugummiautomaten. Andererseits gibt es immer wieder Musterstücke auch von billigen Druckern, die aussehen wie ein Kunststoffprodukt aus der Fabrik. Ich habe mich auch deshalb für einen billigen Bausatz als Basis entschieden, weil man mit so einem Teil wirklich von Anfang an lernt, auf was man achten muss.


Was es in der Amateurklasse definitiv noch nicht gibt, sind 3D-Scanner, die so präzise arbeiten, dass man damit technische Funktionsteile klonen kann. Man kommt also nicht drumherum, sich mit dem Thema CAD zu beschäftigen. Ich denke, dass das Erstellen von Objekten ( noch ) so kompliziert ist, ist ein Hauptgrund, weshalb sich diese Technologie nicht auf breiter Ebene durchsetzt. Die ganzen teilweise kostenlosen Lösungen, mit denen man angeblich ganz einfach und ohne Kenntnisse 3D Objekte erstellen kann, taugen meines Erachtens alle nix. Gerade wenn man technische Funktionsteile drucken will, landet man am Ende eh bei einem richtigen CAD-Programm, und dann kann man auch gleich damit anfangen.


Die zweite Großbaustelle ist, den Drucker für die verschiedenen Materialien so einzustellen, dass maßhaltige Objekte rauskommen. Kunststoffe dehnen sich beim Erwärmen aus, und ziehen sich beim Abkühlen wieder zusammen. Diese Schrumpfung muss berücksichtigt werden, zum Einen, weil es natürlich Auswirkungen auf die Maßhaltigkeit hat, vor allen aber, weil das Objekt im Drucker ja nicht am Stück gegossen wird, sondern schichtweise der heisse Kunststoff auf bereits abgekühlten Kunststoff trifft. Es gibt Testobjekte wie Würfel mit Zahlen drauf etc., mit denen man den Drucker parametrieren kann. es ist ein ziemliches Gefummel, bis man die richtige Heizbett-Temperatur und die richtigen Vorschubgeschwindigkeiten und Schichtdicken ermittelt hat. Das Gute ist, dass sich diese Werte nicht mehr verändern, wenn man bei dem gewählten Material bleibt. Für jedes verwendete Material muss man sich die Arbeit einmal machen.


Was immer beim Druck entsteht, ist eine gewisse "Riffeligkeit", die durch das schichtweise Aufbauen entsteht. Wenn irgendwo Objekte ausgestellt sind, die diese Riffeligkeit nicht mehr haben, sind sie chemisch oder mechanisch nachbehandelt. Über das, was da geht, gibt es im Internet viel zu lesen. Und was auch noch wichtig ist - die Drucke dauern lange, je nach Komplexität auch sehr lange. Und dabei macht der Drucker einen ziemlichen Lärm. Zum Glück haben heute auch die billigsten Bausätze einen SD-Karten-Slot für die Druckdateien. So kann man den Drucker in den Keller oder aufs Klo stellen, und ihn offline ohne PC drucken lassen.


Ich kann jedem, der sich dafür interessiert, nur empfehlen, einfach mal anzufangen. Den Anet A8 bzw. den Prusa I3-Klon gibt es als Bausatz für Preise von 100 bis 150 Euro. Für beide gibt es Unmengen von Aufbau- und Modifikationsanleitungen im Internet, auch in Videoform bei Youtube. Als CAD Programm nehme ich Turbo CAD, das gibt es in der 3D-Version ab etwa 50 Euro. Dann braucht man natürlich einen PC, eine SD-Karte für zehn Euro, um ohne PC drucken zu können, sowie für etwa 100 Euro Material zum Modifizieren des Druckers und zum Drucken. Der Rest ist dann nur noch "Ehrgeiz". Wenn man zwei bis drei Geräte mit Sammlerpotential mit dieser Ausrüstung retten kann, hat sich die Sache schon selbst bezahlt, und den Erkenntnisgewinn nimmt einem auch niemand mehr weg.

Gruß Frank
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